Standortpotential ausschöpfen - Anbautipps Ackergrasmischungen
Für das Erreichen eines hohen Ertrags- und Qualitätsniveaus für die Milchviehfütterung kommt im Ackerfutterbau das ‘Ackergras‘ oder ‘Feldgras‘ zum Einsatz. Damit ist der Anbau von Mischungen gemeint, die bei einer Anbaudauer von bis zu fünf Jahren in der Regel Deutsches Weidelgras, Bastardweidelgras, Einjähriges Weidelgras und Welsches Weidelgras enthalten. Was ist bei dem Anbau dieser Gräser zu beachten?
Mit 59.600 ha in Niedersachsen wird auf etwa 8 % der gesamten Grünlandfläche in Niedersachsen Ackergras angebaut. Für Futterbaubetriebe erhöht der Anbau von Ackergras-Gemengen die Vielfalt in der Futterfruchtfolge und kann den Krankheits- und Unkrautdruck reduzieren. Diese Diversifizierung des Anbaus bedeutet vor dem Hintergrund des Klimawandels und der damit einhergehenden unsicheren Futterproduktion eine höhere Futtersicherheit.
Ackergras stellt keine hohen Ansprüche an die Bodenart und wächst grundsätzlich am besten auf allen ackerfähigen Standorten mit pH-Werten zwischen 5,5 und 6,5. Aufgrund des hohen Wasserbedarfes ist auf eine gute Wasserversorgung zu achten. Aber auch auf zu Trockenheit neigenden Standorten kann durch eine geschickte Arten- und Mischungswahl eine hohe Ertragssicherheit gewährleistet werden.

Bei ein- oder überjähriger Nutzung empfiehlt sich der Anbau des Welschen, Einjährigen oder Bastardweidelgrases, denn die mehrmalige Nutzung dieser Gräser beeinträchtigt die Überwinterungsfähigkeit und die Ausdauer enorm, mit einem daraus resultierenden starken Ertragsabfall im zweiten Nutzungsjahr. Welsches Weidelgras hat ein sehr hohes Zuwachspotential mit hohen Zucker- und Energiegehalten. Nachteilig ist jedoch die geringe Nutzungselastizität, das heißt, eine zu späte Nutzung resultiert in großen Einbußen in der Qualität. Das Einjährige Weidelgras bildet die ganze Vegetationsperiode hindurch generative Triebe, sodass auch hier mit hohen Qualitäten gerechnet werden kann, jedoch ebenfalls mit einer geringen Nutzungselastizität. Als Kreuzung zwischen dem Welschen und dem Deutschen Weidelgras bildet das Bastardweidelgras sehr hohe Erträge. Durch den hohen Stängelanteil kann das Bastardweidelgras als ein strukturreicher Partner in der Mischung wirken. Bei mehrjähriger Nutzung wird der Anbau von Mischungen mit dem ausdauernden Deutschen Weidelgras (DW) empfohlen. Mischungen, die DW enthalten, bilden bei entsprechender Nutzung eine dichtere und trittfestere Grasnarbe, sodass diese auch zur Beweidung geeignet sind.
Sortenwahl
Von den Landwirtschaftskammern geprüftes und zertifiziertes Saatgut stellt eine hohe Qualität dar, da dieses Saatgut in unabhängigen Anbauversuchen hinsichtlich Ertrag, phänologischer Entwicklung und Rostresistenz auf ihre Anbauwürdigkeit getestet wurde. Die Ergebnisse der Versuche können in Form von Sortenempfehlungen dem Faltblatt für Ackerfuttermischungen entnommen werden, das kostenlos bei den Norddeutschen Landwirtschaftskammern zu erhalten ist. Bei der Sortenempfehlung sind sowohl diploide (d) als auch tetraploide (t) Sorten berücksichtigt. Im Vergleich zu diploiden Sorten zeichnen sich tetraploide Sorten durch kräftigere Einzelpflanzen mit geringerer Triebdichte, höheren Zuckergehalten, jedoch geringeren Trockensubstanzgehalten aus. Weiterhin ist die Energiekonzentration in tetraploiden Sorten höher als bei den Diploiden.
Mischungsauswahl
Je nach Nutzungsziel werden unterschiedliche Mischungen mit variierenden Anteilen verschiedener Ackerfuttergräser empfohlen (siehe Tabelle 1, ohne Leguminosen). Wenn die Aussaat einer Winterzwischenfrucht mit Nutzung des ersten Schnitts zum Beispiel vor dem Maisanbau geplant ist, empfiehlt sich die Qualitätsstandardmischung A1WZ mit 100 % Welschem Weidelgras. In diese Mischung sollten erstschnittbetonte Sorten eingemischt werden.
Bei der Mischung für den überjährigen Anbau wird die Mischung A1 mit 100 % Welschem Weidelgras verwendet. Im Gegensatz zur A1WZ sollte hier bei der Sortenwahl weniger auf die Erstschnittbetonung sondern vorwiegend auf den Jahresertrag geachtet werden.
Bei der über- bis mehrjährigen Nutzung kommt zu 100 % das ausdauernde Deutsche Weidelgras zum Einsatz (Mischungen A5 und A5 spät). Aus Gründen der Risikostreuung sollte der Anbau innerhalb einer Mischung mit mindestens drei ertragreichen Sorten durchgeführt werden. Weitere Informationen zu Mischungs- und Sortenempfehlungen befinden sich in dem Faltblatt der Norddeutschen Landwirtschaftskammern, in denen neben Informationen zu Mischungen ebenfalls die Ergebnisse mehrjähriger Sortenuntersuchungen des Bastard- und Einjährigen-Weidelgrases gegeben werden.

Leguminosenbeimengung
Bei der über- bis mehrjährigen Nutzung kann dem ausdauernden Deutschen Weidelgras (Mischungen A5 und A5 spät) zur Steigerung des Proteingehaltes und der Nutzungselastizität Weißklee beigemengt werden (ca. 2 kg/ha). Der Mischung A1 kann bei reduzierter Stickstoffdüngung Rotklee beigemengt werden, um Düngungskosten einzusparen und zur Humusmehrung beizutragen (20 kg/ha A1 + 10 kg/ha Rotklee). So können je Prozent Ertragsanteil Rotklee ca. 3 - 5 kg Stickstoff pro ha eingespart werden. Bei dem Anbau von Kleegasmischungen ist zu beachten, dass diese hohe Ansprüche an den pH-Wert des Bodens stellen. Weitere Mischungs- und Sortenempfehlungen zum Kleegras-, Luzerne- und Sommerzwischenfruchtanbau befinden sich ebenfalls in dem Faltblatt der Norddeutschen Landwirtschaftskammern.
Aussaat und Aussaattermin
Die Aussaat sollte als Blanksaat in ein feinkrümliges und nicht verdichtetes Saatbett erfolgen. Das Saatgut sollte nicht tiefer als 1 - 2 cm abgelegt werden und der Reihenabstand maximal 12 - 15 cm betragen. Die empfohlenen Aussaatmengen betragen je nach Mischung zwischen 30 - 40 kg pro ha. Für die Bemessung der Aussaatstärke ist die Ploidie als Sortenmerkmal wichtig, denn tetraploide Sorten haben ein höheres Tausendkorngewicht (TKG). Beim Deutschen Weidelgras beispielsweise beträgt das TKG bei diploiden Sorten 1,5 - 2,5 g und bei tetraploiden Sorten 2,5 - 4,5 g. Beim Welschen Weidelgras kann das TKG von tetraploiden Sorten bis zu 6,0 g betragen.
Im Frühjahr sollte die Ansaat möglichst früh erfolgen, um ausreichend Boden-Feuchtigkeit aus den Wintermonaten und ein gutes Auflaufen der Saat zu gewährleisten, bevor es zu einer eventuellen Frühjahrstrockenheit kommt (vor allem auf leichten sandigen Standorten).
Bis Ende September sollte die Aussaat von Ackergrasmischungen mit Leguminosen aufgrund der langsamen Entwicklung der Leguminosen abgeschlossen sein. Bei Ackergrasmischungen mit Deutschen Weidelgras kann die Aussaat bis Mitte Oktober erfolgen. Bei dem Anbau von Mischungen reinen Welschen Weidelgrases ist eine Aussaat auch bis Ende Oktober möglich, wobei hier die Unsicherheit witterungs- bzw. temperaturbedingt zunimmt. Grundsätzlich ist der Aussaattermin so zu wählen, dass die Bestände gut entwickelt mit einer Wuchshöhe von etwa 10 cm in den Winter gehen. Bei größeren Wuchshöhen besteht die Gefahr, insbesondere bei dem Welschen Weidelgras, von Fusariumbefall. Hier sollte in jedem Fall eine bestandsregulierende Maßnahme, also ein Schnitt vor dem Winter, in der frostfreien Zeit durchgeführt werden.
Kurz gelesen
Mit der richtigen Mischungs- und Sortenwahl kann der Grundstein für eine erfolgreiche Grundfutterproduktion im Ackergrasanbau gesetzt werden. Es ist besonders darauf zu achten, dass die eingemischten Sorten von den Landwirtschaftskammern unabhängig geprüft und empfohlen werden. Umfangreiche Informationen und Empfehlungen zur Mischungs- und Sortenwahl können aus dem Faltblatt der Qualitätsstandardmischungen für den Ackerfutterbau der Norddeutschen Landwirtschaftskammern entnommen werden.
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