Mehr Rapsschrot und Roggen an Mastschweine füttern?
Rapsextraktionsschrot und Roggen werden zwar zunehmend in der Fütterung eingesetzt, aber bei Schweinehaltern besteht oft noch z. T. größere Skepsis gegenüber höheren Anteilen im Mastfutter. Geringere Aminosäurenverdaulichkeiten von Rapsschrot und Roggen, höhere NSP-Gehalte im Roggen und auch die Schmackhaftigkeit der Komponenten spielen hier eine Rolle. Versuchsergebnisse mit Rapsschrot bzw. Roggen belegen jedoch, dass diese Vorbehalte unbegründet sind. Die hohen Sojaschrotpreise sowie die GVO-Problematik auf der einen Seite und die deutliche Preisdifferenz zum Weizen auf der anderen Seite machen Rapsschrot bzw. Roggen interessant für die Schweinefütterung. Der kombinierte Einsatz beider Futterkomponenten in höheren Mengen wurde bisher wenig untersucht. Da ein aktueller Mastversuch der Landwirtschaftskammer Niedersachsen einen höheren Futterverbrauch je kg Zuwachs in der Mittel- und Endmast zeigte, wurde deshalb in einem Wiederholungsversuch geprüft, ob sich diese Minderleistungen bestätigen.
15 % Rapsschrot und 50 % Roggen in der Endmast
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden je 44 Ferkel (PI x Hülsenberger Zuchtschweine) nach Gewicht und Geschlecht (Verhältnis 1:1) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 24 bis 121 kg. Zwischenwägungen wurden bei 45, 75 und 90 kg Lebendgewicht (LG) vorgenommen. Die Fütterung erfolgte dreiphasig mit einem Wechsel bei 45 und 75 kg LG, wobei die Sauen und die Hälfte der Börge durchgehend ad libitum und die andere Hälfte der Börge ab 90 kg LG rationiert wurde (max. 36 MJ ME/Tag). Die Kontrollgruppe erhielt während der Mastperiode steigende Anteile von Rapsschrot und Roggen, beginnend mit 2,5 % Rapsschrot und 5 % Roggen, während die Anteile im Futter der Versuchsgruppe jeweils verdoppelt waren. Im Endmastfutter der Versuchsgruppe wurde auf Sojaschrot nicht nur aus Kostengründen verzichtet, sondern auch um einer möglichen Verknappung infolge der GVO-Problematik Rechnung zu tragen.
Tabelle 1: Zwei Futtergruppen
Phasenfütterung | Kontrollgruppe | Versuchsgruppe | ||
% Rapsschrot | % Roggen | % Rapsschrot | % Roggen | |
Vormast (24 bis 45 kg) Mittelmast (45 bis 75 kg) Endmast (75 bis 121 kg |
2,5 5,0 7,5 |
5 15 25 |
5 10 15 |
10 30 50 |
Das Vormastfutter enthielt 17,4 (Kontrollgruppe) bzw. 17,6 % Rohprotein. das Futter für die Mittelmast bis 75 kg enthielt 16,9 bzw. 16,3 und das Endmastfutter 14,6 bzw. 14,2 %.
Tabelle 2: Futteranalysen
Kontrollgruppe | Versuchsgruppe | ||||||
VM | MM | EM | VM | MM | EM | ||
Rohprotein Lysin ME Phosphor |
% % MJ/kg % |
17,4 1,15 13,6 0,52 |
16,9 1,07 13,5 0,48 |
14,6 0,95 13,1 0,41 |
17,6 1,11 13,2 0,53 |
16,3 1,08 13,4 0,48 |
14,2 0,83 12,8 0,44 |
In der Kontrollgruppe konnten zwei Schweine und in der Versuchsgruppe ein Schwein nicht ausgewertet werden. Die Ursachen waren nicht fütterungsbedingt. In der gesamten Mastperiode lagen die Tageszunahmen bei mehr als 950 g und der Futterverbrauch je kg Zuwachs bei 2,55 kg. Bereits in der Vormast bis 45 kg lagen die Tageszunahmen der Versuchsgruppe bei mehr als 1000 g. Auch in der Endmast ab 90 kg war das Leistungsniveau mit Tageszunahmen von mehr als 880 g noch sehr hoch. Die Kontrollgruppe nahm in der gesamten Mastperiode 958 g pro Tag zu und benötigte für 1 kg Zuwachs 2,52 kg Futter. Die Versuchsgruppe wies Tageszunahmen von 966 g und einen Futterverbrauch von 2,56 kg auf.
Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Die Kontrollgruppe erzielte 0,974 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht und die Versuchsgruppe 0,969. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Mastleistung und Schlachtkörperbewertung.
Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
Kontrollgruppe | Versuchsgruppe | ||
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht |
kg kg |
42 24,2 121,0 |
43 24,5 121,5 |
Mastleistung bis 45 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
984 1,63 1,60 |
1029 1,59 1,62 |
Mastleistung 45 - 75 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
1025 2,27 2,32 |
1014 2,36 2,38 |
Mastleistung 75 - 90 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
1006 2,92 2,90 |
1029 2,77 2,83 |
Mastleistung 90 kg – 121 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
882 3,17 2,78 |
886 3,27 2,86 |
Mastleistung gesamt Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
958 2,52 2,40 |
966 2,56 2,46 |
Schlachtkörpergewicht Schinken Lachs Schulter Bauch Bauchfleischanteil Indexpunkte/kg SG LF1 |
kg kg kg kg kg % |
94,7 17,8 7,0 8,1 15,1 50,1 0,974 5,7 |
94,9 17,7 6,9 8,1 15,1 50,1 0,969 5,7 |
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen des Versuchszeitraums. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs betrugen in der Kontrollgruppe 65,41€ und in der Versuchsgruppe 66,04 €.
Fazit
In einem Fütterungsversuch mit Mastschweinen wurde der kombinierte Einsatz zunehmender Anteile von Rapsschrot und Roggen überprüft. Im dreiphasigen Versuchsfutter wurden die Anteile gegenüber dem Kontrollfutter jeweils verdoppelt. In der Endmast ab 75 kg LG enthielt das Versuchsfutter 15 % Rapsschrot und 50 % Roggen. Die Kontrollgruppe erzielte 958 g Tageszunahmen bei einem Futterverbrauch von 2,52 kg je kg Zuwachs, die Versuchsgruppe nahm 966 g täglich zu und benötigte 2,56 kg Futter. Die tägliche Futteraufnahme betrug in der Kontrollgruppe 2,40 und in der Versuchsgruppe 2,46 kg und deutet nicht auf eine geringere Schmackhaftigkeit des Versuchsfutters hin. Die Indexpunkte der Kontrollgruppe lagen bei 0,974 und die der Versuchsgruppe bei 0,969 je kg Schlachtkörpergewicht. Es gab keine gesicherten Unterschiede in der Mastleistung und Schlachtkörperbewertung. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Versuchsgruppe 63 Cent höher. Dieser Wiederholungsversuch konnte das Leistungsniveau des ersten Versuches aus dem Jahr 2009 noch weiter verbessern, wobei der höhere Futterverbrauch der Gruppe mit den hohen Rapsschrot- und Roggenanteilen in der vorliegenden Untersuchung nicht bestätigt werden konnte.
Andrea Meyer, Wolfgang Vogt und Prof. Dr. Wilfried Brade, LWK Niedersachsen
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Getreidequalität 2024 - weitere Ergebnisse
Die LUFA Nord-West hat bisher 667 Getreideproben ausgewertet. Der Trend zu niedrigen Rohproteingehalten hat sich auch in dieser Ernte bestätigt.
Mehr lesen...Wasser für Schweine
Wasser ist das wichtigste und kostengünstigste Futtermittel. Aber nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern auch die Tränkwasserqualität. Hierüber informieren Andrea Meyer, Hanke Bokelmann und Gerd Hermeling.
Mehr lesen...Sauen- und Ferkelfutter von Mai bis Juli 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest sieben Sauenalleinfutter, und zwar sechs Futter für säugende und eines für tragende Sauen, sowie vier Ferkelaufzuchtfutter I und ein Ferkelaufzuchtfutter II von Mai bis …
Mehr lesen...Mutterkorn-Höchstgehalte
Mutterkorn ist die Überdauerungsform des Pilzes „Claviceps purpurea“ und wird anstelle der Körner in den Ährenanlagen des Getreides gebildet. Mutterkorn-Sklerotien können auf allen Getreidearten und Gräsern …
Mehr lesen...Tempo-Schweine im Versuch
Die Mast von Tempo-Endprodukten hat stark zugenommen. Der Topigs Norsvin Tempo-Eber der Rasse Large White ist auf Robustheit gezüchtet und äußerst wüchsig. Die Endprodukte erreichten in den letzten Versuchen der LWK Niedersachsen…
Mehr lesen...Leistungen von Duroc-Endprodukten
Die LWK Niedersachsen prüft seit dem Jahr 2022 die Leistung von Duroc-Endprodukten in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück. Bisher wurden fünf Versuche mit gleicher Genetik (Top Duroc x Danbred Hybridsau), aber …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Da ist der Wurm drin! – Schlachtdaten richtig nutzen
27.11.2024
Ziele und Inhalte In diesem Tagesseminar werden Organbefunde analysiert und Handlungsfelder für das Tiergesundheitsmanagement abgeleitet. Schlachtdaten liefern wertvolle Hinweise, um das Wohl der Tiere und die Wirtschaftlichkeit zu …
Mehr lesen...2. Gemeinsames Winterprogramm 2024/2025 Emsland
27.11.2024 - 12.02.2025
Auch in diesem Jahr bietet die Landwirtschaftskammer der Bezirksstelle Emsland gemeinsam mit dem Verein landwirtschaftlicher Unternehmer Lingen, dem Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Meppen und dem Verein landwirtschaftlicher …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil I
03.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Eigenbestandsbesamungslehrgang für Schweinehalter*innen in Neuenhaus
04.12.2024 - 06.12.2024
Das Tierzuchtgesetz vom 18.01.2019 erlaubt in § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 die Verwendung des Samens durch den Tierhalter oder deren Betriebsangehörige zur Besamung von Tieren im eigenen Bestand. Voraussetzung hierfür ist der …
Mehr lesen...Tag der Schweinehalter 2024
04.12.2024
Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro (inkl. Mittagessen und Getränke) und ist vor Ort zu Entrichten. Anmeldungen bis 27. November 2024 direkt bei der URS Hunte-Weser: Herzlich Willkommen auf den Internetseiten der URS …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil II
05.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Umbaukonzept Deckzentrum
Sie suchen Unterstützung bei der Umbauplanung für das Deckzentrum im Sauenstall.
Mehr lesen...Tierwohl - Stallumbau in der Schweinehaltung
Sie planen die Schweineställe Ihres Betriebes im Sinne des Tierwohls und zur Einhaltung der zukünftigen Regeln der TierSchNutztV umzubauen. Sie suchen nach wirtschaftlichen, baurechtlich möglichen und tiergerechten Umbaumö…
Mehr lesen...Aktionsplan Kupierverzicht beim Schwein
Sie brauchen Unterstützung bei der Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein.
Mehr lesen...Beratungsangebot Ferkelerzeugung
Sie sind Ferkelerzeuger und wünschen sich eine fachlich fundierte Beratung der Produktionstechnik und der Ökonomie Ihrer Ferkelerzeugung.
Mehr lesen...Beratungsangebot Schweinemast
Sie sind Schweinemäster und nutzen bereits alle Controllinginstrumente. Sie wünschen sich eine fundierte Analyse Ihrer Produktionstechnik und Ökonomie in der Schweinemast.
Mehr lesen...Ringelschwanzprämie im Rahmen der ELER-Tierwohlförderung
Sie sind Schweinehalter und haben Interesse im Rahmen der Tierwohlförderung an der sogenannten Ringelschwanzprämie bei Mastschweinen und/oder Anzuchtferkeln teilzunehmen.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...