Weidetierhaltung wird digitaler – durch Wolf und Krankheiten aber auch schwieriger
Herdenmanagement, Herdenschutz und Seuchenlage Themen beim 9. Niedersächsischen Schaf- und Ziegentag der Landwirtschaftskammer in Verden
Gute Preise für Lammfleisch
„Die Preise für Lammfleisch mit mehr als vier Euro pro Kilo sind zwar eine gute Nachricht für die Tierhalterinnen und Tierhalter“, sagte Kammer-Vizepräsidentin Dagmar Heyens zur Begrüßung. „Zugleich aber haben die Halterinnen und Halter die Folgen der Blauzungen-Krankheit zu gewärtigen, der im vergangenen Jahr mehr als 15.000 Schafe zum Opfer gefallen sind.“ Eine Impfung der Herden sei auch in diesem Jahr empfehlenswert. Mit Blick auf den – glücklicherweise bisher begrenzten – Ausbruch der Maul- und Klauenseuche gelte es die Hygiene-Regeln im Umgang mit den Tieren weiter strikt zu befolgen.
Vorteile durch Digitalisierung von Herden-Daten
Für Verbesserungen beim Tierwohl, für die Pflege von Bestandsdaten sowie für Förderanträge böte die Digitalisierung von Herden-Daten klare Vorteile, berichtete Wiebke Mohrmann, bei der LWK Beraterin für Schaf- und Ziegenhaltung, während ihres Vortrages zu Kennzeichnungs- und Dokumentationspflichten in schaf- und ziegenhaltenden Betrieben.
Mit Erfassung der elektronischen Kennzeichen durch Lesegeräte und deren Übertragung ins neue Herdenmanagementtool des Dienstleistungsunternehmens Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (vit) landeten wichtige Tierdaten auf dem Smartphone und nicht auf einem Zettel, den man womöglich nicht mehr wiederfinde. „Das Tool speichert nicht nur Abstammungen und Geburten Ihrer Tiere – Sie können auch einen Medikamenteneinsatz dokumentieren, Beweidungsnachweise anlegen und das Bestandsregister nach Viehverkehrsverordnung anlegen“, erläuterte Mohrmann den Zuhörerinnen und Zuhörern.
Lückenlose Tier-Biografien auf dem Smartphone
Clara Piefke aus dem Ovicap-Projektteam von vit erläuterte Bedienungs-Details dieser Web-basierten App, die auf allen Smartphones, Tablets und Bürocomputern läuft und derzeit bundesweit eingeführt wird: „Damit können Schaf- und Ziegelhalterinnen und -halter unterwegs und im Büro alle Daten und Beobachtungen an einer Stelle sammeln und dokumentieren – dadurch ergibt sich eine lückenlose Biografie eines jeden Tieres.“ Alle deutschen Schaf- und Ziegenhalter/-innen könnten über ihren Verband einen Zugang zur App bekommen.
Blauzungenkrankheit: Vorbeugung ist Trumpf
Nach den teilweise verheerenden Folgen des Ausbruchs der Blauzungenkrankheit im vergangenen Jahr gelte es dieses Jahr, alle möglichen Vorkehrungen gegen eine Wiederholung des Krankheitsgeschehens zu ergreifen, sagte Dr. Andreas Steinbeck, Experte für Tiergesundheit bei der Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH. Dazu zähle zum Beispiel eine tägliche Tierbeobachtung, um Krankheitssymptome so früh wie möglich zu erkennen. „Eine Impfung der Tiere ist empfehlenswert – je höher die Impfrate ist, desto geringer ist das Risiko, dass sich das Virus ungehindert ausbreitet.“
Das Virus der Blauzungenkrankheit wird von Gnitzen (Bartmücken) auf Schafe und Ziegen übertragen. Wer seine Tiere mit Repellentien behandeln wolle, die die Gnitzen vom Stechen abhalten, solle Wirkstoffe wählen, welche die Mücken abtöten – ausschließlich repellierende (abstoßend wirkende) Produkte entfalteten meist nicht die gewünschte Wirkung, berichtete Steinbeck.
Neue Richtlinie zur Herdenschutz-Förderung
Neben kleinen Insekten macht der Wolf als großes Raubtier den niedersächsischen Weidetierhalter/-innen zu schaffen. Hans-Jörg Schrader, Leiter des zuständigen Referats Biologische Vielfalt und Artenschutz im Umweltministerium, erläuterte den Gästen des Schaf- und Ziegentags die Details der jüngsten Anpassung der Herdenschutz-Förderung des Landes. Anlässlich der neuen Richtline für Schaf- und Ziegenweidehaltung für Naturschutzzwecke (SchaNa) hätten zahlreiche Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter Förder-Anträge gestellt, berichtete Schrader. Um Billigkeitsleistungen nach Wolfsübergriffen zu bekommen, sollten die Betroffenen die Rissbegutachtung der LWK in Anspruch nehmen. Voraussetzung für die Bewilligung dieser freiwilligen Entschädigungszahlungen des Landes sei nach wie vor ein wolfsabweisender Grundschutz nach Maßgabe der Richtlinie Wolf.
Wolf: Land erwartet Entscheidung auf EU-Ebene
Schrader ging außerdem auf die politische Debatte um den Schutzstatus des Wolfes ein. Der Schutzstatus ist ausschlaggebend für die Möglichkeiten einer Regulierung des Wolfsbestandes. Die niedersächsische Landesregierung rechnet laut Schrader in diesem Jahr mit einer Entscheidung auf EU-Ebene – danach könnten entsprechende Schritte auf Landesebene vorangetrieben werden.
In seinem Schlusswort rief Joachim Rehse, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Niedersachsen, die Schaf- und Ziegenhalter/-innen dazu auf, ihre Herden gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. „Dazu bauen wir auf die Bereitschaft der Impfstoff-Hersteller, uns die nötigen Impfdosen rechtzeitig zu Verfügung zu stellen.“
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Wolfgang Ehrecke
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