Silierzeitpunkt – Wesentlicher Baustein für Qualität der Maissilage
Die Abreife des Silomaises geht zügig voran, was die grüne und noch sehr vitale Gesamtpflanze häufig noch nicht erwarten lässt. Umso wichtiger ist es, jetzt das Augenmerk auf den optimalen Erntetermin zu legen und sich die Bestände genau zu betrachten. Worauf Sie unter der Prämisse einer verlustarmen Ernte und Silierung Wert legen sollten, lesen Sie nachfolgend.
Zwischen einem guten Futterbauern und einem guten Börsenmakler lassen sich durchaus Parallelen erkennen. Beide müssen die Werteentwicklung im Blickfeld haben. Um das beste Ergebnis einzufahren, ist möglichst vor dem Abfall des Höchstwertes zu reagieren.
Die aktuellen Ergebnisse der Maisreifeprüfung verdeutlichen, dass der Futterwert des Silomaises auf den höchsten Punkt der Optimumkurve zusteuert. Ein kurzer Blick auf die Gesamtpflanze genügt nicht zur Entscheidungsfindung. Für die Abreife ist im Wesentlichen der Trockenmassegehalt im Kolben maßgebend. Wenn hier die anzustrebenden 55 – 60 % erreicht sind (ca. 35 % TS in der Silage), ist das Blattwerk i.d.R. noch vital und saftig grün. Positiv ist hervorzuheben, dass die grüne und vitale Gesamtpflanze als Vorteil für die Silierung und das Gärergebnis betrachtet werden darf. Noch ist beispielsweise von einem geringem bzw. akzeptablem Keimbesatz der Pflanze auszugehen.
In diesem Jahr fallen die Gehaltswerte insbesondere dort schon beachtlich hoch aus, wo zu üblichen Terminen gedrillt werden konnte.
An dieser Stelle ist ein kurzer Rückblick auf das Frühjahr sinnvoll.
Das Jahr 2024 war aufgrund der reichhaltigen Niederschläge für die Futterbauern wieder eine Herausforderung. Ob eine rechtzeitige Saatbettvorbereitung und eine Saat zum gewünschten Termin gelingen konnte, wurde maßgeblich von den Niederschlagsmengen im Frühjahr sowie den Standortverhältnissen beeinflusst. Die Anfangsentwicklung der später gedrillten Maisbestände verzögerte sich zusätzlich durch die zu diesem Zeitpunkt unterdurchschnittlichen Temperaturen und der erneut starken Niederschläge. Dieser Entwicklungsnachteil konnte im Verlaufe des Jahres nicht wettgemacht werden. In 2024 korreliert der Saattermin nunmehr deutlich mit der Abreife des Maises.
Insofern gilt es, jetzt der abschließenden Entwicklung der Abreife die volle Aufmerksamkeit zu schenken, um den optimalen Erntetermin abzupassen und so viel Stärke und Energie wie möglich von der Fläche zu holen.
Mit einer entsprechenden Sorgfalt der Silierarbeit sollte alles getan werden, um die Verluste sowohl bei der Silierung als auch während des Verfütterungszeitraumes gering zu halten.
Mehr als das 1X1 der Silierung
Der Mais gehört zu den leicht vergärbaren Futterpflanzen. Der hohe Zuckergehalt und die geringen Anteile an puffernd wirkenden Substanzen tragen in aller Regel zur gewünschten Milchsäure betonten Gärung bei. Probleme bereitet allerdings die Haltbarkeit der Silage nach der Siloöffnung.
Bei der Maissilierung kommt es vor allem darauf an, eine Vermehrung der Hefe- und Schimmelpilze im Futterstapel, so gut wie siliertechnisch möglich, zu verhindern. Besonders das Ausbreiten der Hefepilze stellt eine Herausforderung dar, da diese Keime sowohl den Luftausschluss als auch die Anwesenheit von Luft vertragen und sie sich auch an einem niedrigen pH-Wert nicht stören. Doch bevor an Silierzusätze zur Beherrschung der Nachgärflora gedacht wird, ist die Sorgfalt des Silierverfahrens nicht aus den Augen zu verlieren.
Als Betriebsleiter sollten Sie vor allem auf die Stellschrauben der Silogeometrie und in diesem Zusammenhang dem Futtervorschub, der Verdichtungsarbeit, der Siloabdeckung und der Siloverschlusszeit Beachtung schenken.
Silogeometrie
Für das Nacherwärmen von Maissilagen gibt es stets mehrere Ursachen. Dennoch lässt sich das Problem in vielen Betrieben bereits mit einem angepassten Futtervorschub lösen.
Der Silogeometrie ist deshalb bereits vor der Silierung hohe Beachtung zu schenken. Eine beispielhafte Berechnung zu der an den Tierbestand angepassten Siloanschnittfläche kann dem Kasten entnommen werden.
Gemäß den aktuellen Empfehlungen des Bundesarbeitskreises Futterkonservierung ist sowohl für den Winter- als auch für den Sommer ein wöchentlicher Futtervorschub von mindestens 2,50 m anzustreben. Je größer der Futtervorschub, desto besser kann dem Risiko des Futterverderbes am Anschnitt entgegengewirkt werden.
Häufig sind die Silomieten jedoch viel zu hoch und zu kurz angelegt, da es nicht selten an Siloplatz mangelt. Bei unzureichendem Futtervorschub wird die Nacherwärmungsflora unter Luftzutritt gefördert. Kommen dann noch warme Umgebungstemperaturen hinzu, beschleunigt dies zusätzlich die Vermehrungsrate unerwünschter Keime, wie beispielsweise den Hefen. Auch die Futterentnahmetechnik und der Verdichtungsgrad der Silage beeinflussen die Nacherwärmung.
Eine Möglichkeit, den Vorschub zu optimieren kann darin bestehen, Futter in regelmäßigen Abständen aus einem großen Silo in eine entsprechend kleine (schmale und flache) Miete umzusilieren. Das ist zunächst eine stete Extraarbeit, die sich dennoch lohnt, da sie Futterverderb vermeidet und Verluste reduziert. Zudem entfällt die zusätzliche Arbeit des Aussortierens und Entsorgens von verpilztem Futter.
Verdichtung, Walzarbeit
Das Ziel muss es sein, eine hohe Verdichtung von mindestens 230 kg TM/m³ bei Trockenmassegehalten in den Bereichen von 32 oder 35 % zu erreichen. Nicht die Bergeleistung der leistungsstarken Exakthäcksler bestimmt daher die Geschwindigkeit der Ernte, sondern vielmehr die Kapazität der Walzschlepper.
Das erforderliche Walzgewicht beim Einsatz des Feldhäckslers richtet sich nach der Bergeleistung und ist gemäß nachfolgender Formel einfach zu berechnen. Es muss lediglich die Bergeleistung pro Stunde durch 4 geteilt werden: (z.B. 60 t Frischasse je Stunde : 4 = 15 t).
Moderne Feldhäcksler erbringen noch größere Flächenleistungen als im Rechenbeispiel aufgeführt. In vielen Fällen sind daher eher zwei Walzschlepper notwendig, um der erforderlichen Verdichtungsarbeit gerecht zu werden.
Bei hohem Auflagedruck der Walzfahrzeuge und einer langsamen Überfahrt (4 – 6 km/h) ist ein Verdichtungsaufwand von 2 bis 3 Minuten je Tonne Erntegut zu gewährleisten. Für die letzten Futterschichten ist die Walzarbeit durchaus noch einmal zu intensivieren und ggf. der Häckselgrad weiter zu minimieren.
Abdeckung
Eine unverzügliche und sorgfältige Abdeckung des Silos mit mindestens zwei Folienschichten (Unterzieh- und Silofolie) sowie das hinreichende Beschweren der Silofolie gehören gleichfalls zum Standard der Silierregeln, um das Eindringen von Luft zu verhindern. Legen Sie dazu die Silosäcke als geschlossenes Band am Silofuß aus. Ein Siloschutzgitter schützt die Folie vor Beschädigungen und verhindert das Flattern der Folie. Es empfiehlt sich zudem, alle 4 bis 5 Meter Querbarrieren aus Silosäcken über das Silo zu legen. Je besser und schneller anaerobe Bedingungen geschaffen werden, desto rascher beginnt die Gärung. Das mindert unerwünschte Gärkeime und Nährstoffverluste.
Verschlusszeit
Ein frühzeitiges Öffnen des Maissilos kann ebenfalls Nacherwärmungsvorgänge beschleunigen. Ab und zu beobachtet man in der Praxis, dass sogar eine Siloseite von Anfang an für die sofortige Verfütterung offen bleibt. Auch wenn angemessene Silolängen (über 50 m) gegeben sind, muss ein vollkommene Siloabdeckung erfolgen und die Hauptgärphase abgeschlossen sein. Ansonsten läuft die Silierung nicht wie gewünscht ab, da der Sauerstoffausschluss nicht gewährt ist. Die Hemmung unerwünschter Gärkeime und der Nachgärflora ist dann nicht hinreichend gegeben. Sogar der gefährliche Blauschimmelpilz kann durch eine lange Verschlussphase des Silos reduziert werden, da er auf das im Silo gebildete Kohlendioxid empfindlich reagiert. Für ein hinreichendes Durchsilieren des gesamten Futterstapels sollte das Silo mindestens 4, besser sogar noch 6 Wochen geschlossen bleiben. Hierbei gilt, je trockener das Erntegut, desto wichtiger ist die anaerobe Lagerdauer unter der komplett verschlossenen Folienhaube. Wird im Erntezeitraum bereits Silomais für die Verfütterung benötigt, ist für diesen Zweck bevorzugt ein separates Silo anzulegen (siehe auch Kapitel Silogeometrie).
Gärgashaube
Die Gärgashaube ist Beleg für den Ablauf der Gärungsvorgänge. Die im Futterstapel noch vorhandene Restluft wurde durch aerobe Keime oder auch Pflanzenenzyme verbraucht. Die Gärungsorganismen können nunmehr unter sauerstofffreien Bedingungen die gewünschte Arbeit zum Ansäuern des Futters verrichten. Die Gasbildung ist daher ein gutes Zeichen und sollte nicht gestört werden. Im Gegenteil, je länger sauerstofffreie Bedingungen gegeben sind, um so nachhaltiger werden Schimmelpilze abgetötet.
Bei Ernte im optimalen Abreifezeitfenster könnte die Gärgashaube aufgrund der grünen Restpflanze recht intensiv ausfallen. Umso wichtiger ist die feste Verankerung der Silofolie am Silofuß, wie oben unter „Abdeckung“ beschrieben.
Zusammenfassung
Die Abreife des Silomais geht in diesem Jahr zügig und früh vonstatten. Auf so manchen Flächen ist die Silierreife der noch recht grünen Bestände bereits erreicht.
In Bezug auf die verlustarme Konservierung von Silomais kommt es vor allem auf das Vermeiden von Nacherwärmungen an.
Der Betriebsleiter sollte insbesondere die passende Silogeometrie im Blick haben, um einen Futtervorschub von mindestens 2,50 m zu gewährleisten.
Darüber hinaus ist Obacht auf die Verdichtungsarbeit, das ordnungsgemäße Abdecken des Silos, das ausreichende Durchsilieren und eine sorgsame Futterentnahme zu legen.
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