73. Grünlandtag 2025 - Rückblick
„Mehr Milch aus Gras“ lautete das Motto der Veranstaltung, zu der am 06.02.2025 etwa 280 Besucher nach Rodenkirchen (LK Wesermarsch) kamen.
Die Herausforderungen an die Landwirtschaft mehren sich beträchtlich. Allein der Klimawandel erfordert ein Umdenken. Die gesellschaftlichen Ansprüche an mehr Biodiversität, Moor- und Naturschutz sind zusätzlich in Einklang zu bringen mit wirtschaftlichem Arbeiten der Futterbaubetriebe.
Mit den Vorträgen der vier Referenten wurden viele Denkimpulse und Anregungen aus dem Blickwinkel wissenschaftlicher, züchterischer und praktischer Erkenntnisse gegeben.
Mehr Milch aus Gras: Effiziente Nutzung für eine nachhaltige Zukunft
Grünland macht mehr als ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Niedersachsen aus und prägt das Landschaftsbild entscheidend. Es dient in erster Linie der Futterproduktion für Milchvieh- und Grünlandbetriebe, erfüllt aber auch wichtige ökologische Funktionen vom Erhalt der Artenvielfalt bis zur CO2-Speicherung. Wie es gelingen kann, ökologische und ökonomische Anforderungen unter dem Motto “Mehr Milch vom Gras” in Einklang zu bringen, war Thema des gut besuchten Grünlandtages 2025 in Rodenkirchen.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen
(Wesentliche Aussagen des Kammervizepräsidenten Manfred Tannen)
LWK-Vizepräsident Manfred Tannen eröffnete die Veranstaltung mit einer klaren Botschaft: Die Landwirtschaft trägt Verantwortung für eine umweltgerechte Produktion und Ökosystemleistungen, muss bei der Sicherstellung und Förderung dieser jedoch wirtschaftlich tragfähig bleiben. Mit Blick auf den Futterbau im Grünland sei der Balanceakt zwischen ökologischen Anforderungen und Ertragsleistung essenziell.
Mit Blick auf die Blauzungenkrankheit, die im vergangenen Jahr tausende Tiere betraf, unterstrich Tannen die Bedeutung von Impfungen als vorbeugende Maßnahme. Auch der kürzlich aufgetretene Fall von Maul- und Klauenseuche in Brandenburg verdeutliche, dass Biosicherheit in der Nutztierhaltung höchste Priorität haben müsse.
Hinsichtlich der generellen Grünlandnutzung bestehe Einigkeit darüber, dass Grünland erhalten und gefördert werden müsse. Die Herausforderung liege darin, das Grünland einerseits effizient und kostengünstig zu nutzen und andererseits im Sinne de Klimaschutzes und der Biodiversitätsförderung zu bewirtschaften. Dies spiegelt sich in neuen gesetzlichen Auflagen sowie Förderprogrammen wider. Allein im vergangenen Jahr wurden in Niedersachsen über 100.000 Hektar Grünland im Rahmen des Kennar-tenprogramms der GAP gefördert wurden, ist ein Zeichen dafür, dass Landwirtinnen und Landwirte aktiv zur umweltgerechten Bewirtschaftung beitragen wollen, sofern die Förderprogramme attraktiv gestaltet sind.
Doch nicht nur finanzielle Anreize können positive Effekte auf Umwelt- und Klimaschutz haben. Auch durch gezieltes Betriebsmanagement lassen sich nachhaltige Erfolge erzielen. Eine verstärkte Nutzung grünlandbasierter Raufutterrationen kann nicht nur Umweltvorteile bieten, sondern sich auch betriebswirtschaftlich positiv auswirken. “Mehr Milch aus Gras“ - das sei ein Konzept mit Zukunft.
“Die Kuh gehört aufs Gras“ - Warum Grünland unersetzlich ist
(Wesentliche Aussagen von Prof. Dr. Johannes Isselstein, Universität Göttingen)
Prof. Dr. Johannes Isselstein eröffnete das Vortragsprogramm mit einer grun

Besonderes Augenmerk legte er auf die Nahrungsmittelkonkurrenz und Proteineffizienz in der Milchproduktion. Sofern die Fütterung von Wiederkäuern auf Futtermittel basieren, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, wird eine nachhaltige Produktion gefördert. Zu den nicht für den menschlichen Verzehr geeigneten Futtermitteln von Wiederkäuern gehört in erster Linie das Grünland. Weiterhin können Kühe, die überwiegend mit Gras gefüttert werden, unverdaubares Protein besonders effizient in Milchprotein umwandeln. Steigt der Kraftfutteranteil in der Ration auf über 180 g pro Kilogramm Milch, kippt diese Bilanz jedoch: Die Tiere verbrauchen dann mehr Protein, als sie tatsächlich in Form von Milch erzeugen, trotz höherer Milchleistung. Besonders Regionen wie die Wesermarsch oder Ostfriesland böten ideale Bedingungen, um proteineffizient Milch zu produzieren.
Zukünftige Herausforderungen der Grünlandbewirtschaftung sieht Isselstein vor allem in den Folgen des Klimawandels. Um langfristig produktiv zu bleiben, müssten Saatgutmischungen ein breiteres Artenspektrum enthalten. Zudem könnten innovative Ansätze wie Agroforstsysteme oder Virtual Herding neue Perspektiven für die Grünlandnutzung eröffnen.
Optimiertes Management: Gräserzüchtung und Grünalndpflege als Erfolgsfaktoren
(Wesentliche Aussagen von Maren Timmermann und Timo Blecher)
Unter der Überschrift “Züchterische Leistungen erkennen und nutzen” beleuchteten Maren Timmermann (Deutsche Saatveredelung) und Timo Blecher (Feldsaaten Freudenberger) die Bedeutung hochwertiger Saatgutmischungen für eine effiziente Grünlandnutzung.
Timmermann verdeutlichte, dass die Entwicklung neuer Saaten ein langwieriger und aufwendiger Prozess sei. Entscheidend für eine hohe Futterqualität sei ein konsequentes Grünlandmanagement mit regelmäßiger Pflege und eine sorgfältige Beobachtung der Pflanzenbestände sind unerlässlich.
Blecher kritisierte, dass Grünlandbetriebe oft nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Viele Landwirtinnen und Landwirte seien sich nicht bewusst, was eine wirklich erfolgreiche und optimierte Grünlandbewirtschaftung ausmacht. Dabei sei der wirtschaftliche Einfluss erheblich: Die 25 % der besten ökonomisch erfolgreichsten Milchviehbetriebe hätten die geringsten Grundfutterkosten und höchstren Grundfutterleistungen bei geringem Kraftfuttereinsatz, während die weniger erfolgreichen Betriebe mit den höchsten Futterkosten und wenn überhaupt nur mit geringem ökonomischen Erfolg Milch produzierten.
Als wichtigen Punkt im Grünlandmanagement stellten die beiden Vertreter der Saatgutbranche heraus: Die Wahl des Saatguts. Wer hier an der falschen Stelle spart, zahle langfristig drauf. Günstige Mischungen mögen zunächst attraktiv erscheinen, doch ihre Minderleistung schlage sich später in der Ernte und der Futterqualität nieder.
Praxisbeispiel: Erfolgreiches Grünlandmanagement in Ostfriesland
(Wesentliche Aussagen von Fraederk Meppen)
Einblicke aus der Praxis lieferte der Futterbauer und Milchviehhalter Fraederk Meppen aus Ostfriesland. Nach einer kurzen Vorstellung seines Betriebs erklärte er, welche Maßnahmen er ergriffen hat, um sein Grünland zu optimieren und lukrativ Milch aus Gras zu produzieren.
Neben einer gezielten Grundnährstoffversorgung setzt Meppen konsequent auf regelmäßige Erhaltungskalkung, Nachsaaten und, nur falls unbedingt notwendig, auf Neuansaaten. Sein wichtigstes Pflegegerät sei der Grünlandstriegel.
Ein zentrales Element seiner Strategie ist die Wahl des richtigen Erntezeitpunkts. Hier vertraut er auf den Service der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Rahmen der Reifeprüfung im Grünland. Meppen unterstrich, dass Grünland die wichtigste Kultur sei und dass Investitionen in dessen Pflege sich langfristig auszahlen.
Auch beim Silierprozess sieht er Optimierungspotenzial. Eine sorgfältige Verdichtung und Abdeckung der Silage sind essenziell, um Futterverluste zu minimieren. Der prophylaktische Einsatz von Siliermitteln habe sich für ihn und viele andere Betriebe als unverzichtbar erwiesen, um eine hohe Gärqualität und schmackhaftes Futter bis zum Futtertisch zu gewährleisten.
Fazit: Mehr Milch aus Gras - Ein Konzept mit Zukunft
Die Veranstaltung machte deutlich: Die Zukunft der Grünlandbewirtschaftung liegt in einer klugen Kombination aus nachhaltiger Nutzung, wirtschaftlicher Effizienz und innovativen Ansätzen:
- Eine gezielte Fütterung mit Maximierung des Grünlandanteils kann sich nicht nur positiv auf die Umwelt auswirken, sondern auch für den landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaftliche Vorteile bringen.
- Hochwertiges Saatgut und konsequente Pflege sind essenziell für eine erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung.
- Die Wahl des richtigen Erntezeitpunkts und eine professionelle Silierung sichern eine hohe Futterqualität.
Ob durch gezielte Züchtung, optimiertes Management oder innovative Technologien - die Ergebnisse und Erfahrungen aus Wissenschaft, Saatgutzüchtung und Praxis liegen auf der Hand: Mehr Milch aus Gras ist nicht nur lukrativ sondern auch nachhaltig. Es liegt an den Landwirtinnen und Landwirten, die Potenziale ihres Grünlands bestmöglich zu nutzen. Die Berater und Beraterinnen der Landwirtschaftskammer unterstützen hierbei gerne.
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