Borkenkäferfangeinrichtung Trinet P hilfreich, aber kein Allheilmittel
In den vergangenen Jahren kam eine neuartige Borkenkäferfangeinrichtung häufig zum Einsatz. Das sogenannte Trinet P hat im Juli 2020 seine Zulassung verloren (Aufbrauchfrist Juli 2021). Drei Bezirksförster berichten über ihre Erfahrungen mit dem dreibeinigen System.
Gut zwei Jahre waren sie in vielen Fichtenbeständen in Niedersachsen in der Vegetationszeit ein stetiger Begleiter: Um die Ausbreitung des Borkenkäferbefalls zu bremsen oder gar zu stoppen, kamen vielfach neu entwickelte Fangsysteme zum Einsatz. Unter dem Namen „Trinet P“ auf den Markt gebracht, sollten die dreibeinigen Gestelle samt Netz und Pheromon bereits im Frühjahr die erste Welle der Borkenkäfer abfangen und so zum Schutz der angrenzenden Fichten beitragen. Für die Beschaffung der ein wenig an ein kleines Zelt erinnernden Fangsysteme wurden durch das Land Niedersachsen sogar Fördergelder zur Verfügung gestellt. 2019, im Jahr der Erstaufstellung, wurden die Materialkosten komplett vom Land übernommen. Nun läuft für das „Trinet P“ die Zulassung aus, im kommenden Jahr dürfen die Fallen deshalb nicht mehr aufgestellt werden. Überall im Land werden wie bei der FBG Lohne-Elbergen im Emsland nun die Fangsysteme abgebaut und eingelagert – eine Rückkehr ist ungewiss. Welche Erfahrungen haben Bezirksförster in den vergangenen zwei Jahren mit den Fallen gemacht? Lukas Frese, Friedrich Gleissner und Dieter Scholz berichten von ihren Erkenntnissen im Einsatz mit den Fallen und geben einen Ausblick.
Lukas Frese, Bezirksförsterei Lastrup
Die Bezirksförsterei Lastrup im Cloppenburger Land hat einen Fichtenanteil von rund 15 Prozent. „Die Bestände liegen fast immer in Streulage, es gibt allerdings auch einen größeren Fichtenwald mit etwa 50 Hektar“, erzählt Bezirksförster Lukas Frese. Die kleinteiligen Fichtenbestände erschweren den Aufbau einer Fanglinie, rund 40 Trinets kamen zum Einsatz. Dadurch konnte nach Einschätzung von Förster Frese die Borkenkäferpopulation punktuell gut abgeschöpft, eine Massenvermehrung aber nicht in jedem Fall verhindert werden. Positiv sieht der Forstmann vor allem den leichten Aufbau und Transport der Fallen, zudem konnte das Gestell wiederverwendet werden. „Ich habe die Fallenstandorte im Vorfeld markiert, das Aufstellen haben dann Waldbesitzer mit dem entsprechenden Sachkundenachweis übernommen“, berichtet Lukas Frese. In den Fallen sieht er insgesamt kein Allheilmittel – aber auf jeden Fall ein wichtiges Werkzeug zur Bekämpfung des Borkenkäfers.
Friedrich Gleissner, Bezirksförsterei Georgsmarienhütte
Deutlich höher stellt sich der Fichtenanteil in der Bezirksförsterei Georgsmarienhütte dar. „Vor den drei Trocken- und Borkenjahren hatten wir einen Fichtenanteil von etwa 65 Prozent Fichte, jetzt sind es immerhin noch rund 50 Prozent“, berichtet Bezirksförster Friedrich Gleissner. In dem meist eher steilen und unebenen Gelände ließen sich die zwischenzeitlich bis zu 150 Trinets gut aufstellen. „Die Wirkung würde ich insgesamt als hoch einschätzen, es spielen aber viele Faktoren eine Rolle. Böiger Wind etwa kann die Borkenkäfer an den Fallen vorbei in den Bestand drücken“, erklärt der Bezirksförster. Deshalb hält Gleissner auch ein intensives Monitoring in Kombination mit den Fangsystemen für wichtig, um kleinere Borkenkäfernester direkt beseitigen zu können. Mit dem Wegfall der Trinets im kommenden Jahr gewinnt hier die rasche Aufarbeitung des Schadholzes nochmals an Bedeutung. „Wir konnten viele Waldbesitzer für das Monitoring gewinnen. Diese großen Fichtenkomplexe kann nur die Gemeinschaft in Verbindung mit öffentlichen Mitteln wie für die Fallen erhalten. Wichtig ist auch der Einsatz fachlich gut ausgebildeter und insbesondere ortskundiger Unternehmer“, ist sich Friedrich Gleissner sicher.
Dieter Scholz, Bezirksförsterei Hils-Vogler
In Südniedersachsen betreut Dieter Scholz die Wälder innerhalb der Bezirksförsterei Hils-Vogler. Lag hier der Fichtenanteil zuvor noch bei etwa 30 Prozent, sind es nun noch rund 10 Prozent. „Kleinräumige Besitzstrukturen erschweren die Borkenkäferbekämpfung meist, Fichtenbestände gibt es in der Regel nur noch in Streulage“, berichtet Dieter Scholz. Anfangs hatte der Förster mit der Beschaffung der Trinets zu kämpfen, wie in anderen Bezirksförstereien auch waren die Fallen zunächst nur schwer zu bekommen – der Markt war wie leergefegt. Weil die Gestänge zunächst nicht in ausreichender Zahl verfügbar waren, griffen die Waldbesitzer auf ein Provisorium aus Dachlatten zurück. „Beim Aufbau hat sich gezeigt, dass die Überwachung durch eine Fachkraft erforderlich ist. Später waren die Netze der Fallen stellenweise schwarz vor Borkenkäfern. Eine Kontrolle ist hier unerlässlich!“, sagt Scholz, der seine Waldbesitzer auch über mehrere Vorträge über Borkenkäfer und Fangsysteme informiert hat. Damit die Fallen ihre Wirkung überhaupt entfalten können, sind laut Scholz „saubere“ Fichtenbestände eine Grundvoraussetzung. In den kommenden Jahren will der Bezirksförster mangels Alternative wieder vermehrt auf Fangholzhaufen setzen.
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