Protein- und Aminosäurenversorgung in der Ebermast
In einem Versuch der Landwirtschaftskammer Niedersachen im Jahr 2009 erreichten Jungeber im Vergleich zu kastrierten Tieren in etwa gleich hohe Tageszunahmen. Sie wiesen aber bei geringerer täglicher Futteraufnahme einen deutlich günstigeren Futterverbrauch je kg Zuwachs auf. Gleichzeitig zeichneten sich die Schlachtkörper der Eber durch höhere Muskelfleischanteile sowie eine geringere Verfettung aus.
Daraus lässt sich ableiten, dass Jungeber andere Anforderungen an das Mastfutter als Kastrate stellen, wobei besonderes Augenmerk auf die Proteinversorgung zu richten ist. Um weitere Erkenntnisse zur Eberfütterung zu gewinnen, führte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Firma Ahrhoff, Bönen, in der Leistungsprüfungsanstalt (LPA) Quakenbrück einen Ebermastversuch durch.
Er sollte zeigen, ob das Leistungspotenzial von Mastebern mit einem speziellen proteinreduzierten und hinsichtlich der Aminosäurenzusammensetzung optimierten Ebermastfutter nach dem Konzept der Firma Ahrhoff ausgeschöpft werden kann.
Versuchsaufbauin der LPA Quakenbrück
In die LPA wurden 80 Eberferkel (PI x Danzucht) vergleichbaren Alters, die aus einem Herkunftsbetrieb stammten, in Gruppen von jeweils zehn Tieren pro Bucht eingestallt. Die Tiere wurden je zur Hälfte auf die Kontrollgruppe (LPA-Standardfutter) und die Versuchsgruppe (Ahrhoff-Futter) aufgeteilt. Die Fütterung erfolgte ad libitum über Abrufstationen der Fa. Insentec (Transponderfütterungsanlage). Dadurch können die Futteraufnahmemengen täglich tierindividuell auch bei Gruppenhaltung erfasst werden. Das Mastendgewicht wurde auf mindestens 125 kg festgelegt. Alle Tiere wurden bei Einstallung, bei Futterwechsel sowie bei Mastende gewogen.
Die Tiere wurden auf dem Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet und nach Auto-FOM klassifiziert. Die Erfassung der Schlachtkörpermerkmale erfolgte nach LPA-Standard. Zusätzlich wurde der Tropfsaftverlust über die EZ-DripLoss-Methode ermittelt. Die Ergebnisse zum Auftreten von eberspezifischen Geruchsabweichungen stammen von den schlachthofeigenen Untersuchungen.
Fütterung und Futteranalysen
Die Versuchstiere wurden dreiphasig mit einem Vor-, Mittel- und Endmastfutter der Firma Ahrhoff gefüttert. Die Umstellung auf Mittelmastfutter erfolgte bei ca. 70 kg LG, bei 95 kg LG wurde auf Endmastfutter umgestellt. Das Versuchsfutter wurde nach Firmenvorgabe auf den Nährstoffbedarf nicht kastrierter Tiere abgestimmt. Neben einem moderat reduzierten Rohproteingehalt wurde die Aminosäurezusammensetzung speziell für Eber optimiert.
Die Kontrollgruppe erhielt durchgehend das LPA-Futter. Die Vorgaben für das LPA-Futter beruhen auf einer bundesweit gültigen ZDS-Richtlinie für Stationsprüfungen beim Schwein, in der die eingesetzten Komponenten und Mindestanforderungen an die Inhaltsstoffe des Futters genau festgelegt werden. Dabei handelt sich um ein protein- und energiereiches Futter, das die Leistungsreserven fleischreicher Herkünfte, die in der LPA schwerpunktmäßig geprüft werden, möglichst gut ausschöpfen soll. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Nährstoffgehalte der eingesetzten Futtermittel. Hieraus wird ersichtlich, dass im Vergleich zur Kontrollgruppe die Aminosäurenversorgung der Versuchsgruppe in der Vormast deutlich höher und in der Endmast deutlich geringer ausfällt.
Tabelle1: Futteranalysenergebnisse
Versuchs-Gruppe |
Kontroll-Gruppe |
||||
Gewichtsabschnitt |
kg |
VM |
MM |
EM |
einphasig |
Trockensubstanz |
% |
87,8 |
87,8 |
89,3 |
89,0 |
Rohprotein |
% |
18,4 |
17,1 |
16,2 |
17,9 |
Lysin |
% |
1,21 |
1,09 |
0,96 |
1,13 |
ME |
MJ/kg |
13,4 |
13,2 |
13,3 |
13,6 |
Lysin/ME |
g/MJ |
0,90 |
0,83 |
0,72 |
0,83 |
Mastleistungen
Die Prüfung umfasste den Gewichtsabschnitt von 27,8 bis127,4 kg. Von den 80 Ebern konnten 75 Tiere ausgewertet werden. Die Ursachen für die Ausfälle waren nicht fütterungsbedingt. In Tabelle 2 sind die Mastleistungen für alle Tiere der Versuchs- und Kontrollgruppe gegenübergestellt.
Tabelle 2: Mastleistungen
|
|
Versuch |
|
Kontrolle |
Anzahl Tiere |
|
37 |
|
38 |
Anfangsgewicht |
kg |
27,9 |
|
27,8 |
Endgewicht |
kg |
127,4 |
|
127,4 |
Mastleistung in der Vormast |
|
|
|
|
Tageszunahmen |
g |
872 |
|
871 |
Futterverbrauch je kg Zuwachs |
kg |
1,79 |
|
1,76 |
Futteraufnahme je Tag |
kg |
1,56 |
|
1,54 |
Mastleistung in der Mittelmast |
|
|
|
|
Tageszunahmen |
g |
1076 |
|
1091 |
Futterverbrauch je kg Zuwachs |
kg |
2,25 |
|
2,15 |
Futteraufnahme je Tag |
kg |
2,40 |
|
2,33 |
Mastleistung in der Endmast |
|
|
|
|
Tageszunahmen |
g |
1050 |
|
1046 |
Futterverbrauch je kg Zuwachs |
kg |
2,66 |
|
2,68 |
Futteraufnahme je Tag |
kg |
2,76 |
|
2,76 |
Mastleistung gesamt |
|
|
|
|
Tageszunahmen |
g |
967 |
|
969 |
Futterverbrauch je kg Zuwachs gesamt |
kg |
2,17 |
|
2,13 |
Futteraufnahme je Tag |
kg |
2,14 |
|
2,12 |
Beide Gruppen erreichten ein hohes Zunahmeniveau, verbunden mit einem sehr günstigen Futterverbrauch pro kg Zuwachs. Im Vormastabschnitt (bis ca. 70 kg) erreichten die Tiere beider Futtergruppen identische tägliche Zunahmen (872 g / 871 g) und einen gleichen Futterverbrauch je kg Zuwachs von 1,79 (Versuchsgruppe) bzw. 1,76 (Kontrollgruppe). Sowohl in der Mittelmast (ab 70 kg), als auch in der Endmast (ab 95 kg) lagen beide Futtergruppen bei den Zunahmen und beim Futterverbrauch je kg Zuwachs ebenfalls auf einem vergleichbar hohen Leistungsniveau. So wurden in der Endmast tägliche Lebendmassezunahmen von rund 1050 g bei einem Futterverbrauch von im Mittel 2,67 kg je kg Zuwachs erreicht.
Folglich ergaben sich auch für den gesamten Mastabschnitt (27 bis 127 kg) keine signifikanten Unterschiede in der täglichen Lebendmassezunahme (967g / 969 g) und im Futterverbrauch je kg Zuwachs (2,17 bzw. 2,13). Die im Vergleich zu Kastraten geringere Futteraufnahme der Eber wurde mit 2,13 kg je Tag in diesem Versuch bestätigt.
Schlachtkörpermerkmale und Fleischbeschaffenheit
Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die Schlachtkörperbewertung und Fleischbeschaffenheit.
Tabelle 3: Schlachtkörperbewertung und Fleischbeschaffenheit
|
|
Versuch |
|
Kontrolle |
Anzahl Tiere |
|
37 |
|
38 |
Schlachtkörpergewicht |
kg |
98,6 |
|
99,1 |
Schlachtausbeute |
% |
77,37a |
|
78,08b |
LPA-Schlachtdaten |
|
|
|
|
Länge |
cm |
102,89 |
|
102,90 |
Schinkenanteil |
% |
31,79 |
|
31,92 |
Rückenspeck |
cm |
2,06 |
|
2,17 |
Fleischfläche |
cm2 |
59,19 |
|
57,82 |
Fleisch-Fettverhältnis |
1: |
0,25 |
|
0,27 |
Fleischbeschaffenheit |
|
|
|
|
pH1 Kotelett |
|
6,46 |
|
6,51 |
LF24 Kotelett |
mS |
4,94 |
|
4,70 |
Tropfsaftverlust |
% |
3,58 |
|
2,98 |
Auto-FOM: |
|
|
|
|
Speck |
mm |
13,84 |
|
14,54 |
Schinken schier |
kg |
19,28 |
|
19,44 |
Lachs |
kg |
7,47 |
|
7,48 |
Schulter schier |
kg |
8,68 |
|
8,63 |
Bauch |
kg |
15,20 |
|
15,34 |
Bauch-Fleischanteil |
% |
55,72 |
|
54,90 |
Index |
Pkt. |
101,15 |
|
100,44 |
Index/kg Schlachtkörpergewicht |
Pkt. |
1,024 |
|
1,016 |
Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede mit p < 0,05
Die Tiere der Versuchsgruppe erreichten ein durchschnittliches Schlachtkörpergewicht von 98,6 kg, die Tiere der Kontrollgruppe eines von 99,1 kg bei einer Schlachtausbeute von 77,4 bzw. 78,1 %. Die letztgenannte Differenz konnte statistisch abgesichert werden, was aber versuchsbedingt nicht erklärbar ist.
Alle anderen Unterschiede in den Merkmalen der Schlachtkörperbewertung waren nicht signifikant.
Die untersuchten Tiere wiesen eine sehr gute Fleischbeschaffenheit auf. Bei den Fleischbeschaffenheitsmerkmalen und bei den Tropfsaftverlusten (Versuchsgruppe 3,58 % / Kontrollgruppe 2,98 %) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.
Geruchsprüfung
Von den 75 ausgewerteten Tieren dieser Untersuchung zeigten 73 keine Auffälligkeiten bei der Geruchsprüfung am Schlachthof. Lediglich ein Eber aus der Kontrollgruppe wurde als leicht abweichend (aber kein Ebergeruch) und ein Eber der Versuchsgruppe mit leichtem Ebergeruch eingestuft.
Fazit
In einem Fütterungsversuch in der Leistungsprüfungsanstalt für Schweine in Quakenbrück wurden insgesamt 80 Eber jeweils in 10er-Gruppen an Abrufautomaten gemästet. Dabei wurde die Hälfte der Tiere (Versuchsgruppe) nach dem Fütterungskonzept der Firma Ahrhoff (dreiphasig) und die andere Hälfte (Kontrollgruppe) mit dem LPA-Standardfutter (einphasig) gemästet. Beide Futtergruppen erzielten gleiche Mastleistungen. Die Schlachtkörperbewertung ergab nur im Merkmal Schlachtausbeute einen signifikanten Unterschied zugunsten der Kontrollgruppe, der aber nicht versuchsbedingt zu erklären war. Die Differenzen in den Fleischbeschaffenheitskriterien waren nicht abzusichern. Jeweils nur ein Schlachtkörper aus den beiden Futtergruppen fiel bei der Kontrolle auf geschlechtsspezifischen Geruch auf. Somit waren auch hier keine Unterschiede zwischen der Versuchs- und Kontrollgruppe feststellbar.
Auch bei einer im Vergleich zur Kontrollgruppe in der Endmast deutlich geringeren Protein- und Aminosäurenversorgung der Versuchstiere erzielten in diesem Versuch beide Fütterungsvarianten insgesamt vergleichbare Leistungen.
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