Veranstaltung "Kupierverzicht in der Schweinehaltung" der LWK Niedersachsen
Derzeit werden in Deutschland, wie in fast ganz Europa, den meisten Ferkeln innerhalb der ersten Lebenstage die Schwanzspitze kupiert. Diese Maßnahme wird vorbeugend durchgeführt, um das Auftreten des als Verhaltensstörung geltenden Schwanzbeißens zu verhindern. Rechtlich gesehen, ist das Kupieren der Schwanzspitze von Schweinen sowohl auf europäischer als auch nationaler Ebene nur im begründeten Ausnahmefall zulässig, wenn durch anderweitig ergriffene geeignete Maßnahmen Schwanzbeißen nicht verhindert werden kann.
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen informierte nun im Rahmen einer Vortragsveranstaltung zahlreiche Landwirte, Berater, Wissenschaftler und Tierärzte zum Thema „Kupierverzicht in der Schweinehaltung“.
Dr. Janssen (LWK Niedersachsen) machte die Problematik eines Schwanzbeißgeschehens deutlich. Wenn Schwanzbeißen auftreten würde, sei fast immer die gesamte Gruppe betroffen. Dies hätte zum einen enorme Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere und zum anderen durch die Leistungsminderung gebissener Tiere auch ökonomische Verluste zur Folge. Schwanzbeißen sei dabei meist auf mehrere Ursachen zurückzuführen- u.a. nannte Dr. Janssen die Fütterung, Tiergesundheit, Haltung und das Stallklima. Dennoch ist der Ausstieg Deutschlands aus dem routinemäßigen Kupieren der Schwanzspitzen erklärtes Ziel.
Welche Empfehlungen die Wissenschaft zum Kupierverzicht von Schwanzspitzen gibt, stellte Prof. Dr. Blaha (TiHo Hannover) vor. Der Schwanz sei für die Schweine eine Art „Kommunikationsmittel“- durch die Haltung des Schwanzes (geringelt, hängend, wedelnd) könne das Schwein Signale an seine Buchtengenossen geben. Die Aufgabe des Menschen sei es nun, diese Signale zu verstehen. Die Erfahrungen aus den Projekten zeigten, dass die Ursache für Schwanzbeißen meist schon in der Ferkelaufzucht liegt. Wobei Prof. Dr. Blaha zu bedenken gab, dass jede Art von Frust das Risiko für Schwanzbeißen erhöhen kann- unabhängig davon ob sich das Tier in der Ferkelaufzucht oder Mast befindet. Des Weiteren stellte Prof. Dr. Blaha fest, dass nicht das Spielzeug das Schwein dauerhaft interessieren würde, sondern entsprechende Wühlmöglichkeiten zur Verfügung stehen müssten.
Die rechtlichen Mindestvorgaben hinsichtlich Beschäftigungsmaterialien stellte Frau Dr. Opitz (LAVES) vor. Viele auf dem Markt erhältliche Beschäftigungsobjekte orientieren sich eher an arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten als an den Bedürfnissen der Schweine, so Opitz. Die alleinige Erfüllung der rechtlichen Mindestvorgaben (TierSchNutztV) garantiere nicht, dass es sich um ein in jedem Fall geeignetes Beschäftigungsmaterial handelt. Es müsse betriebsindividuell entschieden werden, welche Beschäftigungsobjekte und -materialen geeignet sind, die Bedürfnisse der „betriebseigenen Schweine“ zu erfüllen. Eine entscheidende Voraussetzung sei dabei die Tierbeobachtung.
Im Anschluss stellte Frau Grothmann (LWK Niedersachsen) das BLE / BMEL - Projekt „Einzelbetriebliche Intensivberatung Schweine haltender Betriebe zur Reduzierung des Risikos von Schwanzbeißen“ vor (BLE-MuD 2813 MDT 001). Es handelt sich dabei um eine betriebsindividuelle Optimierung und Stabilisierung der Haltungsbedingungen in der Ferkelaufzucht und der Schweinemast der beteiligten Praxisbetriebe. Ziel des Projektes ist es, gemeinsam mit dem Betriebsleiter die Wahrscheinlichkeit und Auslöser für das Auftreten von Schwanzbeißen zu identifizieren und die Notwendigkeit des Kupierens zu reduzieren. Des Weiteren nimmt Frau Grothmann im Rahmen des BLE Projektes den Wissenstransfer der gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen in die breite Praxis und Beratung vor. Die ersten Erfahrungen wurden im Rahmen der Vortragstagung präsentiert.
Kontakte
Dr. Heiko Janssen
Leiter Sachgebiet Tierhaltung
Bestimmung eines Ammoniak-Emissionsfaktors in der Schweinemast bei sehr stark N/P reduzierter Fütterung
Die TA Luft beschreibt in ihrer gültigen Fassung für die konventionelle Mastschweinehaltung mit Flüssigmistlagerung und Zwangslüftung anhand von Emissionsfaktoren bei konservativer und stark N/P-reduzierter Fü…
Mehr lesen...Hitzestress bei Schweinen
Schweine bevorzugen Temperaturen unter 20°C, weshalb ihre Haltung in den Sommermonaten oftmals mit Herausforderungen verbunden ist. Sobald die Tiere ihre Körperwärme nicht mehr in einem adäquaten Maß an die Umgebung abgeben k…
Mehr lesen...Fütterung und Stallmanagement wichtige Stellschrauben beim Umweltschutz
Fachtagung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen befasst sich mit Umgang mit Emissionen aus der Tierhaltung
Mehr lesen...Umsetzung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes (TierHaltKennzG) in Niedersachsen
Die Kennzeichnungspflicht gemäß Tierhaltungskennzeichnungsgesetz (TierHaltKennzG) gilt zunächst für frisches Schweinefleisch, das von in Deutschland gehaltenen, geschlachteten und verarbeiteten Mastschweinen stammt. Alle …
Mehr lesen...Bundesweite Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit nach Tierarzneimittelgesetz (TAMG) für das Jahr 2023 veröffentlicht
QUELLE: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat heute (15. Februar 2024) auf der hauseigenen Homepage die bundesweiten Kennzahlen zur Therapieh&…
Mehr lesen...Betriebs- und Umbaukonzept Deckzentrum
Die Zeit läuft! Wer Sauen und Jungsauen im Deckzentrum noch nicht entsprechend der neuen Haltungsvorgaben in Gruppen hält und die Übergangsfrist (endet am 09.02. 2029) dafür nutzen will, muss spätestens bis zum 09. Februar …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Da ist der Wurm drin! – Schlachtdaten richtig nutzen
27.11.2024
Ziele und Inhalte In diesem Tagesseminar werden Organbefunde analysiert und Handlungsfelder für das Tiergesundheitsmanagement abgeleitet. Schlachtdaten liefern wertvolle Hinweise, um das Wohl der Tiere und die Wirtschaftlichkeit zu …
Mehr lesen...2. Gemeinsames Winterprogramm 2024/2025 Emsland
27.11.2024 - 12.02.2025
Auch in diesem Jahr bietet die Landwirtschaftskammer der Bezirksstelle Emsland gemeinsam mit dem Verein landwirtschaftlicher Unternehmer Lingen, dem Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Meppen und dem Verein landwirtschaftlicher …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil I
03.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Eigenbestandsbesamungslehrgang für Schweinehalter*innen in Neuenhaus
04.12.2024 - 06.12.2024
Das Tierzuchtgesetz vom 18.01.2019 erlaubt in § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 die Verwendung des Samens durch den Tierhalter oder deren Betriebsangehörige zur Besamung von Tieren im eigenen Bestand. Voraussetzung hierfür ist der …
Mehr lesen...Tag der Schweinehalter 2024
04.12.2024
Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro (inkl. Mittagessen und Getränke) und ist vor Ort zu Entrichten. Anmeldungen bis 27. November 2024 direkt bei der URS Hunte-Weser: Herzlich Willkommen auf den Internetseiten der URS …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil II
05.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Umbaukonzept Deckzentrum
Sie suchen Unterstützung bei der Umbauplanung für das Deckzentrum im Sauenstall.
Mehr lesen...Tierwohl - Stallumbau in der Schweinehaltung
Sie planen die Schweineställe Ihres Betriebes im Sinne des Tierwohls und zur Einhaltung der zukünftigen Regeln der TierSchNutztV umzubauen. Sie suchen nach wirtschaftlichen, baurechtlich möglichen und tiergerechten Umbaumö…
Mehr lesen...Aktionsplan Kupierverzicht beim Schwein
Sie brauchen Unterstützung bei der Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein.
Mehr lesen...Beratungsangebot Ferkelerzeugung
Sie sind Ferkelerzeuger und wünschen sich eine fachlich fundierte Beratung der Produktionstechnik und der Ökonomie Ihrer Ferkelerzeugung.
Mehr lesen...Beratungsangebot Schweinemast
Sie sind Schweinemäster und nutzen bereits alle Controllinginstrumente. Sie wünschen sich eine fundierte Analyse Ihrer Produktionstechnik und Ökonomie in der Schweinemast.
Mehr lesen...Ringelschwanzprämie im Rahmen der ELER-Tierwohlförderung
Sie sind Schweinehalter und haben Interesse im Rahmen der Tierwohlförderung an der sogenannten Ringelschwanzprämie bei Mastschweinen und/oder Anzuchtferkeln teilzunehmen.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...