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Lupinen für Rinder und Schweine

Webcode: 01043159
Stand: 14.06.2024

Über Körnerleguminosen als heimische Eiweißfuttermittel wird viel diskutiert. Projekte wie das Legunet oder die Bundes-Eiweißpflanzenstrategie wollen ihren Einsatz fördern.  Trotz der bekannten Vorteile wie die Fruchtfolgeauflockerung, der hervorragende Vorfruchtwert oder auch der Einsatz von GVO-freien, regionalen Eiweißkomponenten ist jedoch die Verfügbarkeit dieser altbekannten Futtermittel sehr überschaubar. Durch die Züchtung anthraknosetoleranter Sorten rückten die Blauen Süßlupinen stärker in den Fokus. Seid wenigen Jahren sind auch anthraknosetolerante Sorten der Weißen Lupine auf dem Markt. Ihre Ertragserwartungen sind höher als bei den Blauen Lupinen. Im Vergleich zu 12.300 ha Ackerbohnen und Erbsen ist der Lupinenanbau in Niedersachsen bisher bescheiden.

Tabelle 1: GAP-Flächen (ha) in Niedersachsen

 

2023

2022

       2021

Süßlupinen

1.594

2.067 1)

1.655

1) Anbaufläche in Deutschland: 32.000 ha im Jahr 2022 (Destatis)

 

Wie proteinreich sind Lupinen?

Die UFOP-Praxisinformation 2020 (Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen) gibt für Blaue Lupinen 289 g Rohprotein und für Weiße Lupinen 339 g je kg an. Die Landessortenversuche der letzten vier Jahre weisen gleiche Rohproteingehalte für Blaue und Weiße Lupinen aus.

 

Tabelle 2: Rohproteingehalte von Lupinen (LSV Niedersachsen)

Ernten 2019 bis 2023

Rohprotein-Gehalte

(g/kg, 88 % TM)

Blaue Lupine

292

Weiße Lupine

293

 

Das in den Jahren 2015 bis 2017 bundesweit durchgeführte UFOP-Monitoring zeigt deutliche Schwankungen in den Nährstoffgehalten (Tabelle 3). Lupinen sind eiweißreicher als Ackerbohnen und Erbsen und enthalten deutlich mehr Fett und Rohfaser, aber keine Stärke, auch wenn die Laborbefunde diese ausweisen. Die Analysen dürften nur Blaue Lupinen betreffen.

 

 

 

 Tabelle 3: Futterwert von Lupinen (UFOP, Angaben je kg, 88 % TM)

 

Einheit

Lupinen (n = 77)

Rohprotein

g

287

(214-345)

Rohfaser

g

138

(89-182)

Rohfett

 

g

54

(35-80)

ME Rind

MJ

12,4

(12,1-12,8)

NEL Rind

MJ

7,8

(7,7-8,1)

ME Schwein

MJ

12,5

(12,2-12,8)

nXP

g

188

(167-204)

RNB

g

16

(7-23)

aNDFom

g

219

(171-300)

ADFom

g

192

(146-255)

Ca

g

2,5

(1,7-3,4)

P

g

4,5

(3,4-5,7)

  

Aus neueren Untersuchungen ergeben sich UDP-Anteile von 17 bzw. 23 % bei einer Passagerate im Pansen von 5 bzw. 8 % je Stunde. In Untersuchungen mit Blauen Lupinen konnte eine thermische Behandlung (Toasten) den UDP-Anteil um ca. 10 % erhöhen.

 

In der Schweinefütterung sind nicht die Rohproteingehalte entscheidend, sondern die Gehalte an Aminosäuren und deren Verdaulichkeit. Im Vergleich zum HP-Sojaschrot enthalten Lupinen deutlich weniger Aminosäuren. Die Verdaulichkeiten ähneln aber- abgesehen vom Methionin- denen vom Sojaschrot.

 

Tabelle 4: Aminosäuren im Vergleich

 

 

       Lupinen

       HP-Sojaschrot

 

         Aminosäuren

     Aminosäuren

 

Gehalt

  g/kg

Verdaulichkeit

%

Gehalt

g/kg

Verdaulichkeit

%

Lysin

Methionin

Threonin

14,0

1,8

10,5

84

81

83

29,0

6,2

18,9

        87

        88

        86

 

Alkaloide in Lupinen – drei Fütterungsversuche

Wenn über die Höhe des Einsatzes von Lupinen diskutiert wird, werden auch immer wieder antinutritive Substanzen wie Alkaloide oder Trypsininhibitoren ins Feld geführt. Analysen der Weißen Lupinen zeigen höhere Alkaloidgehalte, die möglicherweise den Einsatz in der Fütterung beschränken können. Neben der Lupinenart und -sorte beeinflussen auch die Witterung und der Standort die Höhe der Alkaloidgehalte. Ein Grenzwert für Alkaloide in Futtermitteln existiert bisher nicht, aber ein Richtwert von < 0,5 % Chinolizidinalkaloiden. Die Analyse von Alkaloiden ist sehr teuer und wird nur von wenigen Laboren angeboten. Zudem gibt es weit mehr als 100 bekannte Lupinenalkaloide.

 

Laut BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) geht ein geringer Teil der Alkaloide bei der Verfütterung an Kühe in die Milch über. In der TH Bingen wurde dazu ein Versuch mit den Sorten Celina und Frieda der Weißen Lupine durchgeführt. Die Menge an Lupinen wurde schrittweise bis auf 1,2 kg je Kuh und Tag erhöht. Der Alkaloidgehalt im Lupinenschrot lag mit 863 mg/kg TM deutlich über dem erwarteten Wert von 500 mg/kg TM. Der Transfer von Alkaloiden in die Milch wurde schon bei einem sehr geringen Lupinenanteil nachgewiesen. Mit zunehmendem Lupineneinsatz stieg auch der Alkaloidgehalt in der Milch, während der Transfer vom Futter in die Milch mit steigendem Anteil an Lupinen in der Gesamtration sank.

 

In zwei Mastversuchen im VZBL Haus Düsse und in der LLG Iden wurde die Sorte Celina bis max. 20 % in der Endmast eingesetzt. Der Alkaloidgehalt der Weißen Lupine betrug 584 mg/kg TM und wurde mit der Trockenheit zur Aussaat zusammen mit Hitze im Sommer erklärt. Ab einem Lupinenanteil von 10 % sank die Futteraufnahme, und ab einem Anteil von 15 % gingen die Tageszunahmen signifikant zurück.

 

Ob sich das Alkaloidmuster durch die Zucht auf Anthraknosetoleranz geändert hat, sollte weiter erforscht werden. Ebenso sind weitere Untersuchungen zum Themenkomplex Alkaloide in Süßlupinen erforderlich, um ggf. die Einsatzempfehlungen anzupassen.

 

In den vergangenen Jahren wurden in einigen Versuchen Lupinen erfolgreich in der Rinder- und Schweinefütterung eingesetzt.

 

Versuche mit Blauen Lupinen

Eine Kombination aus Blauen Lupinen und Rapsschrot wurden in einem Idener Versuch mit Rapsschrot als alleinigem Eiweißfuttermittel verglichen (Tabelle 5). Je Kuh und Tag wurden etwa 2,5 kg Lupinen verfüttert. Zwischen den Gruppen gab es keine signifikanten Leistungsunterschiede.

 

Tabelle 5: Milchkuhversuch in Iden (Meyer und Engelhard, 2016)

 

         Lupinen + Rapsschrot

Rapsschrot

TM-Aufnahme          kg

   25,5

  26,1

ECM                        kg                    

  40,6

  42,0

Milchharnstoff          mg/l

  198

  192

 

In einem älteren Versuch von Engelhard et al. (2005) wurden hydrothermisch behandelte Lupinen im Vergleich zu einer Proteinergänzung aus Rapsschrot und Lupinen getestet.

 

Tabelle 6: Lupinen als alleinige Eiweißkomponente (Engelhard et al., 2005)

 

        Lupinen

       4,5 kg/Tag

       2,5 kg Lupinen +

    2,0 kg Rapsschrot/Tag

TM-Aufnahme             kg

       21,7a

       23,3b

ECM                            kg                    

      35,7

     38,1

Milcheiweiß                 kg

       1,16a

      1,27b

 

Der Unterschied in der Milchleistung war nicht abzusichern. Die Kühe der Lupinengruppe nahm aber weniger Trockenmasse auf und produzierten weniger Milcheiweiß.

 

In einem Versuch der LWK Niedersachsen wurden an Mastschweine anfangs 15 % und ab 60 kg 20 % Lupinen verfüttert. Die Lupinen-Gruppe erreichte gleich hohe Leistungen wie die Kontrollgruppe mit Extraktionsschroten als Eiweißkomponenten. Die Indexpunkte/kg Schlachtkörpergewicht lagen bei den mit Lupinen gefütterten Tieren mit 1,011 auf einem hohen Niveau, unterschieden sich aber signifikant von der Kontrollgruppe.

 

Tabelle 7: Mastschweineversuch in Quakenbrück (Meyer und Vogt, 2015)

 

 

Kontrolle

Lupinen

Tageszunahmen

Futterverbrauch/kg Zuwachs

Futteraufnahme/Tag

Indexpunkte/kg

g

kg

kg

           967

          2,57

         2,48

          1,022a

975

2,56

2,50

1,011b

 

In der Schweinefütterung können folgende Anteile an Lupinen eingesetzt werden:

Ferkel bis 15 kg LM 5 %, ab 15 kg LM 10 %; Mastschweine 15 % (AM), 20 % (EM); laktierende Sauen 10 %, tragende Sauen 15 %

Die Empfehlungen gelten für Lupinen mit geringen Alkaloidgehalten.

 

Was dürfen Lupinen kosten?

In der landwirtschaftlichen Fachpresse werden Preise für Körnerleguminosen bisher eher selten notiert. Häufig dient der Getreidepreis zur Orientierung. Erfolgt die Berechnung der Preiswürdigkeit in der Milchkuhfütterung auf Basis der Wert bestimmenden Gehalte an nXP und NEL, dürfen Lupinen etwa 30,70 €/dt kosten, wenn der Preis für Rapsschrot 35 €/dt und für Weizen 25 €/dt beträgt.