Bezirksstelle Emsland

Aktuelle Themen der Milchviehhaltung - Milchviehforum

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Rund 200 Besucherinnen und Besucher kamen zum 32. Milchviehforum der Bezirksstelle Emsland der LWK Niedersachsen und des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Meppen am 16.01.2025.

Referenten des 32. Milchviehforums der Bezirksstelle Emsland
Referenten des 32. Milchviehforums der Bezirksstelle EmslandClara-Marie Homeyer
Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Dr. Kerstin Rosenau vom Veterinäramt Landkreis Emsland. Sie gab einen Überblick über die amtlichen Kontrollen und die Antibiotikaminimierung. Die Rechtsgrundlagen für die Kontrollen des Veterinäramtes sind neben dem Tierschutzgesetz, der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und den Leitlinien für Mastrinder und Milchkühe auch das Tierarzneimittelgesetz und das EU-Recht. Dementsprechend prüft das Veterinäramt bei Vor-Ort Kontrollen auch die Aufzeichnungen zu Medikamenten und die allgemeinen Konditionalitäten.

Die Antibiotikaminimierung in der Milchviehhaltung ist ab 2025 im Zuständigkeitsbereich des LAVES, die Landkreise konnten die Übernahme der Zuständigkeit beantragen. Der Landkreis Emsland hat diese Zuständigkeit ab dem 01.01.2025 übertragen bekommen. Der Hoftierarzt meldet die eingesetzten Antibiotika bei den Milchkühen und den zugegangenen Kälbern bis 12 Monate. In der Verantwortung des Tierhalters ist die Bestandsmeldung in HI-Tier (mit den Stichtagen 1.1 und 1.7.) und der TAM-Datenbank. Nach der Übermittlung der betrieblichen Therapiehäufigkeit, werden im Februar die Kennzahlen bekanntgegeben. In Abhängigkeit von dem erfolgten Abgleich mit den bundesweiten Kennzahlen, ist ab Überschreitung der 2.Kennzahl ein schriftlicher Maßnahmenplan in Absprache mit dem Tierarzt zu erstellen und an die zuständige Behörde zu übermitteln.

Die Kontrollen des Veterinäramtes erfolgen nach einer risikoorientierten Auswahl an Betrieben. Hierbei werden Betriebe ausgewählt, die z.B. durch erhöhte Verluste in der HI-Tier Datenbank auffällig geworden sind. Zudem erfolgen auch anlassbezogene Kontrollen z.B. bei einer Anzeige. Kontrollen finden grundsätzlich unangekündigt statt. Das Veterinäramt kontrolliert dabei alle Tiere auf dem Betrieb und auf den Weiden.

Empfehlungen zur Fütterung in der Trockenstehphase

Hanna Hermbusch von der LWK Nordrhein- Westfalen informierte über die Besonderheiten der Trockensteherfütterung. In der Trockensteherphase ist es wichtig, die zuvor aufgebaute gute Körperkondition beizubehalten und den Stoffwechsel stabil zu halten. Hierbei ist auf eine hohe Futteraufnahme zu achten. Frau Hermbusch empfiehlt eine Futteraufnahme von 14-15 kg TM pro Tag, da Versuche die positiven Auswirkungen auf die Stoffwechselgesundheit bei erhöhter Futteraufnahme zeigen. Auch die Futterselektion sollte vermieden werden, um die Mineralienaufnahme zu erhöhen. Kernfrage der Trockensteherfütterung bleibt, ob eine ein- oder zweiphasige Fütterung durchgeführt werden sollte. Bei der einphasigen Fütterung ist der Energie- und Proteingehalt während der Trockenstehperiode gleichbleibend. Die zweiphasige Fütterung setzt auf eine erste Phase mit niedrigerem Energie- und Proteingehalt und einer zweiten energiereichen Phase ca. 3 Wochen vor der Abkalbung.

Die einphasige Fütterung ist in der Handhabung einfacher, da lediglich eine Trockensteherration gemischt wird. Eine häufigere Rationsvorlage ist möglich und die Arbeitszeit ist geringer, weswegen vor allem kleinere Betriebe die einphasige Fütterung bevorzugen. Allerdings ist zu beachten, dass bei längerer Trockenstehzeit eine Energieüberversorgung möglich ist.

Die Vorteile der zweiphasigen Fütterung sind eine bedarfsgerechte Versorgung der Tiere und eine kostengünstigere Ration. Zudem ist diese Fütterung bei einem hohen Anteil überkonditionierter Tiere vorteilhafter. Allerdings sind die unterschiedlichen Rationen schwer mischbar, weswegen diese Fütterung als aufwendiger gilt.

Um besonders Milchfieber vorzubeugen, sollte in der Trockenstehzeit bedarfsgerecht gefüttert werden. Besonders die Calciumversorgung spielt dabei eine große Rolle. Kalium hemmt die Aufnahme von Magnesium und Calcium, weswegen natürliche Futtermittel auf den Kaliumgehalt untersucht werden sollten, da besonders im Stroh starke Schwankungen von Kalium festgestellt wurden. Ein Indiz für die Milchfiebergefahr können die DCAB- Werte geben. Diese sind Anionen (Chlor und Schwefel) und Kationen (Natrium und Kalium), welche den Säure- Basen-Haushalt beeinflussen. Je höher dieser Wert ist, desto höher die Gefahr für Milchfieber, dabei beeinflusst Kalium den Säure- Basen-Haushalt am meisten. Eine Voll-TMR Probe sollte zur Überprüfung der DCABs analysiert werden, um die Ration dementsprechend einzustellen.

 

Bericht aus der Praxis

Abschließend stellte Gerd Horsink den Milchviehbetrieb seiner Familie in Esche vor. Die Familie bewirtschaftet rund 140 ha Land mit 200 Milchkühen und einer Leistung von 12.000 kg pro Kuh und Jahr in elfter Generation. Im Boxenlaufstall sind seit 2015 drei Melkroboter eingebaut.

Der Betrieb hat 2003 und 2023 die goldene Olga gewonnen. Gute Erfahrung hat Gerd Horsink mit dem Cowmanager gemacht. Durch die Möglichkeit zur Überwachung der Gesundheit ist der Betrieb letztes Jahr ohne größere Probleme durch die Blauzunge gekommen, da die Krankheitssymptome schon früh erkannt wurden. Alle Tiere wurden gegen Blauzunge geimpft. In der Zucht setzt Horsink auf gesexte Besamung bei den besten Tieren. Die schlechtesten werden mit BWB belegt. Zudem wurden auf dem Betrieb Embryonen für die Masterrind ausgetragen, was sich positiv auf den Zuchtfortschritt auswirkte.

Der Betrieb hat seit 2015 eine Biogasanlage mit 75 kW, so wird die Gülle aus dem Boxenlaufstall direkt genutzt. Die Familie legt großen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit. Es werden z.B. Hofführungen durchgeführt und die sozialen Medien wie Instagram genutzt. Rund 1000 Follower haben hier Einblick in den Stall und die täglichen Arbeiten auf dem Betrieb.

 

Verabschiedung Dr. Hubert Kruse

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde Dr. Hubert Kruse in den Ruhestand verabschiedet. Das 32. Milchviehforum war damit seine letzte Veranstaltung in offizieller Funktion. Mit ihm geht ein engagierter und erfahrener Berater in den Ruhestand, der die Milchviehberatung der Landwirtschaftskammer im Emsland über viele Jahre geprägt hat. Seine Aufgaben übernimmt nun Regine Revermann, die die Arbeit fortführen wird.