Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft in Deutschland und Niedersachsen von 1990 bis 2018
Laut deutschem Klimaschutzgesetz soll die Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 30 % im Vergleich zu 1990 reduzieren. Aktuell liegen endgültige Daten für die Jahre 1990 bis 2018 vor. Was hat die Landwirtschaft bisher erreicht und wie sind diese Zahlen zu interpretieren?
Die Vereinten Nationen haben sich im Pariser Klimaabkommen auf das Ziel verständigt, die Erderwärmung vom Beginn der Industrialisierung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts auf weniger als 2 C° zu begrenzen. Zu diesem Zweck sollen die Industriestaaten konkrete Ziele definieren, wie viele Treibhausgasemissionen sie bis wann einsparen werden. Deutschland hat dazu Ende 2019 ein Klimaschutzgesetz verabschiedet. Die deutschen Treibhausgasemissionen sollen bis 2030 um mindestens 55 % reduziert werden, im Vergleich zum Referenzjahr 1990. Bis 2050 soll eine Treibhausgasneutralität erreicht werden. Die Landwirtschaft soll laut Klimaschutzgesetz die Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 30 % reduzieren im Vergleich zu 1990.
Die Berechnung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen erfolgt durch das Thünen Institut. Die Daten fließen in die nationale Treibhausgasberichterstattung des Umweltbundesamtes ein. Aktuell stehen endgültige Daten für die Jahre 1990 bis 2018 zur Verfügung. Danach beliefen sich die deutschen Treibhausgasemissionen im Jahr 2018 auf insgesamt 858 Mio. t CO2e, wovon 63,6 Mio. t CO2e beziehungsweise 7,4 % auf die sogenannte Quellgruppe Landwirtschaft entfielen.
Von 1990 bis 2018 sind die Treibhausgasemissionen aus der Quellgruppe Landwirtschaft deutschlandweit um 15,7 Mio. t CO2e bzw. fast 20 % gesunken. Der stärkste Rückgang fand mit 13 %-Punkten bereits in den Jahren 1990 bis 1992 statt. Er wurde hauptsächlich als Folge der Wiedervereinigung durch Tierbestandsabstockungen in den neuen Bundesländern erbracht. In 2018 ist gegenüber den Vorjahren ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Wie nachhaltig dieser Rückgang ist, muss sich in den nächsten Jahren noch zeigen. Ein wesentlicher Grund dürfte der sehr trockene Sommer gewesen sein, der unter anderen zu einem geringeren Stickstoffdüngereinsatz und damit weniger Lachgasemissionen geführt hat.
In Niedersachsen gab es den zuvor beschriebenen Wiedervereinigungseffekt nicht. Die Treibhausgasemissionen schwanken seit 1990 zwischen 13 und 15 Mio. t CO2e. Sie liegen in 2018 mit 14,1 Mio. t CO2e etwa auf gleicher Höhe wie 1990. Daraus kann allerdings nicht geschlossen werden, dass Niedersachsens Landwirte nichts für den Klimaschutz geleistet hätten. Denn ohne einen Anstieg der Treibhausgasemissionen sind Produktionsmengen in der pflanzlichen und tierischen Erzeugung sowie der Bioenergieerzeugung deutlich angestiegen.
Die Berechnung der absoluten Menge der Treibhausgasemissionen aus der Quellgruppe Landwirtschaft ist notwendig für die Treibhausgasberichterstattung. Sie gestattet allerdings noch keine Aussage darüber, wie klimaschonend die Landwirtschaft betrieben wird. Zu diesem Zweck muss die Klimaeffizienz betrachtet. Dabei sind sämtliche Treibhausgasemissionen, auch aus den vorgelagerten Bereichen, zu berücksichtigen und auf die Produktionsmengen zu beziehen. Das geschieht in der einzelbetrieblichen Beratung mit TEKLa, dem Klimabilanzierungstool für die Landwirtschaft.
In der Quellgruppe Landwirtschaft werden in erster Linie Lachgasemissionen (N2O) aus dem Boden sowie Methanemissionen (CH4) aus tierischen Verdauungsprozessen und der Wirtschaftsdüngerlagerung erfasst. Lachgas und Methan haben eine stärkere Treibhausgaswirkung als Kohlendioxid. Sie fließen deshalb mit ihrem Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e) in die Berechnungen ein. Die Entstehung unterliegt natürlichen Prozessen und Minderungen sind nur begrenzt möglich. Die Anteile der einzelnen Gase und ihre Herkunft werden in einem gesonderten Bericht dargestellt.
Fazit:
Laut deutschem Klimaschutzgesetz sollen die Treibhausgasemissionen in der Quellgruppe Landwirtschaft bis 2030 um etwa 30 % im Vergleich zu 1990 reduziert werden.
Bis 2018 ist in Deutschland ein Rückgang von etwa 20 % zu verzeichnen, der hauptsächlich auf dem Einmaleffekt der Wiedervereinigung beruht.
In Niedersachsen sind die Treibhausgasemissionen der Quellgruppe Landwirtschaft trotz deutlich größerer Produktionsmengen nicht angestiegen.
Für eine gesicherte Klimaschutzwirkung ist die Klimaeffizienz der Produktion zu ermitteln.
Dabei sind die Treibhausgasemissionen aus der gesamten Produktionskette und die damit erzeugten Produktionsmengen zu berücksichtigen.
Downloads
Kontakte
Wiebke Schumacher
Fachreferentin Klimaschutz, Klimaanpassung
Treibhausgasbericht der Landwirtschaft in Niedersachsen
Die Landwirtschaftskammer hat im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen Treibhausgasbericht der Landwirtschaft in Niedersachsen erstellt. Die 23-seitige Broschüre gibt …
Mehr lesen...Baumschul-Fachleute der Landwirtschaftskammer suchen Straßenbäume der Zukunft
Der Klimawandel und Krankheiten gefährden die Vitalität der Bäume. Bislang gibt es nur wenige „Allerweltsarten“.
Mehr lesen...Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen der Niedersächsischen Landwirtschaft von 1990 bis 2018
Wo entstehen Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen in der Landwirtschaft, wie groß sind ihre Anteile und wie können sie verringert werden?
Mehr lesen...Erhöhung des Wasserangebotes in Wäldern
Der Dürresommer 2022 hat auf eine der gravierendsten Klimafolgen hingewiesen: Wassermangel. Dass auch im Wald Wasser eingespart werden kann, belegen Untersuchungen in Nordwestdeutschland.
Mehr lesen...Klimaschutzprogramm 2030 – Konsequenzen für die deutsche Landwirtschaft
Die Bundesregierung hat am 20. September das Klimaschutzprogramm bis 2030 verabschiedet. Der Landwirtschaftssektor soll bis 2030 jährlich zwischen 11 und 14 Millionen Tonnen weniger Treibhausgasemissionen verursachen als bisher. Um das mit …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Auftaktveranstaltung zur Seminarreihe nachhaltige Wirtschaftsweisen und Ökolandbau
06.12.2024
Mit einer Web-Seminarreihe nachhaltige Wirtschaftsweisen und Ökolandbau für: landwirtschaftlicher Ausbilderinnen und Ausbilder Lehrer und Lehrerinnen Meisterinnen und Meister Teilnehmende an Meisterkursen Fachschüler und …
Mehr lesen...Schulung für die Anwendung des TEKLA-Tools zur Klimaschutzberatung
11.12.2024
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat mit TEKLa ein Rechentool entwickelt, mit dem einzelbetriebliche Klimabilanzen für landwirtschaftliche Betriebe erstellt werden können. TEKLa steht für Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-…
Mehr lesen...Vorstellung des überarbeiteten Nachhaltigkeitschecks Landwirtschaft (NaLa) 2024
11.12.2024
Mit dem bereits 2014 entwickelten Nachhaltigkeitscheck Landwirtschaft (NaLa) können landwirtschaftliche Betriebe selbstständig oder mit Unterstützung eines Beraters Ihre einzelbetriebliche Nachhaltigkeit checken. Dabei lassen sich die …
Mehr lesen...Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich
06.01.2025 - 10.01.2025
Während des einwöchigen Seminars werden aktuelle Themen aus Produktions- und Agrartechnik, Betriebswirtschaft sowie Agrar- und Gesellschaftspolitik praxisnah behandelt. Bei der eintägigen Fachexkursion sind …
Mehr lesen...Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich
13.01.2025 - 17.01.2025
Während des einwöchigen Seminars werden aktuelle Themen aus Produktions- und Agrartechnik, Betriebswirtschaft sowie Agrar- und Gesellschaftspolitik praxisnah behandelt. Bei der eintägigen Fachexkursion sind …
Mehr lesen...Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich
03.02.2025 - 05.02.2025
Während dieses landesweit ausgeschriebenen, dreitägigen Seminars werden aktuelle Themen aus Produktions- und Agrartechnik, Betriebswirtschaft sowie Agrar- und Gesellschaftspolitik praxisnah behandelt. Ziel ist, die Arbeitnehmer über…
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Berechnung von Klimabilanzen
Sie möchten wissen, wie klimaschonend Sie ihre Produkte in der Landwirtschaft erzeugen. Sie suchen nach Argumenten für die öffentliche Diskussion um den Klimaschutz in der Landwirtschaft.
Mehr lesen...Nachhaltigkeitscheck Landwirtschaft (NaLa)
Sie wollen überprüfen, wie nachhaltig und zukunftsfähig Sie Ihren Betrieb bewirtschaften.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...