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Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Winterweizen 2024

Webcode: 01043252
Stand: 10.09.2024

Einleitung

Die Ergebnisse der diesjährigen Landessortenversuche Öko-Winterweizen spiegeln die schwierigen Verhältnisse in der Praxis aufgrund der hohen Niederschlagsmengen im vergangenen Herbst und Winter und deren Nachwirkungen im Frühjahr 2024 sehr gut wieder. So wurden auch an einigen Versuchsstandorten nicht die erhofften Erträge gedroschen, oder es fielen vereinzelt auch Versuche aus.

Suboptimale Aussaatbedingungen

Im Herbst 2023 konnten aufgrund hoher Niederschlagsmengen zahlreiche Praxisflächen gar nicht, oder nur unter suboptimalen Bodenverhältnissen bestellt werden. Einige Ökobetriebe ließen das Saatgut lieber gleich unangetastet im Lager stehen, statt Strukturschäden im Boden, schlechte Aufgänge und heterogene Bestandesdichten mit starker Verkrautung zu riskieren. Auch der Winter blieb niederschlagsreich. Das führte im Frühjahr 2024 dazu, dass regional einige Öko-Weizenflächen entweder durch Überschwemmung oder durch überstauende Nässe so stark geschädigt wurden, dass ein Umbruch unausweichlich war.

Vorteile der Bodenlockerung

Weniger beeinträchtigte Winterweizenflächen zeigten in diesem Frühjahr jedoch starke Verschlämmungen. Gute Dienste leistete unter diesen Bedingungen die Sternrollhacke, oder wo der Boden nicht zu fest war, auch der Zinkenstriegel. Durch das Aufbrechen der Bodenkruste und die flache Bodenlockerung konnte der Gasaustausch im Boden und die Wachstumsbedingungen verbessert werden. Nach einem vielversprechenden Wachstumsstart im März, ließ ein ausgesprochen kalter April die Stickstoffmineralisierung im Boden auf ein niedriges Niveau absinken. Die häufig suboptimalen Bodenstrukturen, sowie N-Verlagerungen durch die ergiebigen Niederschläge, verschärften den N-Mangel. Das führte zur beginnenden Schossphase zur deutlichen Reduktion ährentragender Halme und zu dünnen und heterogenen Beständen. Flächen die im Frühjahr beispielsweise mit Gülle oder Gärrest gedüngt wurden, zeigten dichtere und vitalere Bestände und schnitten häufig wesentlich stabiler im Ertrag ab. Zudem trat in diesem Jahr Braunrost teilweise mit hohen Befallsstärken auf. Weizensorten mit einer mittleren Anfälligkeitseinstufung zeigten bereits deutlichen Befall und in der Folge auch auffällige Ertragsbeeinträchtigungen.

Sortenwahlkriterien

Bei der Auswahl der geeigneten Öko-Weizensorten steht primär die Verwertungsrichtung im Raum. Soll gezielt Konsumweizen oder Futterweizen angebaut werden? Gute Backqualitäten zu erzielen ist im Ökolandbau immer wieder eine Herausforderung. Eine ganze Reihe von Parametern beeinflussen die Backqualitäten. Neben Sorte, Standort, Fruchtfolge und Erntezeitpunkt sind die Stickstoff- und letztlich die Wasserversorgung zentrale Faktoren. Der für gute Feuchtkleber- und Rohproteinwerte erforderliche Stickstoff kann nicht immer bedarfsgerecht und in ausreichender Höhe bereitgestellt werden. Das liegt daran, dass die N-Mineralisation organischen Materials wie beispielsweise von Leguminosenrückständen und auch die N-Versorgung über Wirtschaftsdünger in hohem Maße witterungsabhängig ist. Eine zentrale Stellung nimmt aber die Sortenwahl ein. Überwiegend kommen E-Sorten für den Öko-Backweizenanbau in Frage. Vereinzelt eignen sich auch Sorten aus dem A-Segment. Die für die Vermarktung entscheiden Parameter ist der Feuchtklebergehalt und die Fallzahl.

Beim Futterweizen kommt, neben der eigenen Verwertung im viehhaltenden Betrieb, die Nachfrage von Futtermischwerken, oder im Rahmen von Futter-Mist-Kooperationen. Auch Betriebe, die sich in der Umstellung auf Ökolandbau befinden, können in den ersten zwei Jahren nur Futtergetreide erzeugen. Hier bietet sich in Abhängigkeit der Bodengüte der Anbau von Futterweizen an. In den Öko-Landessortenversuchen werden dazu Sorten aus dem A-, B- bzw. C-Weizensegment geprüft.

Bei der Sortenwahl sind unabhängig von der Verwertungsrichtung verschiedene Parameter zu berücksichtigen. Wichtig ist eine ausgeprägte Blatt- und Ährengesundheit. Es ist besonders auf eine hohe Gelb- und Braunrosttoleranz zu achten. Es sollte nicht nur auf eine Sorte gesetzt, sondern zur Risikostreuung mindestens zwei bis drei als gesund eingestufte Sorten für den Anbau gewählt werden. Weiterhin spielt ein hohes Beikrautunterdrückungsvermögen durch ausgeprägte Bodendeckung, Frohwüchsigkeit, Blattstellung und Pflanzenlänge eine wichtige Rolle bei der Sortenwahl. Zudem lassen sich damit Striegeleinsätze reduzieren.

Die Ergebnisse und Sortenempfehlungen der Landessortenversuche Öko-Winterweizen 2024 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.

Beachten Sie bitte auch die Versuchsergebnisse zur Regulierung des Weizensteinbrands und zur möglichen Saatgutbehandlung  im Ökolandbau. Den Bericht finden Sie unter dem Webcode: 01037383

Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP

Bei Winterweizen ist nur noch Saatgut aus ökologischer Erzeugung zulässig!

Der Winterweizen ist seit dem 1. April 2021 beim Saatgutbezug der Kategorie I zugeordnet. Das bedeutet: Für Arten bzw. Sortengruppen, die in die Kategorie I eingestuft sind, gilt grundsätzlich, dass keine Einzelgenehmigung zur Verwendung von konventionell, erzeugtem ungebeizten Saatgut, gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.1 der VO (EU) 2018/848 oder allgemeine Genehmigung gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.7 der VO (EU) 2018/848 erteilt werden kann. Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter Saatgutpartien ist unter www.organicXseeds.de zu entnehmen.

Informationen zum Anbau von Sortenmischungen:

Um Krankheiten zu unterdrücken und Backqualitäten zu stabilisieren wird häufig der Anbau von Sortenmischungen empfohlen. Der Fachbereich Ökologischer Landbau der LWK Niedersachsen hat hierzu von 2016 bis 2019 einen Versuch durchgeführt. Informationen hierzu finden sie unter https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/6/nav/346/article/35866.html.

Von den Länderdienststellen für das Sortenwesen der ostdeutschen Bundesländer ist aktuell eine Einschätzung der Winterfestigkeit neuerer Weizen- und Triticalesorten herausgegeben worden. Informationen hierzu finden sie unter: einschaetzung-winterfestigkeit-wiweizen-witriticale-data.pdf (isip.de)

Öko-Winterweizen
Öko-WinterweizenMarkus Mücke