Der Blick nach vorn birgt neue Chancen für Waldbesitzer*innen
Der Anblick ihres Waldes demotiviert viele Waldbesitzer und Förster, denn er ist von Sturm, Dürre und Käferbefall gezeichnet. Doch die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass es sich trotzdem lohnt, mutig nach vorn zu schauen, wie LWK-Bezirksförster Dieter Scholz in der Land & Forst 48/18 schreibt.
Die Betroffenheit ist groß. Immer wieder äußern derzeit Waldbesitzer: „Das hat doch keinen Sinn!“ oder „Ich pflanze nicht mehr!“ Aussagen wie diese sind das Resultat der nicht enden wollenden Schadenswellen, die die Wälder heimgesucht haben.
Sie begannen mit den Herbststürmen 2017 und dem Frühjahrssturm „Friederike“. Die Schadholzmengen waren in manchen stark betroffenen Wäldern noch nicht ganz aufgearbeitet, da rollte auch schon die nächste Krise heran. Andauernde extreme Trockenheit und Borkenkäferbefall schädigten die verbliebenen Bestandesglieder so stark, dass zum Teil von Totalverlusten ausgegangen werden muss. Gleichzeitig droht der Holzmarkt, durch die vorgenannten Stürme schon extrem belastet, zum Erliegen zu kommen.
Die Situation frustriert und demotiviert alle Akteure: die Waldbesitzenden, bei denen außer den wirtschaftlichen Schäden nun auch noch die Arbeit und Kosten von Kulturen anstehen, die Unternehmer, die überall gleichzeitig gefragt sind und sich nicht zerteilen können, und letztlich auch die Förster, die ebenfalls vor den Scherben von jahrzehntelanger Pflege der Bestände stehen, Boten schlechter Nachrichten sind und kaum aus dem Krisenmodus herausfinden.
Und dennoch: Es gilt den Blick nach vorn zu richten! Auch schon vor Jahrzehnten gab es immer wieder einschneidende Schadereignisse am und im Wald. Jetzt kommt es besonders darauf an, Lehren aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu ziehen, neuere waldbauliche Erkenntnisse anzuwenden und positiv nach vorn zu blicken. Eine gründliche Analyse der örtlichen Verhältnisse ist dabei zielführender, als blinder Aktionismus oder andersherum Resignation. Erst dann werden die Chancen erkennbar, die sich aus der schwierigen Lage ergeben und die es jetzt zu nutzen gilt. Dazu folgende Anregungen und wichtige Fragestellungen:
Naturverjüngung: Existiert sie bereits auf den Flächen oder wird sie nun durch die Entstehung der Freifläche aufschlagen? Wo dies der Fall ist, muss nicht gleich die gesamte Fläche voll bepflanzt werden. Eine frische Kahlfläche sieht zunächst schockierend aus, doch die Natur selbst wird das Bild rasch verändern.
Waldumbau: Es gibt die Gelegenheit zum Anlegen klimafesterer Mischwälder durch die Pflanzung von Baumarten, die besser auf den jeweiligen Standort passen als die bisherige Bestockung.
Planung: Nicht jede Kleinstfläche kann bepflanzt werden, auch weil die passenden Baumschulpflanzen in den nächsten Jahren sicher knapp und teuer werden. Deshalb ist es sinnvoll, für den Betrieb eine Prioritätenliste zu erstellen: Vorrangig müssen zunächst größere Flächen bepflanzt werden, die zu verwildern drohen. Bei kleineren Lücken kann die Pflanzung eventuell ganz unterbleiben, wenn die Möglichkeit besteht, dass sie sich von den Seiten herzuziehen. Andere Flächen können vielleicht noch zurückgestellt oder andere Mischbaumarten eingebracht werden.
Erschließung: Passt das bisherige Konzept? Wenn alte Rückewege und -gassen nicht wirklich zweckmäßig waren, können sie jetzt zugepflanzt werden. Dagegen sollten Polterplätze freigelassen und Abstände zu Wegen oder ähnliches auf der Grundlage des gewonnenen Erfahrungsschatzes neu überdacht werden.
Fazit
Nutzen Sie die Chancen, die in der krisenhaften Waldsituation liegen. Der Wald ist ein Generationenvertrag. Sehen Sie positiv auf das, was neu entsteht. So wie Sie von der Arbeit Ihrer Vorfahren profitiert haben, leisten Sie Ihren Beitrag für künftige Waldbesitzergenerationen. Setzen Sie sich zur Planung mit Ihrem beratenden Förster zusammen – gemeinsam kann eine positive Waldperspektive entstehen!
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