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Der Gemüsebau in Niedersachsen

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Ein deutlicher Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs von Gemüse von 64 kg (1980) auf ca. 103 kg (2022/2023) und ein gleichbleibender Selbstversorgungsgrad von ca. 35 bis 40% (BMEL, verschiedene Jgg.) haben in den letzten Jahren für eine deutliche Ausweitung des Gemüsebaus in Deutschland gesorgt. Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit auf einer Freilandfläche von 121.537 ha Gemüsekulturen angebaut.

Kopfsalat
KopfsalatErich Klug
Der Gemüsebau in Zahlen

Die größten Gemüseanbauflächen in Norddeutschland sind in Niedersachsen zu finden. Auf einer Anbaufläche von 21.990 ha (inclusive Mehrfachnutzung) wurden im Jahr 2023 die unterschiedlichsten Gemüsekulturen angebaut. Nach Nordrhein-Westfalen mit 26.407,9 ha steht Niedersachsen damit im deutschen Flächenvergleich auf dem zweiten Platz vor Rheinland-Pfalz mit 16.941,7 ha.

Im Unter-Glas-Anbau (incl. Folientunnel) wurden im gleichen Zeitraum in Niedersachsen auf einer Anbaufläche von 103,91 ha Gemüse angebaut.

Im Jahr 2023 wurden auf einer Fläche von 2.263 ha Gemüsekulturen ökologisch angebaut. Das entsprach 10,3 % der gemüsebaulichen Anbaufläche.

Der Strukturwandel ist wie überall in der Landwirtschaft auch im Gemüsebau deutlich zu beobachten. Die Anzahl der Betriebe nimmt kontinuierlich ab und betrug 2023 nur noch 816 Unternehmen. Die durchschnittliche Flächengröße pro Betrieb ist in den letzten Jahren weiter stark angestiegen und betrug 26,9 ha.

Die einzelnen Betriebsstrukturen variieren je nach Region, Kultur und Vermarktungsstruktur sehr stark. Direktvermarktende Betriebe (Wochenmarkt, Hofladen) kultivieren oftmals noch eine Vielzahl an Kulturen auf kleinen Flächen während spezialisierte Betriebe hunderte ha einer Kultur (z. B. Salate) anbauen, um den Lebensmitteleinzelhandel direkt oder über eine Erzeugerorganisation zu beliefern.

Aufgrund der Nachfrage nach regionalem Gemüse seitens des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), haben die Betriebe ihr Anbauspektrum angepasst: die zunehmende Spezialisierung auf wenige Kulturen ist einer steigenden Kulturvielfalt in den Betrieben gewichen.

Kulturen

Das Spektrum der Gemüsekulturen ist vielfältig. Die 10 flächenstärksten Kulturen machen jedoch fast 80 % der niedersächsischen Gemüseanbaufläche aus. Hier einige flächenstarke Kulturen:

  • Spargel

Niedersachsen stellt mit einer Anbaufläche von 4892,3 ha Spargel (im Ertrag stehend und Junganlagen) ca. 20 % der deutschlandweiten Anbaufläche. Jede 5. Stange kommt aus Niedersachsen. Hauptanbaugebiete sind die leichteren Böden um Hannover, Lüneburg, Diepholz und Nienburg sowie die Weser-Ems Region.

  • Zwiebeln
    In Niedersachsen befanden sich im Jahr 2023 mit 4.332,9 ha die größten Anbauflächen für Speisezwiebeln in Deutschland. Der Zwiebelanbau findet oftmals in landwirtschaftlichen Betrieben auf leichteren Standorten als Sonderkultur statt. Große Bedeutung haben hier die Region Uelzen mit seinen angrenzenden Kreisen, das Emsland, der LK Peine und die Region Hannover.
  • Möhren
    Bundesweit ist Niedersachsen mit 2162,5 ha Möhren das Bundesland mit der zweitgrößten Möhrenanbaufläche. Die Kultur wird sowohl auf leichten Standorten als auch bei schwereren Lößlehmstandorten auf Dämmen angebaut. Hauptanbaugebiete sind die Regionen Lüneburg, Uelzen, Gifhorn, Diepholz, Lüchow-Dannenberg, Emsland, Nienburg und Hannover. Aufgrund der Notwendigkeit von weitgestellten Fruchtfolgen erfolgt der Anbau von Möhren für niedersächsische Waschmöhrenbetriebe auch in Sachsen-Anhalt.
  • Eissalat
    Im Jahr 2023 wurden auf einer Fläche von 860,6 ha Eissalat angebaut – ein drastischer Rückgang von den 3.012 ha in 2011. Diese Entwicklung ist auf gezielte Regionalisierungsstrategien vom Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen, die eine deutschlandweite Zentralbelieferung stark einschränkt.
  • Weitere Kulturen
    Beim Kohl sind Brokkoli (2023: 952,5 ha), Blumenkohl (2023: 770 ha) und Grünkohl (2023: 344,4 ha) die wichtigsten Kohlarten in Niedersachsen.

Anbau und Vermarktung

Der Gemüsebau ist gekennzeichnet durch eine große Vielfalt an Kulturen und Produkten, die sowohl auf dem Frischmarkt als auch in der Verarbeitung Verwendung finden. Die Vermarktung erfolgt auf dem Frischmarkt sowohl direkt über den Wochenmarkt, den Hofladen, den Großmarkt oder den LEH oder indirekte über Genossenschaften, Erzeugerorganisationen oder Händler.

Je nach Anbauumfang und Verwendungszweck variiert der Grad der Mechanisierung und damit das Produktionsverfahren. Die Erschließung von Absatzmärkten und deren Absicherung ist das höchste Gebot für eine wirtschaftlich erfolgreiche Produktion, bevor das Gemüse als Saatgut oder Jungpflanze auf den Acker kommt.

Niedersachsen bietet mit seinen unterschiedlichsten Bodentypen und –arten sowie den unterschiedlichsten Klimabereichen vorzügliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gemüseanbau, sofern die Anbauflächen, auch auf schwereren Lößlehmstandorten, beregnungsfähig sind.

Traditionelle Anbaugebiete für frisches Gemüse sind in der Nähe der Ballungszentren, den Randgebieten der Städte, zu finden. Hierzu zählen Ronnenberg bei Hannover, Bardowick bei Lüneburg / Hamburg, Wolfenbüttel bei Braunschweig, Stuhr / Brinkum bei Bremen, sowie Oldenburg und Osnabrück. Kurze Transportwege und die große Nachfrage nach Gemüse sind unschlagbare Standortvorteile. Wochenmärkte und Großmärkte (Hamburg, Hannover, Bremen) haben mittlerweile etwas an Bedeutung verloren.

Durch die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird mittlerweile über 80 % vom Frischgemüse über Discounter (z. B. ALDI, LIDL) und Vollsortimentler (z. B. REWE, EDEKA) vermarktet. Der LEH verfügt über eine ausgefeilte Logistik über Zentrallager. Große Mengen an Gemüse können so zentral von nah und fern angeliefert und an einzelne Märkte verteilt werden. Große Einzelbetriebe oder der Zusammenschluss von Gemüsebaubetrieben zu Genossenschaften oder Erzeugerorganisationen (z. B. Landgard eG, EO Mecklenburger Ernte GmbH, Gartenbauzentrale Papenburg eG, Erzeugergroßmarkt Langförden-Oldenburg eG) bündeln die Ware der einzelnen Betriebe zu großen Chargen und bedienen dann den LEH. Mittlerweile hat die Produktion von regionalem Gemüse wieder an Bedeutung gewonnen und in vielen Betrieben wurde das Sortiment stark erweitert (z. B. Radies, Bundzwiebeln).

Aktuelle Herausforderungen:

Der Gemüsebau steht, wie viele Bereiche der Landwirtschaft, aktuell vor großen Herausforderungen. Dazu zählen der zunehmend geringere Handlungsspielraum in der Produktion durch eine Verschärfung von Natur- und Umweltschutzauflagen genauso wie der steigende Mindestlohn, der Fachkräftemangel und nicht zuletzt der Klimawandel.

Zukünftig wird zunehmend geeignete Technik die kostenintensive Handarbeit ersetzten. Auch in kulturtechnischen Bereichen wie der Düngung, der Bewässerung und dem Pflanzenschutz sind zunehmend sehr zielgenaue technische Lösungen gefragt – der Gemüsebau wird zunehmend kapitalintensiver.

Fazit:

Niedersachsen ist ein bedeutendes Bundesland im Gemüseanbau. Dieser unterliegt einer stetigen Entwicklung und zunehmend hohen Herausforderungen in der Produktion.

Die Planung und Absicherung vom Absatz wird auch in Zukunft oberstes Gebot für einen erfolgreichen Gemüsebau sein.

 

Quelle: DESTATIS, Gemüsebauerhebung 2023