Anbaustrategien zur sicheren Etablierung
Auf leichten, auswaschungsgefährdeten Standorten stellt der Anbau von Zwischenfrüchten vor Sommerungen auch außerhalb von roten Gebieten eine Selbstverständlichkeit dar, da Nährstoffverlagerung und -auswaschung sicher vermindert werden können. Auf schweren Standorten haben sich Zwischenfrüchte in den zurückliegenden, trockenen Jahren nicht immer positiv ausgewirkt. Die stark überdurchschnittlichen Niederschläge des vergangenen Winters haben jedoch eindrücklich gezeigt, dass Zwischenfrüchte auch auf diesen Standorten helfen können, die Bodenstruktur zu stabilisieren, Unkraut zu unterdrücken und der nachfolgenden Sommerung ein optimales Nährstoffangebot bereitzustellen. Wichtig ist hier, die aktuellen Bedingungen im Auge zu haben, und den passenden Termin für einen eventuell vorzeitigen Umbruch zu finden.
In diesem Jahr ist wieder von einer Ausdehnung des Zwischenfruchtanbaus auszugehen, da viele Betriebe die Ausnahmeregelung zur Bracheverpflichtung nutzen und alternativ Zwischenfrüchte nach der diesjährigen Ernte anbauen werden. Damit durch den Zwischenfruchtanbau möglichst viele positive Effekte erreicht werden, sind vitale, gut entwickelte Bestände Grundvoraussetzung. Diese werden am ehesten erzielt, wenn Vorfrucht, Bodenbearbeitung, Saattermin- und verfahren, Artenwahl und eventuelle Düngung auf dieses Ziel ausgerichtet werden.
Bessere Entwicklung bei früher Saat
Die diesjährig zu erwartende frühe Ernte bietet günstige Voraussetzungen für eine gut vorbereitete, rechtzeitige Aussaat als Basis für eine gute Zwischenfruchtentwicklung. Damit sich ein funktionaler Bestand etablieren kann, ist ein frühzeitiger Saattermin bis Ende August anzustreben. Wenn die Nematodenbekämpfung über Ölrettich oder Senf oder auch die N-Bindung über Leguminosen im Vordergrund stehen, sollte die Aussaat bis Mitte August erfolgen.
Bei einer Ernte noch im Juli kann das Ausfallgetreide recht sicher bekämpft werden, was bei Gerste aufgrund der größeren Konkurrenzkraft noch wichtiger ist als bei Weizen. Gerste bietet als frühräumende und im Vergleich zum Weizen weniger wasserzehrende Vorfrucht jedoch grundsätzlich die besseren Startbedingungen für die Zwischenfrucht. Beim Winterweizen sind vor Zwischenfrüchten frühreife, kurzstrohige Sorten mit leichter Drusch- und Häckselfähigkeit zu bevorzugen. Hierzu zählen beispielsweise die Sorten Chevignon und Complice. Auch bei diesen Sorten sollten Lager und eine Ernte bei feuchtem Stroh vermieden werden.
Mulchsaatverfahren dominieren
In der Praxis dominieren zur Zwischenfruchtaussaat aus kosten- und arbeitswirtschaftlichen Gründen pfluglose Anbauverfahren. Eine Pflugfurche bietet Vorteile bei ungünstigen Bodenbedingungen und bei der Bekämpfung von Ausfallgetreide, gleichzeitig steigt jedoch die Erosionsgefahr. Zudem kann auf eine vorhergehende Stoppelbearbeitung im Hinblick auf eine gleichmäßige Stroheinarbeitung nicht verzichtet werden. Auf ein gutes Strohmanagement ist vor allem auch in Mulchsaatverfahren zu achten. Die Bearbeitungsintensität sollte sich an den vorhandenen Strohmengen und dem Gare- und Feuchtigkeitszustand des Bodens orientieren. Die Umsetzung des Strohs mit vergleichsweise weitem C:N-Verhältnis kann besonders unter trockenen Bedingungen zu temporärem N-Mangel führen. Diesem kann durch tiefere Einarbeitung und entsprechendem Verdünnungseffekt entgegengewirkt werden. Um das Ausfallgetreide zum Auflaufen zu bringen, sollte die erste flache Bearbeitung unmittelbar nach der Ernte erfolgen. Mit der zweiten tieferen Bearbeitung kann die erste Auflaufwelle bekämpft und organischer Dünger eingearbeitet werden.
Auf bodenschonende Ernte achten
Aktuell ist die Wassersättigung der Böden auf vielen Standorten außergewöhnlich hoch. Je extensiver die Bodenbearbeitung zur Zwischenfruchtaussaat erfolgen soll, umso wichtiger wird neben der exakten Strohverteilung eine bodenschonende Ernte. Mähdrescher und Transportfahrzeuge sollten möglichst großvolumig bereift sein. Der Luftdruck ist nach Möglichkeit anzupassen und die Abfuhrfahrzeuge sollten vorwiegend in den festen Fahrgassen fahren. Um die Ausfallgetreideproblematik von vornherein zu entschärfen, sind beim Drusch geringe Körnerverluste anzustreben, konkurrenzstarke Zwischenfruchtmischungen auszuwählen und die Saatstärke trotz weiter gestiegener Saatgutkosten nicht zu knapp zu bemessen.
Die Drillsaat bietet gegenüber dem Einsatz von Schleuder- bzw. pneumatischen Streuern insbesondere unter trockenen Bedingungen die besseren Startbedingungen. Auch die Saattiefe kann exakter eingehalten werden. Bei Mischungen aus klein- und grobkörnigen Arten ist bei der Ablagetiefe ein Kompromiss zu finden. Besonders bei Leguminosen wie Wicke, Erbse und Bohne empfiehlt es sich, im Hinblick auf den hohen Keimwasserbedarf eher etwas tiefer als zu flach abzulegen. Gut möglich wäre auch die getrennte Saat: Ackerbohnen auf die Fläche streuen und mit der Bodenbearbeitung einarbeiten und im Anschluss z. B. Senf aussäen oder ebenfalls ausstreuen. Insgesamt begünstigen eine intensive Saatbettbereitung und gute Rückverfestigung Feldaufgang und Jugendentwicklung und wirken damit dem Ausfallgetreide, aber auch dem Schnecken- und Mäusebesatz entgegen.
Alternative Saattermine und -verfahren
Extensive Bestellverfahren sind wassersparend und bieten deutliche Vorteile hinsichtlich Dieselverbrauch und Schlagkraft. Geringe Bearbeitungsintensität bis hin zu Direktsaaten stellen allerdings vor allem bei größeren Strohmengen deutlich höhere Anforderungen an die Saattechnik. Hier ist die Gefahr besonders groß, dass das Saatkorn in eine Strohschicht ohne Bodenschluss abgelegt wird und deshalb nicht auflaufen kann oder vertrocknet. Zinkensämaschinen, evtl. auch mit kombinierter Unterfuß- bzw. Reihendüngung sind hier klar im Vorteil. Um die Keimruhe des Ausfallweizens auszunutzen und der Zwischenfrucht einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen, ist bei Direktsaaten eine Saat unmittelbar nach der Ernte notwendig. Vorteil des sehr frühen Termins ist auch in dem noch locker obenauf liegenden Stroh zu sehen, so dass es auch mit Scheibenscharmaschinen wie z. B. Rapid oder Pronto möglich ist, die Saat unter das Stroh abzulegen und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Nach Gerste sollte aufgrund der hohen Konkurrenzkraft auf eine Direktsaat verzichtet und zumindest die erste Auflaufwelle über einen Bearbeitungsgang bekämpft werden.
Insgesamt bedeuten Aussaatverfahren unmittelbar nach bzw. während der Ernte eine zusätzliche logistische Herausforderung. Als Lösungsansätze bieten sich neben der Beauftragung von Lohnunternehmern auch Vorerntesaatverfahren an. Die einfache Nutzung von Düngerstreuern kommt aufgrund des vorgegebenen Fahrgassenabstandes vor allem bei kleinkörnigen Arten schnell an ihre Grenzen. Die alternative Ausbringung mittels Drohne einige Tage vor der geplanten Ernte findet zunehmend Eingang in die Praxis. Vorteil der Vorernteverfahren, und für eine gute Etablierung auch erforderlich, ist die Bedeckung durch das Stroh. So wird die Verdunstung reduziert und es reichen vergleichsweise geringe Niederschläge für Auflauf und Entwicklung aus. Die Zwischenfruchtsaat mit der Drohne funktioniert grundsätzlich gut, Arbeitsspitzen werden gebrochen und eine frühe Aussaat unabhängig von der Befahrbarkeit ist gewährleistet. Das Auflaufverhalten der Saat kann etwas unsicherer und vor allem bei Bodenverdichtungen etwas lückiger sein. Dies wird jedoch in der Regel durch die längere Wachstumszeit bei entsprechender Tageslänge kompensiert. Der Streutermin sollte möglichst kurz vor dem Druschtermin liegen (max. 7-10 Tage vor Drusch). Frühere Termine führen zu einer längeren Phase mit geringer Lichtintensität, schwächeren Pflanzen und einer zunehmenden Gefahr des Abschneidens durch den Mähdrescher. Von den Arten sind z. B. Phacelia und Rauhafer weniger für die Vorerntesaat geeignet, auch Gerste als Vorfrucht ist durch die starke Konkurrenz eher ungünstig.
Hauptnachteil ist wie bei der Direktsaat in der fehlenden Mäuse- und auch Schneckenbekämpfung zu sehen. Außerdem ist die verzögerte Strohrotte zu beachten, die im Frühjahr zu einem späteren Abtrocknen, einer Bildung von Strohmatten, unzureichender Rückverfestigung und zu Nährstoffkonkurrenz zwischen Strohrotte und Kultur führen kann. Ein Lösungsansatz ist hier der vorzeitige Umbruch der Zwischenfrucht mit Stroheinarbeitung vor Winter.
Die bewusst späte Aussaat Anfang bis Mitte September bietet dagegen hinsichtlich Stroheinarbeitung und der Bekämpfung von Mäusen, Unkräutern und Ausfallgetreide optimale Möglichkeiten. Die Aussaat in ein gut vorbereitetes, abgesetztes Saatbett fördert den gleichmäßigen Aufgang. In vielen Fällen entwickelt sich auch bei späterer Saat noch ein zufriedenstellender, geschlossener Bestand mit ausreichender Nährstoffaufnahme. Allerdings können in Abhängigkeit der Herbstwitterung gewünschte Effekte wie Nematodenbekämpfung, Förderung von Humusgehalt und Bodenstruktur oder eine hohe N-Aufnahme deutlich geringer ausfallen und das Kosten/Nutzen-Verhältnis verschlechtern. Problematisch ist zudem, dass diese Bestände mit physiologisch jungem Aufwuchs häufig ein schlechteres Abfrierverhalten zeigen. Bei späten Saatterminen im September sollte auf Leguminosen verzichtet und, sofern aus Fruchtfolgegründen möglich, auf Senf bzw. senfbetonte Mischungen gesetzt werden. Diese entwickeln sich zügig, sind konkurrenzstark und vergleichsweise günstig. Weitere Hinweise zu Artenwahl und Düngung lesen sie unter webcode: 01043255
Schnell gelesen:
- schon bei der Ernte an die nachfolgende Zwischenfrucht denken:
- zu tolerierende Körnerverluste niedriger ansetzen
- gute Häckselqualität sicherstellen (scharfe Häckslermesser, Drusch bei trockenem Stroh)
- bei Lagergetreide evtl. nachhäckseln
- auf Bodenschonung achten
- frühe Saat fördert Zwischenfruchtentwicklung und damit Unkrautunterdrückungsvermögen, Nematodenbekämpfung sowie N-Bindung
- Stroh gleichmäßig einarbeiten, Bearbeitungsintensität an vorhandener Strohmengen und Gare-/ Feuchtigkeitszustand des Bodens ausrichten
- Vorerntesaatverfahren funktionieren bei Weizen grundsätzlich gut, Saattermin max. 7-10 Tage vor Druschtermin
- Direktsaat unmittelbar nach der Ernte durchführen, um auf Zinkensämaschinen verzichten und die Keimruhe des Weizens ausnutzen zu können
- bei Vorerntesaatverfahren und Direktsaat fehlende Mäuse- und Schneckenbekämpfung sowie verzögerte Strohrotte beachten
- nach Saatverfahren ohne Bodenbearbeitung durch zeitigen Umbruch Zersetzung des Strohs fördern (Mindeststandzeiten beachten!)
- späte Aussaat Anfang bis Mitte September ermöglicht eine gute Stroheinarbeitung und die Bekämpfung von Mäusen, Schnecken, Unkräutern und Ausfallgetreide
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