Welche Rolle spielt die Junghennenaufzucht für den Legehennenhalter
Obwohl die Junghennenaufzucht nur einen kleinen Teil der Haltung von Legehennen ausmacht, ist die gesamte Aufzucht für das Huhn richtungsweisend. Eine qualitativ hochwertige Junghenne soll am Ende der Aufzucht in der 16./17. Lebenswoche ein hohes Lebendgewicht aufweisen, welches bis zu 10 % über den Vorgaben des Zuchtunternehmens liegen sollte. Gleichzeitig soll die Herde eine hohe Uniformität und zudem eine hohe Futteraufnahmekapazität besitzen. Diese drei Grundelemente einer Qualitätsjunghennenaufzucht können nur dann realisiert werden, wenn von Anfang an eine stetig steigende Gewichtsentwicklung realisiert wird und der Gefiederwechsel pünktlich und vollständig erfolgt. Daher ist die Junghennenaufzucht mit der Vielzahl von Ereignissen bzw. kritischen Kontrollpunkten natürlich auch für den späteren Legehennenhalter von hoher Bedeutung.
Es ist wichtig zu wissen, dass Junghennen ihre Gewichtsentwicklung mit Abschluss der Junghennenaufzucht in der 16./17. Lebenswoche noch lange nicht abgeschlossen haben. Eine Henne wächst weiter bis zu einem Lebensalter von rund 35 Lebenswochen. Erst mit der 30. bis 35. Lebenswoche haben die jungen Legehennen das eigentliche Körperendgewicht bei maximaler Legeleistung erreicht. In der Praxis sieht dies jedoch meist anders aus. Denn nicht jedem Tierhalter ist bekannt, dass körpereigene Reserven in der Junghennenaufzucht, aber auch noch in der frühen Legephase gebildet werden müssen, um die Voraussetzungen für eine lange Legeperiode ohne Verhaltensauffälligkeiten zu schaffen. Eine erste Gewichtsstagnation findet oftmals in der Eingewöhnungsphase in den ersten 3 bis 5 Wochen im Ablegestall infolge der Futterumstellung auf ein Legehennenalleinmehl statt. Die Junghennen werden zumeist mit guten Gewichten in den Legestall eingestallt, fressen dann jedoch das vom Legehennenhalter angebotene Futter nicht ausreichend und es kommt zur Gewichtsstagnation oder sogar zu einem Gewichtsrückgang. Ein häufiger Fehler während dieser Phase ist die anhaltende Lichtstimulation, wie vom Zuchtunternehmen empfohlen.
Doch wie werden für die jungen Legehennen gute Voraussetzungen im Legebetrieb geschaffen? Legehennenhalter sollten sich im Vorfeld gut über ihre Junghennen und deren Entwicklungsstand beim Aufzüchter informieren. Der Legehennenhalter sollte seine zukünftige Herde mindestens einmal während der Aufzucht in Augenschein nehmen.
Der Legehennenhalter sollte außerdem wissen, was für eine Fütterungsstrategie (Energielevel) in der Junghennenaufzucht praktiziert wurde. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, wie die Haltungsumstände sowie Licht- und Futterzeiten im Aufzuchtstall waren. Auch, wie hell der Stall war und wie nervös die Junghennenherde sich beim Besuch des zukünftig verantwortlichen Betreuers gezeigt hat, ist von großer Relevanz. Diese Kommunikation zwischen Junghennenaufzucht und Legebetrieb ist wichtig, damit die Herden in ihren Eigenschaften und in ihrer Individualität kennen gelernt werden. Dabei sollte nach der Umstallung in den Legebetrieb die innere Uhr des Vogels nicht von „heute auf morgen auf den Kopf“ gestellt werden.
Führende Tierernährer sind sich einig, dass ein hohes 5-Wochengewicht die Qualität einer Junghenne definitiv mitbestimmt. Gute Aufzuchten sollten sowohl bei braunen als auch bei weißen Herkünften ein hohes Lebendgewicht (braun ca. 360-370 g, weiß 330-340 g) in der 5. Lebenswoche aufweisen. In dieser Zeit und bis zur 8. Lebenswoche ist die Gewichtszunahme linear stark steigend und es wird vornehmlich protein- und knochenhaltiges Körpergewebe gebildet. In der 5. Lebenswoche sollte auch das erste volle Federkleid vorhanden sein. Vor allem weiße Herkünfte durchlaufen dann eine kritische Phase. So neigen die weißen Herkünfte bei suboptimaler Haltungsumwelt oder Belastungsstress zu Federpicken und Kannibalismus, oft wird auch Zehenpicken beobachtet.
In der 8. bis 9. Lebenswoche findet ein unvollständiger Federwechsel statt, während ein weiterer vollständiger Federwechsel ab der 13./14. Lebenswoche mit dem Wechsel der Schwungfedern zu beobachten ist. In dieser Zeit muss die Herde intensiv kontrolliert werden. Es sollten sich viele Federn in der Einstreu befinden und die Tiere dürfen auf keinen Fall anfangen, die Federn aus der Einstreu zu suchen und heraus zu fressen. Bei diesem Fehlverhalten könnte Struktur (Rohfaser) in der Futtermischung fehlen. Wenn eine Herde in der 15. Lebenswoche gut entwickelt ist, hat sie neben einem hohen Lebendgewicht eine Uniformität von mindestens 80 % bei braunen Herkünften erreicht, bei weißen Herkünften liegt diese häufig noch höher. Anhand dieser Ausgeglichenheit einer Herde kann beurteilt werden, ob alle Tiere ausreichend Platz (Besatzdichte), ausreichend Futter (Tier/Fressplatzverhältnis) und die dem Wachstum der Tiere angepassten Nährstoffe auch erhalten haben. Mit zunehmender sexueller Reife geht die Uniformität im Gewichtsabschnitt 17. bis 21. Lebenswoche zurück, weil der Legeapparat von den Tieren je nach Stimulation an Gewicht individuell zunimmt und sich ausdifferenziert.
Ein weiterer wichtiger Lebensabschnitt beim Huhn ist die Umstallungsphase in den Legehennenstall. Physiologisch gesehen unterliegt die Henne gravierenden hormonellen und stoffwechsel-physiologischen Entwicklungsprozessen. Das Tier muss noch an Körpergewicht zunehmen, gleichzeitig entwickelt sich der Legetrakt und Stoffwechselvorgänge der Leber stellen sich auf kalziumreiche Kost um, damit Eischale produziert werden kann. Zudem kommt Stress durch Umstallung, Futterwechsel, Lichtstimulation und vieles mehr hinzu. Gelegentlich konnte in der Praxis die Erfahrung gemacht werden, dass einige Tiere diesem Stress nicht gewachsen sind und mit einer Halsmauser in der 23. bis 25. Lebenswoche reagierten. Hauptstressor ist vor allem ein Wachstumsdefizit durch Nährstoffimbalancen im Futter. Eine auffällig nervöse Herde ist die Folge. Ein radikaler Futterwechsel ist gerade in der stressigen Umstallungsphase zu vermeiden und zumindest noch weitere zwei bis drei Tage nach Einstallung sollte das gleiche Junghennenaufzuchtfutter gefüttert werden. Danach ist ein Vorlegefutter für weitere 7 bis 10 Tage zu verwenden. Es wird mit dem Junghennenfutter verschnitten. Ist die erworbene Junghennenherde zu leicht, kann einige Tage weiter mit Junghennenaufzuchtfutter gefüttert werden. Die Lichtstimulation der Herde sollte dann nicht nach Vorgaben des Zuchtunternehmens bzw. nach dem Alter der Tiere erfolgen, sondern nach Körpergewicht der Hennen. Die Zeit der Umstellung auf hohe biologische Leistungen in der Legetätigkeit ist eine sehr sensible Entwicklungsphase, die die neue verantwortliche Bezugsperson optimal zu betreuen hat.
Hat eine ausgeglichene Legehennenherde erst einmal die 30. bis 35. Lebenswoche bei guten und zunehmenden Körpergewichten und einer hohen Futteraufnahme erreicht, dann kann der Legehennenhalter und der Junghennenaufzüchter von sich sagen, alles richtig gemacht zu haben.
Aber auch nach dieser Zeit sollte die Herde weiterhin verantwortungsbewusst und zielsicher betreut und gemanagt werden. Routine darf sich auf keinen Fall einschleichen und die Betreuung und vor allem Kontrolle darf auch nicht mit zunehmendem Alter weniger werden. Eine gezielte Beschäftigung der Tiere ist zu empfehlen, ebenso müssen Ekto- und Endoparasiten kontrolliert und dezimiert werden.
Hat die gesund gebliebene Legehennenherde die 50. Lebenswoche erreicht und zeigt zudem ein ausgeglichenes Verhalten bei vollem Gefiederzustand, dann könnte es gelingen, diese Herde auch noch bis zur 90. Lebenswoche, wenn die Schalenqualität es zulässt, zu pflegen.
Eine erhöhte Legepersistenz ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll, da der Bruderhahn derzeit mit aufgezogen werden muss und das möglichst gewinnbringend. Und je länger ein Huhn ein qualitativ gutes Ei legt, umso höher ist die Rendite.
In einem Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover sind die Kritischen Kontrollpunkte in der Junghennenaufzucht und in der Übergangsphase im Legestall in der Praxis beobachtet worden. Die Ergebnisse sind in drei Broschüren zusammengefasst worden und können bundesweit kostenlos über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bezogen werden. Oder als Download unter diesem Link.
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