Wie man mit Pferden ein kleines Vermögen verdienen kann
Es war schon immer schwierig, ein ausreichendes Einkommen mit Pferden zu verdienen. Wie oft finanzieren die Pensionspferdebetriebe das Hobby der Pferdehalter!? Wer ein großes Vermögen sein Eigen nennt, kann mit Pferden ein kleines Vermögen erwirtschaften, behaupten böse Zungen.
In den neunziger Jahren boomten der Pferdesport und die Haltung von Pferden nahm zu. Gab es 1990 in Niedersachsen 91.476 Pferde bei 18.664 Haltern, so fraßen 2020 ca. 226.920 Pferde in 43.826 Betrieben ihr Heu und ihren Hafer. Nach wie vor gibt es Regionen, in denen landwirtschaftliche Betriebe in die Pensionspferdehaltung investieren. Der Reitsport gehört für viele Menschen zum Leben dazu. Gute Ausbildungsmöglichkeiten und ein wald- und wegereiches Ausreitgelände erhöhen die Akzeptanz dieses Sports.
Nach einer Untersuchung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN, Ipsos-Studie) aus dem Jahre 2019 reiten ca. 2,3 Mio. Menschen in Deutschland. Knapp 3 Mio. Menschen haben ein (passives) Interesse am Pferdesport.
Die Auflagen für die landwirtschaftliche Tierhaltung werden höher und so mancher Landwirt überlegt, die vorhandenen Ställe für eine andere Nutzung umbauen zu lassen. Wer mit Vieh Erfahrungen gesammelt hat, kommt auch auf den Gedanken, sich mit der Pferdezucht oder –haltung zu beschäftigen.
So unterschiedlich die Pferderassen sind, so unterschiedlich sind die Möglichkeiten, mit Pferden Geld zu verdienen oder zu verlieren. In kleinen Dörfern staunt man über die Vielfalt der dortigen Reithallen. Schaut man in die Ställe, so kommt schnell die Ernüchterung. Die Boxen sind manchmal nur zu 60 bis 80 % belegt. Natürlich gibt es Ausnahmen. Betriebe mit ausgezeichneten Haltungsbedingungen, z. B. täglicher Weidehaltung, hellen und großen Boxen, einem Aktivstall, einem ansprechenden Ausreitgelände, können sich über eine fast 100%ige Auslastung freuen.
Wer im Bereich Pferd investieren will, braucht als erstes eine gute Idee. Was will ich überhaupt, was kann ich als Mensch leisten und wie kann ich mein Vorhaben finanzieren. Die „normale“ Bereitstellung von Boxen und einer Reithalle reicht häufig nicht mehr aus, um potentielle und zahlungswillige Kunden anzulocken. In der Nähe von Ballungszentren mag diese Ausrichtung noch funktionieren, aber auf dem Land ist Kreativität nötig. Zusatznutzen heißt das Wort der Zukunft. Was kann ich dem Kunden bieten? Die Art des Angebots, der Betriebsleiter und die Kunden müssen zusammen passen. Ist der Turnierreiter, der eine Reithalle mit Außenplätzen favorisiert, mein Kunde, oder ist der Offenstall und ein einladendes Ausreitgelände mein Angebot. Interessiere ich mich für das Klassisch-Barocke Reiten mit Friesen oder lieber doch für das Western- oder Gangpferdereiten. Ist mein Betrieb geeignet, dem therapeutischen Reiten oder dem Fahrsport eine Heimat zu bieten. Kann ich Service bieten, indem ich Pferde auf die Weide bringe, sie longiere, mich um Tierarzt oder Schmied kümmere?
Viele Pferdebesitzer haben sich ein spezielles Wissen rund ums Pferd angeeignet und wollen, dass ihre Tiere artgerecht untergebracht und verpflegt werden. Der Pensionspreis muss hoch genug sein, damit der Lebensunterhalt des Betriebsleiters gesichert ist, aber er darf nur so hoch sein, dass er zu anderen Betrieben, die in der Umgebung liegen, konkurrenzfähig ist. Von Menschen, die neu in diesen Betriebszweig investieren wollen, wird häufig unterschätzt, dass sich Pferde sehr von anderen landwirtschaftlichen Nutztieren unterscheiden. Menschen halten sich Pferde als Hobby. Die Pferde gelten als Individuum und sollen auch so behandelt werden. Das gleiche gilt für den Besitzer. Sie wollen individuell umsorgt werden und mit ihren Sorgen und Wünschen jederzeit ein offenes Ohr beim Betriebsleiter finden. Das Vertrauen zwischen Pferdebesitzer und Betriebsleiter ist mehr wert als der beste Stall. Die „Chemie“ zwischen Einsteller und Betriebsleiter muss stimmen.
Welcher Kunde passt auf meinen Hof?
Auf der einen Seite gibt es Menschen, die nur ihre Freude am Pferd haben wollen. Das Reiten ist für sie meistens Nebensache, die Beschäftigung mit dem Pferd, die Versorgung und Pflege, stehen an erster Stelle. Dazu gehört auch das Beisammensein mit anderen interessierten Menschen und der Gedankenaustausch. In der Ausbildung ist hier der richtige Umgang mit dem Pferd gefragt. Der Mensch muss als „Chef“ anerkannt werden. Der Umgang muss geübt werden. Viele Unfälle könnten vermieden werden, wenn die Abgrenzungen zwischen Pferd und Mensch klar definiert wären. Das Dressurviereck oder der Springplatz sind für diese Gruppe meistens nebensächlich. Das Geländereiten wird favorisiert. Natürlich ist auch hier eine entsprechende Ausbildung erforderlich. Die Pferde können im Offenstall oder in Boxen mit Paddock stehen. Ganzjährige Weidehaltung ist erwünscht. Diese Pferde- und Menschengruppe ist für Landwirte durchaus interessant. Vorhandene Altgebäude können genutzt werden. Die Ansprüche an den Service und die baulichen Anlagen sind nicht so hoch und können ggf. durch Eigenleistungen erbracht werden. Der Turnierreiter möchte neben einer Reithalle auch Außenplätze nutzen, auf denen er je nach Schwerpunkt (Dressur, Springen, Vielseitigkeit, o.a.) trainieren kann. Hier zählt ein Platz mit verschiedenen Hindernissen mehr als der Wald zum Ausreiten. Ein qualifizierter Ausbilder wird hier auch eher nachgefragt. Gewünscht sind außerdem z. B. ein Longierplatz, ein Solarium und Außenplätze, die nicht nach jedem Regenguss tagelang nicht mehr bereitbar sind.
Bei allen Sparten der Pensionspferdehaltung gilt es, sich über mehrere Tatsachen im Klaren zu sein. Der Betrieb hat fast zu jeder Tageszeit „fremde“ Menschen auf seinem Grundstück, die u. U. auch die Zeit des Betriebsleiters beanspruchen. Bin ich ein gesprächiger Mensch oder reicht es nur für ein „Guten Tag“? Gibt es in der Umgebung schon Betriebe, zu denen ich in Konkurrenz treten würde? Wie sieht die Auslastung dieser Betriebe aus? Kann ich mehr bieten als meine Konkurrenz? Bin ich besser?
Die Pensionskosten können je nach Lage und Ausstattung des Betriebes zwischen 150 und 500 € pro Monat und Pferd variieren. Legt man neben den variablen Kosten für Futter, Einstreu etc. auch die festen Kosten für bauliche Anlagen, Boden, Maschinen und Arbeitskräfte zu Grunde, so liegt der Aufwand pro Pferd und Monat bei ca. 200 bis 300 €. Schon bei einem Arbeitsaufwand von 10 Min. pro Tag kommt man auf einen Jahresarbeitsbedarf in Höhe von ca. 60 Stunden. Je nach Ausgestaltung der Haltungsbedingungen können auch bis zu 100 Stunden pro Pferd und Jahr zusammen kommen. Wer nicht vor dem Einstieg in die Pensionspferdehaltung scharf kalkuliert und vor allem die Bewertung seiner Arbeitszeiten vergisst, kann schnell in die Verlustzone abrutschen.
Pferdezucht als Alternative
Neben der Pensionspferdehaltung ist in vielen Bundesländern auch die Pferdezucht nach wie vor weit verbreitet. Die meisten eingetragenen Zuchtstuten in Niedersachsen finden wir bei den Hannoveranern mit 15.482 Stuten und den Oldenburgern mit 11.258 Stuten. Daneben tummeln sich zahlreiche andere Pferde-, Pony- und Kleinpferderassen auf den Weiden und den Ställen. Die niedersächsischen Verbände betreuen bei der Rasse Deutsches Reitpony 1.670 Stuten, bei den Isländern 900 Stuten und bei den Shetlandponys 670 Stuten. Der Trend der letzten Jahre zeigt immer noch eine negative Tendenz der eingetragenen Zuchthengste und –stuten auf. Die Züchter überlegen, welche und wie viele Stuten sie decken lassen. Die Aufzucht- und Ausbildungskosten können nicht immer über den erzielbaren Verkaufspreis gedeckt werden. Wenn die jungen Pferde nicht im Betrieb selbst eingeritten werden können, verschlingt die mehrere Monate dauernde Ausbildung schnell einige tausend Euro. Die Kosten für die Zuchtstute, die Fohlen- und Jungpferdeaufzucht belaufen sich auf ca. 6.000 bis 8.000 €. Bis das junge Pferd angeritten und damit zum Verkauf angeboten werden kann, muss man bei einem Warmblutpferd insgesamt mit ca. 12.000 bis 15.000 € kalkulieren. Natürlich sind dieses nur Anhaltswerte, die stark nach oben und ggf. auch nach unten variieren können.
Welches Pferd verlangt der Markt?
Jeder Züchter muss sich im Klaren sein, welchen Kunden er bedienen will. Jeder möchte natürlich das Spitzen-Pferd zum Spitzenpreis verkaufen. Zum Spitzensport gehören allerdings weniger als 10 % aller Reiter. Lt. einer Studie der FN (Ipsos-Studie) aus 2019 gibt es ca. 352.300 aktive organisierte Pferdesportler. Auch die Menschen, die keinem Reitverein angehören, wollen Pferde kaufen. Das verkaufsfähige Pferd soll gute Grundgangarten aufweisen, leichtrittig, vielseitig veranlagt, gesund und „klar im Kopf“ sein. Welcher durch den Beruf gestresste Freizeitreiter will beim Ritt durch die Natur schon ein Pferd reiten, das bei jedem auffliegenden Vogel sein Heil in der Flucht sucht. Neben der Qualität des Pferdes kommt es aber auch auf das passende Umfeld beim Verkauf an. Ein Züchter, der dem potentiellen Kunden das hoffnungsvolle Nachwuchstalent dreckig und ungepflegt aus dem Stall zieht, kann es erleben, dass der Kunde schnell den Hof verlässt.
Wer mit Pferden Geld verdienen will, braucht vor allem Sachverstand, Ideenreichtum und einen Blick für die Wünsche der Kunden. In Gegenden, in denen viele Pferde vorhanden sind, kommen selbst in schwierigen Zeiten immer neue Anlagen hinzu. Pauschale Berechnungen in der Pferdehaltung helfen dem investitionswilligen Betrieb nicht weiter. Nur individuell auf sein Umfeld ausgerichtet kann geklärt werden, ob dieser Betriebszweig, in welcher Ausrichtung auch immer, lohnt. Die Spannen bei den Kosten und Erlösen sind immens, auf jeden Fall erheblich größer als bei anderen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren.
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