Sichere Futterbasis mit Winterzwischenfrüchten
Den Wintervorrat an Grundfutter für Rindvieh haltende Betriebe hinreichend abzusichern, ist, nicht mehr in jedem Jahr selbstverständlich. Die zurückliegenden Jahre haben das, bedingt durch den Klimawandel, deutlich gemacht. Umso mehr gilt es, alle weiteren Stellschrauben an Anbausystemen zu nutzen, die gutes Futter in Quantität und Qualität ermöglichen. Die für die Praxis bedeutsamsten Winterzwischenfrüchte zur Futternutzung werden nachfolgend vorgestellt.
Wie schnell Futterreserven durch den Klimawandel aufgebraucht sind, haben die zurückliegenden Jahre sehr deutlich gemacht. Dabei waren nicht allein Dürrephasen für den Ausfall der Futterproduktion verantwortlich, sondern auch Schädlinge wie Mäuse und Tipula.
Umso notwendiger ist es, derartige Situationen mit ins Kalkül für die Futterplanung zu nehmen.
Winterzwischenfrüchte zur Futternutzung profitieren von der Winterfeuchte. Damit ist in aller Regel ein ertragreicher Aufwuchs im zeitigen Frühjahr gesichert. Erfolgt die Ernte zum optimalen Schnittzeitpunkt sind zudem gute Nährstoff- und Energiewerte für das erste Frischfutter zu erwarten.
Im Vergleich zu den Sommerzwischenfrüchten ist die Artenwahl zwar geringer, doch mindert sich das Anbaurisiko. Auch bei den späten Saaten im September/ Oktober kann im Allgemeinen, unter anderem aufgrund zunehmend milderer Herbst- und Wintertemperaturen, von guten Wuchsbedingungen ausgegangen werden. Bei den Winterzwischenfrüchten zur Futternutzung kommt dem Welschen Weidelgras eine vorrangige Bedeutung zu, gefolgt von dem Grünroggen und dem Landsberger Gemenge.
Im Allgemeinen wird für das Welsche Weidelgras ein Saatzeitraum von Anfang bis Mitte September empfohlen. Spätere Saattermine bergen das Risiko einer unzureichenden Vorwinterentwicklung und könnten Auswinterungsschäden sowie Ertragseinbußen zur Folge haben.
In den zurückliegenden Jahren musste oft aufgrund der Trockenheit in der ersten Septemberhälfte anders verfahren und später im September oder gar noch Anfang Oktober gedrillt werden. Die Entscheidung war in den meisten Fällen in unserer Region richtig, denn so wurde mit einsetzenden Niederschlägen eher ein gleichmäßiger sowie zügiger Aufgang der jungen Saaten begünstigt und der Unkrautentwicklung zugleich entgegengewirkt. Zudem war der Herbst in den letzten Jahren durch milde Temperaturen geprägt, was trotz der Kurztagsbedingungen die Anfangsentwicklung der Bestände begünstigt hat.
Achten Sie vor dem Hintergrund der zunehmenden Witterungsextreme vor allem darauf, den Saattermin so im September zu legen, dass möglichst nach der Saat durch Niederschläge ausreichend Bodenfeuchte gegeben ist, die den Aufgang begünstigt.
Um die Masse- und Ertragsbildung abzusichern, stehen für den Anbau des Welschen Weidelgrases als Winterzwischenfrucht spezielle Mischungen mit der Bezeichnung „A1 WZ“ zur Verfügung. Diese Mischungen enthalten vorrangig ertragreiche, erstschnittbetonte Sorten mit guter Winterhärte. Aktuell werden hierzu die in Tabelle 1 aufgeführten Sorten empfohlen. Wenn Sie bei dem Kauf der A1 WZ-Mischung zusätzlich auf das Siegel der Freiwilligen Mischungskontrolle achten, ist damit gesichert, dass die Sackware die im nordwestdeutschen Raum empfohlenen Sorten enthält.
In günstigen Anbaulagen ist die optimale Schnittreife bereits ab der dritten Aprildekade erreicht. Hierbei sind Ertragsleistungen bis zu 70 dt TM/ha durchaus möglich.
Der raschwüchsige Grünroggen ist gleichfalls eine beliebte Winterzwischenfrucht. Die kälteverträgliche Pflanze hat das Vermögen, bei relativ später Saat bis Mitte Oktober, noch zu einer beachtlichen Herbst- und Winterentwicklung zu gelangen. Für eine gleichmäßige Entwicklung empfiehlt sich eine mitteltiefe Pflugfurche und ein feinkrümeliges Saatbett.
Grünroggen ist durch eine sehr kurze Vegetationszeit im Frühjahr von 45 bis 60 Tagen und eine sehr rasche Ertragsbildung charakterisiert. Damit ist es möglich, bereits im April schon weide- bzw. silierfähiges Frischfutter zur Verfügung zu stellen. Vor allem auf leichten und zur Frühjahrestrockenheit neigenden Standorten wird die relativ anspruchslose Getreideart geschätzt. Spezielle Grünroggensorten bieten dabei eine besonders rasche Jugendentwicklung und etwa 20 % höhere Erträge. Soll ein hoher Futterwert erzielt werden, ist eine optimale Vorwinterentwicklung sowie eine Ernte ab Schoßbeginn spätestens aber ab Grannenspitzen erforderlich. Die Energiekonzentration liegt bei optimalen Schnittterminen bei 6,2 MJ NEL/kg TM. In aller Regel liegen dann die auf Trockenmasse bezogenen Rohfasergehalte in dem Bereich zwischen 22 bis 23 % und die Rohproteingehalte zwischen 15 und 17 %. Mit dem Ährenschieben nehmen die Verdaulichkeit und der Futterwert des Roggens erheblich ab.
Für eine fehlgärungsfreie Silierung ist ein Anwelken auf Trockenmassegehalte von mindestens 28 % anzustreben, wenn es die Witterungsbedingungen erlauben. Andernfalls ist das Futter frisch zu bergen, wobei mit erhöhtem Sickersaftanfall zu rechnen ist.
Zu einer von den Praktikern geschätzten Mischung für den Winterzwischenfruchtanbau gehört gleichfalls das Landsberger Gemenge. Es setzt sich aus Inkarnatklee, Welschem Weidelgras und Winterwicke zusammen. Mit der zusätzlichen Einbindung von Leguminosen ist ein guter Futterwert, viel Rohprotein und eine gewisse Nutzungselastizität zu erwarten. Darüber hinaus punktet die Mischung durch ihre Artenvielfalt. Damit alle drei Arten der Mischung gute Entwicklungsbedingungen haben, sollte das Landsberger Gemenge Ende August bis Anfang September gesät werden. So haben auch der Klee und Wicke die Chance, sich bis zum Winter, trotz langsamer Anfangsentwicklung hinreichend zu etablieren. Bei wüchsigem Herbstwetter kann sogar noch eine Beweidung möglich sein.
Vergleichbar mit Welschem Weidelgras, ist der Anbau von Landsberger Gemenge bevorzugt auf besseren Standorten mit guter Wasserversorgung zu empfehlen. Milde Klimaverhältnissen begünstigen die Entwicklung der Leguminosen. Zu bedenken ist, dass die Saatgutkosten für das Landsberger Gemenge 50 – 80 % über denen des Welschen Weidelgrases liegen. Allerdings benötigt das Landsberger Gemenge wegen des hohen Leguminosen Anteils keine oder bestenfalls nur eine verhaltene Stickstoffdüngung (60 kg N/ha im Frühjahr).
Der optimale Mahdtermin ist mit Beginn der Inkarnatkleeblüte und damit etwa ab 10. Mai gegeben. Es empfiehlt sich, die volle Entwicklung der beiden Leguminosenarten und damit den Wachstumsschub durch den Temperaturanstieg Anfang Mai noch abzuwarten. So wird nicht nur ein höherer Ertrag, sondern auch ein besserer Futterwert erzielt. Wird das Landsberger Gemenge bereits Ende April geerntet, so lassen sich die futterbaulichen Vorzüge und Potenziale dieser Mischung nicht hinreichend erschließen.
Wir fassen zusammen
Winterzwischenfrüchte zur Futternutzung bergen ein geringes Anbaurisiko.
Zu den im praktischen Anbau wichtigsten Vertretern von Winterzwischenfrüchten zur Futternutzung gehören das Welsches Weidelgras, der Grünroggen aber auch das Landsberger Gemenge.
Sowohl das Welsche Weidelgras aber auch der Grünroggen können bereits ab Mitte April schnittreif sein und damit das erste Futter im Frühjahr liefern.
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