Nachhaltigkeit und Kreditvergabe
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die landwirtschaftliche Rentenbank veranstalteten in diesem Jahr ein Kolloquium zur Bankenfinanzierung im Spannungsfeld von Transformation und Regulierung. Die Bankenaufsicht fordert zunehmend eine angemessene Berücksichtigung der sogenannten ESG-Risiken (Environmental - Umwelt, Social - Soziales und Governance - Unternehmensführung) bei Kreditentscheidungen. Nachhaltigkeitsaspekte sollen damit bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden.
Klimawandel und der Ausstoß von Treibhausgasemissionen (THG) stellen in den nächsten Jahrzehnten ein größeres Risiko für die Wirtschaft dar. Banken befürchten dahingehend Zahlungsschwierigkeiten oder sogar einen Verlust der Geschäftsgrundlage ihrer Kunden, daher fordert die Bankenaufsicht seit 2024 die Berücksichtigung von ESG-Risiken bei Kreditentscheidungen. Das ESG-Scoring mit den Bewertungsstufen A (sehr gut) bis E (schlecht) soll die Nachhaltigkeit eines Unternehmens messbar machen und es unterstützt damit die Entscheidungsprozesse in der Bank. Die Branche Landwirtschaft erhält grundsätzlich zunächst einmal unter anderem aufgrund der Wetterrisiken den Score D, also den zweitletzten Platz. Dieser automatisierte Score kann durch betriebsindividuelle Zusatzinformationen verbessert werden. Der bestmögliche, individualisierte Score ist dann B.
Anwenderleitfaden der Rentenbank
Die landwirtschaftliche Rentenbank hat als Hilfestellung zum Klassifizieren der landwirtschaftlichen Unternehmen mit einem Score ein Fachkonzept und Anwenderleitfaden zur Einordnung von Treibhausgasemissionen bei der Kreditvergabe an landwirtschaftliche Kundinnen und Kunden erarbeitet. Damit sollen kreditgewährende Banken unterstützt werden, die Emissionen ihrer Kreditnehmenden besser einordnen zu können. Der Leitfaden soll eine Handreichung im Kreditgespräch darstellen, um die Emissionen landwirtschaftlicher Kundinnen und Kunden auch dann abgrenzen zu können, wenn keine entsprechende Bilanz oder Nachweise über ein Nachhaltigszertifikat vorliegen. Es sind praktikable und einfache Fragen vom landwirtschaftlichen Unternehmen zu beantworten und damit werden Rückschlüsse auf die Treibhausgasemissionen des Unternehmens gezogen.
Klimabilanz mit TEKLa
Alternativ bzw. ergänzend kann das landwirtschaftliche Unternehmen auch eine Klimabilanz erstellen. Die Landwirtschaftkammer Niedersachsen hat dafür den Treibhausgas-Emissions-Kalkulator Landwirtschaft (TEKLa) entwickelt. Mit TEKLa kann der CO2-Fußabdruck landwirtschaftlicher Produkte kalkuliert und zudem simuliert werden, welchen Effekt Klimaschutzmaßnahmen auf die Treibhausgasemissionen im Prozess haben. Das Tool wird kontinuierlich weiterentwickelt und an nationale und internationale Standards angepasst. Dabei ist die Klimabilanz ein geeignetes Instrument, um festzustellen, wo der Betrieb steht und wo Potenziale zur Emissionsminderung zum Beispiel über Fütterung, Lagerung, Technikeinsatz, eigene Energieerzeugung oder Stickstoffeffizienz bestehen. Weiterhin wird die Klimabilanz vielen Betrieben zukünftig nicht nur über Banken sondern auch über nachgelagerte Wirtschaftsunternehmen (Molkereien, Schlachthöfe, Mühlen etc.), Politik und LEH begegnen.
Nachhaltigkeitscheck mir NaLa
Des Weiteren kann ein kompletter Nachhaltigkeitschek des Unternehmens hilfreich sein. Dieser bildet die Bereiche der Nachhaltigkeit Ökologie, Tierwohl, Soziales und Ökonomie des Unternehmens komplett ab. Der Nachhaltigkeitschek (NaLa) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wird derzeit überarbeitet und soll zukünftig kostenlos als einfacher Check den Betrieben zur Verfügung gestellt werden.
Fazit
Mit einem guten Ergebnis aus den Fragen des Anwenderleitfadens der Rentenbank, oder der betriebsindividuellen Klimabilanz oder des Nachhaltigkeitschecks kann der branchenspezifische Ausgangsscore D für die Landwirtschaft auf B verbessert werden. Das hat derzeit häufig noch keine Auswirkungen auf den Kreditzins, aber zukünftig wird sich das voraussichtlich ändern.
Für Rückfragen stehen Ihnen Ihre Unternehmensberaterinnen und -berater gerne zur Verfügung.
Kontakte
Ruth Beverborg
Leiterin Sachgebiet Betriebswirtschaft, Wirtschaftsberatung
Tarifermäßigung nach § 32c EStG – Profitieren alle Landwirte?
Die Tarifermäßigung ist Teil des Agrarpakets der Ampel. Das Prinzip ist, die Einkommen aus guten Jahren mit denen aus schlechteren Jahren zu verrechnen, um so teure Einkommensspitzen zu glätten. Ein Verrechnungszeitraum ist dabei auf …
Mehr lesen...20. Fachtagung Betriebswirtschaft: NaLa, Agri-PV, GAP 2025 und Marktaussichten
Nachhaltigkeit, Entwicklungen an den Agrarmärkten, Neuerungen in der GAP 2025 und Belastung der in der Landwirtschaft Tätigen standen auf dem Programm der 20. Fachtagung Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Hannover…
Mehr lesen...Maispreis-Rechner
Da es keinen flächendeckenden Markt für Silomais gibt, müssen Käufer und Verkäufer selbst kalkulieren, um ihren Verhandlungsspielraum zu kennen. In der anliegenden Tabelle finden Sie einen vom Weizenpreis bzw. Kö…
Mehr lesen...Strohpreis-Rechner
Der Strohpreis sollte jedes Jahr gewissenhaft kalkuliert werden. In Deutschland werden ca. 30. Mio t Stroh produziert. Berechnen Sie den Mindestverkaufspreis mit der angehängten Exceldatei.
Mehr lesen...Arbeitskreis Unternehmensführung: Cultivated Meat, CO2-Footprint, ChatGPT und Co.
Der Arbeitskreis Unternehmensführung blickte in diesem Winterseminar weit in die Zukunft. Auf der Agenda standen unter anderem Themen wie Cultivated Meat, Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz…
Mehr lesen...Neue Herausforderungen erfordern neue Ideen
Die Transformation in der Landwirtschaft ist in vollem Gang. Wie können landwirtschaftliche Betriebe darauf reagieren und neue Ideen entwickeln?
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich
06.01.2025 - 10.01.2025
Während des einwöchigen Seminars werden aktuelle Themen aus Produktions- und Agrartechnik, Betriebswirtschaft sowie Agrar- und Gesellschaftspolitik praxisnah behandelt. Bei der eintägigen Fachexkursion sind …
Mehr lesen...Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich
13.01.2025 - 17.01.2025
Während des einwöchigen Seminars werden aktuelle Themen aus Produktions- und Agrartechnik, Betriebswirtschaft sowie Agrar- und Gesellschaftspolitik praxisnah behandelt. Bei der eintägigen Fachexkursion sind …
Mehr lesen...Stromerzeugung mittels Photovoltaik im landwirtschaftlichen Betrieb
16.01.2025
Die im landwirtschaftlichen Betrieb vorhandene Dachflächen können mit PV-Modulen belegt und damit zur Stromproduktion genutzt werden. Doch ob eine Investition in Photovoltaik betriebswirtschaftlich interessant ist, sollte im Vorfeld …
Mehr lesen...Social-Media-Werkstatt: Instagram – Die Grundlagen für einen erfolgreichen Start
16.01.2025
Sichern Sie sich jetzt Ihren Platz beim exklusiven Webseminar der Landwirtschaftskammer Niedersachsen - ideal für Anfänger! Möchten Sie in die Welt der Social-Media-Kommunikation eintauchen, sind sich aber unsicher, wie Sie beginnen…
Mehr lesen...Betriebsgründung in der Landwirtschaft- was es zu beachten gilt
16.01.2025
Wir klären in diesem Seminar darüber auf, was es bei einer Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebs zu beachten gilt. Es gilt Verträge mit Handelspartnern (z.B. Zuckerfabrik) abzuschließen und zum Beispiel …
Mehr lesen...Im Fokus: Das Agrarbüro - KI, Denkhilfe, Tools
17.01.2025
Die Künstliche Intelligenz bringt frischen Wind ins Agrarbüro. ChatGPT und ähnliche Tools haben großes Potential, um den Büroalltag effizienter zu gestalten. Doch welche Chancen und Risiken gehen damit einher? …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Registriernummernvergabe
Sie haben einen landwirtschaftlichen Betrieb neu gegründet oder benötigen wegen Betriebsleiterwechsel, Umfirmierung oder Betriebsteilung eine neue Registriernummer oder müssen die Tierhaltung anzeigen.
Mehr lesen...Arbeitskreis Landwirtschaft im Nebenerwerb
Sie spüren, dass die Anforderungen an die Landwirtschaft durch politische Veränderungen, gesellschaftlichen Druck und sinkende Erzeugerpreise, stetig steigen. Deswegen wollen Sie Ihren Nebenerwerbsbetrieb entwickeln und für die Zukunft…
Mehr lesen...Mit dem Leitfaden Dokumentation den Überblick behalten
Die Dokumentationsanforderungen in landwirtschaftlichen Betrieben werden immer umfangreicher. Im Dschungel der Akten und Unterlagen kann man schnell den Überblick verlieren.
Mehr lesen...Geförderte Beratung
Sie benötigen eine konkrete Unterstützung bei der Bewältigung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen, die Ihren Betrieb betreffen. Außer dem wirtschaftlichen Erfolg ist es Ihnen wichtig, so …
Mehr lesen...Rund um den Betrieb
Ob Fragen zur einzelbetrieblichen Beratungsförderung, zur Gründung oder Auflösung von Kooperationen, bei Taxationsfragen, bei Pachtpreisfragen oder bei Hofübergaben - bei allen betriebswirtschaftlichen Fragen stehen wir kompetent …
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AmmonMind
Ausgangslage Ammoniak (NH3) ist ein Luftschadstoff, der vor allem bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern freigesetzt wird. Die Minderung der NH3-Emissionen ist international …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...