Nutzungshinweise und Tipps zur Pferdeweide
Pferdeweiden richtig pflegen
Der Vegetationsbeginn im Grünland ist in diesem Jahr bereits im Februar erreicht worden und damit geht auch bald die Weidesaison wieder los. In diesem Frühjahr gilt es besonders, nach den sehr nassen Wintermonaten, den Zustand der Weideflächen zu bewerten und die entsprechenden Pflegemaßnahmen, bei Befahrbarkeit der Flächen, durchzuführen. Welche Pflegearbeiten jetzt anstehen, fassen wir nachfolgend zusammen.
Grünlandpflege von Pferdeweiden
Eine sorgfältige Weidepflege zu Vegetationsbeginn ist essenziell, um den Erfordernissen und Ansprüchen an die Pferdeweide zu entsprechen. In Abhängigkeit von der Art der Weidenutzung, des Haltungsverfahrens sowie von Tierbesatz und Rasse, haben Pferde unterschiedliche Ansprüche an die Weide als wesenliche Futterquelle.
Grundsätzliche Fehler bei der Weidepflege oder unterlassene Pflegemaßnahmen in der Vergangenheit können durch Standardpflegemaßnahmen wie Schleppen oder Nachsaaten im Frühjahr nicht ohne Weiteres kompensiert werden. Zu ungünstigen Pflanzenbestandsentwicklungen auf der Weide kommt es in der Praxis insbesondere durch nicht angepasstes Weidemanagement. Zu hohe Besatzstärken, zu lange Beweidungszeiten (Überweidung), zu kurze Regenerationszeiten der Narbe und eine überzogene Winterbeweidung sind häufig wesentliche Ursachen für die Entwicklung von Pflanzenbeständen, die aus Sicht der Tierernährung ungünstig zu beurteilen sind. Im Frühjahr ist ein gezieltes Grünlanmonitoring sinnvoll, um den aktuellen Zustand der Weideflächen bewerten zu können. Besonders nach den sehr nassen Wintermonaten, in den vielerorts Überflutungen und Staunässe dem Grünland stark zugesetzt haben. Wurde im Rahmen des Grünlandmonitorings ein vermehrtes Auftreten von Problemunkräutern wie Stumpfblättriger Ampfer, Distelarten oder Jakoskreuzkraut festgestellt, sind Bekämpfungsstrategien notwendig, weil die genannten Unkräuter ein sehr hohes Vermehrungspotential haben und sich schnell als konkurrenzstarke Lückenfüller ausbreiten können. Hier gilt im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzeansatzes: Wehret den Anfängen! Das heißt, sobald erste Pflanzen dieser unerwünschten Arten auftreten, sind diese durch Ausstechen oder Herbizide (wenn erlaubt) als Einzelpflanze zu bekämpfen.
Schleppen, Striegeln, Walzen und Nachsaat
Grundsätzlich sollten alle Plegemaßnahmen von Weiden erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Flächen gut abgetrocknet sind, da es sonst zu Verschmierungen von offenen Bodenstellen und Maulwurfshaufen kommt. Dadurch käme es nicht nur zur Futterverschmutzung, sondern auch zu oberflächlichen Bodenverdichtungen. Wenn eine effektive Entfilzung der Weidenarbe, beispielsweise bei starker Vermoosung oder abgestorbenem Pflanzenmaterial, im Vordergrund steht, kommt die Wiesenschleppe an ihre Grenzen. Der Grünlandstriegel kann hingegen mit zahlreichen stabilen Striegelzinken eine verfilzte Grünlandnarbe sehr wirkungsvoll auflockern. Mit dem Grünlandstriegel können, ähnlich wie mit der Wiesenschleppe, mehrere Pflegeziele in einem Arbeitsgang erreicht werden:
- Unkraut- und Ungrasbekämpfung
- Schaffen von Lücken für Nachsaaten
- Aufrauen der Bodenoberfläche für besseren Bodenkontakt für die Nachsaat
- Einebnen von Maulwurfshaufen (effektiv aber nur mit Planierschiene bzw. Erdleitblechen vor den Zinken)
- Durchlüften und Entfilzen der Grasnarbe
- Anregung der Bestockung von Gräsern.
Damit gehört der Grünlandstriegel zu den wichtigsten Pflegegeräten auf dem Grünland. Durch das Striegeln werden Lücken geschaffen, die unbedingt über eine Nachsaat mit geeignetem und möglichst empfohlenen Arten und Sorten geschlossen werden sollten. Denn wer eine lückige Narbe sich selbt überlässt und allein auf das Regenerationsvermögen des Pflanzenbestandes hofft, der muss mit starker Ausbreitung von unerwünschten Arten rechnen.
Das Walzen sorgt vor allem nach Wechselfrösten auf stark humosen Böden (humose Sandböden, Anmoore, Niedermoore) für einen guten Bodenschluss. Bei aufgefrorenen Böden ist zum einen der kapillare Wasseraufstieg gestört, zum anderen werden durch starke Frostwirkung die Wurzeln der Gräser von den Bodenaggregaten regelrecht abgerisen und können ungünstigenfalls absterben, wenn der Bodenschluss nicht wieder hergestellt wird. Im Frühjahr eignet sich die schwere Wiesenwalze (1 bis 1,5 t je Meter Arbeitsbreite). Sie sollte jedoch keinesfalls auf nassen Böden zum Einsatz kommen, da es sonst zu temporären Verdichtungen und einem gestörten Luft-Wasserhaushalt im Boden und damit zu Wachstumshemnissen des Grünlandes kommt. Die Fahrgeschwindigk beim Walzen sollte 4 km/h nicht überschreiten.
Langsam auf Beweidung vorbereiten
Der Weideaustrieb und der damit zusammenhängende Futterwechsel bedeuten aus ernährungsphysiologischer Sicht Stress für die Tiere. Ein abrupter Futterwechsel hin zu ausschließlich jungem Weidegras führt aufgrund der hohen Verdaulichkeit, der hohen Zucker- und Proteingehalte und des geringen Rohfasergehaltes im Gras nicht selten zu Verdauungs- und Stoffwechselstörungen. Mit dem Älterwerden der Bestände kehren sich die Verhältnisse um. Pferde benötigen vor allem rohfaserreiches Futter, aber vergleichsweise wenig Eiweiß und Kohlenhydrate. Derartiges Futter findet sich auf der Weide selten, allenfalls bei Grasbeständen ab dem Blühstadium. Für die Weidenutzung wäre das deutlich überständiges Futter. Gute Grasnarben erfordern hingegen eine Nutzung im jungen Zustand, ausreichend Ruhezeiträume und keinen zu tiefen Verbiss. Somit passen die Anforderungen der Pferde an das Grünland und die Erfordernisse für hochwertige Grasnarben nicht gut zusammen. Eine Vereinbarkeit gelingt nur mit einem überlegtem Weidemanagement einerseits und Zufütterungsmaßnahmen andererseits.
Auf veränderte Nährstoffzusammensetzung richtig reagieren
Im Vegetationsverlauf kommt es mit jedem neuen Grasaufwuchs zu Veränderungen in den Anteilen wertbestimmender Nährstoffe. Allgemein enthalten Grasbestände in der zweiten Vegetationshälfte und vor allem am Ende der Weidesaison mehr Rohprotein als im Frühjahr. Unter diesen Bedingungen ist sowohl eine entsprechende Zufütterung mit Raufutter (Heu, Futterstroh) als auch mit Ergänzungs- und Leistungsfutter erforderlich. Hinzu kommt, dass sich, je nach Witterung und Pflanzenbestand, die Verdaulichkeit und der Energie-, Rohprotein- und Rohfasergehalt verändern. Da die Gehalte der Inhaltsstoffe im Weidegras neben Witterung und Bestandeszusammensetzung auch vom Standort und der Düngung abhängig sind, wird eine regelmäßige Analyse des Weideaufwuchses empfohlen, um darauf basierend die Zufutterrationen optimal anpassen zu können.
Die Landwirtschaftskammern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben in Zusammenarbeit mit den Universitäten Göttingen und Halle ein praxisorientiertes Handbuch erarbeitet, das umfassend alle wichtigen Aspekte beleuchtet, die dazu beitragen, auf Weideflächen Pflanzenbestände zu entwickeln, die die hohen Ansprüche des Pferdes an Auslauf und Futtergrundlage gleichermaßen erfüllen. Das Praxishandbuch Grünland für Pferde richtet sich nicht nur an interessierte Pferdehalter*innen, sondern auch an Berater*innen, Berufs- und Fachschulen sowie an landwirtschaftliche Lohnunternehmen. Inhaltlich setzt sich das Handbuch zunächst mit den differenzierten Anforderungen und Ansprüchen des Pferdes an die Weide auseinander. Des Weiteren werden die komplexen Zusammenhänge von Standort, Weidemanagement und Pflege und deren Einfluss auf die Pflanzenbestandsentwicklung erläutert. Ein wesentlicher Teil des Handbuches Grünland für Pferde beschäftigt sich mit dem Spektrum der verschiedenen Pflegemaßnahmen sowie der Düngung von Pferdeweiden. Die vielen praktischen Hinweise über die Ziele und Verfahren von Pflege und Düngung, sollen zu einem besseren Verständnis dieser vegetationssteuernden Maßnahmen beitragen. Weiterhin zeigt das Handbuch verschiedene ernährungsphysiologische und gesundheitliche Risikobereiche auf, die sich aus der Weidehaltung mit Pferden ergeben können und leitet daraus Handlungsoptionen der Gefahrenvermeidung ab.
Sie können das Praxishandbuch für 15,00 € zuzüglich Versand beim Fachbereich Grünland und Futterbau per Mail bei Frau Brunßen-Gerdes bestellen: annegret.brunssen-gerdes@lwk-niedersachsen.de.
Fazit
- Ein früher Start in die Weidesasion mit Beginn der Vegetationsperiode bietet viele Vorteile bei Einhaltung ernährungsphysiologischer, tiergerechter und pflanzenbestandsregulierender Aspekte.
- Ein langsames Anweiden über 3 bis 4 Wochen sollte bei ausreichendem Strukturausgleich durch hochwertiges Heu oder Futterstroh und bedarfsangepasster Zufütterung durch Kraftfutter, insbesondere in der Phase des Anweidens, beachtet werden.
- Behalten Sie den Grünlandbestand stets im Blick (Grünlandmonitoring) und achten Sie auf Pflanzen- und Gräserarten, die gesundheitsschädigende Wirkungen im Frischfutter oder auch konserviertem Futter haben.
- Sobald die Flächen befahr sind, stehen wichtige Pflegemaßnahmen im Grünland an, um den Erfordernissen und Ansprüche an die Pferdeweide zu entsprechen.
Kontakte
Felicitas Kaemena
DBU Projekt Naturschutzhöfe Ostfriesland, Grünland
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![Eine mindestens 6- und bei Altgrasbeständen auch 8-fache Umwickelung reduziert die Gasdurchlässigkeit und mindert den Anteil an Störkeimen. - © Dr. Christine Kalzendorf Rundballen](/cache/images/A5FF6057518B5E70241DCDD4A63978B55D61EA91F6E170B819265D1EFFD4E8AA.jpg)
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