Schmetterlinge im Winterwald
Was flattert denn da? Schmetterlinge im November? – Kein Witz. Es ist die beste Zeit des Frostspanners. Förster Dieter Scholz, Bezirksförsterei Hils-Vogler-Ost, hat die kleinen Falter im Buchenwald aufgespürt.
Fliegende Schmetterlinge erwarten wir vom Frühling bis in den Herbst hinein, nicht aber im Winter. Doch auch in der Natur gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Für einige Schmetterling herrschen offenbar zu dieser Jahreszeit Wohlfühltemperaturen. Es sind die verschiedenen Arten des Frostspanners, denen man in der Dämmerung im Wald begegnen kann. Die Schmetterlinge schlüpfen erst zur Zeit der ersten Nachfröste (der Große Frostspanner eher), also ab Oktober bis in den Dezember hinein.
Warum Frostspanner?
Zur Familie der Spanner gehören der Große Frostspanner, der Kleine bzw. Gemeine Frostspanner und auch der Buchenfrostspanner. Allen gemein ist die namensgebende Raupe. Weil ihr die Bauchfüße fehlen, bewegt sie sich „spannend“, also durch abwechselndes krümmen und strecken, fort. Die meisten Spanner sind nicht tagaktiv, sondern fliegen in der Dämmerung oder nachts. Sitzen sie, haben sie ihre Flügel in der Regel ausgebreitet bzw. flach ausgestreckt.
Eine weitere Besonderheit der Frostspannerarten ist der ausgeprägte Sexualdimorphismus, das heißt, die Weibchen unterscheiden sich deutlich von den Männchen. Dies ist in der Natur relativ häufig und kann in unterschiedlicher Körpergröße, Färbung oder Organausbildungen ausgeprägt sein. Beispiele hierfür sind die prächtigen Geweihausbildungen der Rothirsch-Männchen sowie der Hirschkäfer-Männchen. – Die Weibchen dieser Arten erscheinen dagegen eher unscheinbar.
Der Dimorphismus beim Frostspanner zeigt sich im Wachstum der Flügel, das bei den Weibchen entweder gar nicht (Großer Frostspanner) oder nur rudimentär als Stummelflügel ausgeprägt ist und sie vollkommen flugunfähig macht.
Sind die Schmetterlinge geschlüpft, fliegen die Männchen in der Dämmerung in die Krone, während die Weibchen an den Stämmen emporkrabbeln. Nach der Begattung legen die Weibchen die Eier an den Knospen und in Rindenritzen der Krone ab. Die Schmetterlinge nehmen keine Nahrung zu sich, da sie nur verkümmerte Saugrüssel besitzen und sterben nach wenigen Tagen.
Die Überwinterung geschieht als Ei und rechtzeitig zum Blattausbruch schlüpfen die Raupen, die den eigentlichen Schaden durch den Fraß an den jungen Blättern verursachen. Nach dem Fraß seilen sich die Raupen in den Boden ab und verpuppen sich dort.
Nicht wählerisch
Häufig tritt ein Fraß der Frostspanner in Gesellschaft mit dem Eichenwickler auf, sodass es dann auch zu deutlichen Schäden durch Kahlfraß kommen kann. Während der Frostspanner in der Krone von unten nach oben frisst, ist dies beim Eichenwickler umgekehrt.
Ein einmaliger Kahlfraß führt noch nicht zum Absterben, sondern hat meist „nur“ Zuwachsverluste zur Folge. Bei mehrmaligem Fraß dagegen, kann es für den Baum gefährlich werden. Vor allem im Obstbau ist der Frostspanner bekannt und gefürchtet. Zur Überwachung werden an dem Stamm Leimringe angelegt, auf denen die emporkrabbelnden Weibchen kleben bleiben und so gezählt werden können. Im Forst gilt bis zu ein Weibchen pro cm Stammumfang als kritische Grenze. Massenvermehrungen sind allerdings nur in mehrjährigem Turnus zu beobachten und schnell wieder zusammengebrochen.
Frostspanner sind nicht auf eine einzige Baumart angewiesen, sondern kommen an verschiedenen Laubhölzern vor (polyphag). Allerdings bevorzugt der Große Frostspanner die Eichen, der Kleine die Hainbuchen und der Buchen- Frostspanner die Buchen.
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