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Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Winterhafer 2021 bis 2024

Webcode: 01043249
Stand: 30.08.2024

Die Klimaveränderungen mit ihren vielfältigen Auswirkungen sind allgegenwärtig. Zweifellos nehmen dadurch die Anbaurisiken in der Landwirtschaft deutlich zu. Im Bereich der pflanzlichen Erzeugung müssen Lösungswege zur Klimaanpassung gesucht werden. Das beinhaltet auch bisher wenig bekannte Kulturformen im Anbau zu prüfen und ggf. zu etablieren. Der Fachbereich Ökologischer Landbau der LWK Niedersachsen prüft derzeit in Versuchen, ob der Winterhafer im veränderten Klima mit zunehmenden Wetterextremen, wie ausgeprägten Hitze- und Trockenphasen, milden Wintern, oder Starkregenereignissen, eine rentable Anbaualternative zur Absicherung von Qualitäten und Erträgen bieten kann. Was die vier Versuchsjahre bisher ergeben haben, erläutert der folgende Bericht.

Winterhafer nutzt Winterfeuchtigkeit

Beim Sommerhafer ist das Anbaurisiko in den zurückliegenden Jahren zweifellos gestiegen. Durch Trockenheit und Hitze haben die Qualitäten und Erträge häufig gelitten. Winterhafer kann im Vergleich zu Sommerhafer die Winterfeuchtigkeit durch sein früh gebildetes Wurzelsystem gut ausnutzen und hat bis zum Frühjahr einen Entwicklungsvorsprung im Pflanzen- und Wurzelwachstum. Dadurch dürfte er weniger unter Vorsommertrockenheit leiden und stabilere Erträge und Qualitäten realisieren. Zudem reift der Winterhafer vergleichsweise früh ab und ist meistens kurz nach der Wintergerste bereits druschreif. Dies erwies sich im niederschlagsreichen Sommer 2023 als entscheidender Vorteil, da durch den frühen Drusch im Juli die Qualitäten vor der einsetzenden Regenperiode abgesichert werden konnten (s. Seite 13). Das größte Manko ist allerdings die eingeschränkte Winterfestigkeit des Winterhafers.

Je nach regionalen Standort- und Witterungsbedingungen können Kahlfröste ab etwa minus 10°C bereits zu ersten Schäden an den Pflanzen führen. Ab etwa minus 15°C ist mit stärkeren Auswinterungen zu rechnen. Trockene Ostwindwetterlagen mit Frösten verstärken die negativen Einwirkungen auf die Pflanzen. Mit einer schützenden Schneedecke ist das Schädigungsrisiko deutlich geringer. Auch durch Wechselfröste im zeitigen Frühjahr mit hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind noch Schädigungen möglich.

Versuche zum Winterhaferanbau

Um Antworten auf die Fragen zum Anbau von Winterhafer geben zu können, hat der Fachbereich Ökolandbau der LWK Niedersachsen im Jahr 2021 Versuche mit Winterhafer begonnen. Die Versuche sind in den Jahren 2021 und 2022 durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell unterstützt worden. Nach Auslauf der Förderung sind in den Jahren 2023 und 2024 die Versuche bei der LWK fortgesetzt worden.

In Exaktversuchen werden vier Winterhafersorten hinsichtlich Ertragsniveau, Winterhärte und Qualitätsparametern geprüft. Die Parzellenversuche stehen auf den langjährig umgestellten Öko-Versuchsstandorten Wiebrechtshausen (Lkr. Northeim), Oldendorf II (Lkr. Uelzen) und seit 2022 auch am Öko-Versuchsstandort der Hochschule Osnabrück.

Fazit

Die vierjährigen Versuchsergebnisse zum Öko-Winterhaferanbau in Niedersachsen fallen differenziert aus. Auf den leichteren Versuchsstandorten Oldendorf II und Osnabrück konnten bislang nur ansatzweise zufriedenstellende Qualitäts- und Ertragsergebnisse erzielt werden. Auf dem Lehmstandort Wiebrechtshausen sind dagegen sehr vielversprechende Qualitäts- und Ertragsergebnisse erreicht worden. Auf Grundlage der Versuche verfügen die Sorten Eagle und Snowbird über mehr Sicherheit bei der Winterfestigkeit als die Sorten Fleuron und Rhapsody.

Auch die Anbauerfahrungen in der Praxis sind vielschichtig. Hier dürften aber die positiven Erfahrungen überwiegen, insbesondere mit der Absicherung der Qualitäten und der Vermarktung gegenüber dem Sommerhaferanbau. Der Ausstieg aus dem Anbau von Winterhafer wird vorrangig mit dem Auswinterungsrisiko in ungünstigeren Anbaulagen begründet. Der Trend geht aber in Richtung Flächenausweitung. Lag laut der niedersächsischen Agraranträge die beabsichtigte Anbaufläche 2023 bei geringen 160 ha, ist sie 2024 auf 210 ha um rund 30 % gewachsen (Quelle: Statistiksammelantrag der LWK Niedersachsen, 2024). Ein zweifellos noch geringer Flächenumfang, der aber weiter ansteigen dürfte.

Ausblick

Winterhafer kann eine Bereicherung für die Fruchtfolge sein und zur Risikostreuung in Bezug auf Qualitäten, Ertrag, Beerntbarkeit und Klimaanpassung beitragen. Besonders für Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Sommerungen kann der Winterhafer interessant sein. In diesem Zusammenhang ist auch sein hohes Beikrautunterdrückungsvermögen von Vorteil. Aufgrund des Auswinterungsrisikos passt er allerdings nicht in alle Anbaulagen. Der Winterhafer ist etwa ein bis zwei Wochen nach der Wintergerste bereits druschreif. Durch die frühe Abreife und Ernte ist eine höhere Resilienz bei Frühsommertrockenheiten und damit auch mehr Ertrags-, Qualitäts- und Erntesicherheit zu erwarten. Die frühe Ernte ermöglicht zudem eine gründliche Stoppelbearbeitung und Wurzelunkräuterregulierung. Auch für eine rechtzeitige Aussaat von Kleegras und Zwischenfrüchten hat der Winterhaferanbau Vorteile. Durch die frühere Saat und Ernte lassen sich außerdem Arbeitsspitzen im Betrieb reduzieren. Hafer verfügt über einen guten Vorfruchtwert, eine gute Beikrautunterdrückung und gilt zudem als Gesundungsfrucht, da er für Halmbruch und Schwarzbeinigkeit keine Wirtspflanze ist.

Empfehlenswert ist es im Betrieb Winter- und Sommerhafer zusammen in die Fruchtfolge zu integrieren. Das dient zur Risikostreuung, aber auch um Erfahrungen zu sammeln und um Vergleiche zu haben.

Die Ergebnisse der Sortenversuche Öko-Winterhafer 2021 bis 2024 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.

Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP

Eine Übersicht zu den verfügbaren ökologisch vermehrten Sorten finden Sie unter: www.organicxseeds.de

 

Winterhafer in der Abreife
Winterhafer in der AbreifeMarkus Mücke