AgriCon - ein EDV-Programm für die betriebswirtschaftliche Beratung
AgriCon ist ein Kunstwort aus Agricola = Landwirt und consultare = beraten.
Landwirte auf der Grundlage ihrer Buchführungsdaten umfassend und frei von Widersprüchen zu beraten und dabei ein einheitliches Rechnungswesen für Betriebs- und Betriebszweiganalysen anzuwenden - mit dieser Zielsetzung setzen über 200 Berater in 6 Bundesländern AgriCon ein und erstellen für über 7.000 Betriebe Beraterbriefe, Betriebsvergleiche, Teilkosten- und Vollkostenrechnungen.
Als Mitte der 90er Jahre vom damaligen Bundeslandwirtschaftsministerium ein neuer Jahresabschluss für alle landwirtschaftlichen Betriebe unabhängig von ihrer Rechtsform (eigentlich nur zur einheitlichen Auswertung der Testbetriebs-Jahresabschlüsse vorgesehen) verabschiedet und veröffentlicht wurde, waren deutliche Veränderungen im Rechnungswesen erkennbar.
Betroffen waren nicht nur Landwirte, sondern auch Buchstellen und Berater, die regelmäßig Jahresabschlüsse ihrer Betriebe auswerteten.
Das Nds. Landwirtschaftsministerium förderte die Fortsetzung dieser wichtigen Auswertungen, indem es die Landwirtschaftskammern bei der Entwicklung einer EDV-Anwendung der finanziell unterstützte. Das war die Geburtsstunde von AgriCon.
Heute wird AgriCon von Ring- und Offizialberatern wie auch freiberuflich tätigen Beratern in 6 Bundesländern für ihre Auswertungen eingesetzt, davon allein mehrere Tausend Betriebsvergleiche in Niedersachsen. Berater führen heute Datenbanken, in denen die Betriebsdaten von einigen hundert Betrieben z. T. seit 1995/96 verfügbar sind. Die Anwender werden über das Internet in einer geschlossenen Benutzergruppe geführt
Hier geht es zum Login der geschlossenen Benutzergruppe: gBG AgriCon
Jahresabschluss als Datengrundlage
Der einheitliche BMVEL-Jahresabschluss ermöglicht ein Auswertungssystem, in das Jahresabschlüsse unabhängig von dem Kontierungsverfahren Eingang finden können:
Die Buchstelle liefert im Auftrag des Landwirts eine genormte und anonyme Datei an den Berater, der diese mit AgriCon einliest und mit seiner Adresse verknüpft. Bei Bedarf kann der Berater diese Betriebsdaten korrigieren oder ergänzen.
Damit sind die Daten für Beraterbriefe, horizontale und vertikale Betriebsvergleiche sowie weitere Auswertungen (Teilkosten- und Vollkostenrechnungen) verfügbar und sorgen so für widerspruchsfreies Zahlenmaterial für die Betriebs- und die Betriebszweiganalyse. Die vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten sind im Dateianhang in einer Mustermappe zusammengestellt.
Wie sehr die Berater bemüht sind, Buchführungsdaten besonders zeitnah auszuwerten, wird dadurch belegt, dass über die Hälfte der Berater bereits Anfang August mit der Auswertung der 2004/05er Jahresabschlüsse begonnen haben – auch wenn die Eilbedürftigkeit vielfach durch Finanzierungsauflagen ausgelöst sein dürfte.
Betriebsvergleiche
Einen typischen Betriebsvergleich zeigen wir im Anhang (Anonymer horizontaler Betriebsvergleich). Der dargestellte Einzelbetrieb ist der - veröffentlichte - Beispielsbetrieb einer EDV-Gesellschaft. Der Berater hat in AgriCon die Möglichkeit,
- Betriebe auf Vergleichbarkeit zu selektieren,
- mit geeigneten Kennzahlen darzustellen und
- in Spalten zu sortieren, dass er seine Beratungsaussage untermauern kann.
In der Regel bilden Berater vor Ort Auswertungsgemeinschaften, denn „wirklich passende“ Vergleichsbetriebe allein für unseren Beispielsbetrieb zu finden, erfordert einen sehr umfangreichen Datenpool – in unserem Fall von mehr als 500 Betrieben in der Region.
Interessant wird es dann, wenn aus Betriebsvergleichsauswertung Zielvorstellungen formuliert werden, wenn die Fragestellung lautet
- Wie unterscheide ich mich von Betrieben mit Arbeitserledigungskosten von weniger als … €/ha oder
- Wie sind die Ergebnisse ähnlich großer Ackerbaubetriebe mit Einnahmen aus Lohnarbeiten oder …
Doch Vorsicht: Die Gefahr von Fehlinterpretationen liegt bei so speziellen Auswertungen im Risikobereich, und deshalb richten wir unser Augenmerk auf Betriebszweiganalysen.
Einer kürzlich vorgenommenen Umfrage bei AgriCon Anwendern (Beratern) zum Umfang der Auswertungen zufolge wurden für über 500 Betriebe Vollkostenrechnungen erstellt. Als Grundlage dient – wie zuvor bei den Betriebsvergleichen beschrieben – die Jahresabschlussdatei, im Einzelfall ergänzt um ein Inventarverzeichnis.
Auswertung der Betriebszweige - Kostenrechnung
Zur Definition der Betriebszweige (PV) werden einzelne Zeilen aus der Gewinn- und Verlustrechnung verwendet, ergänzt um Mengendaten in Stück und Gewicht sowie innerbetriebliche Vorgänge wie Tier-Versetzungen, verfüttertes Getreide etc. Wo die Daten zu grob sind (in der Jahresabschlussdatei gibt es nur „Kartoffeln“), kann eine weitere Unterteilung der Betriebszweige vorgenommen werden, also „Industriespeisekartoffeln“ oder „Bullen aus Fressern“ oder „Dienstleistungen Lohndrusch“ oder …
Zeilen in der Gewinn- und Verlustrechnung, die nicht der Definition der Betriebszweige dienen, sind Kosten, und die sind auf die Betriebszweige zu verteilen, entweder direkt oder über eine Zwischengröße, das sog. Kostenverfahren. Damit wird klar: Wenn alle Kosten auf die Betriebszweige verteilt sind, kann der Gewinn des Gesamtbetriebes aus den einzelnen Betriebszweiggewinnen erklärt werden, und zwar lückenlos.
Die Kostenrechnung ist als Gemeinschaftsarbeit zwischen Landwirt und Berater zu verstehen; nur so finden die Zahlen die nötige Akzeptanz. In der Praxis wird dies durch eine gemeinsame Sitzung vor dem Computer oder die Verwendung von Fragebögen umgesetzt.
In den Auswertungen richtet sich das Augenmerk je nach Problemlage im Einzelbetrieb auf
- Erfolgreiche und defizitäre Betriebszweige und deren Gewichtung im Unternehmen durch eine übersichtliche Zusammenstellung aller Betriebszweige mit einem Abgleich des Gewinns (Anhang "Betriebszweige ...")
- Suche nach Schwachstellen und Erfolgsreserven in den Betriebszweigen durch eine detaillierte Analyse der Leistungen und Kosten (Anhang "Betriebszweiganalyse ...")
- Erfolgskontrolle durch horizontale und vertikale Betriebszweigvergleiche (Anhang "Betriebszweigvergleich")
- Verwendung der Ergebnisse als kurz- und mittelfristige Planungsgrößen
AgriCon verfolgt in seiner Zielsetzung, dem Unternehmer durch ein klar gegliedertes Rechnungswesen widerspruchsfreie Entscheidungshilfen zu geben. Ein Gesamtergebnis muss sich durch Teilergebnisse erklären lassen. Eine Analyse ist die Voraussetzung für eine planvolle Unternehmensstrategie.
Ein BZA-Programm für alle Betriebszweige
AgriCon wurde für Berater entwickelt, deren Auftraggeber nicht einseitig spezialisiert, sondern mit unterschiedlichen Produktionsfaktoren ausgestattet sind und mit unterschiedlichen betrieblichen Schwerpunkten ihren Betriebserfolg suchen. AgriCon ist das Werkzeug, das alle Betriebszweige des Unternehmens transparent darstellt.
Günstige Kostenstrukturen in den Betriebszweigen sind unabdingbare Voraussetzungen für den Betriebserfolg, und das ist unabhängig vom jeweiligen Förderungssystem.
Beschreibung der Dateianhänge:
Im Horizontalvergleich vergleichen wir „Neubert“ mit seinem Vorjahresergebnis und Vergleichsbetrieben aus der Datenbank. Wir stellen hier einen nur einen Teil der Auswertung dar, die sehr variabel gestaltet werden kann. Von dem Rentabilitätsziel einer Entlohnung für die eingebrachten Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital ist er ein Stück weit entfernt.
Als Ursachen für die weit auseinander fallenden Ergebnisse in den Untergruppen mit hoher und niedriger Rentabilität erkennen wir
- Höhere Produktionskapazitäten
- Bessere Naturalleistung (hier: Milch)
- Niedrigere Kosten (in den hier dargestellten Zahlen nicht zu erkennen)
- Bessere Auslastung der Produktionskapazitäten (AK, LF)
Die Auswertung „Betrieszweige“ zeigt das Ergebnis aller Betriebszweige mit der Verprobung zum Gewinn in der rechten Spalte. In der Zeilenfolge werden
- Die Ansprüche der Betriebszweige an die Produktionsfaktoren
- Die Leistungen und die einzelnen Kostenarten aufgelistet.
Die Erkenntnisse aus den Zahlen sind ernüchternd: Nur bei den Kartoffeln, der Milcherzeugung und den Mastschweinen ist der Gewinnbeitrag positiv, die anderen Betriebszweige sind defizitär. Eine gute Entlohnung der Produktionsfaktoren bringen eigentlich nur die Mastschweine, doch dort unterliegt das Ergebnis durch Preiseinflüsse von Jahr zu Jahr ohnehin stärksten Schwankungen.
Auswertungen mit dieser Intention sind aber nur dann aussagekräftig, wenn die Betriebszweige in ihrem Produktionsumfang keinen Schwankungen unterliegen, denn der Auswertungszeitraum sind die 12 Monate des Wirtschaftsjahres. Deswegen wird die Zusammenfassung in der Beratungspraxis meist auf der Grundlage der produzierenden Einheiten (je Hektar, je Kuh, je Mastschwein) bringt dann eine Aussage über die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebszweige untereinander.
Die eigentliche Betriebszweiganalyse erfolgt mit dieser Auswertung. Die Darstellung ist wesentlich detaillierter, da jede Kostenart und jedes Leistungsmerkmal dargestellt werden kann – als Betrag, in der dazu gehörigen Menge und in Beziehung gebracht zur produzierenden Einheit (Kostenstelle – hier: Kuh) und zum Produkt (Kostenträger hier: dt Milch).
In dem hier gezeigten Ausschnitt der Auswertung bis zur Direktkostenfreien Leistung wird deutlich, wie die Betriebszweige Futterbau und Jungrinderaufzucht in dem Rechenwerk berücksichtigt sind: Mit ihren Vollkosten.
Die wirtschaftliche Analyse in AgriCon beschränkt sich auf naturale und monetäre Werte, die über das Jahr erhoben wurden. Sie kann über Datenschnittstellen mit anderen EDV-Anwendungen verknüpft werden.
In der Auswertung "Betriebszweigvegleich" stellen wir „Neubert“ mit seinem Betriebszweig in den Wettbewerb zu über 60 anderen Milchviehhaltern, für die ebenfalls eine Vollkostenrechnung durchgeführt wurde. „Erfolg“ wird hier nicht nach der Höhe eines Differenzbetrages, sondern nach der Höhe der Produktionskosten je kg Milch definiert, und da erkennen wir, dass niedrige Produktionskosten unabhängig sind von Herdengröße, Milchpreis oder Milchleistung.
Die Differenz in den Produktionskosten von 11,5 ct/kg zwischen dem ersten und dem dritten Drittel sind zum überwiegenden Teil bereits in den Direktkosten zu erkennen, in denen die Grundfutter- und Bestandsergänzungskosten enthalten sind.
Erfolgreiche Milchproduktion im Sinne niedriger Produktionskosten kann folglich nur dann gelingen, wenn auch die wenig transparenten Betriebszweige Futterbau und Färsenaufzucht in ihren Kostenstrukturen besser analysiert werden.
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Renke Harms
Unternehmensanalyse AgriCon, Betriebsplanung AgriPlan, Agrarinformatik
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