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Mutterkorn-Höchstgehalte

Webcode: 01043550
Stand: 17.10.2024

Mutterkorn ist die Überdauerungsform des Pilzes „Claviceps purpurea“ und wird anstelle der Körner in den Ährenanlagen des Getreides gebildet. Mutterkorn-Sklerotien können auf allen Getreidearten und Gräsern vorkommen. In Deutschland sind überwiegend Roggen und Triticale betroffen. Ab dem 1.7.2024 sollte ursprünglich ein neuer Höchstgehalt für unverarbeiteten Brotroggen gelten. Der Zeitpunkt wurde jedoch verschoben. Laut EU-Verordnung 2024/1808 vom 1.7.2024 gilt der Höchstgehalt von 0,2 g Mutterkorn-Sklerotien je kg erst ab 1.7.2025.

Für Roggen als Futtermittel gibt es bisher keinen neuen Höchstgehalt. Rechtlich gesehen darf maximal 1 g Mutterkorn je kg Futtermittel (Basis 88 % TM) enthalten sein (RL 2002/32/EG).  Neben Enzymen, Aminosäuren u.a. enthält Mutterkorn bis zu 40 Ergotalkaloide. Diese sind entscheidend für das Tier, da sie vorrangig für die toxischen Effekte des Mutterkorns verantwortlich sind. Aber auch andere Bestandteile, wie z.B. Ricinolsäure, können zur toxischen Wirkung beitragen. Zwischen Mutterkorn- und Alkaloidgehalt besteht jedoch bei niedriger Belastung kein enger Zusammenhang. Das heißt, dass geringe Gehalte an Mutterkorn-Sklerotien nicht grundsätzlich auf niedrige Gehalte an Ergotalkaloiden hinweisen. Folglich ist die Bestimmung des Befalls von Getreide durch Mutterkorn oft nicht besonders aussagekräftig.

Die Tierarten sind unterschiedlich empfindlich gegenüber Mutterkorn. Das BMEL hat 2019 Orientierungswerte für Ergotalkaloide im Futter landwirtschaftlicher Nutztiere veröffentlicht.

Tabelle 1: Vorläufige Orientierungswerte für kritische Konzentrationen von Gesamt-Ergotalkaloiden im Futter (mg/kg, 88 % TM)

Ferkel, Mastschweine

0,6

Sauen

0,03

Rinder, Schafe

0,1

Masthähnchen

1,9

Legehennen

3,7

Mast-Pekingenten

0,06

Da Mutterkorn zu den unerwünschten Stoffen zählt, ist ein Verschneiden belasteter Partien mit einwandfreier Ware nicht zulässig. Eine Reinigung des Getreides kann die Belastung reduzieren.

Regional wird in diesem Jahr vermehrt von einem stärkeren Befall mit Mutterkorn berichtet. Die feucht-kühle Witterung während der Blüte hat die Bildung von Mutterkorn begünstigt. Wer die Mutterkornbelastung bestimmen lassen möchte, kann eine Getreideprobe (heile Körner) z.B. bei der LUFA Nord-West zum Preis von 61 € untersuchen lassen. Eine Analyse der Ergotalkaloide ist ebenfalls möglich, aber sehr teuer.

Im Falle einer Überschreitung des Höchstgehalts ist der Landwirt verpflichtet, die zuständige Behörde (in Niedersachsen das Laves) zu unterrichten.

Das Max Rubner-Institut hat Ende 2023 neue Handlungsempfehlungen zur Minimierung von Mutterkorn und Ergotalkaloiden im Getreide herausgegeben (Anhang).