Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Körnermais 2024
Der Körnermaisanbau hat sich bei vielen niedersächsischen Öko-Marktfruchtbetrieben in der Fruchtfolge etabliert. In der Öko-Tierhaltung ist der Mais eine gefragte Komponente in den Futterrationen. Zudem ist das Ertragspotential interessant. In der Praxis sind Kornerträge möglich, die den doppelten Getreideertrag des Standortes erreichen können. Nicht selten liegt das Niveau auch darüber. Erträge deutlich über 80 dt/ha sind unter Praxisbedingungen keine Seltenheit. Somit lassen sich mit dieser Frucht lohnende Deckungsbeiträge erzielen.
Der Anbau von Ökomais wird aber auch von Unsicherheiten begleitet. Vogelfraß und der Befall durch Drahtwurm oder Wurzelfliege können zu hohen Pflanzenausfällen führen. Der Anbauerfolg und die Rentabilität sind zudem erheblich von der Wirksamkeit der Beikrautregulierung und den Trocknungskosten abhängig.
Nicht überall lagen gute Wachstumsbedingungen vor
Das Frühjahr 2024 war durch kühle und feuchte Witterungsbedingungen geprägt. Erst ab Mai stiegen die Temperaturen allmählich an. Viele Ökobetriebe warteten mit der Maisaussaat und forcierten erst ab etwa Anfang Mai, mit weiter ansteigenden Temperaturen die Aussaat des Ökomaises. Die gute Bodendurchfeuchtung und eine zunehmende Erwärmung bewirkten einen recht zügigen Aufgang. Allerdings verzögerten zwischenzeitliche Kälteeinbrüche bis etwa Anfang Juni die Jugendentwicklung. Flankierend behinderten Niederschläge die mechanische Beikrautregulierung, was einen höheren Aufwand an Striegel- und Hackmaßnahmen erforderte. Wer flexibel und in kurzen Abständen mit schlagkräftiger Technik die mechanischen Maßnahmen setzen konnte, erreichte aber gute Regulierungserfolge.
Von Juli bis September profitierte der Mais während der Blüte, Kolben- und Kornausbildung von den ausgewogenen Witterungsbedingungen mit guter Wasserversorgung und günstigen Temperaturbedingungen. Nur auf feuchteren, lehmigeren, oder zur Staunässe neigenden Standorten entwickelten sich die Maisbestände häufig sehr zögerlich. Hier konnten auch die guten Wachstumsbedingungen nur bedingt die Entwicklung deutlich verbessern. Entsprechend zeigte sich eine große Bandbreite zwischen sehr guten und mäßig entwickelten Öko-Maisbeständen. Das zeigen auch die Erträge, die sich in zufriedenstellenden, bis sehr erfreulichen Bereichen bewegen. Die Erntebedingungen waren überwiegend gut und häufig konnte mit Feuchtegehalten unter 32 % gedroschen werden. Allerdings verzögerte sich bei einigen Betrieben, wegen unbeständiger Witterung und begrenzter Trocknungskapazitäten, der Erntezeitraum teilweise bis Ende November.
Spätere Aussaaten sind erfolgreicher
Unter ökologischen Anbaubedingungen ist es wichtig, dass der Mais einen zügigen Aufgang und eine schnelle Jugendentwicklung durchläuft. So ist er widerstandsfähiger gegenüber Auflaufkrankheiten wie Fusarien, Phytium sp. und Rhizoctonia, oder Sekundärschädlingen wie Wurzelfliege, sowie Drahtwurm und letztlich auch der Beikrautkonkurrenz. Für einen schnellen Aufgang ist es entscheidend, dass der Boden zur Saat eine Temperatur von mindestens 10 bis 12 °C in einer Bodentiefe von 5 bis 6 cm erreicht hat. Besser ist es jedoch, erst unter noch wärmeren Bodenbedingungen ab etwa 15 °C mit der Aussaat zu beginnen.
Zudem ist es wichtig die Aussaat in eine möglichst anhaltende warme Witterungsphase zu legen. Für die Aussaatplanung sind deshalb die Wetterprognosen kontinuierlich im Blick zu behalten. Frühe Saaten im April sind im Ökolandbau selten erfolgsversprechend. Aussaaten Anfang Mai können passen, aber auch hier ist der weitere Witterungsverlauf entscheidend. Häufig ist es besser Ruhe zu bewahren und im Zweifelsfall die Aussaat in den Zeitraum Mitte Mai bis in die letzte Maidekade zu legen. Bei späteren Saaten im Mai muss bei der Sortenwahl die sichere Abreife vor den Ertrag gestellt werden. Dann sind Sorten der frühen Reifegruppe zu bevorzugen. Bei weiterhin hohen Energiekosten wird die Wirtschaftlichkeit stark von den Trocknungskosten abhängig sein. Das unterstreicht die Wahl von früh abreifenden Sorten.
Sortenwahlkriterien
Beim Körnermaisanbau zählen eine sichere Abreife, Ertragsstabilität und Frohwüchsigkeit zu den wesentlichen Sortenwahlkriterien. Zudem sind wegen den späteren Erntezeiträumen Sorten mit guter Standfestigkeit und geringer Anfälligkeit gegenüber Stängelfäule zu bevorzugen. Darüber lässt sich die Beerntbarkeit abzusichern und das Risiko von Ernteverluste niedrig halten.
Frohwüchsigkeit und Blattstellung der Sorten
Flankierend ist bei der Sortenwahl auch auf das Beikrautunterdrückungsvermögen zu achten. Frohwüchsige Sorten mit breiten und herabhängenden Blättern (planophil) lassen, aufgrund intensiverer Beschattung und früheren Reihenschluss, ein besseres Beikrautunterdrückungsvermögen erwarten, als Sorten mit schmalen und steil stehenden Blättern (erectophil). Sorten mit ausgeprägter planophiler Blattstellung können einen bis zu 5 Tage früheren Reihenschluss bewirken. Die niedersächsischen Öko-Sortenversuche zeigen zu diesen Wachstumsparametern deutliche Sortenunterschiede (s. Abbildung Seite 13).
Trocknungskosten beeinflussen Rentabilität
Der Körnermais muss in der Regel auf Restfeuchtegehalte von ca. 14 % getrocknet werden. Neben dem Kornertrag sind deshalb möglichst geringe Restfeuchten im Erntegut eine entscheidende Größe für die Wirtschaftlichkeit. Die Rentabilität des Körnermaisanbaus wird maßgeblich durch die Höhe der Trocknungskosten beeinflusst. Das kommt auch in diesem Jahr zum Tragen. Auch wenn die Energiekosten gegenüber dem Vorjahr etwas gefallen sind, liegen sie weiterhin auf einem hohen Niveau. Kostenvorteile ergeben sich zweifelsohne, wenn die Möglichkeit der Trocknung in Zusammenarbeit mit einer Biogasanlage erfolgen kann. Durch die gestiegenen Energiekosten muss das Augenmerk deshalb besonders auf sicher und nicht zu spät abreifende Sorten gesetzt werden. Frühreife Sorten mit eher durchschnittlichen Erträgen können dieses Manko durch geringere Restfeuchtegehalte oftmals dann in der Marktleistung wettmachen. Auch um hohe Mykotoxingehalte zu vermeiden sind standortangepasst nicht zu spätreife Sorten für den Anbau zu bevorzugen. Reife Bestände sollten möglichst zügig gedroschen werden. Wer begrenzte Trocknungskapazitäten hat, kann über den Anbau von zwei bis drei Sorten mit unterschiedlicher Abreife die Erntezeitfenster verlängern.
Die aktuellen Ergebnisse unserer Öko-Landessortenversuche Körnermais zusammengefasst von 2022 bis 2024 stehen am Ende des Beitrages zur Verfügung.
Ergebnisse zu weiteren Versuchen im Ökologischen Landbau, bzw. Sortenversuche der zurückliegenden Jahre finden Sie unter: ISIP
Öko-Saatgut ist vorgeschrieben
Beim Saatgutbezug sind Körner- und Silomais in der Datenbank www.organicxseeds.de der Kategorie I zugeordnet. Die Eingruppierung in Kategorie I bedeutet, dass ausreichend Öko-Saatgut dieser Kultur zur Verfügung steht und deshalb keine Einzelgenehmigung zur Verwendung von konventionell erzeugtem Saatgut erteilt wird. Dies bezieht sich auf Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.1 der VO (EU) 2018/848 oder die allgemeine Genehmigung gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.7 der VO (EU) 2018/848. Aus diesem Grund werden in den bundesweiten Öko-Versuchen Körner- und Silomais ausschließlich Sorten geprüft die von den Züchtern ökologisch vermehrt angeboten werden. Vor dem Hintergrund der Kategorie I ist es noch wichtiger geworden, dass Leistungspotential der Sorten, von denen Ökosaatgut im Handel erhältlich ist, in Öko-Sortenversuchen zu überprüfen. Eine aktuelle Übersicht der verfügbaren ökologisch vermehrten Sorten finden Sie unter www.organicxseeds.de.
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Markus Mücke
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