Börge ad libitum oder rationiert füttern? Fütterungsversuch der LWK Niedersachsen
Sollten Börge ad libitum gefüttert werden? Oder ist eine Rationierung besser, um eine übermäßige Verfettung zu vermeiden? Diese Frage ist in Abhängigkeit von der Herkunft der Schweine zu beantworten. Für die Herkunft PI x Danhybrid belegen Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dass eine Sattfütterung ohne Leistungseinbußen möglich ist. Soll rationiert werden, ist zu überlegen, ab welchem Lebendgewicht mit welcher Energiezufuhr die Rationierung erfolgen soll. Um weitere Informationen zu dieser Fragestellung zu bekommen, wurden in einem zweiten Fütterungsversuch der LWK Niedersachsen zum Einfluss hoher Rapsschrot- und Roggenanteile parallel auch die Auswirkungen einer ad libitum-Fütterung gegenüber einer rationierten Fütterung auf die Leistung von Börgen (PI x Hülsenberger Zuchtschweine) geprüft.
In der LPA Quakenbrück wurden je 44 Ferkel nach Gewicht und Geschlecht (Verhältnis 1:1) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 24 bis 121 kg. Zwischenwägungen wurden bei 45, 75 und 90 kg Lebendgewicht (LG) vorgenommen. Die Fütterung erfolgte dreiphasig mit einem Wechsel bei 45 und 75 kg LG, wobei die Sauen und die Hälfte der Börge durchgehend ad libitum und die andere Hälfte der Börge ab 90 kg LG rationiert wurde (max. 36 MJ ME/Tag). Die Kontrollgruppe erhielt während der Mastperiode steigende Anteile von Rapsschrot und Roggen, beginnend mit 2,5 % Rapsschrot und 5 % Roggen, während die Anteile im Futter der Versuchsgruppe jeweils verdoppelt waren.
Tabelle 1: Zwei Futtergruppen
Phasenfütterung |
Kontrollgruppe |
Versuchsgruppe |
||
% Rapsschrot |
% Roggen |
% Rapsschrot |
% Roggen |
|
Vormast (26 bis 45 kg) Mittelmast (45 bis 75 kg) Endmast (75 bis 120 kg) |
2,5 5,0 7,5 |
5 15 25 |
5 10 15 |
10 30 50 |
Das Vormastfutter enthielt 17,4 (Kontrollgruppe) bzw. 17,6 % Rohprotein. das Futter für die Mittelmast bis 75 kg enthielt 16,9 bzw. 16,3 und das Endmastfutter 14,6 bzw. 14,2 %.
Tabelle 2: Futteranalysen
|
|
Kontrollgruppe |
Versuchsgruppe |
||||
|
|
VM |
MM |
EM |
VM |
MM |
EM |
Rohprotein Lysin ME Phosphor |
% % MJ/kg % |
17,4 1,15 13,6 0,52 |
16,9 1,07 13,5 0,48 |
14,6 0,95 13,1 0,41 |
17,6 1,11 13,2 0,53 |
16,3 1,08 13,4 0,48 |
14,2 0,83 12,8 0,44 |
Für die folgende Auswertung werden die Leistungen der ad libitum und der ab 90 kg rationiert gefütterten Börge gegenübergestellt. Da die Börge gleichmäßig auf die Kontroll- und Versuchsgruppe aufgeteilt waren, kann von einer Gleichbehandlung der ad libitum und rationiert gefütterten Tiere ausgegangen werden.
Tabelle 3: Aufteilung der Prüftiere
|
Kontrollgruppe |
Versuchsgruppe |
Fütterungsvariante gesamt |
Börge
|
11 10 |
11 11 |
22 21 |
Sauen ad libitum |
21 |
21 |
42 |
In der Tabelle 4 sind der Vollständigkeit halber auch die Leistungen der weiblichen Tiere aufgeführt. Bis zum Beginn der Rationierung erreichten die Börge hohe Tageszunahmen von im Mittel 1050 g, In der Phase der Rationierung zeigten sich deutliche Unterschiede in der Mastleistung. Mit 942 g erzielten die ad libitum gefütterten Börge 130 g höhere Tageszunahmen, wobei sie 460 g Futter/Tag mehr als die rationiert gefütterten Tiere aufnahmen. Hingegen war der Futterverbrauch beider Gruppen gleich.
In der gesamten Mastperiode erzielten die satt gefütterten Börge mit 1008 g Tageszunahmen zwar 46 g höhere Zunahmen, der Unterschied war aber nicht abzusichern. Dieses hohe Leistungsniveau führte dazu, dass die satt gefütterten Tiere trotz des deutlich höheren Futterverzehrs nicht mehr Futter je kg Zuwachs als die rationiert gefütterten benötigten.
Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
|
|
Börge |
Sauen |
|
|
|
rationiert |
ad libitum |
ad libitum |
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht |
kg kg |
21 24,2 121,4a |
22 24,6 120,8b |
42 24,2 121,4a |
Mastleistung bis 45 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
1038a 1,57 1,62 |
1038a 1,58 1,63 |
975b 1,65 1,59 |
Mastleistung 45 bis 75 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
1066a 2,35 2,49a |
1052a 2,37 2,47a |
980b 2,27 2,22b |
Mastleistung 75 bis 90 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
1091a 2,91 3,17a
|
1069a 2,84 3,01a |
956b 2,82 2,64b |
Mastleistung ab 90 kg Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
811a 3,31a 2,67a |
942b 3,33a 3,13b |
891b 3,12b 2,74a |
Mastleistung gesamt Tageszunahmen Futterverbrauch/kg Zuwachs Futteraufnahme/Tag |
g kg kg |
962a 2,58 2,47a |
1008a 2,58 2,59b |
938b 2,50 2,33c |
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch Bauchfleischanteil Indexpunkte/kg SG) |
kg % kg kg kg kg %
|
95,4a 78,6a 17,5a 6,8a 8,1 15,2ab 49,0a 0,959ab |
93,6b 77,5b 17,4a 6,9ab 8,0 15,4a 47,6a 0,945a |
95,1a 78,3a 18,0b 7,1b 8,2 14,9b 51,9b 0,991b |
a, b, c: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p< 0,05).
Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Für eine vergleichbare Gegenüberstellung der Schlachtkörperbewertung wurden die Teilstücke und die Indexpunkte je kg auf ein einheitliches Schlachtkörpergewicht von 94,8 kg korrigiert. Die rationiert gefütterten Börge wiesen 0,959 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht auf, die ad libitum versorgten 0,945. In den ebenfalls ermittelten Parametern Speckmaß, Fleischmaß und Muskelfleischanteil (FOM) unterschieden sich die Börgegruppen nicht. Insgesamt wurden bei dieser Art der Rationierung keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung ermittelt.
Fazit
In einem Mastschweineversuch wurde der Einfluss einer ab 90 kg LG rationierten gegenüber einer ad libitum-Fütterung von Börgen (PI x Hülsenberger Zuchtschweine) geprüft. Mit 1008 g Tageszunahmen erreichten die ad libitum gefütterten Tiere eine um 46 g höhere Zunahme in der gesamten Mastperiode. Obwohl sie 120 g Futter je Tag mehr als die rationiert gefütterten Börge aufnahmen, war der Futterverbrauch je kg Zuwachs nicht höher. Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung wurden nicht festgestellt. Dieser Wiederholungsversuch bestätigt die Aussagen des Mastversuches aus dem Jahr 2009.
Andrea Meyer, Wolfgang Vogt und Prof. Dr. Wilfried Brade, LWK Niedersachsen
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