Doppelreihe oder Einzelreihe - Vergleich verschiedener Spargelanbausysteme
Marktsituationen, Kosten und Verbraucheransprüche - Die Spargelproduktion steht heute mehr denn je vor großen Herausforderungen. Kann das Doppelreihensystem eine Möglichkeit sein, auf diese gestiegenen Anforderungen zu reagieren? Dieser Frage wurde in einem mehrjährigen Anbausystemvergleich (2016-2022) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. nachgegangen.
Die Spargelproduzent*innen stehen vor großen Herausforderungen. Die heutigen und die künftig zu erwartenden Marktsituationen erfordern eine effiziente, kostengünstige und zugleich umweltschonende Produktion mit guten inneren und äußeren Stangenqualitäten. Dabei wurden in der Praxis in den letzten Jahren auch immer mehr Anbausystemvarianten getestet. Ein Ansatz zur Intensivierung der Spargelproduktion auf der Fläche ist das sog. Doppelreihensystem. Dieses verfolgt das Ziel, durch eine Erhöhung der Bestandsdichte eine signifikante Ertragssteigerung pro Hektar zu erreichen. Vor diesem Hintergrund wurde 2016 in Fuhrberg bei Hannover ein Praxisversuch im Spargelanbau etabliert. Verglichen wurden vier unterschiedliche Sorten in Hinsicht auf ihre Performance im Einzel- sowie im Doppelreihensystem im Reihenabstand von zwei Metern.
Doppelreihe oder Einzelreihe? - Die Sorte ist entscheidend
Bereits in Vorversuchen mit den Standardsorten Gijnlim und Backlim, die von 2010-2015 durchgeführt wurden, zeigte sich, dass die Sortenauswahl ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Etablierung des Doppelreihensystems darstellt. Dabei spielen vor allem das Knospenbildungsvermögen und die Stangenstärke der Sorte eine entscheidende Rolle.
Vor diesem Hintergrund wurde 2016 ein Versuch mit vier verschiedenen Spargelsorten in drei unterschiedlichen Pflanzdichten angelegt.
Als Sortenvarianten wurden ‘Gijnlim‘, ‘Cumulus‘, ‘Ramires‘ und ‘Fortems‘ verwendet. Die Varianten in der Einzel- und Doppelreihe im Abstand von 2 m waren 20.000 Pfl/m, 30.000 Pfl/m und 40.000 Pfl/m. Dabei wurde die Einzelreihe mit 4 Pfl/m und die Doppelreihen mit 6 und 8 Pfl/m gepflanzt.
Ergebnisse
Erste Bonituren zum Aufwuchs des Spargellaubs aus dem Jahr 2016 bestätigten die Annahmen aus den Vorversuchen zur Steigerung der Bestandsdichte. Die Sorte ‘Gijnlim‘, die mit Abstand die geringsten Stangenstärken aufweist, war in der Lage, in der intensivsten Doppelreihenvariante pro Meter die meisten Triebe zu bilden (bis zu 70 Triebe/m). Gleichzeitig verlor sie deutlich im Durchmesser der aufgewachsenen Triebe im Vergleich zur Einzelreihe. Diese Beobachtungen zeigten sich auch bei allen anderen Sorten, wobei die Sorte ‘Ramires‘ eine Mittelposition zwischen den beiden Extrema ‘Gijnllim‘ und ‘Cumulus‘/‘Fortems‘ einnahm.
- Erträge:
Hinsichtlich der Gesamterträge aus allen Versuchsjahren waren die extremen Dichtpflanzungen (8 Pfl/m) der Sorten Gijnlim und Ramires die beiden stärksten Varianten. Diese unterschieden sich nicht signifikant voneinander aber signifikant zu den anderen Sorten und Varianten.
- Stangenstärken:
Hinsichtlich der Stangenstärke konnte beobachtet werden, dass die Sorten ‘Cumulus‘ und ‘Fortems‘ nur gering bis fast gar nicht über die gesamte Versuchsdauer auf die unterschiedlichen Bestandsdichten reagierten. Die Sorten ‘Gijnlim‘ und ‘Ramires‘ erlitten Verluste der Stangenstärke mit zunehmender Pflanzdichte. Dabei fiel das durchschnittliche Stangengewicht der Sorte ‘Gijnlim‘ in der Doppelreihe mit 8 Pfl/m deutlich unter ein Stangengewicht von 50 g/Stange und somit unter die Marke der 18 mm Stangendurchmesser. Die Sorte Ramires hingegen reagierte bei einer Bestandsdichte von 8 Pfl./m zwar ebenfalls mit einer Reduzierung der Stangenstärke, jedoch in einem vertretbaren Maß, welches die Vermarktungsfähigkeit des Spargels nicht beeinträchtigte. Ramires stellte somit die Sorte mit dem höchsten Ertrag und gleichzeitig einem hinnehmbaren Verlust der Stangenstärke dar.
- Stangenanzahl:
Die Stangenanzahl konnte in diesem Versuch bei den Sorten mit höherer Stangenstärke durch eine höhere Bestandsdichte nicht gesteigert werden (‘Cumulus‘ und ‘Fortems‘) Lediglich die Sorten ‘Gijnlim‘ und ‘Ramires‘ konnten höhere Anzahlen an Stangen aufweisen.
Fazit
Der Versuch aus den Jahren 2016 bis 2022 konnte zeigen, dass in einem Doppelreihensystem mit einem Reihenabstand auf zwei Metern nicht unweigerlich höhere Erträge pro Hektar erzielt werden können. Entscheidend für den Erfolg einer Doppelreihenanlage ist die Sortenauswahl. Dabei konnte die erste Annahme, dass Sorten mit hohen Stangenstärken besser für das Doppelreihensystem geeignet sind nicht bestätigt werden. Zwar können diese höhere Bestandsdichten hinsichtlich ihrer Stangenstärke besser tolerieren. Jedoch erzielen sie aufgrund ihres geringeren Potentials zur Stangenbildung keinen Mehrertrag im Vergleich zur Einzelreihe. Demgegenüber waren die Sorten Gijnlim und Ramires durchaus in der Lage, bei höherer Bestandsdichte einen Mehrertrag zu generieren. Dies ist auf das größere Stangenbildungspotential dieser beiden Sorten zurückzuführen. Jedoch muss hier auf eine ausreichende Stangenstärke geachtet werden. Die Sorte Ramires scheint hier am besten geeignet zu sein.
Ausblick
Neben dem Doppelreihensystem ist auch der Einsatz von unselektiven Spargelvollerntern seit einigen Jahren regelmäßig in der Diskussion, wenn es um die Optimierung der Spargelproduktion geht. Schwierigkeiten beim Einsatz von unselektiven Vollerntern sind jedoch weiterhin die hohen Kosten und hohe Verluste durch einen großen Anteil zu kurz geschnittener Stangen. Aktuelle Versuche aus dem Jahr 2022 der LWK Nordrhein-Westfalen und Versuche aus Bayern aus den Jahren 2010-2014 bestätigten dies. Daher setzen viele Praxisbetriebe weiterhin zu 100 % auf die sehr arbeits- und kostenintensive Handernte.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus den Doppelreihenversuchen ergab sich die Fragestellung, inwieweit die Vorteile beider Systeme miteinander kombiniert werden können. Eine Kombination aus Doppelreihe mit geeigneter Sorte, einem höher aufgebauten Damm und einem zusätzlich zur Handernte eingesetzten unselektiven Vollernter könnte die Verluste im Vergleich zur Handernte senken, die Abhängigkeit von Saisonarbeitskräften reduzieren und das Doppelreihensystem trotz seiner Grenzen in Zukunft attraktiver machen.
Den vollständigen Artikel inkl. statistischer Auswertungen finden Sie in dem angefügten pdf-Dokument.
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