Borkenkäfer - und wer sich ihnen entgegenstellt
Hektar um Hektar: Viele Fichtenbestände sind in den vergangenen Jahren verloren gegangen, häufig haben Buchdrucker und Kupferstecher dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Den stark angewachsenen Populationen dieser beiden Borkenkäferarten hatte viele Fichten im Zusammenspiel mit der anhaltenden Trockenheit nicht genug entgegenzusetzen. Es scheint fast, als hätten die kleinen Käfer im Wald keinen natürlichen Gegenspieler. Dieser Gedanke täuscht allerdings – verschiedene Tiere machen Jagd auf die unerwünschten Besiedler angeschlagener Fichten. Zu den wichtigsten Prädatoren, also Fressfeinden, zählt der nur unwesentlich größere Ameisenbuntkäfer.
Etwa sieben bis zehn Millimeter wird das Insekt groß, vor allem die schwarz-weiß-roten Deckflügel fallen schnell ins Auge. Optisch erinnert der Käfer stark an eine Waldameise, was sich auch in der deutschen Namensgebung wiederfindet. Ameisenbuntkäfer haben ein weites Verbreitungsgebiet, sie sind in Europa, Asien und Nordafrika anzutreffen. Weil sie früh als Nützling im Kampf gegen den Borkenkäfer erkannt wurden, wurde die Art auch nach Nordamerika eingeführt. In unseren Wäldern lassen sich die sechsbeinigen Jäger von Frühling bis Herbst beobachten- in der Regel vor allem dort, wo sie ihre Beute suchen. Das können befallene Fichten sein, aber auch Meterholz am Wegesrand oder Baumstümpfe.
Insbesondere, wenn Buchdrucker und Kupferstecher intensiv schwärmen, lassen sich auch Ameisenbuntkäfer häufiger beobachten. Die Käfer dringen dabei nicht in das Brutbild unter der Rinde ein, sondern erwischen ihre Beute schon auf dem Stamm. Die Borkenkäfer werden dabei mit den Mandibeln gepackt, die Vorderbeine helfen beim Fixieren der Beute. Interessant als Nahrung sind die weicheren Körperteile, deshalb werden Halsschild und Deckflügel entfernt. Mit etwas Geduld lässt sich dieser Vorgang auch im Wald beobachten, allerdings ziehen sich Ameisenbuntkäfer bei zu viel Bewegung in ihrem Umfeld schnell zurück.
Die Eiablage für die nachfolgende Generation erfolgt zwischen April und Juni – also dann, wenn auch Borkenkäfer intensiv neue Brutbäume besiedeln. Das Weibchen platziert die Eier in der Nähe von Borkenkäfergängen, die unter der Rinde verlaufen. Sind die Larven geschlüpft, machen sie Jagd auf die Larven der Borkenkäfer. Eier und Puppen werden ebenfalls gefressen. Im Herbst folgt die Verpuppung, im nächsten Frühjahr schlüpfen dann die Käfer.
Die Insekten lassen sich nicht nur an Fichten und anderen Nadelbäumen beobachten, auch Lockstoffe in unterschiedlichen Fallensystem ziehen Ameisenbuntkäfer an – Borkenkäfer-Pheromone haben also nicht nur auf Buchdrucker und Kupferstecher eine Wirkung.
In Hinblick auf Massenvermehrungen ihrer Beute sind Ameisenbuntkäfer allerdings nicht in der Lage, stark anwachsende Populationen einzudämmen. „Das ist ein Phänomen, das sich in der Natur häufiger beobachten lässt. Die Räuberpopulation ist kleiner als die Beutepopulation, deshalb kann der Ameisenbuntkäfer den Borkenkäfer auch nicht in die Schranken weisen. Kommt es bei den Borkenkäfern zu einer Massenvermehrung, ist ein Populationsanstieg bei den Ameisenbuntkäfern nur zeitverzögert zu beobachten“, erklärt der Göttinger Entomologe André Apel. Während der Jäger in diesem Fall jedes Jahr nur über eine Generation verfügt, können beim Borkenkäfer zwei und mehr Generationen heranwachsen. „Dennoch ist der Ameisenbuntkäfer sehr nützlich und kann immerhin einen gewissen Teil des Schadpotentials auffangen“, sagt Apel. Mit etwas Glück und Geduld lässt sich das beim nächsten Waldspaziergang gut beobachten.
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