1. Niedersächsische Schaftage in Wüsting
Erstmalig fanden in diesem Jahr in Wüsting bei Oldenburg die 1. Niedersächsischen Schaftage statt. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor, als die niedersächsischen Schafzuchtverbände ihre Kör- und Absatzveranstaltungen an vier Tagen in Cloppenburg, Nienburg und Verden durchgeführt haben, gab es in diesem Jahr eine gemeinsame Auktion Anfang August auf dem durch die Agrarmesse Landtage Nord bekannten Gelände in Wüsting.
Die große Eventhalle auf dem Gelände ermöglichte dem Landesschafzuchtverband Niedersachsen, dem Landes-Schafzuchtverband Weser-Ems und dem Stader Schafzuchtverband alle Aktivitäten rund um die Auktion - wetterunabhängig - an einem zentralen Ort durchzuführen. Klaus Gerdes (Zuchtleiter): „Jetzt haben wir die gesamten Veranstaltungen unter einem wetterfesten Dach in einer großen Halle. Das bringt viele Vorteile mit.“ Beim neuen Auktionskonzept bleiben auch künftig die traditionellen Bockauktionen der Grauen Gehörnten Heidschnucke in Müden und der Bentheimer Landschafe in Uelsen außen vor.
Geplant und durchgeführt wurden die Niedersächsischen Schaftage mit über 300 Zuchtschafen aus 14 verschiedenen Rassen. Aufgrund der in diesem Jahr auftretenden Blauzungenkrankheit (Serotyp 3) wurden alle Verkaufstiere im Vorfeld mit Repellentien gegen Ektoparasiten behandelt und innerhalb von 14 Tagen vor der Veranstaltung mittels PCR-Test auf den Erreger der Blauzungenkrankheit untersucht. Somit konnten alle Tiere bundesweit vermarktet werden. Tiere mit einem positiven Untersuchungsergebnis durften nicht aufgetrieben werden. Einzelne Züchter hatten darüber hinaus bereits klinisch kranke Tiere und mussten auf den Auftrieb verzichten.
Am Donnerstag standen das Ostfriesische Milchschaf und Texel im Mittelpunkt der Auktion. Der stärkste Besuchertag war der Freitag, an dem alleine 150 Tiere der einzelnen Fleischschafrassen gemeldet waren und fast alle Jungböcke einen neuen Besitzer fanden. Der Samstag stand ganz im Zeichen der Landschafrassen wie z.B. den Weißen Gehörnten Heidschnucken, dem Coburger Fuchsschaf oder dem Leineschaf.
Bei den Rassen Ostfriesisches Milchschaf, Weißköpfiges Fleischschaf, Leineschaf und den Heidschnucken beteiligten sich auch einzelne Züchter aus anderen Bundesländern und waren mit Tieren vertreten. Dadurch wird der überregionale Austausch von Zuchttieren dieser als gefährdet eingestuften Rassen unterstützt.
Abgerundet wurden die 1. Niedersächsischen Schaftage durch Aussteller mit Tierzuchtbedarf und Futtermitteln sowie Infoständen - u.a. zum Herdenschutz - welche alle ohne Probleme in der über 3000 m² großen Halle ihren Platz fanden. Außerdem bestand vor der Halle die Möglichkeit, mitgebrachte Schafwolle an einen Wollhändler abzugeben und einer sinnvollen Verwendung zukommen zu lassen.
Auktion von Tieren aus Maedi- unverdächtigen Beständen
Am ersten Tag durften nur Zuchttiere aus Maedi-unverdächtigen Zuchtbeständen aufgetrieben werden. Bereits seit 20 Jahren beteiligen sich Züchter aus ganz Niedersachsen mit Milchschafen und Texel an dieser Absatzveranstaltung. Erstmalig vertreten waren auch Zuchttiere der Rassen Dorper und Walliser Schwarznasenschaf. Alle Milchschaf- und Texelböcke waren genotypisiert und hatten ausschließlich den gewünschten Scrapie-Genotyp ARR/ARR. Alle Tiere wurden vorab auf den Zuchtbetrieben gekört und es wurde stark selektiert, so dass nur bestes Tiermaterial zur Auktion gelangte. Viel Wert wurde bei der Auswahl der Tiere auf ein korrektes Fundament und eine möglichst breite Palette der Blutlinien gelegt. Bei der Selektion der Milchschaf-Jungböcke wurden vor allem der Milchschaftyp und auch die Bewertung ihrer Mütter hinsichtlich der Euterqualität berücksichtigt. Auch alle Fleischschafböcke wurden vorselektiert. Alle Jungböcke wurden bereits im Züchterstall gewogen und die Lebenstagzunahmen ausgewiesen. Bei den meisten Fleischschafböcken wurden zudem im Alter von 80 – 120 Tagen per Ultraschall die Muskeldicke und die Fettauflage am Rückenmuskel gemessen. Alle Ergebnisse und auch die neuen BLUP-Zuchtwerte bezüglich Fruchtbarkeit, Fleischleistung und Exterieur wurden in den Katalogen abgebildet.
Die Nachfrage nach Böcken der Rassen Ostfriesisches Milchschaf war in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren nicht so groß und es konnten von 40 Böcken nur 20 verkauft werden. Von den neun aufgetriebenen Jungschafen dagegen konnten acht abgesetzt werden. Die 19 verkauften Milchschaf- Lammböcke erzielten einen Durchschnittspreis von 583 Euro (Vorjahr: 504 Euro). Teuerster Bock wurde ein weißer Lammbock aus der Zucht von Meyer-Behrends, Dunum. Für 1.200 Euro wechselte der Siegerbock in eine hiesige Schafmilchkäserei mit Herdbuchzucht. Der Züchter wurde mit der silbernen Medaille des Landwirtschaftsministeriums ausgezeichnet. Die weiteren Klassensieger stammten aus verschiedenen Züchterställen: Schröder, Moordorf, Schwerhoff, Borken, Helms, Syke und Rüdebusch, Augustgroden, erhielten Plaketten oder Urkunden der LWK Niedersachsen bzw. des Bundesverbandes, VDL. Letztere wurde von Frau Sbitnew, der neuen Geschäftsführerin der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände an die Züchterin Schwerhoff überreicht, die erstmals mit einem Jungbock vertreten war. Klassensieger bei den schwarzen Lammböcken wurde ein milchschaftypischer, nicht zu schwerer Bock aus dem Stall von Lübsen aus Jade. Dieser Bock konnte vom Auktionator, Torben Melbaum, für 1.000 Euro zugeschlagen werden. Das beste Jungschaf kam aus dem Züchterstall von Melbaum, Haselünne und Schröder hatte wie bei den Böcken auch hier den Reservesieger. Beide Tiere konnten zu Spitzenpreisen von 650 / 500 Euro verkauft werden und alle Jungschafe erzielten einen guten Durchschnittspreis von 384 Euro (Vorjahr: 297 Euro).
Neben den Milchschafen wurden 21 Texel (Vorjahr: 25), 6 Dorper und 2 Böcke der Rasse Walliser Schwarznasenschaf zum Verkauf angeboten. Bis auf einen Walliser Bock konnten alle verkauft und die Nachfrage nicht bedient werden. Die 17 verkauften Texel-Lammböcke kosteten durchschnittlich 621 Euro. Die Lammböcke wurden in drei Altersklassen eingeteilt und rangiert. Die Klassensieger stellten die Züchter Lübkemann, Stolzenau, Bremer aus Balge und Jacobsen, Volkensen. Zum Siegerbock erklärten die Preisrichter Tillmann, Much-Marienfeld und Brunkhorst, Hannover, einen korrektem und stark bemuskelten Bock von Bremer. Der Züchter wurde mit der silbernen Plakette des Ministeriums geehrt. Für den Reservesieger bekam der Zuchtbetrieb Lübkemann die bronzene Medaille des Bundesverbandes. Der Ia-Bock von Jacobsen wurde außerdem zum WDL-Sieger erklärt und der Züchter erhielt eine Urkunde der Wirtschaftsvereinigung Deutsches Lammfleisch (WDL) für die stark ausgeprägte Bemuskelung / Fleischfülle. Mit der Ehrung der WDL-Sieger und der Gewährung einer Ankaufbeihilfe für alle ausgezeichneten „Fleischsieger“ will die WDL einen Anreiz zum Einsatz von qualitativ hochwertigen Böcken schaffen, um damit die Qualität der erzeugten Schlachtlämmer zu verbessern. Der Siegerbock / der WDL-Sieger konnten für 900 / 850 Euro im Auktionsring verkauft werden. Alle vier angebotenen Texel-Jungschafe wechselten für durchschnittlich 306 Euro den Besitzer. Das Ia-Tier kam aus der Zucht von Wilke, Heeslingen, und erzielte den Höchstpreis von 375 Euro. Der Dorper-Züchter Salau aus Seesen hatte 6 gut bemuskelte Jährlingsböcke aufgetrieben, die flott verkauft wurden und einen hervorragenden Durchschnittspreis von 883 Euro erzielten. Dazu trug auch der Spitzenpreis von 2.000 Euro für den Klassensieger bei, der von einem ausländischen Bieter per Kaufauftrag ersteigert wurde. Die Rasse Dorper zählt zur Gruppe der Haarschafe, die ihr Winnterkleid in der Regel von alleine verliert und nicht geschoren werden müssen. Erstmalig auf der Auktion vertreten waren auch zwei Böcke der Rasse Walliser Schwarznasenschaf. Ein Lammbock aus der Zucht von Voß, Bad Bodenteich konnte für 500 Euro verkauft werden.
Große Nachfrage nach Fleischschafböcken
Nach dem Abtrieb der verkauften Zuchtschafe wurde in der Halle fleißig gesäubert, neu eingestreut und alles für den zweiten Tag der Niedersächsischen Schaftage vorbereitet. Das Interesse aus der Züchterschaft an der Auktion der Fleischschafe war mit knapp 150 angemeldeten Tieren erfreulich groß. Mit 50 Böcken, davon 46 Lammböcke, und 4 Jungschafen war die Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf am stärksten vertreten und fast alle Böcke konnten im Ring versteigert werden. Die Lammböcke wurden altersabhängig in sieben Klassen eingeteilt. Klassensieger stellten die Züchter Gesterling, Jühnde (2), Lange, Garbsen (2), Zimmermann, Klein Schneen, Pfermenges, Hilprechtshausen und Rehse, Bad Bevensen. Zum Siegerbock erklärten die beiden Preisrichter Erb, Tosterglope und Wuttge, Krummhörn einen großrahmigen und sehr korrekten Bock aus der bekannten Zucht von Pferdmenges. Der Züchter wurde mit der silbernen Medaille des Ministeriums geehrt. Die Züchterin Zimmermann stellte den Reservesieger und erhielt eine silberne Preismünze der LWK Niedersachsen. Die Lammböcke erzielten einen hervorragenden Durchschnittspreis von 635 Euro. Den Spitzenpreis von 1.800 Euro bekam Gesterling für seinen Ia-Bock. Drei Jungschafe konnten im Schnitt für 325 Euro zugeschlagen werden. Hier bekam Vrielink aus Nordhorn mit 575 Euro den Höchstpreis für den Klassensieger.
In Wüsting waren aber nicht nur die Schwarzköpfe gefragt. Alle angebotenen Tiere der Rassen Suffolk, Charollais, und Berrichon du Cher konnten verkauft und auch hier die Nachfrage nicht gedeckt werden. Bei der Rasse Suffolk war allerdings der Auftrieb deutlich reduziert, da drei Züchter aufgrund der Blauzungenkrankheit nicht auftreiben konnten. Die verbleibenden 20 Jährlingsböcke kosteten durchschnittlich 708 €uro und die 3 Lammböcke sogar 817 Euro. Klassensieger hatten die Züchter Rüdebusch, Augustgroden (3), Wagner, Beienrode und Mumme aus Evessen. Siegerbock wurde ein 128 kg schwerer und mit den Höchstnoten von 8/9/9 in den Merkmalen Wolle, Bemuskelung, Exterieur bewerteter Bock von Rüdebusch. Reservesieger wurde der Bock von Wagner. Beide Züchter erhielten Auszeichnungen vom Ministerium bzw. von der Landwirtschaftskammer. Die Charollais- und Berrichonböcke wurden von Dorstmann aus Moormerland vorgestellt. Ein interessant gezogener Berrichonbock mit französischen und englischen Vorfahren erzielte hier den Höchstpreis von 1.400 Euro. Rehse aus Bad Bevensen war nicht nur mit Schwarzkopfböcken vertreten, sondern hatte auch zwei Jährlinge der Rasse Merinofleischschaf mitgebracht. Dies stießen zwar bei den Fachbesuchern aus China auf großes Interesse, aber im Ring konnte nur einer für 450 Euro abgesetzt werden. Die beteiligten Weißkopfzüchter kamen nicht nur aus der Wesermarsch. Erfreulicherweise hatten auch zwei Züchter aus Nordrhein-Westfalen und Hessen Tiere zur Veranstaltung angemeldet. Der Züchter Warnke, Butjadingen präsentierte sowohl bei den Jährlingen als auch bei den Lammböcken den Sieger und wurde mit einer Medaille des Ministeriums ausgezeichnet. Weitere Klassensieger hatten die Züchter Martens aus Jade und Martens aus Wardenburg. Das beste weibliche Tier kam aus dem bekannten Züchterstall von Schmidt aus Berne.
Weiße Gehörnte Heidschnucke mit Spitzenpreis von 1.650 Euro
Auch am dritten Tag erfolgte der Auftrieb und das Wiegen wieder ab 7 Uhr in der Frühe. Zur Absatzveranstaltung von Böcken der verschiedenen Landschafrassen waren 76 Tiere gemeldet, aber alle Tiere mussten vormittags noch einzeln zur Bewertung vorgestellt und gekört werden. Ungewohnt war für die Züchter der Termin Anfang August, denn in der Vergangenheit fand der Landschaftag vier Wochen später statt. Das war auch der Grund dafür, dass im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger Lammböcke vertreten waren. Denn gem. der Satzung der Verbände und den Vorgaben der Tierzucht müssen Jungböcke zum Zeitpunkt der Körung mindestens 5 Monate alt sein. Bei den gefährdeten Rassen Leineschaf und den weißen Heidschnucken konnten sich auch Züchter aus anderen Bundesländern beteiligen.
Von den 21 gemeldeten Leineschafböcken konnten 19 verkauft werden. Die Sieger bei den Jährlingen und bei den Lammböcken erzielten die jeweiligen Höchstpreise von 1.300 / 1.500 Euro. Sieger bei den Jährlingen wurde ein sehr typvoller Bock der Zuchtgemeinschaft Kempe/Götz aus Wesertal, Hessen. Der züchterische Erfolg wurde mit einer Medaille des Bundesverbandes, VDL, belohnt. Den Reservesieger hatte Dohlenburg aus Denkte. Den Sieger bei den Lammböcken präsentierte die Erb und Dibbern GbR aus Tosterglope und den Reservesieger Kath aus Bad Gandersheim. Die Züchter wurden mit Plaketten des Ministeriums bzw. der VDL geehrt. Die Rasse Coburger Fuchsschaf ist bei Einsteigern in die Schafzucht nach wie vor sehr beliebt. Auch in Wüsting war das Interesse und die Teilnahme groß und Insgesamt 12 Züchter hatten Zuchttiere gemeldet. Die beiden Klassensieger bei den Jährlingsböcken kamen vom Verein Hofleben, Dahlenburg und von Hennings, Suhlendorf. Die vier verkauften Jährlingsböcke kosteten durchschnittlich 513 Euro. Bei den Lammböcken gab es sogar drei Altersklassen. Jeweils einen Ia-Bock stellten die Züchter Warnke, Butjadingen, Meyer, Wingst und Havemann-Onnen, Edewecht. Die Preisrichter Humpert, Marienmünster, und Vrielink, Nordhorn, bestimmten den morgens mit den Noten 9/8/8 (Wolle/Bemuskelung/Exterieru) gekörten Jungbock von Warnke zum Siegerbock. Bei der Siegerehrung wurden die erfolgreichen Züchter ausgezeichnet und Ehrenpreise überreicht. Acht Lammböcke wurden versteigert und erlösten einen guten Durchschnittspreis von 519 Euro. Anschließend konnten noch fünf weibliche Tier verkauft werden. Teuerstes Tier mit 500 Euro war hier das Ia- Mutterlamm von Havemann-Onnen. Leider standen in diesem Jahr nur zwei Böcke der Rasse Weiße Hornlose Heidschnucke zum Verkauf, die beide einen neuen Besitzer fanden. Die Rasse wurde aufgrund der starken Ausbreitung auch schon als Diepholzer Moorschnucke bezeichnet wurde. Hier wirkt sich das Ausscheiden mehrerer großer Stammzüchter, die gleichzeitig als Landschaftspflegebetrieb aktiv waren, besorgniserregend auf die Bestandszahlen aus. Von acht zur Auktion gemeldeten Böcken der Rasse Weiße Gehörnte Heidschnucke konnten zwar nur vier in Wüsting verkauft werden, aber die Verkaufspreise hatten es in sich. Nachdem zunächst der zweitbeste Jährlingsbock aus der Zucht von Rakebrandt, Wedemark, für 900 Euro zugeschlagen wurde, entwickelte sich bei der Versteigerung des Siegers aus dem Stall von Böving, Haren-Ems, ein spannendes Bieterduell. Und erst bei dieser Rasse nie zuvor erreichten 1.650 Euro fiel der Hammer. Erfreulicherweise verbleiben beide Spitzenböcke in niedersächsischen Züchterställen. Insgesamt gesehen sind die Schafzuchtverbände mit dem Verlauf der 1. Niedersächsischen Schaftage zufrieden und wollen an dem Konzept festhalten. Bei einigen Rassen stehen auch jetzt noch leistungsgeprüfte und gekörte Jungböcke zur Vermittlung zur Verfügung. Interessen wenden sich gerne an den Schafzuchtverband.
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