Landessortenversuche 2023: Getreide-GPS
Der Anbau von Getreide-GPS ermöglicht eine sinnvolle Risikostreuung bei der Grundfutterversorgung von Rindern und der Substratversorgung von Biogasanlagen, da der Haupt-Wasserbedarf von GPS-Getreide und Mais zu unterschiedlichen Zeiten besteht. Zudem ist bei entsprechender Sortenwahl die letztliche Nutzung (GPS oder Körner) der überwiegend eingesetzten Kulturen Roggen und Triticale je nach aktueller Situation flexibel möglich.
Für die Nutzung von Wintergetreide vor der Kornreife als Ganzpflanzensilage (GPS) gibt es gute Gründe. GPS kann sowohl in der Fütterung von Rindern und Milchkühen als auch zur Verwertung in Biogasanlagen eingesetzt werden, was den Bedarf an Silomais für diese Zwecke verringert. Der Anbau von GPS-Getreide trägt damit zur Auflockerung maislastiger Fruchtfolgen bei und bietet gegenüber dem Mais den Vorteil, die Winterfeuchtigkeit nutzen zu können. Durch die Nährstoffaufnahme im Herbst wird deren Verlagerung in tiefere Bodenschichten während des Winters vorgebeugt. Darüber hinaus wird den GAP-Vorgaben für eine Bodenbedeckung während des Winters entsprochen. Nicht zuletzt kann GPS-Getreide das Anbaurisiko gegenüber reinem Silomaisanbau verringern, Futterlücken nach schlechten Maisjahren können früher geschlossen werden.
Besonders geeignet für die GPS-Nutzung sind Getreidearten, die sich gut entwickeln und bereits im Frühjahr zügig Masse bilden. Vorteilhaft sind eine geringe Lager- und Krankheitsanfälligkeit. Bewährt haben sich Roggen und Triticale. Hier gibt es neben den Körnernutzungssorten auch züchterisch angepasste, mehr auf Massebildung ausgerichtete Sorten, die beim Bundessortenamt (BSA) für die Silo- bzw. Winterzwischenfruchtnutzung geprüft worden sind und eine entsprechende Zulassung erhalten haben. Frohwüchsige Körnersorten bieten gegenüber reinen Silonutzungssorten den Vorteil, bei absehbar guter Grundfutterversorgung die Bestände abreifen lassen zu können und mit dem Mähdrescher zur Körnernutzung zu ernten.
GPS wird in der Teigreife des Korns bei einem Trockensubstanzgehalt von ca. 35 - 40 % ab etwa Mitte Juni gehäckselt und siliert. Ein Zweitfruchtanbau ist danach grundsätzlich noch möglich, aber mit Risiken behaftet.
Statt im Anschluss an die GPS-Ernte noch eine Zweitfrucht anzubauen, wird oftmals - vor allem in den Marschregionen - die Zeit für die Feldhygiene genutzt. Durch eine optimierte Stoppelbearbeitung mit entsprechender Unkrautreduzierung und angepasster Bodenbearbeitung können günstigere Aussaatbedingungen für die nachfolgende Winterung, beispielsweise Raps oder Wintergerste, geschaffen werden.
Sortenprüfungen
Auch in diesem Jahr wurden die Landessortenversuche (LSV) von Winterroggen und
-triticale zur Nutzung als GPS an den bisherigen Standorten Poppenburg (LK HI) und Werlte (LK EL) mit beiden Kulturen, in Obershagen (Region H) mit Roggen und am Marschstandort in Otterham (LK AUR) mit Triticale durchgeführt (Tab. 1). Die Aussaat erfolgte Ende September bzw. am 06. Oktober auf dem Marschstandort Otterham. Beerntet wurden die Bestände in der letzten Junidekade, in der Marsch verzögerte sich die Ernte bis Anfang Juli. Um die Auswirkungen variierter Erntezeitpunkte auf Abreife, Ertrag und Qualität der GPS zu untersuchen, fand zusätzlich am Standort Poppenburg für beide Sortimente zu einem um acht Tage früheren Termin eine vorgezogene Beerntung statt.
Im Roggensortiment wurden wie im Vorjahr die vier Sorten KWS Progas - vom BSA als Sorte für die Silonutzung geprüft und zugelassen - und die drei Körnerroggensorten SU Performer, KWS Tayo und SU Perspectiv angebaut. Für die letztgenannte Sorte war es das zweite Prüfjahr, die drei anderen Sorten befinden sich bereits seit mehreren Jahren in der Prüfung. Bei Triticale wurden sechs Sorten geprüft: Tender PZO als reine Silonutzungs-Sorte, Allrounder PZO mit der BSA-Zulassung für Körner- und Silonutzung sowie die zur Körnernutzung zugelassenen Sorten Ramdam, Lumaco und Brehat (EU-Sorte). Darüber hinaus kam ein neuer Kandidat in die Prüfung, die als Winterzwischenfrucht geprüfte und zugelassene Sorte Resolut PZO.
Die Aussaat der Versuche fand an den Sand- und Lehmstandorten unter guten Bedingungen in der letzten Septemberdekade 2022 mit einer Aussaatstärke von 230 bis 250 Kö./m² bei den Roggen- und 310 Kö./m² bei den Triticaleversuchen statt. Aufgrund der späteren Aussaat Anfang Oktober unter sonst ebenfalls günstigen Bodenbedingungen wurde in der Marsch die Aussaatstärke der Triticale auf 380 Kö./m² erhöht.
Die Bestände konnten sich dank der milden Herbstwitterung zügig und gut entwickeln. Auch den Kälteeinbruch kurz vor Weihnachten bzw. die Spätfröste im Frühjahr verkrafteten sie problemlos. Wegen zahlreicher Niederschläge in den Wintermonaten sowie auch im März und April waren die Böden und demzufolge die Bestände bis in den Mai hinein gut mit Wasser versorgt. Am Standort Obershagen mussten Ende Mai und Anfang Juni zur Vermeidung von Trockenschäden insgesamt zwei Beregnungsmaßnahmen mit jeweils 25 mm durchgeführt werden.
Krankheiten traten in den Roggenversuchen nur sehr verhalten auf, bei Triticale gab es in der Marsch Befallsdruck durch Mehltau und Gelbrost und in Werlte wurde ebenfalls Mehltaubefall festgestellt; die Versuche wurden entsprechend mit Fungiziden behandelt. Mit Ausnahme des leichten Standortes Obershagen wurden an den übrigen Standorten zur Halmstabilisierung standortangepasst Wachstumsregler eingesetzt.
Die weitere Entwicklung der Versuche verlief kontinuierlich, da während der ab Mai beginnenden Trockenheit anfangs noch kühle Temperaturen vorherrschten und auch der später einsetzende Temperaturanstieg kaum Tagestemperaturen über 30 °C erreichte, es fand also keine forcierte Abreife statt.
Ergebnisse der Roggenprüfung
Im Mittel der drei Roggenprüfungen konnte mit 184 dt/ha TM ein hoher Ertrag erzielt werden. Dabei lag die Schwankungsbreite der Erträge zwischen knapp 170 dt/ha in Obershagen und Poppenburg bis zu Spitzenerträgen von 220 dt/ha TM in Werlte. Bei einer um 8 Tage früheren Beerntung am Standort Poppenburg wurde das Ertragsvermögen bei weitem noch nicht ausgeschöpft, da im Mittel der Sorten zu diesem Zeitpunkt ein um 25 dt/ha geringerer Ertrag erzielt wurde. In der Abreifeentwicklung waren Unterschiede von gut 3 % TM-Gehalt erkennbar; die erreichten Werte um 34 bzw. 37 % TM ermöglichen beide eine gute und problemlose Silierung.
Auch in diesem Jahr zeigte die spezielle GPS-Sorte KWS Progas mit rel. 106 wieder klare Ertragsvorteile gegenüber den mitgeprüften Körnersorten. Damit konnte das durchschnittliche Ergebnis von 2022 wieder deutlich verbessert werden. Anhand der TM-Gehalte wird ebenfalls erkennbar, dass die Sorte in der Bestandesentwicklung zügiger ist und sie dadurch tendenziell auch früher geerntet werden könnte. Mehrjährig verrechnet zeigen sich vergleichbare Ergebnisse zum Jahr 2023. Die ebenfalls wenigstens vierjährig geprüften Sorten SU Performer und KWS Tayo lagen im Ertrag 2023 mit rel. 96 bzw. 97 eng beieinander. Im dreijährigen Mittelwert liegt SU Performer mit rel. 99 jedoch über KWS Tayo, da sie in den beiden Vorjahren bessere Ergebnisse lieferte. Die hohen Einstiegserträge der nunmehr zweijährig geprüften Sorten SU Perspectiv konnten in diesem Jahr nicht ganz bestätigt werden; ertraglich lag sie etwas über dem Niveau der beiden anderen Körnersorten (Tab. 2 und 4).
Empfohlene Sorten
KWS Progas bleibt für die ausschließliche Biomassenutzung auf Grund ihrer mehrjährig konstant hohen Leistungen die ganz klar empfohlene Sorte. Mit SU Performer steht eine etablierte Körnersorte zur Verfügung, die konstante Leistungen zeigte, allerdings insgesamt etwas geringere Erträge erreichte. Aufgrund der schwächeren Mutterkorneinstufung, die für die GPS-Nutzung jedoch nicht relevant ist, wird sie für die Körnernutzung nicht mehr so stark eingesetzt.
KWS Tayo ist derzeit die mit Abstand vermehrungsstärkste Sorte, sowohl bundes- als auch niedersachsenweit, und kommt für die Option der Doppelnutzung - sprich Körnernutzung oder GPS-Nutzung - sehr gut in Frage. Ihre über die Jahre zufriedenstellenden GPS-Erträge in Verbindung mit hohen Kornerträgen bei gleichzeitig günstiger Mutterkorneinstufung sprechen klar für sie als Doppelnutzungssorte.
SU Perspectiv konnte nicht ganz an die guten Vorjahresleistungen anknüpfen, zeigte sich gegenüber SU Performer aus gleichem Züchterhaus jedoch etwas ertragsstärker. Sie kommt daher ebenfalls als Doppelnutzungssorte in Frage, da sie gegenüber Mutterkorn etwas günstiger eingestuft ist. Für eine sicherere Beurteilung bleiben weitere Ergebnisse abzuwarten.
Ergebnisse der Triticaleprüfung
Die Triticaleprüfungen an den drei oben beschriebenen ertragsstarken Standorten erreichten auch 2023 sehr hohe Durchschnittserträge von 210 dt TM/ha. Insbesondere der Marschstandort Otterham lieferte im Sortenmittel mit 248 dt TM/ha Spitzenerträge. (Tab. 3 und 5). Anhand der Ergebnisse von Werlte und Poppenburg ist ein direkter Quervergleich zu den Roggenprüfungen möglich. Hier lagen beide Sortimente jeweils auf vergleichbarem Niveau, sprich in Werlte wurden im Mittel der Bezugssorten 217 dt TM/ha und in Poppenburg zum zweiten Erntetermin 164 dt TM/ha erreicht. Die letztjährigen Ertragsvorteile des Roggens am Standort Werlte traten damit in diesem Jahr nicht auf. Auch bei der Triticale führte eine um acht Tage frühere Beerntung am Standort Poppenburg zu einem um 24 dt TM/ha geringeren Ertrag.
Empfohlene Sorten
Lumaco erzielte wie in den Vorjahren wieder an allen Standorten überdurchschnittliche Erträge und nahm im dreijährigen Mittel mit rel. 105 klar die Spitzenposition ein. Obwohl die diesjährigen Körnernutzungsergebnisse noch nicht vorliegen, wird die etwas lageranfällige Sorte aufgrund ihrer sehr guten Leistungen klar für beide Nutzungsrichtungen empfohlen. Die mit Abstand vermehrungsstärkste Triticalesorte ist daher sehr gut dafür geeignet, die letztliche Verwertung in der laufenden Vegetationsperiode noch kurzfristig festzulegen.
Die langjährig geprüfte reine Silonutzungssorte Tender PZO zeichnet sich durch eine gute Standfestigkeit aus und konnte ertraglich auch in diesem Jahr wieder überzeugen, obwohl sie an die Erträge von Lumaco nicht ganz heranreichte. Im dreijährigen Mittel schnitt sie mit rel. 102 gut ab und wird daher für die GPS-Nutzung klar empfohlen. Allrounder PZO ist eine Zweinutzungssorte, die in ihrem dritten Prüfjahr etwas schwankende Leistungen auf den einzelnen Standorten zeigte, wie es auch in den Vorjahren der Fall war. Sie erreichte insgesamt Erträge von rel. 101. Für die Körnernutzung wird sie in den LSV nicht geprüft und kommt daher auch rein für die GPS-Nutzung in Frage, wobei sie die Ertragsleistung und -konstanz der etablierten Sorte Tender PZO noch nicht erreichte.
Weitere geprüfte Sorten
Die langjährig geprüfte Sorte Ramdam konnte auch in diesem Jahr nicht an die guten Ergebnisse aus den ersten Prüfjahren heranreichen. Eine Empfehlung für die ausschließliche GPS-Nutzung kann somit nicht mehr ausgesprochen werden und sie kommt daher in erster Linie für die Körnernutzung in Frage, wenn sie sich dort ertraglich behauptet.
Brehat konnte als zweijährig geprüfte Sorte nicht ganz die mittleren Vorjahresergebnisse bestätigen. Sollten sich die guten Kornertragszahlen der beiden letzten Jahre wieder zeigen, kommt Brehat eingeschränkt als Zweinutzungsorte mit Schwerpunkt Körnernutzung in Frage. In jedem Fall ist die erhöhte Lagergefahr zu beachten, sowohl bei der Nutzung als GPS und noch ausgeprägter bei Körnernutzung.
Die vom BSA als Winterzwischenfrucht zugelassene Sorte Resolut PZO konnte trotz ihrer Wuchslänge und tendenziell zügigeren Wachstumsentwicklung ertraglich noch nicht überzeugen. Da vom gleichen Züchter mit Elephantus PZO in diesem Jahr eine neue und nach den Einstufungen des BSA auch ertragreichere Sorte zugelassen wurde, wird Resolut PZO möglicherweise nicht weiter geprüft werden.
Allgemeine Anbautipps für den GPS-Anbau
Die Aussaatstärke sollte für den gezielten GPS-Anbau um ca. 10 % gegenüber der Körnernutzung erhöht werden, da vor allem die Massebildung im Vordergrund steht. Wichtig sind dabei auch zeitige Aussaaten, die eine gute Vorwinterentwicklung der Bestände begünstigen. Ist dies bei einer späten Aussaat ab Mitte Oktober nicht mehr gegeben, können sich die Bestände vor der Vegetationsruhe nicht mehr ausreichend entwickeln und so ihr Ertragspotenzial auch nicht ausschöpfen.
Herbstdüngung zu GPS möglich?
Wintergetreide mit geplanter GPS-Nutzung hat im Herbst keinen Stickstoffdüngebedarf. Lediglich die allgemeine Möglichkeit der Ausbringung organischer Dünger wie Festmist von Huf- oder Klauentieren, Kompost, Pilzsubstrat, Klärschlammerde und Grünguthäcksel ist möglich. Die entsprechenden Höchstmengen und Sperrfristen sind zu beachten (siehe aktuelle DÜV).
Der Stickstoffbedarfswert für Getreide zur GPS-Nutzung, das im Stadium beginnende Teigreife (TM-Gehalt ca. 35 %) geerntet wird, beträgt 170 kg N/ha für Roggen und 190 kg N/ha für Triticale bei einem Ertragsniveau von 350 dt FM/ha. Die Düngung sollte in zwei Gaben startbetont im Frühjahr möglichst zeitig zu Vegetationsbeginn erfolgen, um die Massenbildung zu fördern. Bei organischer Düngung muss die anfangs langsamere Nährstofffreisetzung beachtet werden. Eventuell Im Herbst durch o. g. Düngemittel gedüngte N-Mengen müssen im Frühjahr berücksichtigt, d. h. vom Stickstoffbedarfswert abgezogen werden.
Beim Pflanzenschutz gibt es Einsparpotenzial
Ist eine Herbizidbehandlung notwendig, sollte sie möglichst im Herbst stattfinden, da dies in der Regel effektiver und kostengünstiger ist. Die Bekämpfung von Blattkrankheiten ist auf den ertragsschwächeren Standorten oftmals nicht erforderlich. Vornehmlich früher und stärkerer Befall durch beispielsweise Mehltau oder Gelbrost könnte in erster Linie in Triticalebeständen bekämpfungswürdig sein, um höhere Biomasseverluste zu vermeiden. Dabei müssen in jedem Fall entsprechende Wartezeiten bis zur Ernte eingehalten werden.
Wachstumsregler - ist der Einsatz sinnvoll?
Als Resümee aus den in den Jahren 2020 bis 2022 erhobenen Ergebnissen bei Wachstumsreglerversuchen am leichteren Standort in Obershagen (LK H) lässt sich Folgendes festhalten. In Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und den Standortgegebenheiten, hierbei sind sicherlich die Wasser- und Nährstoffversorgung bzw. -nachlieferung zu nennen, sollte bei hoher Ertragserwartung mit entsprechend üppigen Beständen zur Lagervermeidung und für eine gute Beerntbarkeit ein angepasster und wohldosierter WR-Einsatz eingeplant werden. Dies trifft beispielsweise auf vielen Marschstandorten und bei langjährig intensiv organisch gedüngten Flächen mit hoher Stickstoffnachlieferung zu. Auf ertragsschwächeren Standorten könnte ein nicht angepasster WR-Einsatz durchaus auch zu Ertragsverlusten führen, insbesondere dann, wenn einsetzende Trockenheit das Wachstum beeinträchtigt. In jedem Fall sind natürlich die entsprechenden Wartezeiten von der Applikation bis zur Ernte einzuhalten. Im Übrigen kann durch die Wahl standfester Sorten der Lagergefahr im Vorfeld entsprechend begegnet werden.
Zweitfruchtanbau mit Getreide-GPS und anschließender Folgefrucht
Die frühe Ernte als GPS bietet die Chance, noch eine Sommerkultur im Zweitfruchtanbau wie z. B. frühreifen Mais, Hirse oder auch Sommergetreide (Triticale, Hafer) als GPS anzubauen, was allerdings eine ausreichende Wasserversorgung für beide Kulturen voraussetzt. Das Anbaurisiko ist entsprechend hoch und die zweite Aussaat ist nicht in jedem Fall ökonomisch sinnvoll. Während 2022 der Zweitfruchtanbau aufgrund der Trockenheit oftmals sehr enttäuschende Erträge lieferte, könnten aufgrund der aktuellen Witterung mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen noch gute Zweitfruchterträge geerntet werden. Die Frage ist dabei generell, welcher Kultur – sprich Erst- oder Zweitfrucht – wird mehr Vegetationszeit zur Verfügung gestellt. Die für Roggen und Triticale am Standort Poppenburg um acht Tage vorgezogene Beerntung hatte um ca. 25 dt TM/ha geringere Erträge zur Folge, die die nachfolgende Zweitfrucht entsprechend kompensieren, wenn möglich sogar überbieten muss. Die richtige Entscheidung hierzu wird sicherlich erst im Nachhinein bewertet werden können und ist stark standort- und jahresabhängig.
Fazit
Wintergetreide-GPS lieferte auch 2023 wieder durchweg hohe Erträge. Die ab Mai einsetzende Trockenheit wirkte sich auf die Biomassebildung noch nicht gravierend aus. Auf den leichteren Standorten wurde vornehmlich Roggen angebaut, der in der Regel ausreichend robust ist.
Die speziell für die GPS-Nutzung gezüchtete Roggensorte KWS Progas konnte auch in diesem Jahr wieder überzeugen. Ist zum Zeitpunkt der Aussaat die Frage der Nutzungsrichtung -Silo oder Körnerdrusch - noch nicht absehbar, sollten in erster Linie die ertragsbetonten Körnersorten mit geringer Mutterkornanfälligkeit gewählt werden. Bei Triticale gibt es beispielsweise mit Lumaco eine sehr gute Zweinutzungssorte, die eine kurzfristige Nutzungsänderung ermöglicht. Insbesondere die hervorragenden Erträge in der Marsch verdeutlichen, dass hier der GPS-Anbau eine echte Alternative bzw. Ergänzung zum Maisanbau darstellt. Generell gilt, dass bei zunehmend extremeren Witterungsphasen eine Risikostreuung für die Grundfutterversorgung im Rindvieh- und Biogasbereich durch unterschiedliche Kulturen sinnvoll ist. Eine trockenheitsbedingte Schädigung der Maisbestände blieb glücklicherweise in diesem Jahr aus, da die ab Mitte Juni einsetzenden Niederschläge zu einer spürbaren Entlastung der Wasserversorgung führten und aktuell gute Ertragserwartungen beim Mais bestehen; dies sah insbesondere in den Jahren 2018 und 2019 deutlich anders aus.
Roggen spielt seine Vorteile in erster Linie auf den leichteren Standorten aus, ist dank der guten N-Effizienz aber auch auf besseren Standorten interessant.
Triticale bietet Ertragsvorteile auf schweren Standorten, vornehmlich in den Marschregionen.
Die Risikostreuung durch den Anbau von Silomais als Sommerung und GPS als Winterung reduziert Ertragsrisiken für die Futterbereitstellung gerade auf leichten Standorten, da der Wasserbedarf der Kulturen in unterschiedliche Zeitfenster fällt.
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