MUHH - Make Udder Health Happen (Eutergesundheit)
Mastitis ist eine Faktorenerkrankung, da nicht nur verschiedene Erreger als Ursache der Erkrankung in Frage kommen, sondern auch andere Faktoren wie zum Beispiel Fütterungsmanagement, Melktechnik oder Haltungsbedingungen maßgeblich an ihrem Auftreten beteiligt sind.
1. Einleitung / Zielstellung
Als Grundlage für das Projekt ist die Tätigkeit einer Operationellen Gruppe (OG) im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri).
Bovine Mastitiden zählen in modernen hochleistenden Milchviehherden nicht nur zu den bedeutendsten Abgangsursachen, die Mastitistherapie stellt auch die häufigste Anwendung von Antibiotika in der Milcherzeugung dar. Mastitis ist eine Faktorenerkrankung, da nicht nur verschiedene Erreger als Ursache der Erkrankung in Frage kommen, sondern auch andere Faktoren wie zum Beispiel Fütterungsmanagement, Melktechnik oder Haltungsbedingungen maßgeblich an ihrem Auftreten beteiligt sind.
Ziel des beantragten Vorhabens ist es daher, in Zusammenarbeit mit niedersächsischen Milchviehbetrieben modellhaft ein an die betriebsindividuellen Bedürfnisse anpassbares Gesamtkonzept zu etablieren, welches durch ein systematisches Analyse-, Monitoring- und Therapiesystem,
1.) die Herdengesundheit und zugleich das Tierwohl verbessern und
2.) den Antibiotikaeinsatz reduzieren und der potenziellen Entstehung von Antibiotikaresistenzen entgegenwirken oder bestehende Resistenzen reduzieren soll.
Die Milchviehbetriebe der OG sollen als Leuchtturmbetriebe für andere Praktiker dienen, die Betriebsleiter werden die Konzepte weitertragen, die Landwirtschaftskammer wird Milchviehbetriebe durch entsprechende Fortbildungsangebote bei der Einführung solcher Eutergesundheitskonzepte unterstützen.

2. Material und Methoden
Um den Themenkomplexen Tierwohl/Tiergesundheit, Antibiotikareduzierung/Resistenzminimierung und Nachhaltigkeit gerecht zu werden, bedarf es der engen Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Einrichtungen, Beratungsinstitutionen und Milchviehbetrieben. Dabei gilt es, die erzielten wissenschaftlichen Erkenntnisse sinnvoll in einem Maßnahmenpaket unter der Berücksichtigung der Bedürfnisse der Praktiker zu bündeln und auf Praktikabilität und notwendige Funktionalität zu prüfen sowie anschließend erfolgreich zu etablieren.
Erkrankungsvermeidung
Zur Vermeidung von Eutererkrankungen müssen Risikofaktoren für Neuinfektionen der Milchdrüse vermindert oder beseitigt werden. Hierzu sind Kenntnisse zur Bedeutung von Risikofaktoren und deren betriebsindividuelle Einschätzung erforderlich. Entsprechend ausgebildete Berater und die Nutzung betriebsindividueller Daten und Kenntnisse der klinischen Epidemiologie (betriebsindividuelles Erregerspektrum) sind hier essentiell. Der Identifikation wichtiger Risikofaktoren muss ihre Minimierung oder Beseitigung folgen. Dies kann nur durch das Betriebspersonal gelöst werden, wobei Optimierungsansätze in diesem Bereich stets mit anderen innerbetrieblichen Aufgaben konkurrieren. Letztlich entstehen so neue Standardarbeitsweisen, die zur Sicherung des Erfolges dauerhaft aufrechterhalten werden müssen. Ebenso ist die regelmäßige Wiederholung der betriebsindividuellen Einschätzung erforderlich, um neu auftretende Risiken zeitnah zu erkennen und die Standardarbeitsweisen entsprechend anpassen zu können. Daraus ergibt sich ein Monitoringsystem, das auf die Bedürfnisse des Betriebes abgestimmt ist.
Reduktion des Antibiotikaeinsatzes
Bislang kann aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten kein Bezug zwischen der antibiotischen Therapie von intramammären Infektionen und der Resistenzsituation von humanpathogenen Mikroorganismen festgestellt werden. Trotzdem ist eine qualitative Weiterentwicklung der antibiotischen Behandlungen bei Nutztieren mit dem Ziel der Verbrauchssenkung und der Resistenzvermeidung erforderlich (s. Deutsche Antibiotikaresistenz-Strategie 2011; Aktionsplan zur Abwehr der Antibiotikaresistenz der EU vom 17.11.2011). Eine Verbesserung der Resistenzsituation würde jedenfalls den Nutztieren zu Gute kommen und somit wahrscheinlich Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Nutztierhalter haben.
Beratung
Derzeit werden Milcherzeuger durch verschiedene Personengruppen zu den Bereichen Eutergesundheit und Eutergesundheitsmanagement sowie den damit eng verknüpften Bereichen (Fütterung, Haltung, Melktechnik, etc.) beraten. Eine Beratung findet vorrangig sowohl durch bestandsbetreuende Tierärzte als auch durch Landwirtschaftskammern, Landeskontrollverbände und Tiergesundheitsdienste statt. Zusätzlich sind in diesem Bereich verschiedene beratende Unternehmen (Wirtschaftsberater, Melktechnikberater, Bioverband-Berater usw.) aktiv. Häufig scheitern Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit an der mangelnden Motivation von Landwirten bzw. daran, dass es ihren Beratern nicht gelingt, diese zu wecken. Die Ursachen mangelnder Motivation seitens der Landwirte sind entweder die Einschätzung, keinen Verbesserungsbedarf zu haben, oder die Ansicht, dass die empfohlenen Maßnahmen wirkungslos sind. Typische Ursachen für das Misslingen der Beratungen im Eutergesundheitsbereich sind eine misslungene Kommunikation, die Fokussierung auf therapeutische Fragen, die Anwendung von sogenannten Beraterlieblingsaspekten („dogmatic entrenchment“), eine nur kurzfristige Änderung der Standardarbeitsweisen, viele “faule Kompromisse” und eine fehlende Kontinuität. Das Abarbeiten von Checklisten zur Erhebung des Status quo kann auf Seiten der Berater dazu führen, dass sie so viele Verbesserungsmaßnahmen empfehlen, dass die Umsetzung aller Maßnahmen auf einmal den Landwirt bezüglich des Arbeitsaufwands und finanziell überfordert. Folglich werden keine Maßnahmen umgesetzt oder nur die am einfachsten umzusetzenden, welche aber häufig nicht die wirksamsten sind. Dadurch wird wiederum die Überzeugung verstärkt, es gäbe keine wirksamen Maßnahmen.
3. Fazit/ Ergebnisverwertung
Die übergeordneten Ziele des Vorhabens sind, die Eutergesundheit in niedersächsischen Milchviehbetrieben zur Verbesserung des Tierwohls durch ein systematisches Monitoring zu verbessern und gleichzeitig den Antibiotikaeinsatz durch deren kontrollierten Einsatz zu verringern. Gleichzeitig sollen in das Vorhaben Akteure aus dem Bereich der Milcherzeugung (Milchviehbetriebe, Beratungsinstitutionen, Tierarztpraxen) intensiv eingebunden werden, um ersten deren Bedürfnisse erfassen und berücksichtigen zu können und zweitens die erzielten Erkenntnisse frühzeitig in die praktische Umsetzung zu überführen.
Die angestrebte Verbesserung der Tiergesundheit trägt in Verbindung mit der Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes insgesamt zu der Erhöhung der Nachhaltigkeit der Milcherzeugung bei.
LWK-Produktnummer: 30250011500
Das Projekt 2.1.1/2019-EIP-2018-11 wird gefördert durch


Weitere Informationen über das Projekt:

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