Augen auf beim Sojaschrotkauf: Was muss deklariert werden?
Die Sojaschrotpreise sind seit langem auf einem sehr hohen Niveau. Zudem ist der Preisunterschied zur GVO-freier Ware (NON-GMO) deutlich gestiegen. Mitte Juli wurden in der Land & Forst folgende Preise notiert.
Tabelle 1: Preise für Sojaschrot
Sojaschrot 44/7 Brasilschrot (mind. 46 % Rohprotein) Non-GMO Sojaschrot (mind. 45 % Rohprotein) Non-GMO HP-Sojaschrot (mind. 48 % Rohprotein) |
55,60 €/dt 57,50 €/dt 82,55 €/dt 86,70 €/dt |
Neben den Kosten darf aber die Qualität dieses neben Rapsschrot wichtigsten Eiweißfuttermittels nicht aus den Augen verloren werden. Im Markt sorgen die Bezeichnungen der verschieden Sojaschrote mitunter für Irritationen. Beim Sojaschrot 44/7 findet sich häufig der Zusatz „mind. 42 % Rohprotein, ca. 2 % Fett, max. 7 % Rohfaser“, beim Brasilschrot steht „mind. 46 % Rohprotein, ca. 2 % Fett, max. 7 % Rohfaser“. Diese Angaben dürfen aber nicht dazu verleiten, Rohprotein und Fett zu addieren, denn 42 % Rohprotein + 2 % Fett ergeben nicht 44 % Rohprotein. Steht ein Rohproteingehalt von 44 % auf dem Lieferschein, müssen auch 44 % im Sojaschrot sein, wobei die futtermittelrechtlichen Toleranzen (Tabelle 3) zu berücksichtigen sind. Auch die Deklaration „Sojaschrot 43/44 % Rohprotein“ ist nicht korrekt. Eine eindeutige Proteinangabe ist erforderlich.
Was muss deklariert werden?
Hier ist zwischen Sojaschrot und Sojaschrot aus geschälter Saat („HP-Sojaschrot“) zu unterscheiden. Der Rohproteingehalt muss immer angegeben sein.
Tabelle 2: Was muss deklariert werden?
|
Sojaschrot |
HP-Sojaschrot |
Rohprotein Rohfaser Wasser |
ja ja, wenn > 8 % in der TM ja, wenn > 14 % |
ja nein ja, wenn > 14 % |
Ist der Wassergehalt nicht angegeben (Normalfall), darf er höchstens 14 % betragen. Um eine ausreichende Lagerfähigkeit zu gewährleisten, sollten jedoch 13 % nicht überschritten werden. Erhöhte Rohfasergehalte deuten auf hohe Schalenanteile hin. Sojaschalen enthalten etwa 33 bis 35 % Rohfaser.
Die Qualität von Sojaschrot wird eher selten hinterfragt. Landwirte sollten aber nicht nur die Anforderungen an diesen Proteinträger kennen, sondern auch seine Qualität. Diese lässt sich anhand von Futteranalysen beurteilen. Einige große Betriebe beproben jede Lieferung, denn die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen. Soll z.B. nur Rohprotein untersucht werden, kostet eine LUFA- Analyse 20 € netto.
Sojalieferung beanstanden?
Ob Sie eine Lieferung beanstanden können, hängt davon ab, wie stark die Analysenwerte von der Deklaration abweichen. Hierbei sind die gesetzlichen Toleranzen zu berücksichtigen.
Tabelle 3: Gesetzliche Toleranzen für Sojaschrot
Rohprotein |
Rohfaser <10% deklariert |
3 Einheiten (= 3 % absolut) |
1,75 Einheiten (= 1,75 % absolut) |
Wäre ein Wassergehalt von 12,5 % und mehr deklariert, würde die Toleranz 8 % relativ betragen. Wann liegt eine Beanstandung vor? Hierzu drei Beispiele:
Beispiel 1: Geringer Rohproteingehalt
Sie haben Sojaschrot mit 44 % Rohprotein gekauft, 41,4 % Rohprotein werden analysiert. Nach Abzug der Toleranz von 3 % ergeben sich 41,0 %.
Ergebnis: Die Lieferung ist nicht zu beanstanden, da der Analysenwert oberhalb von 41,0 % liegt.
Beispiel 2: Feuchtes Sojaschrot
Das Sojaschrot beginnt zu schimmeln. Die Untersuchung ergibt einen Wassergehalt von 15,3 %. Sojaschrot darf max. 14 % Wasser enthalten, es sei denn, der Wassergehalt ist angegeben. 14,0 % + 1,12 % Toleranz (8 % von 14,0) = 15,12 %.
Ergebnis: Sie können die Partie beanstanden, da der Laborbefund von 15,3 % über dem noch zulässigen Wert von 15,12%.
Beispiel 3: Hoher Rohfasergehalt
Der Rohfasergehalt ist mit 7 % angegeben, im Labor werden 8,9 % festgestellt.
Ergebnis: Die Lieferung können Sie beanstanden, da der Rohfasergehalt den zulässigen Wert von 8,75 % überschreitet: 7 % + 1,75 % Toleranz =8,75 %.
Eine gelbe oder braune Färbung des Schrotes lässt keinen Rückschluss auf die Proteinqualität zu, sondern nur auf die Herkunft. Sehr fein vermahlenes Sojaschrot lässt häufig einen hohen Schalenanteil vermuten.
Sojaextraktionsschrot und Sojaextraktionsschrotfutter
Seit 2013 wird Sojaextraktionsschrot entsprechend seiner Herstellung und Zusammensetzung in drei Typen differenziert: Sojaextraktionsschrot, Sojaextraktionsschrotfutter und Sojaextraktionsschrotfutter mit (Soap)stock. Aufgrund futtermittelrechtlicher Änderungen war eine Neufassung nicht nur von Soja-, sondern auch von den anderen Extraktionsschroten erforderlich. In der Positivliste für Einzelfuttermittel sind die Sojaschrote folgendermaßen aufgeführt:
Tabelle 4: Sojaschrot in der Positivliste für Einzelfuttermittel
Soja(bohnen)-extraktionsschrot, dampferhitzt Nebenerzeugnis, das bei der Ölgewinnung durch Extraktion aus Sojabohnen anfällt und einer geeigneten Wärmebehandlung unterworfen wurde Angaben zur Kennzeichnung: Rohprotein Rohfaser, wenn >8 % in der TM Sofern Soja(bohnen)-extraktionsschrot, dampferhitzt im Herstellungsprozess anfallende Bleicherden und Filterhilfsstoffe bis zu 1 % sowie Rohlecithine enthalten kann, ist es als Soja(bohnen)-extraktionsschrotfutter, dampferhitzt zu bezeichnen. Kann es darüber hinaus im Prozess anfallenden Soapstock enthalten, ist es als Soja(bohnen)-extraktionsschrotfutter, dampferhitzt, mit (Soap)stock zu bezeichnen.
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Soja(bohnen)-extraktionsschrot aus geschälter Saat, dampferhitzt Nebenerzeugnis, das bei der Ölgewinnung durch Extraktion aus geschälten Sojabohnen anfällt und einer geeigneten Wärmebehandlung unterworfen wurde Angaben zur Kennzeichnung: Rohprotein Sofern Soja(bohnen)-extraktionsschrot aus geschälter Saat, dampferhitzt, im Herstellungsprozess anfallende Bleicherden und Filterhilfsstoffe bis zu 1 % sowie Rohlecithine enthalten kann, ist es als Soja(bohnen)-extraktionsschrotfutter aus geschälter Saat, dampferhitzt zu bezeichnen. Kann es darüber hinaus im Prozess anfallenden Soapstock enthalten, ist es als Soja(bohnen)-extraktionsschrotfutter aus geschälter Saat, dampferhitzt, mit (Soap)stock zu bezeichnen |
Das Sojaextraktionsschrotfutter entspricht dem derzeit verwendeten Sojaextraktionsschrot.
Soapstock fällt bei der Herstellung von pflanzlichen Ölen und Fetten an und enthält Salze freier Fettsäuren, Öle oder Fette und weitere Bestandteile wie Mono- und Diglyceride, Lecithin und Fasern.
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Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
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