Blumenwiese statt Rasen
Blumenwiesen behalten mit Wildblumen, Gräsern und blühenden Kräutern den Charakter einer Wiese und sorgen für Idylle im Garten. Sie sind nicht nur pflegeleichter als eine einheitlich grüne Rasenfläche sondern eine Bereicherung für die Tier- und Pflanzenwelt.
Der Boden, die Bodenvorbereitung sowie das Saatgut bestimmen das tatsächliche Bild der zukünftigen Blumenwiese. Dabei gibt es verschiedene Vorgehensweisen, um Rasen in eine Blumenwiese umzuwandeln.
1. Rasen als natürliche Blumenwiese wachsen lassen
Die Rasenfläche wird weniger gemäht. So kann auf natürliche Weise eine Blumenwiese aus Gräsern sowie typischen Wildkräutern und –blumen entstehen. Um zügiger die Pflanzenvielfalt zu erweitern, können standortgerechte Pflanzen wie Scharbockskraut, Wiesenschaumkraut, Grassternmiere oder Wiesenmargeriten in die Rasenfläche gepflanzt werden.
Die Fläche wird nicht gedüngt und das Schnittmaterial abgeräumt, wodurch der Boden nährstoffärmer wird. Mähen Sie nur 1-2mal im Jahr, erfolgt der 1. Schnitt frühestens nach dem Verblühen von z.B. Gänseblümchen, Hahnenfuß, Schafgarbe, Ehrenpreis oder Grassternmiere. Der 2. Schnitt erfolgt im Herbst nach der Samenreife (September), so dass die natürlich vorkommenden Pflanzen sich selbst aussäen und damit vermehren können. Es ist auch möglich, nur einmal im Jahr im Herbst zu mähen. Die Wiese verändert sich von Jahr zu Jahr durch die Schnittzeitpunkte und deren Häufigkeit.
Wenn Sie nicht Ihre komplette Rasenfläche in eine Blumenwiese umwandeln wollen, können Sie auch einzelne Inseln auf der Fläche stehen lassen. Rund um die neu angelegten Blumeninseln wird dann regelmäßig mit dem Rasenmäher gemäht. Damit gibt man der Fläche eine „gepflegte Optik" und den Pflanzen eine Grenze, um sich nicht weiter z.B. in Fugen angrenzender Pflasterfläche auszusäen.
2. Rasen als Blumenwiese mit Wildblumen und -kräutern anlegen
Die Rasenfläche (ganz oder stellenweise) wird mehrmals vertikutiert oder gefräst. Auf den entstehenden Fehlstellen wird eine Saatgutmischung aus Wildblumen und Kräutern ausgebracht. Das Saatgut wird breitwürfig gleichmäßig ausgestreut, in die stark gelockerte Bodenoberfläche eingeharkt, die Aussaat angedrückt (entweder mit dem Harkenrücken oder bei größerer Fläche mit einer Walze) und danach befeuchtet z.B. mit dem Rasensprenger. Im zeitigen Frühjahr Anfang April ist ein guter Zeitpunkt für die Aussaat. Es eignen sich Saatgutmischungen für bestimmte Standorte wie Magerrasen oder Feuchtwiese. Mancherorts werden im Fachhandel individuelle Mischungen zusammengestellt.Trotz des Vertikutierens oder Fräsens vor der Aussaat, kommen Gräser der ursprünglichen Raseneinsaat wieder durch. Das wird nur verhindert, wenn der Rasensoden vorher komplett abgetragen wird.
Bei fertigen Saatgutmischungen, die Wildkräuter, Gräser, Sommerblumen und Gründüngungspflanzen enthalten, setzen sich die Wildpflanzen am stärksten durch. Sommerblumen wie Malve, Cosmea, Zinnie oder Sonnenbraut keimen später und können sich gegen die Konkurrenz der Wildpflanzen schlecht durchsetzen. Im 2. Jahr sind überwiegend Wildblumen und –kräuter und nur wenige einjährige Sommerblumen zu finden. So verändert sich das Bild einer dauerhaften Blumenwiese von Jahr zu Jahr. Hier stellt sich grundsätzlich die Frage, ob entweder eine artenreiche Blumenwiese oder eine auffällige Blühfläche zur Aussaat kommen soll.
3. Rasen als Blumenwiese mit Sommerblumen (einjährige Pflanzen)
Dazu muss die Grasnarbe komplett entfernt werden, ebenso besonders ausdauernde Wildkräuter wie Quecke, Distel oder Giersch. Dann wird der Boden mit Kultivator oder Grubber gelockert, schwere Böden erhalten eine Sandschicht, die untergegrubbert wird. Diese lockert und verarmt den Boden. Wenn das Saatbeet schon frühzeitig vorbereitet ist, besteht die Möglichkeit auflaufende Unkräuter vor der Aussaat durch eine Bodenbearbeitung zu bekämpfen und dann in den feinkrümeligen Boden auszusäen. Die empfohlene Aussaatstärke sollte unbedingt beachtet werden. Um einen Bodenschluß zu erhalten, empfiehlt sich das Saatgut anzuwalzen.
Sommerblumenflächen blühen zwar üppiger, sind jedoch nicht langlebig und müssen jedes Jahr neu eingesät werden.
Auswahl des Saatguts
Es gibt unterschiedlichste Saatgutmischungen für Blumenwiesen, die meistens rund 60 verschiedene Pflanzen enthalten: Saatgutmischungen mit hohem Gräser- oder hohem Kräuteranteil, Blumenwiesenmischungen mit ein- oder mehrjährigen Pflanzen, Wildblumen- oder Sommerblumenmischungen, Schmetterlingsmischungen usw. Dabei keimen bei diesen Mischungen nicht alle Pflanzen, die auf der Saatgutverpackung aufgelistet sind. Warum?
In fertigen Blumenwiesenmischungen sind Pflanzen für jeden Boden und jeden Standort enthalten, damit auf jeden Fall überall eine Blumenwiese entsteht. Es keimen aber nur die Pflanzen, die für Ihren Standort in Frage kommen: auf zum Beispiel sandigem Boden keimen Pflanzen, die auf sandigem Boden gut wachsen wie Steppenwolfsmilch, Nachtklee, Natternkopf oder Mannstreu. Auf lehmigem Boden kommen beispielsweise Wiesenmargerite, Wiesenflockenblume, Rote Lichtnelke und Wiesenglockenblume zusammen mit Goldhafer hoch.
Im Fachhandel erhalten Sie fachlichen Rat. Es werden Ihnen für den Garten geeignete Saatgutmischungen angeboten oder sogar eine Blumenwiesenmischung abgestimmt auf Standort und Boden zusammengestellt.
Kaufen Sie Saatgut von namhaften Saatgutfirmen im Fachhandel. Auf den Verpackungen ist angegeben für welche Flächengröße das Saatgut reicht.
Für Begrünungsmaßnahmen in der freien Landschaft darf laut Bundesnaturschutzgesetz seit 2020 nur zertifiziertes Regio-Saatgut verwendet werden, wodurch das natürliche Artenspektrum erhalten bleibt. Im Regio-Saatgut enthalten sind gebietsheimische Arten, die anpassungsfähig an Boden, Standort und Klima der Region sind. Diese Wildpflanzen sind kräftiger im Wuchs und stärker in der Blütenbildung.
Aussaat – Zeitpunkt und Technik
Das Aussehen der Blumenwiese wird bestimmt von den Bodenverhältnissen (sandig oder lehmig, trocken oder feucht), dem Standort (Licht oder Schatten) sowie der Zusammensetzung der Saatgutmischung. Die Fläche wird grundsätzlich nicht gedüngt und sollte besonders stickstoffarm sein. Außerdem werden keine Bodenverbesserungen mit Kompost o.ä. vor der Aussaat durchgeführt. Schwere, lehmige oder feuchte Böden sollten vor der Aussaat mit Sand gemischt werden. Dazu den Sand auf die obere, vorbereitete Bodenschicht geben und einarbeiten. Die Aussaat erfolgt auf einer geharkten, feinkrümeligen, Fläche, die etwas feucht ist.
Der Zeitpunkt für die Aussaat bei windstillem Wetter ist im Frühjahr von Ende März bis Ende Mai. Bei windstillem Wetter wird die Saat gleichmäßig mit der Hand ausgebracht. Besteht die Saatgutmischung aus Körnern verschiedener Größen z.B. 1mm-8mm Durchmesser, sieben Sie die großen Körner ab, verteilen sie gleichmäßig auf der Fläche und bedecken sie mit etwas Erde. Dann mischen Sie unter die feinen Saatkörner etwas Sand, damit Sie das Saatgut gleichmäßiger verteilen können.
Die Aussaat wird geharkt, mit dem Rücken der Harke angedrückt oder gewalzt, damit das Saatgut Bodenkontakt hat. Danach den Boden feucht halten (z.B. mit dem Rasensprenger) bis das Grün keimt. Nur bei längerer Trockenheit gegebenenfalls später nochmals wässern.
Direkt nach der Aussaat picken Vögel gerne Saatkörner von der Fläche. Da die Aussaat eingeharkt und befeuchtet wird, liegen einige Saatkörner frei. Über die angesäte Blumenwiese kann Sand gestreut werden. Die Fläche kann aber auch nach der Fertigstellung mit Vlies oder Folie abgedeckt werden (je nach Größe der Fläche) bis das Keimen der Pflanzen beginnt. Sind die Keimblätter zu sehen, wird die Abdeckung abgenommen.
Mischungen, die Frostkeimer enthalten und Kälte zur Keimung benötigen, werden im Oktober ausgesät. Achten Sie auf die Angaben der Saatguthersteller.
Im Herbst könnten Blumenzwiebeln gepflanzt werden, die im Frühjahr als Erstes blühen und Bienennahrung sind. Herbstblühende Zwiebel- oder Knollengewächse (Herbstkrokus, Herbstzeitlose) werden im Juni gepflanzt.
Pflege der Blumenwiese
Blumenwiesen sollten ein- bis zweimal im Jahr fausthoch über dem Boden gemäht werden. Der Schnittzeitpunkt ist abhängig von der Pflanzenentwicklung und der Witterung. Der 1. Schnitt erfolgt nach der Blüte (frühestens ab Juni/Juli), der 2. Schnitt im Spätsommer/Herbst nach der Samenbildung. So können sich die Gräser und Wildpflanzen von alleine versamen und das Bild der Blumenwiese bleibt in folgenden Jahren erhalten. Soll nur 1x/Jahr gemäht werden, erfolgt der Schnitt im Herbst nach der Samenreife der Gräser und Kräuter im September.
Das Schnittgut wird abgeräumt und verbleibt nicht als Mulchschicht auf der Fläche. Durch das Abräumen werden keine weiteren Nährstoffe zugefügt, auch ein weiteres Düngen der Fläche ist nicht erforderlich. So entwickelt sich eine Blumenwiese mit kargem, nährstoffarmem Boden.
Pflanzen, die sich in darauffolgenden Jahren besonders stark ausbreiten und gewünschte Pflanzen unterdrücken, können vor der Blüte und dem Aussamen geschnitten und im nächsten Frühjahr aus der Blumenwiese entfernt werden.
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Anke Kreis
Beraterin Garten, Hof- und Dorfgrün
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