Durchwachsene Silphie in Niedersachsen
Seit der deutlichen Zunahme des Energiepflanzenanbaus für Biogasanlagen vor über zehn Jahren sind die „alternativen“ Energiepflanzen mal mehr mal weniger stark in der Diskussion. Hierzu gehört auch nach wie vor die Durchwachsene Silphie.
Lange Zeit galt die Etablierung mittels Pflanzung von vier Setzlingen je m² und deutlich über 4.000 €/ha als recht teuer. Werden allerdings die im Vergleich zum Mais geringeren Kosten der Folgejahre, bedingt durch die wegfallenden Kosten für Bodenbearbeitung, Saat und Pflanzenschutz gegengerechnet, kann sich der Anbau von Silphie durchaus nach 6 bis 7 Jahren amortisieren. Da die Silphie eine Nutzungsdauer von über 10 Jahren verspricht und die EEG Laufzeiten bei 20 Jahren liegen, stellt die Amortisationsdauer kein Problem dar.
Anbau
Heute liegt bei den meisten Bestandsanlagen die EEG-Restlaufzeit deutlich unter 20 Jahren und die Flächenpreise sind gestiegen. Dies erfordert beim Einstieg in den Silphieanbau genaueres Rechnen. In den letzten Jahren hat sich immer mehr das Direktsaatverfahren der Silphie durchgesetzt. Dies geschieht vor allem unter der Deckfrucht Mais. In einem kombinierten Saatverfahren wird die Silphie als Untersaat im Mais gesät. Der Mais wird dabei mit der Hälfte der üblichen Bestandesdichte angebaut, dadurch bekommt die Silphie-Untersaat ausreichend Licht. So lässt sich bereits im ersten Anbaujahr über den Mais ein Ertrag sicherstellen. Im Gegensatz dazu dient das erste Jahr beim Pflanzen der Silphie ausschließlich der Bestandesetablierung und bleibt ohne Ertrag. Die Silphie kann problemlos im zeitigen Frühjahr mit Gülle bzw. Gärrest gedüngt werden. Bei einer am Stickstoffbedarf bemessenen Gabe ist in Abhängigkeit der Kaliumgehalte zu prüfen, ob evtl. Kali nachgedüngt werden muss. Die große Herausforderung der erfolgreichen Anlage der Durchwachsenen Silphie liegt im Pflanzenschutz. Die Möglichkeiten sind überschaubar, daher ist es umso wichtiger mit einem „sauberen“ Acker zu starten.
Pflanzenschutz
Die Konkurrenzkraft der Silphie gegenüber Unkräutern ist besonders im ersten Jahr sehr gering. Demzufolge ist ausdrücklich davon abzuraten, die Silphie direkt auf ehemalige Brachflächen oder Flächen mit hohem Unkrautdruck zu säen. Auch bei moderatem Unkrautdruck empfiehlt es sich, die Fläche durch geeignete Bodenbearbeitungsmaßnahmen, eventuell in Kombination mit einem nicht selektiven Herbizid, im Vorfeld möglichst unkrautfrei zu halten. Besonderes Augenmerk ist auch auf das Vorkommen und die vorherige Beseitigung von Wurzelunkräutern zu legen. Gegen diese gibt es, mit Ausnahme von Quecke, in einmal angelegten Silphiebeständen keine Bekämpfungsmöglichkeiten mehr. Die chemische Unkrautbekämpfung, die zumindest im Jahr der Etablierung auf den meisten Flächen notwendig sein wird, ist nur sehr eingeschränkt möglich. Als Reihenkultur ist die Silphie zudem auch für die mechanische Unkrautbekämpfung sehr gut geeignet. Als chemische Alternative ist lediglich der Einsatz des Herbizids Stomp Aqua mit insgesamt 3,5 l/ha regulär zugelassen. Darüber hinaus kann der Einsatz weiterer Herbizide nach § 22 – 2 Pflanzenschutzgesetz beim zuständigen Pflanzenschutzdienst beantragt werden. In gepflanzter Silphie ist die Auswahl, aufgrund der besseren Verträglichkeit, etwas größer. In gesäter Silphie, z.B. unter der Deckfrucht Mais, wird im ersten Jahr nur der Einsatz von Stomp Aqua empfohlen. Hier bietet sich zudem die Auswahl einer Focus Ultra-toleranten Maissorte an, um so die Hirsen u.a. Ungräser sicher auszuschalten. Bei einer gemeinsamen Aussaat mit Mais sind die im Mais zugelassenen Herbizide mit den entsprechenden Aufwandmengen zugelassen, d.h. Stomp Aqua mit 4,4 l/ha. Von dem Einsatz weiterer Maisherbizide muss aus Verträglichkeitsgründen allerdings abgeraten werden. Bei etablierter Silphie im zweiten Anbaujahr könnten beim Auftreten von Problemunkräutern weitere Herbizide, wie z.B. Boxer, Spectrum Plus oder Lentagran nach Genehmigung durch den zuständigen Pflanzenschutzdienst zum Einsatz kommen. Beim Auftreten von Quecke empfiehlt sich der Einsatz von Fusilade Max.
In ungünstigen Jahren und in Abhängigkeit von der Vorfrucht kann es zum Auftreten der Pilzkrankheit Sklerotinia in Silphiebeständen kommen. Sollte es zu stärkerem Befall kommen, empfiehlt sich eine schnellstmögliche Ernte, um die Bildung der Sklerotien (Dauerkörper) zu begrenzen. Ein Fungizideinsatz in der Silphie ist weder zugelassen noch genehmigungsfähig. Um die Gefahr einer Sklerotiniainfektion schon von Vornherein so gering wie möglich zu halten, sollten Schläge gemieden werden, auf denen in enger Fruchtfolge oder innerhalb der letzten drei Jahre Raps, Sonnenblumen oder Topinambur standen.
Greening und Image
Bei niedrigeren Gesamtkosten und einem Ertrag im ersten Jahr durch die Deckfrucht Mais, wie es die neueren Saatverfahren möglich machen, ist auch heute noch der Anbau von Silphie eine Überlegung wert. Durch die Anrechenbarkeit beim Greening mit dem Faktor 0,7 als Ökologische Vorrangfläche ist der Silphieanbau attraktiver geworden. Außerdem ist das Interesse der Imker an der Silphie nach wie vor sehr groß. So kann es vor Ort zu einer guten Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Imker kommen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Imagepflege der Landwirtschaft, da die Silphie nicht nur bei den Imkern, sondern vor allem bei der Bevölkerung positiv wahrgenommen wird.
Es bieten sich für den Anbau kleine Flächen oder Schläge mit schwierigem Zuschnitt, wie beispielsweise Keilflächen, an. Aber auch Gewässerrandlagen, erosionsgefährdete Standorte oder strategisch günstig gelegene Standorte an Straßen oder Ortsrandlage sind gut geeignet. In einigen Wasserschutzgebieten wird der Anbau der Silphie durch den Wasserversorger über die sogenannten Freiwilligen Maßnahmen gefördert. Das kann ein zusätzlicher Anreiz zum Anbau sein. Um eine Doppelförderung zu vermeiden ist unbedingt zu prüfen, inwieweit es hierbei zu Abzügen kommt, wenn die Fläche gleichzeitig als Ökologische Vorrangfläche angerechnet wird.
Verwertung
Bevor in den Silphieanbau eingestiegen wird, sollte auf jeden Fall die Verwertung geklärt sein. Wird die Silphie nicht in einer eigenen Biogasanlage benötigt, ist die Abnahme über einen entsprechenden Zeitraum mit einem Biogasanlagenbetreiber zu vereinbaren. Wichtiger Hinweis für den Nutzer des Silphieaufwuchses ist es, auf die Erntetechnik zu achten. Es gibt einige Maisvorsätze für Häcksler, die Probleme beim Einzug der Pflanzen haben können. Dieses sollte im Vorfeld mit dem Lohnunternehmer abgeklärt werden. Die Fütterung von Silphie an Milchvieh ist nicht zu empfehlen, die Schmackhaftigkeit der Silphie ist nicht gegeben. Bei der Standortwahl ist auf eine mögliche Drainage zu achten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es hier zu Schäden kommt. Bei Pachtflächen muss vorher mit dem Eigentümer gesprochen werden.
Wichtig zu wissen ist, dass die Silphie förderrechtlich als Ackerkultur gilt. Das heißt bei mehrjährigem Anbau bleibt der Ackerstatus erhalten. Sie darf natürlich nicht auf Dauergrünlandstandorten angebaut werden.
Um eine gute spezifische Gasausbeute zu erzielen, müsste der Erntetermin ca. drei bis vier Wochen vor dem Erntetermin des Maises liegen. In der Praxis ist der Flächenumfang, im Vergleich zur Maisanbaufläche einer Biogasanlage, häufig eher klein. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen bietet sich i.d.R. der gemeinsame Erntetermin mit dem Mais an. Eine etwas geringere spezifische Biogasausbeute sollte dann in Kauf genommen werden. Weiterer wichtiger Grund für die spätere Ernte ist das längere Stehenbleiben des blühenden Bestandes. Dieses kommt den Imkern sehr entgegen. Hier sind die unterschiedlichen Ziele und Interessen abzuwägen.
Bundesweit wird immer wieder von Versuchen berichtet, in denen die Silphie vergleichbare Ergebnisse zum Mais erzielt bzw. gelegentlich den Maisertrag sogar übertrifft. Auf Standorten, auf denen aufgrund leichter Erwärmung im Frühjahr und ausreichender Niederschläge hervorragende Maiserträge erreicht werden, trifft dieser Zusammenhang nicht zu. Schon im Jahr 2009 wurde bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen der erste Exaktversuch zur Durchwachsenen Silphie angelegt. Er liegt im emsländischen Werlte auf einem Plaggeneschstandort mit humosem Sand, 40 Bodenpunkten und 770 mm Niederschlag im langjährigem Mittel. Die Erträge im Versuchsdurchschnitt seit Versuchsbeginn sind in der Tabelle 1 dargestellt. Sieht man vom Startjahr 2010 ab, wurden im Mittel der letzten 7 Jahre ca. 130 dt/ha TM erzielt. Es zeigt sich, dass mit der Durchwachsenen Silphie stabile Erträge erzielt werden können. Am gleichen Versuchsstandort erreichte der Mais dabei ein Ertragsniveau von durchschnittlich 205 dt/ha TM. Dies ist um einiges höher, ein direkter Vergleich mit dem Mais ist hier nicht zielführend. Es sind der niedrigere Aufwand in den Folgejahren nach der Etablierung und die Vielzahl an Zusatznutzen wie Greening, Imagepflege oder die Vorteile für Imker durch die die Silphie interessant wird.
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