Ergebnisse der Landessortenversuche Öko Dinkel 2024
Dinkel – auch Spelzweizen genannt – ist im Ökolandbau schon seit vielen Jahren eine etablierte Kultur im Anbau und Verarbeitung. Allerdings sind schwierige Vermarktungsphasen mit unbefriedigenden Erlösen nicht auszuschließen. Dinkel hat geringere Ansprüche an Bodengüte und Nährstoffversorgung als der Winterweizen. Er eignet sich deshalb auch gut für Standorte, wo der Weizenanbau bezüglich Qualitäts- und Ertragspotential an seine Grenzen kommt. Auch der Dinkel hat in diesem Jahr, wie alle anderen Wintergetreidearten unter der Nässe und der daraus resultierenden suboptimalen Bodenstruktur, Wurzelausbildung und Stickstoffverlagerungen gelitten. Die Erträge können deshalb häufig nicht zufriedenstellen. Dagegen liegen die Feuchtkleberwerte und Fallzahlen überwiegend auf einem sehr erfreulichen Niveau.
Der Dinkelmarkt erholt sich langsam
In den zurückliegenden Jahren gab es immer wieder Phasen, wo die Dinkelerlöse nicht unerheblichen Schwankungen unterworfen waren. Es sind in erster Linie Veränderungen im Angebot, die den Preis beeinflussten. Das bekamen die Öko-Dinkelerzeuger im Jahr 2022 deutlich zu spüren. Ein erhebliches Überangebot an Öko-Dinkel zur Ernte 2022 ließ die vergleichsweise hohen Erzeugerpreise erheblich einbrechen. Hohe Erntemengen trafen auf noch gut gefüllte Lagerstätten und flankierend auf eine stagnierende und auch abnehmende Dinkelnachfrage seitens der Verarbeiter. Auch im Jahr 2023 änderte sich an dieser Situation wenig. Das führte zwangsläufig zu einer deutlichen Reduktion der Anbaufläche und bei vielen Betrieben auch zu einem vorübergehenden Ausstieg aus dem Dinkelanbau. Betrug im Jahr 2022 die Öko-Dinkelanbaufläche in Niedersachsen noch 4277 ha reduzierte sich die Fläche im Erntejahr 2023 um rund 56 Prozent auf 1869 ha. Im Jahr 2024 ist auf Grundlage der Antragszahlen die Anbaufläche auf 1260 ha nochmals gesunken. Durch einen kontinuierlichen Abbau der Dinkel-Übermengen entspannte sich im Jahr 2024 allmählich der Dinkelmarkt, was mit einer langsamen Erholung der Erzeugerpreise einherging. Die gegenwärtig positiveren Vermarktungsaussichten dürften in diesem Herbst wieder zum Dinkelanbau motivieren. Dennoch sollte die Ausdehnung der Anbaufläche behutsam erfolgen. Veränderungen am Markt sind weiterhin im Blick zu behalten und der Anbau mit der aufnehmenden Hand abzustimmen und ggf. über Kontrakte abzusichern
Dinkel ist anspruchsloser
Im Gegensatz zu Weizen ist der Dinkel bezüglich des Stickstoffbedarfs genügsamer und liefert trotzdem hohe Feuchtklebergehalte. Er passt in der Fruchtfolge gut nach Vorfrüchten, wie beispielsweise Kartoffeln, Körnerleguminosen oder Zuckerrüben. Bei zu hoher Stickstoffverfügbarkeit besteht allerdings, in Abhängigkeit der Sorte, Lagergefahr. Viele Dinkelsorten verfügen über eine ausgeprägte Frohwüchsigkeit und Halmlänge, wodurch eine gute Beikrautunterdrückung erreicht wird. Einsätze des Zinkenstriegels sind damit häufig nur im geringeren Umfang erforderlich. Bei unbeständiger Witterung während der Ernte ist der Dinkel rechtzeitig zu dreschen, damit die Fallzahlen im optimalen Bereich bleiben.
Entspelzung ist erforderlich
Die meisten Dinkelsorten sind nicht frei dreschend, d.h. im Gegensatz zum Weizen zerbrechen beim Drusch die Ähren in sogenannte Vesen. Diese bestehen aus einem Ährenspindelstück, das zumeist mit zwei von Spelzen umhüllten Körnern besetzt ist. In einem zusätzlichen Schälgang (Gerben) müssen Korn und Spelz mittels spezieller Enpelzungsanlagen voneinander getrennt werden.
Ergebnisse und Sortenempfehlung
Die Sortenversuche Öko-Dinkel werden in festgelegten Anbaugebieten (ABG) abgestimmt und ausgewertet. In die Auswertung fließen, neben den niedersächsischen Öko-Versuchen, zusätzlich die von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Die Anbaugebiete teilen sich auf in: ABG 2 - Sandstandorte Nord-West, ABG 3 - Lehmige Standorte West und ABG 9 – Marsch. Aufgrund des nassen Herbstes 2023 konnten die Versuche in Schoonorth und Lage nicht ausgesät werden. Der Standort Oldendorf II ist aufgrund zu hoher Streuung der Parzellenerträge nicht wertbar. Die Vesenerträge sind auf den meisten Versuchsstandorten der Anbaugebiete gegenüber den Vorjahren deutlich niedriger ausgefallen. Die Feuchtklebergehalte liegen dagegen auf einem erfreulichen hohen Niveau. Auch die Fallzahlen geben in diesem Jahr keinen Anlass zur Sorge.
Sortenwahl
Im Fokus der Sortenwahl stehen überdurchschnittliche Feuchtkleberwerte, Fallzahl- und Ertragsstabilität. Es ist zudem auf eine ausgeprägte Toleranz gegenüber Gelb- und Braunrost, sowie auf eine sichere Standfestigkeit und Frohwüchsigkeit zu achten.
Die Qualitäten und Erträge der Landessortenversuche Öko-Dinkel 2024 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.
Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP
Saatgut aus ökologischer Erzeugung verwenden
Grundsätzlich ist nur ökologisch vermehrtes Saat- und Pflanzgut zu verwenden. Einen guten Überblick über das bundesdeutsche Gesamtangebot erhält man schnell und tagesaktuell im Internet. Unter http://www.organicxseeds.de/ sind alle ökologisch erzeugten, vertriebsberechtigten Saatgutpartien sortenspezifisch aufgelistet. Nur noch bei bestimmten Kulturen (z.B. Dinkel), die nicht in der sogenannten Kategorie I gelistet sind, kann bei nichtverfügbarkeit einer gewünschten Sorte nach Antrag bei der Kontrollstelle auch konventionell erzeugtes, ungebeiztes Saatgut zum Einsatz kommen.
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Markus Mücke
Stellv. Leiter Fachbereich Ökologischer Landbau
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