Jungpflanzen nicht angegangen?
Nach einer abgeschlossenen Pflanzperiode muss man manchmal leider feststellen, dass die frisch gesetzten Jungpflanzen nicht angegangen sind. Es ist bequem, die Schuld nur entweder bei der Witterung oder der Baumschule (wegen vermeintlich schlechter Pflanzen) zu suchen. Es gibt auch andere Aspekte, die vielleicht selbstkritisch zu hinterfragen sind, wie Dieter Scholz in einem Artikel in der Land & Forst 20/2020 schreibt.
Die erste Frage ist natürlich, ob die Pflanze auch wirklich tot ist – denn häufig kann sie doch noch mal ausschlagen, weil noch Leben in dem Stämmchen ist: zur Prüfung mit dem Fingernagel an der Rinde kratzen, ob sie noch grün ist. Oder die Pflanze hat aufgrund des Pflanzschocks auch erst die Tendenz, sehr spät ihre Blätter auszutreiben; die Buche ist hier auch aus Selbstschutzgründen ein echter Spätzünder.
Wenn sie wirklich nicht angegangen ist, ist detektivische Spurensuche nach möglichen Gründen gefragt: Ist die Pflanze oder Wurzel vielleicht befressen worden? Bei Nadelholz ist sofort an Rüsselkäferfraß und bei Laubholz an Mäusefraß zu denken und zu prüfen (marmorierte plätzeweise Fraßspuren am unteren Spross).
Hat die Pflanze zu großen Stress gehabt?
Eine Möglichkeit ist, dass die Wurzel nach einem Mulchen der Fläche keinen Anschluss zum Mineralboden finden konnte. Wenn nicht nur der Oberflächenbewuchs, sondern auch bis in den Boden hinein gemulcht wird, findet eine Vermischung von Humus/Holz und Mineralboden statt, sodass eine Pflanzung zumindest deutlich aufwändiger ist, um sie sicher bis in den Boden zu pflanzen, da die humose vermischte Oberfläche viel rascher austrocknet.
Hinzu kommt, dass diese knapp 100 cm (!) große Fichte auf der Freifläche naturgemäß Wasserstress hatte, um nach einem Pflanzschock diesen großen Spross mit Wasser zu versorgen. Zusätzlich ist bei diesem großen Spross die Wurzel auch so groß dimensioniert, dass eine händische fachgerechte Pflanzung zumindest ohne entsprechendem Pflanzloch (Erdbohrer oder Baggerpflanzung) eigentlich kaum möglich ist.
Merke: Das Pflanzverfahren muss zur Pflanze passen und nicht umgekehrt! Und: Es werden gern große Pflanzen geordert, damit sie vermeintlich schneller groß werden. Dabei wäre eine kleinere Pflanzensortierung a) billiger, b) günstiger/schneller zu pflanzen, c) es können mehrere Pflanzverfahren angewandt werden und d) es kommt viel weniger zu Wuchsdepressionen durch gestauchte (oder schlimmer: vorher abgehackte) Wurzeln. Die vermeintlichen Vorteile der großen Pflanze können sich so schnell auch ins Gegenteil umkehren.
Anderer Aspekt: Muss die Kulturfläche wirklich maschinell vollflächig bearbeitet werden? Eine Begründung nur aufgrund der Optik und einer sauberen Fläche ist nicht immer zielführend.
Es gibt so viele weitere Faktoren zu bedenken, zu berücksichtigen und zu planen, dass eine Kulturplanung zusammen mit dem Förster mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf (liegt eine Standortkartierung vor, soll oder kann ein Förderantrag gestellt werden) sicher ein besserer Rat ist, als blinder Aktionismus. Es muss und kann vielleicht nicht jede Fläche sofort bepflanzt werden, zumal allein aus Gründen der Pflanzenverfügbarkeit und zur Risikoverteilung Bepflanzungen auf mehrere Pflanzperioden gestreckt werden können und so ein jeweiliges maßgeschneidertes Konzept für den Waldbesitzer erstellt werden kann, bei dem klar wird, ob es machbar ist und wer es leisten soll/kann.
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