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Emsschlick verbessert Böden auf Acker und Grünland

Webcode: 01044036
Stand: 20.03.2025

Abschlussbericht zum Pilotprojekt zur Verwertung von Baggergut der Ems auf landwirtschaftlichen Flächen vorgestellt

Das für die Pilotstudie ausgehobene Baggergut aus der Ems wurde nach kurzem Transport auf einer Grünland-Versuchsfläche im Rheiderland ausgebracht.
Das für die Pilotstudie ausgehobene Baggergut aus der Ems wurde nach kurzem Transport auf einer Grünland-Versuchsfläche im Rheiderland ausgebracht.Wolfgang Ehrecke
Gandersum – Eignet sich Emsschlick zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft? Dieser Frage hat sich die Machbarkeitsstudie zur Verwertung von Baggergut der Ems auf landwirtschaftlichen Flächen gewidmet. Die Ergebnisse des Projekts wurden am Mittwoch (19. März) bei der Abschlussveranstaltung im Emssperrwerk Gandersum (Kreis Leer) präsentiert. An der Präsentation nahm auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer teil. Unter Federführung der Betriebsstelle Aurich vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) waren neben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Rheider Deichacht, der Landkreis Leer und die Sielacht Rheiderland an dem Vorhaben beteiligt. Das Ergebnis des Pilotprojekts: Das Baggergut der Ems hat aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrere positive Auswirkungen auf Pflanzen und Böden.

„Das Pilotprojekt zeigt eindrucksvoll, wie wir durch die Verwendung von überschüssigem Schlick aus der Ems für die ortsnahe Aufhöhung landwirtschaftlicher Flächen eine Win-Win-Situation schaffen können, die der Verbesserung der Ökologie des Ems-Ästuars, der Klimafolgenanpassung und der Flächenbewirtschaftung gleichermaßen zugutekommt und auf die alle Projektbeteiligten gemeinsam hingearbeitet haben“, so der Minister bei seinem Besuch im Emssperrwerk. Rund 50 Gäste, darunter viele Mitarbeitende der Projektpartner aus Niedersachsen und den Niederlanden, waren zur Vorstellung der Projektergebnisse nach Gandersum gekommen. „Wir wollen und müssen den ökologischen Zustand des Ems-Ästuars grenzüberschreitend und in enger Zusammenarbeit mit allen beteiligten Behörden und Verbänden verbessern und uns für die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels wappnen“, betonte Meyer.

vlnr: Willem Berlin (Sielacht Rheiderland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Dirk Post (NLWKN), Umweltminister Christian Meyer und Matthias Groote (Landrat Kreis Leer)
Projektabschluss am Emssperrwerk (von links): Willem Berlin (Sielacht Rheiderland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Dirk Post (NLWKN), Umweltminister Christian Meyer und Matthias Groote (Landrat Kreis Leer)Christopher Hanraets
Die Ökologie des Ems-Ästuars wird durch hohe Schwebstofffrachten und Flüssigschlickschichten negativ beeinflusst. Ursachen sind unter anderem das fortlaufende Ausbaggern der Ems zur Unterhaltung der Fahrrinne und das anschließende Verklappen des Baggerguts. Ein Ansatz zur Verbesserung der Situation in der Ems ist daher, das Baggergut auf landwirtschaftlichen Flächen zu nutzen.

Kooperation mit den Niederlanden

Niedersachsen und die Niederlande haben sich daher in einer im Jahr 2019 unterschriebenen „Ökologischen Strategie zum Sedimentmanagement“ unter anderem das Ziel gesetzt, in der Ems die Schwebstoffkonzentrationen zu reduzieren und die Gewässergüte zu verbessern. Erste positive Ergebnisse zum Thema lieferte bereits die im April 2020 abgeschlossene Machbarkeitsstudie. Genau dort hat das Pilotprojekt nun angesetzt. Wie die Machbarkeitsstudie wurde auch das Pilotprojekt mittels EU-Mitteln (ELER – Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) gefördert.

Höhere Erträge, mehr Nährstoffe

Ems
Schlickablagerungen an der Ems.Wolfgang Klahsen
Tatsächlich konnte auf den Ackerflächen in Marsch und Geest und den Grünlandflächen in der Marsch eine Ertragssteigerung festgestellt werden. Die Effekte traten bei unterschiedlichen Aufbringmächtigkeiten auf. Die Gehalte von Schwermetallen und Schadstoffen waren auf allen Versuchsflächen unbedenklich. Bei einer aufgebrachten Menge von maximal zwei Zentimeter auf eine bestehende Grünlandnarbe trat im Pilotprojekt weder eine nachhaltige Narbenschädigung noch eine Verschmutzung des Futters auf. Eine weitere wichtige Erkenntnis: Sowohl auf den Ackerflächen der Geest als auch auf der Marsch wurde durch das Aufbringen des Baggerguts der pH-Wert der Flächen angehoben und dem Oberboden geringfügig Nährstoffe zugeführt.

Dungtellerstreuer und Bagger im Einsatz

Aufgetragen wurde das Baggergut mit Dungtellerstreuern sowie Dumpern und Baggern. Für die Verteilung erwies sich ein Trockensubstanzgehalt von 55 bis 60 Prozent im Schlick als optimal. Anschließend wurde das Baggergut mit Pflug und Kreiselegge, bzw. Fräse, eingearbeitet. Da für die Verteilung die Flächen recht intensiv befahren wurden, mussten Bodenschutzmaßnahmen getroffen werden, um einer nachhaltigen Bodenverdichtung vorzubeugen. Idealerweise wurde das Baggergut auf Getreidestoppeln oder einer kurzen Grasnarbe aufgetragen. Für einen großflächigen Auftrag des Baggerguts auf den Flächen ist der Arbeitsaufwand für die Landwirtinnen und Landwirte mit den erprobten Mitteln jedoch hoch.

Im Projekt ergaben sich aber auch Hürden, die für eine großflächige Aufbringung des Baggerguts auf landwirtschaftliche Flächen noch überwunden werden müssen. Das betrifft naturschutzfachliche Anforderungen, förderrechtliche Vorgaben sowie bodenschutz-, abfall- und düngerechtliche Aspekte. Hier, so das Fazit der Projektbeteiligten, sei die Politik gefragt, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.


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