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Körnermais an Mastschweine verfüttern

Webcode: 01038161
Stand: 04.02.2021

Als Folge der novellierten Düngeverordnung wird erwartet, dass der Körnermaisanbau weiter ausgedehnt wird, da der Mais auch bei reduzierter Düngung die Nährstoffe sehr effizient verwerten kann. Zudem kann die Erhöhung des Blattfruchtanteils in der Fruchtfolge Vorteile bringen. Im letzten Jahr hat die mit Körnermais und CCM bestellte Fläche in Deutschland laut Statistischem Bundesamt um fast 11 % zugenommen. Unter den derzeitigen Preissituationen ist Körnermais für die Schweinemast jedoch noch zu teuer. Im letzten Jahr lag der durchschnittliche Erzeugerpreis von Körnermais in Niedersachsen um 0,57 €/dt über dem Weizenpreis.

Körnermais ist ein sehr stärke- und somit energiereiches Futtermittel. Er enthält mehr als doppelt so viel Fett wie Weizen, wobei das Maisfett reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Polyensäuren) ist. Diese sind zwar aus ernährungsphysiologischer Sicht positiv zu beurteilen, können aber in höheren Anteilen zu einem weichen Speck führen, der darüber hinaus eher zum Ranzigwerden neigt. Da die Schweine aber nach Fleischmenge bezahlt werden und die Speckqualität bisher nur in den seltensten Fällen honoriert wird, dürfte bei gegebener Preiswürdigkeit nichts gegen hohe Maisanteile im Mastschweinefutter sprechen. Andererseits ist aktuell ein Trend in Richtung besonders hochwertige Schweinefleischprodukte zu beobachten, so dass die Fleischqualität an Bedeutung gewinnen könnte. Wie sich ein hoher Maisanteil auf die Leistung von Mastschweinen auswirkt, wurde in einem Fütterungsversuch der Landwirtschaftskammer Niedersachsen überprüft.

Versuchsdurchführung
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden je 60 Ferkel (Topigs Norsvin Pi Select x TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt. Die ad libitum gefütterten Tiere erhielten das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 70 kg LG und anschließend das Endmastfutter RAM 2.2. Die Versuchsfutter enthielten 50 % Körnermais, die Kontrollfutter enthielten keinen Mais, sondern als Getreide nur Weizen, Gerste, Roggen und Triticale. Dem RAM 2.1 waren 0,5 % und dem RAM 2.2 0,4 % Pflanzenöl (Gemisch aus Soja-, Raps-, Palm-, Mais-, Sonnenblumen- und Sojaöl) zugesetzt.

Tabelle 1: Versuchsfutter mit 50 % Körnermais (Planungsdaten)

 

 

Kontrollgruppe

ohne Mais

Versuchsgruppe

50 % Mais

 

 

RAM

RAM

Mastabschnitt

 

kg

2.1

28-70

2.2

70-122

2.1

28-70

2.2

70-122

Rohprotein

Lysin

ME

Phosphor

%

%

MJ/kg

%

16,5

1,10

13,2

0,45

14,0

0,90

13,0

0,42

16,5

1,10

13,2

0,45

14,0

0,90

13,0

0,42

Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 29 bis 123 kg. Eine Zwischenwägung erfolgte beim Futterwechsel.

Tabelle 2: Futteranalysen

 

 

Kontrollgruppe

 ohne Mais

Versuchsgruppe

 50 % Mais

 

 

RAM 2.1

RAM 2.2

RAM 2.1

RAM 2.2

Rohprotein

Rohfett

Lysin

Meth + Cys

Threonin

Valin

ME

%

%

%

%

%

%

MJ/kg

15,9

3,8

1,08

0,54

0,72

0,78

13,2

14,1

3,4

0,92

0,52

0,61

0,61

13,1

15,7

4,2

1,01

0,53

0,70

0,79

13,4

14,0

3,8

0,96

0,50

0,62

0,63

13,1

Die Maisfutter enthielten im Gegensatz zu den Kontrollfuttern weder Weizen noch Triticale.

Tabelle 3: Zusammensetzung der Futter (Hauptkomponenten, Anteile in %, gerundet)

Futtermischungen

RAM 2.1

ohne Mais

RAM 2.1

50 % Mais

RAM 2.2

ohne Mais

RAM 2.2

50 % Mais

Mais

 

50

 

50

Gerste

25

7

29

16

Triticale

15

 

19

 

Weizen

15

 

15

 

Roggen

10

4

10

4

Brotmehl

6

3

3

 

Sojaschrot

11

16

3

8

Rapsschrot

5

5

6

6

Weizenkleie

7

8

7

13

Weizenkleberfutter 

3

3

4

 

Pflanzenöl

0,5

0,5

0,4

0,4

Neben den Nährstoffanalysen erfolgte auch eine Bestimmung des Fettsäuremusters.

Tabelle 4: Fettsäuremuster (Anteil der Fettsäuren am Gesamtfett in %)

 

 

Kontrollgruppe

 ohne Mais

Versuchsgruppe

 50 % Mais

 

 

RAM 2.1

RAM 2.2

RAM 2.1

RAM 2.2

gesättigte Fettsäuren

einfach ungesättigte Fettsäuren

mehrfach ungesättigte Fettsäuren

 

24,7

27,9

47,1

24,0

25,7

50,0

19,0

30,3

50,2

21,6

28,3

49,9


Aufgrund des Austausches von Mais durch andere Getreidearten war eine entsprechende Differenzierung der Fettsäuremuster der Kontroll- und Versuchsfutter zu erwarten. In den Kontrollfuttern wurden mehr gesättigte Fettsäuren nachgewiesen. Die Analysen zeigen beim Anteil der Polyensäuren am Gesamtfett unterschiedliche Ergebnisse. Während im RAM 2.1 der Maisgruppe der Anteil der Polyensäuren mit 50,2 % höher lag als im Kontrollfutter, waren die Anteile in den beiden RAM 2.2-Futtern nahezu gleich. Inwieweit die nicht gleichbleibenden Anteile der anderen Futterkomponenten hierfür verantwortlich sind, kann nicht abschließend geklärt werden. Der Anteil an Pflanzenöl scheidet als Ursache aus, denn er war in beiden Gruppen gleich. Werden die Mengen an Polyensäuren in den Futtern verglichen, so zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Das Kontrollfutter enthält je kg 14,0 g (RAM 2.1) und 14,3 g Polyensäuren (RAM 2.2), das Versuchsfutter 19,0 bzw. 16,4 g. Als Richtwert für einen maximalen Polyensäurengehalt können etwa 18 g je kg Mischfutter angenommen werden. Dieser wurde vom RAM 2.1-Futter der Maisgruppe überschritten.

Gleiche biologische Leistungen
Mit knapp 1050 g wurden sehr hohe Tageszunahmen erreicht. In der Anfangsmast bis 70 kg erzielte die Kontrollgruppe 958 g Tageszunahmen und die Versuchsgruppe 966 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs unterschied sich signifikant (2,12 vs. 2,21 kg). In der Endmast ab 70 kg lagen die Tageszunahmen bei 1143 g (Kontrollgruppe) bzw. 1103 g und der Futteraufwand je kg Zuwachs bei 2,75 bzw. 2,79 kg. Diese Differenzen waren nicht abzusichern. Auch in der gesamten Mastperiode gab es keine Unterschiede: Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen täglich 1054 g und die der Versuchsgruppe 1038 g zu, der Futteraufwand betrug 2,49 bzw. 2,54 kg je kg Zuwachs.

Tabelle 5: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

 

 

Kontrollgruppe

ohne Mais

Versuchsgruppe

50 % Mais

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

 

kg

kg

60

29,3

123,5

60

29,3

123,1

Mastleistung bis 70 kg LG

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

g

kg

kg

 

958

2,12a

2,03a

 

966

2,21b

2,12b

Mastleistung ab 70 kg LG

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

g

kg

kg

 

1143

2,75

3,13

 

1103

2,79

3,05

Mastleistung gesamt

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

g

kg

kg

 

1054

2,49

2,62

 

1038

2,54

2,63

Schlachtkörpergewicht

Schlachtausbeute

Schinken

Lachs

Schulter

Bauch

MFA Bauch

Speckmaß

Fleischmaß

Indexpunkte/kg SG

kg

%

kg

kg

kg

kg

%

mm

mm

96,7

78,2

19,1

7,6

9,4

13,5

59,9

13,2

67,2

1,007

96,2

78,3

19,2

7,6

9,4

13,5

60,0

13,2

67,7

1,009

In der Schlachtkörperbewertung gab es keine statistisch gesicherten Unterschiede. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht lagen mit 1,007 und 1,009 (Versuchsgruppe) auf einem hohen Niveau.

Die Futterkostenberechnung basiert auf den Nettopreisen des Versuchszeitraumes (August bis Dezember 2020). In der Gruppe mit 50 % Körnermais lagen die Futterkosten je 100 kg Zuwachs um 7,30 € höher als in der Kontrollgruppe.

Fazit
In einem Mastschweineversuch wurden 50 % Körnermais eingesetzt. Die Tiere wiesen Tageszunahmen von rund 1050 g auf und benötigten 2,52 kg Futter je kg Zuwachs. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Mais gab es keine signifikanten Unterschiede in der Gesamt-Mastleistung und Schlachtkörperbewertung. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Maisgruppe um 7,30 € höher. In einem früheren Mastversuch der LWK mit Untersuchung der Speckqualität führte der Anteil von 50 % Körnermais zur Überschreitung des Richtwertes für den maximalen Polyensäurengehalt im Rückenspeck. Grob sensorisch betrachtet waren seinerzeit jedoch Speckproben, die aus dem Nacken entnommen wurden, als völlig unauffällig zu beurteilen. Bei den derzeitigen Preisen für Körnermais rechnen sich maisbetonte Mastfutter nicht.