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Schweine noch schwerer mästen?

Webcode: 01043873
Stand: 23.01.2025

Die durchschnittlichen Schlachtkörpergewichte von Mastschweinen lagen in Norddeutschland in den letzten Wochen des vergangenen Jahres bei etwa 99 kg. Da einige Schlachthöfe ihre Abrechnungsmasken im letzten Sommer angepasst haben, geht der Trend zu schwereren Tieren weiter. Hohe Endgewichte werden durchaus kritisch gesehen, da der Futteraufwand zum Mastende steigt und die höheren Futterkosten die Wirtschaftlichkeit senken. Die LWK Niedersachsen hat in der Zeit von Juli bis November 2024 geprüft, wie sich ein Schlachtkörpergewicht von 103 kg auf den Überschuss über die Futterkosten auswirkt.

Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Ferkel (Topigs Norsvin, Tempo x TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Für die Kontrollgruppe war ein Schlachtkörpergewicht von 98 kg und für die Versuchsgruppe von 103 kg geplant. Die ad libitum-Fütterung erfolgte sehr stark N-/P-reduziert nach DLG-Vorgaben und war in beiden Gruppen gleich. Die Tiere wurden bei jedem Futterwechsel gewogen.

Tabelle 1: Vierphasige Fütterung in beiden Gruppen

    sehr stark N-/P-reduziert
       
Mastabschnitt   DLG 1 DLG 2 DLG 3 DLG 4
kg 28 - 40 40 - 65 65 - 90 90 - 122
Rohprotein % 16,5 15,5 14 13,5
Lysin % 1,1 1 0,9 0,75
ME MJ/kg 13,2 13,2 13 13
Phosphor % 0,44 0,42 0,4 0,4

 

Die Futteranalysen bestätigten die Sollwerte.

Tabelle 2: Futteranalysen

    DLG 1  DLG 2 DLG 3 DLG 4
Rohprotein % 16,5 15,4 14,5 13,7
Lysin % 1,13 0,99 1,03 0,82
Methionin+Cystin % 0,58 0,57 0,51 0,48
Threonin % 0,64 0,59 0,61 0,53
Valin % 0,76 0,73 0,66 0,66
Phosphor % 0,45 0,43 0,44 0,44
ME MJ/kg 13,4 13,4 13,3 13,3

 

Mehr als 1200 g Tageszunahmen

Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in der Mastleistung. Die Kontrollgruppe mit dem niedrigeren Schlachtkörpergewicht (SG) erreichte 1215 g und die Versuchsgruppe 1233 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,47 bzw. 2,44 kg. Die Tiere nahmen täglich 2,99 kg (Kontrollgruppe) bzw. 3,01 kg Futter (Versuchsgruppe) auf. In der Endmast ab 90 kg LM lag der Futteraufwand je kg Zuwachs bei 3,13 kg in der Kontrollgruppe bzw. 3,01 kg in der Versuchsgruppe. Da diese Differenz nicht signifikant war, ist daraus abzuleiten, dass das höhere Endgewicht den Futteraufwand je kg Zuwachs in dieser Phase nicht beeinträchtigt hat.

Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

    Kontrollgruppe Versuchsgruppe
98 kg SG 103 kg SG
Anzahl Tiere   53 54
Anfangsgewicht kg 26,6 26,4
Endgewicht kg 126,6a 132,9b
       
Mastleistung 26 – 40 kg      
Tageszunahmen g 966 965
Futterverbrauch/Tag kg 1,59 1,61
Futteraufwand/kg Zuwachs kg 1,66 1,66
       
Mastleistung 40 – 65 kg      
Tageszunahmen g 1153 1171
Futterverbrauch/Tag kg 2,42 2,44
Futteraufwand/kg Zuwachs kg 2,1 2,08
       
Mastleistung 65 – 90kg      
Tageszunahmen g 1280 1294
Futterverbrauch/Tag kg 2,94 2,99
Futteraufwand/kg Zuwachs kg 2,3 2,3
       
Mastleistung 90 – 127 bzw.133 kg      
Tageszunahmen g 1364 1370
Futterverbrauch/Tag kg 4,2 4,09
Futteraufwand/kg Zuwachs kg 3,13 3,01
       
Mastleistung gesamt      
Tageszunahmen g 1215 1233
Futterverbrauch/Tag kg 2,99 3,01
Futteraufwand/kg Zuwachs kg 2,47 2,44
       
Schlachtkörpergewicht kg 97,6a 103,0b
Schlachtausbeute % 77,1 77,5
Schinken kg 18,7a 19,6b
Lachs kg 7,4a 7,8b
Schulter kg 9,3a 9,7b
Bauch kg 14,1a 14,9b
MFA Bauch % 57,5 57,1
MFA (AutoFOM) % 59,7 59,5
Speckmass mm 14 14,4
Fleischmass mm 64,9a 66,5b
Indexpunkte/kg SG   0,995a 0,972b
Überschuss über Futterkosten 112,09 113,43

a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05).

Die Schweine wurden im Weidemark-Schlachthof in Sögel nach AutoFOM klassifiziert. Die geplanten Schlachtkörpergewichte wurden mit 97,6 und 103 kg sehr gut getroffen. Bedingt durch das höhere Schlachtkörpergewicht der Versuchsgruppe unterschieden sich die Gewichte der Teilstücke signifikant. Auch die Differenzen im Fleischmaß und in den Indexpunkten je kg SG waren abzusichern. Die leichteren Tiere erzielten 0,995 und die schwereren Schweine 0,972 Indexpunkte.

 

Überschuss über Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Bei einem Basispreis von 1,96 €/Indexpunkt erzielten die Tiere mit 98 kg SG einen Überschuss (netto) über Futterkosten von 112,09 € und die mit 103 kg SG von 113,43 €. Während in der Kontrollgruppe (98 kg SG) der Vorteil der weiblichen Tiere mehr als 10 € betrug, erzielten die weiblichen Schweine der Versuchsgruppe nur einen um rund 4,40 € höheren Überschuss über Futterkosten als die Kastraten.

 

Fazit

Mastschweine mit einem Schlachtkörpergewicht von 103 kg erzielten gleiche Mastleistungen wie Tiere mit einem SG von 98 kg. Die durchschnittlichen Tageszunahmen lagen bei 1224 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs betrug 2,45 kg. Bei der Schlachtkörperbewertung traten mehrere signifikante Unterschiede auf. Die Tiere mit dem höheren SG erzielten 0,972 und die leichteren Schweine 0,995 Indexpunkte je kg SG. In der Endmast benötigten die schwereren Tiere nicht mehr Futter je kg Zuwachs als die leichteren Tiere. Das höhere Schlachtkörpergewicht führte in diesem Versuch zu einem höheren Überschuss über Futterkosten von 1,34 € je Schwein.