Nutri Score - Was ist das denn?
Neue Lebensmittelkennzeichnung auf einen Blick
Raps- oder Sonnenblumenöl? Körnermüsli oder Cornflakes? Nährwertangaben auf Lebensmitteln sind häufig der reinste Zahlendschungel und machen es dem Verbraucher nicht leicht, schnell und einfach Produkte miteinander zu vergleichen. Hier setzt die neue Nährwertampel, der „Nutri-Score“ an.

Lebensmittelunternehmen können das neue Nährwertkennzeichen seit November 2020 rechtssicher nutzen. Einige deutsche Hersteller tun das bereits seit geraumer Zeit. Deutschland folgt dabei Vorreitern wie Frankreich und Belgien. Nachteil bei der Kennzeichnung: Sie ist und bleibt freiwillig.
Was kann der Nutri-Score?
Er zeigt keine Nährstoffe einzeln an, aber er ermöglicht einen Vergleich durch einheitliche Bezugsgröße (100 g bzw. 100 ml eines Produkts). So ist ein direkter Vergleich innerhalb einer Lebensmittelgruppe möglich. Schnell können z. B. verschiedene Fruchtjoghurts, Süßwaren oder Tiefkühl-Pommes verglichen werden - grundsätzlich also alle Produkte, die einander so ähnlich sind, dass sie gegenseitig ausgetauscht werden können. Der Nutri-Score kann so die kompliziertere vorgeschriebene Nährwertkennzeichnung ergänzen. In der Verbrauchergunst schnitt der gut verständliche Nutri-Score zudem unter allen Kennzeichnungsmodellen am besten ab.

Keine Regel ohne Ausnahme!
Für drei Lebensmittelgruppen gibt es Sonderregelungen. Das sind Käse, Fette und Öle sowie Getränke. Beispiel Käse: Würde Käse über die „normale“ Formel berechnet, bekäme er meistens aufgrund des hohen Fettgehaltes eine schlechte rote „E“-wertung. Käse hat aber auch einen sehr hohen Calciumgehalt – wichtig für stabile Knochen und Zähne. Eiweißreiche Käse enthalten meistens sehr viel Calcium. Durch eine besondere Berücksichtigung des Eiweißgehaltes soll calciumreicher Käse als gesundheitsförderliches Lebensmittel mit einem „besseren“ Nutri-Score gekennzeichnet werden können.
Was kann er nicht?
Detailinformationen liefert der Nutri-Score nicht. Für genauere Informationen z. B. für Allergiker, muss auf Zutatenliste bzw. Nährwerttabelle zurückgegriffen werden. Besonders bei Getränken lohnt sich häufig ein Blick auf das Kleingedruckte. Manch ein Fruchtgetränk glänzt vielleicht mit einer grünen „B“-Wertung. Beim Blick auf die Zutatenliste wird jedoch klar, dass hier Süßstoff statt Zucker enthalten ist. Süßstoffe, Zusatzstoffe und Aromen bleiben beim Nutri-Score aber außen vor. Ein Fakt, der vielleicht nicht allen schmeckt! Vitamine und Mineralstoffe bleiben beim Nutri-Score unberücksichtigt. Ein guter Nutri-Score bedeutet nicht, dass das Produkt in allen Inhaltsstoffen gut abschneidet. Schlechtere Werte in einzelnen Bereichen lassen sich durch gute Werte in anderen wieder ausgleichen.
Fazit
Der Nutri-Score kann eine gute Entscheidungshilfe auf einen Blick bieten – wenn er denn von den Herstellern durchgängig deklariert wird. Dies ist zur Zeit nicht absehbar. Da das Labelling für den Hersteller freiwillig ist, wird wohl auch zukünftig auf Süßigkeiten und anderen „ungesunden“ Lebensmitteln keine Kennzeichnung zu finden sein. Verbraucherverbände fordern daher eine verpflichtende und europaweite Kennzeichnung.
Auch ohne Brille ist die Bewertung, im Gegensatz zur Nährwertinfo und Zutatenliste, gut erkennbar. Das Label ist selbsterklärend, manchmal aber auch zu stark vereinfachend. Jede Vereinfachung hat auch Lücken und wird der Vielfalt mancher Lebensmittel nicht gerecht, z. B. beim Gehalt an Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren. Er ist vor allem geeignet für komplexe, stark verarbeitete Lebensmittel, nicht für Solo-Produkte wie z.B. Rapsöl mit seinen günstigen ungesättigten Fettsäuren.
Der Nutri-Score gibt eine Orientierung, sagt aber nicht aus ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist. Die Eigenverantwortung bleibt. Er kann dabei helfen, einen leichteren Zugang zur Nährwertqualität eines Lebensmittels zu finden und auf dieser Grundlage eine bewusstere Entscheidung zu treffen.
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Karin Reinking
Beraterin Hauswirtschaft, Ernährung, Landfrauen

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