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Landessortenversuche 2024: Getreide-GPS

Webcode: 01043318
Stand: 25.07.2024

Der Anbau von Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) mit Winterroggen und Wintertriticale ermöglicht es, für die Biomasseerzeugung auch die Vegetationszeit im im Herbst und die Winterfeuchtigkeit zu nutzen. So kann der Silomaisanbau ergänzt bzw. zum Teil auch ersetzt werden. Die Ergebnisse der aktuellen Landessortenversuche zum GPS-Anbau zeigen die hierfür geeigneten Sorten.

Ernte LSV Getreide GPS
Ernte LSV Getreide GPSGeert-Udo Stroman
Der Anbau von Wintergetreide - vornehmlich Winterroggen und Wintertriticale - für die Biomassenutzung ist eine sinnvolle Ergänzung zum dominierenden Silomaisanbau. Er bietet zahlreiche positive Effekte gegenüber dem Mais, denn die Bodenfeuchtigkeit im Herbst und Winter kann genutzt werden, zudem ist in dieser Zeit der Boden bedeckt und durch die Nährstoffaufnahme im Herbst werden Nährstoffverlagerungen in tiefere Bodenschichten vermieden.

Bei der Nutzung von Wintergetreide als Ganzpflanzensilage (GPS) wird nicht die Kornreife abgewartet, sondern die Bestände werden in der Teigreife des Korns bei einem Trockensubstanzgehalt von ca. 35 - 40 % ab etwa Mitte Juni gehäckselt und siliert. Die GPS kann sowohl in der Futterration von Milchkühen oder Mastbullen eingesetzt als auch in Biogasanlagen verwertet werden. Speziell für die GPS-Nutzungsrichtung wurden von Züchterseite bei den Getreidearten Roggen und Triticale besonders geeignete Sorten mit frühzeitiger Massebildung entwickelt, die weniger auf Korn- als vielmehr auf Biomasseertrag ausgerichtet sind. Generell können sicherlich auch zur Körnernutzung empfohlene Sorten als GPS geerntet werden. Hierfür bieten sich Sorten an, die viel Masse bilden und standfest sind. Zu erkennen, wie sie sich im Vergleich zu den „Spezialsorten“ zeigen, ist unter anderem Ziel der GPS-Sortenversuche. Interessant für den Landwirt sind besonders solche Sorten, die sowohl bei der Körner- als auch bei der Biomassenutzung gute Ergebnisse erzielen. Hier bietet sich die Möglichkeit, flexibel auf die aktuellen Gegebenheiten - voraussichtliche Grundfutterversorgung, Maisentwicklung, Preise für Druschware - zu reagieren. Das heißt, zum Zeitpunkt der Aussaat muss die Nutzungsrichtung dann noch nicht feststehen.

Nach der GPS-Ernte ist grundsätzlich noch ein Zweitfruchtanbau möglich, er ist allerdings durch die kürzere verbleibende Vegetationszeit und die jeweiligen Witterungsbedingungen mit Risiken behaftet. Stattdessen wird oftmals - vor allem in den Marschregionen - die Zeit für die Feldhygiene genutzt. Durch eine optimierte Stoppelbearbeitung mit entsprechender Unkrautreduzierung und angepasster Bodenbearbeitung können günstigere Aussaatbedingungen für die nachfolgende Winterung, beispielsweise Raps oder Wintergerste, geschaffen werden; insbesondere nach diesen bislang oftmals sehr schwierigen, weil nassen Bodenbedingungen 2024 ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Sortenprüfungen

Für die diesjährigen Landessortenversuche (LSV) von Winterroggen und -triticale zur Nutzung als GPS standen wieder die bisherigen Standorte Poppenburg (LK HI) und Werlte (LK EL) mit beiden Kulturen, Obershagen (Region H) mit Roggen und der Marschstandort in Otterham (LK AUR) mit Triticale zur Verfügung (Tab. 1). Die Aussaat erfolgte an den Standorten Obershagen, Werlte und Poppenburg im Zeitraum vom 05. bis 18. Oktober. Aufgrund der Bodenfeuchte war die geplante Septemberaussaat am Marschstandort Otterham nicht möglich, sie musste bis zum 03. Dezember verschoben werden und konnte dann auch nur unter schwierigen Bedingungen stattfinden.

Die Ernte erfolgte im Zeitraum vom 10. Juni bis 01. Juli. Um die Auswirkungen variierter Erntezeitpunkte auf Abreife, Ertrag und Qualität der GPS zu untersuchen, fand am Standort Poppenburg für beide Sortimente zusätzlich zur Haupternte am 24.06. eine um 13 Tage vorgezogene Beerntung am 11.06. statt. Sie kommt in Betracht, wenn ein Zweitfruchtanbau geplant ist und der nachfolgenden Kultur - oftmals Mais oder Hirse - mehr Vegetationszeit zur Verfügung gestellt werden soll.

Im Roggensortiment wurden vier Sorten geprüft. Die vom BSA für die Silonutzung zugelassene KWS Progas war dabei wieder die relevanteste Sorte, deren bundesweite Vermehrungsfläche für 2024 einen deutlichen Anstieg auf ca. 270 Hektar erfahren hat. Weiterhin standen mit KWS Tayo und SU Perspectiv bereits mehrjährig geprüfte sowie mit der 2023 neu zugelassenen Sorte SU Karlsson drei Körnernutzungssorten in den Versuchen.

Bei Triticale standen sechs Sorten in der Prüfung: Tender PZO als reine Silonutzungs- bzw. Zwischenfruchtsorte, Allrounder PZO mit der BSA-Zulassung für Körner- und Silonutzung sowie die zur Körnernutzung zugelassenen Sorten Lumaco und Brehat (EU-Sorte). Mit Elephantus PZO kam ein neuer Kandidat in die Prüfung, der als Winterzwischenfrucht zugelassen wurde sowie mit Kitesurf eine für die Silo- und Körnernutzung beworbene EU-Sorte.

In Abhängigkeit vom Aussaattermin und den Bodenbedingungen variierte die Aussaatstärke in einem Bereich von 230 bis 280 Kö./m² beim Roggen und bei Triticale betrug die Bandbreite 310 bis 360 Kö./m².

Die Bestände konnten sich mit der Ausnahme des Marschstandortes Otterham dank der milden Herbstwitterung noch zügig und gut entwickeln. Auch die kurzzeitigen Frostereignisse im Dezember bzw. die Spätfröste im Frühjahr verkrafteten sie problemlos. Wegen zahlreicher Niederschläge in den Wintermonaten sowie auch im März und April waren die Böden und demzufolge die Bestände bis in den Mai hinein gut mit Wasser versorgt. Am Standort Obershagen musste allerdings Mitte Mai zur Vermeidung von Trockenschäden eine Beregnungsmaßnahme mit 25 mm durchgeführt werden. Die weitere Entwicklung der Versuche verlief kontinuierlich und ohne weitere Besonderheiten.

Die Versuche wurden pflanzenschutztechnisch unterschiedlich intensiv behandelt. Während in Obershagen auf Wachstumsregler (WR) verzichtet wurde, erfolgte an den übrigen Standorten eine, in Otterham sogar drei WR-Maßnahmen[. Fungizide wurden in Obershagen ediglich einmal, an den anderen Standorten zweimal eingesetzt. Die zweimalige Behandlung erwies sich als sinnvoll, weil in Obershagen der Braunrost später massiv erkennbar wurde und möglicherweise auch zu Ertragsminderungen führte.

Ergebnisse der Roggenprüfung

Im Mittel der drei Roggenprüfungen konnte mit einem Ertrag von153 dt/ha TM nicht an die sehr guten Ergebnisse des Vorjahres angeknüpft werden. Das schwache Ergebnis in Obershagen mit 118 dt/ha trägt in erster Linie hierzu bei. Die Versuche in Werlte mit 150 dt/ha und Poppenburg (2. Termin) mit 190 dt/ha hingegen lieferten gute bis sehr gute Erträge. Bei einer um 13 Tage früheren Beerntung am Standort Poppenburg wurde das Ertragsvermögen bei weitem noch nicht ausgeschöpft, da im Mittel der Sorten zu diesem Zeitpunkt ein um 24 dt/ha geringerer Ertrag erzielt wurde. In der Abreifeentwicklung waren Unterschiede von gut 5 % TM-Gehalt erkennbar. Sowohl die TM-Gehalte von 33,1 % zum 1. Termin als auch die 38,3 % zum 2. Termin ermöglichten eine gute und problemlose Silierung.

Auch in diesem Jahr zeigte die spezielle GPS-Sorte KWS Progas mit rel. 103 wieder klare Ertragsvorteile gegenüber den mitgeprüften Körnersorten, wenn auch nicht so deutlich wie 2023. Erklärbar sind die guten Ergebnisse durch die zügigere Bestandesentwicklung, die auch anhand höherer TM-Gehalte erkennbar ist. Gegenüber den Körnersorten könnte sie auch früher geerntet werden. Mehrjährig verrechnet liegt sie mit einem Relativertrag von 103 ebenfalls klar vorne. Die seit 2020 geprüfte Sorte KWS Tayo konnte auch in diesem Jahr nicht an die Leistungen von KWS Progas heranreichen und schneidet mit rel. 97 dies- und mehrjährig deutlich schwächer ab. SU Perspectiv, seit 2022 in der Prüfung, erwies sich sowohl 2024 als auch in den Vorjahren ertragsstärker als KWS Tayo und erreichte 2024 rel. 101 und mehrjährig mit rel. 100 das zweitbeste Ergebnis. Die erstmalig geprüfte Sorte SU Karlsson lag mit rel. 101 auf gleichem Ertragsniveau wie SU Perspectiv und könnte möglicherweise auch als Zweinutzungssorte (Körner- und GPS-Nutzung) in Frage kommen, sollten sich die Ergebnisse in beiden Nutzungsrichtungen künftig bestätigen (Tab. 2 und 4).

Empfohlene Sorten

KWS Progas bleibt für die ausschließliche Biomassenutzung auf Grund ihrer mehrjährig konstant hohen Leistungen die ganz klar empfohlene Sorte. Obwohl in den vergangenen Jahren in den Versuchen auch dank des Wachstumsreglereinsatzes keine Lagerprobleme auftraten, sollte jedoch gerade bei dieser Sorte die vom BSA ausgewiesene Lageranfälligkeit beim Anbau berücksichtigt werden.

KWS Tayo ist derzeit die mit Abstand vermehrungsstärkste Sorte, sowohl bundes- als auch niedersachsenweit, und kommt für die Option der Doppelnutzung - sprich GPS-Nutzung oder Körnernutzung - nach wie vor sehr gut in Frage, da sie vor allem im Kornertrag sehr gute Ergebnisse erzielte. Ihre über die Jahre zufriedenstellenden GPS-Erträge in Verbindung mit überdurchschnittlichen Kornerträgen bei gleichzeitig günstiger Mutterkorneinstufung sprechen klar für sie als Doppelnutzungssorte mit Schwerpunkt Körnernutzung.

SU Perspectiv erwies sich innerhalb der Körnernutzungssorten als sehr ertragsstark im GPS-Anbau. Bei ebenfalls hohen Kornerträgen eignet sie sich daher ebenfalls als Doppelnutzungssorte. Für den Probeanbau käme vielleicht auch SU Karlsson in Betracht, sollten sich die guten GPS-Leistungen auch in der Körnernutzung bestätigen.

Ergebnisse der Triticaleprüfung

Die Triticaleprüfungen an den drei oben beschriebenen ertragsstarken Standorten erreichten nicht das sehr gute Ertragsniveau aus 2023. Besonders der Marschstandort Otterham lieferte aufgrund der stark verspäteten Aussaat und der sehr feuchten Bodenbedingungen im Sortenmittel mit 154 dt TM/ha nur unterdurchschnittiche Erträge. Auch am Standort Werlte lagen die Erträge von durchschnittlich 162 dt/ha um 55 dt/ha unter denen des Vorjahres. Erfreulich hingegen waren die sehr guten Leistungen der Sorten am Standort Poppenburg mit 191 dt/ha zum 2. Erntetermin. (Tab. 3 und 5). Anhand der Ergebnisse von Werlte und Poppenburg ist ein direkter Quervergleich zu den Roggenprüfungen möglich. Während im Sortenmittel beide Kulturen am Standort Poppenburg vergleichbare Erträge erzielten, hatte Triticale in Werlte leichte Vorteile, die sich rein optisch auch während der Vegetationszeit abzeichneten. Auch bei der Triticale führte eine um 13 Tage frühere Beerntung am Standort Poppenburg zu einem um 26 dt TM/ha geringeren Ertrag. Die Abreife lag mit 32,9 % zum 1. Termin und 39,9 % TM-Gehalt zum 2. Termin auf vergleichbarem Niveau zur Roggenprüfung.

Empfohlene Sorten

Die langjährig geprüfte reine Silonutzungssorte Tender PZO konnte auch in diesem Jahr wieder durch recht konstante Erträge überzeugen und hebt sich auch durch eine gute Standfestigkeit hervor. Sie wird für die GPS-Nutzung klar empfohlen, wobei alle mehrjährig geprüften Sorten im dreijährigen Mittel sehr eng beieinander lagen,

Allrounder PZO ist eine Zweinutzungssorte, die in ihrem vierten Prüfjahr an zwei von drei Standorten mit sehr hohen Erträgen positiv überraschte und insgesamt mit rel. 104 das beste Ergebnis im Mittel der drei Standorte erreichte. Dank dieses guten Wertes liegt sie im dreijährigen Mittel ertraglich vorne. Für die Körnernutzung wird sie in den LSV nicht geprüft und kommt daher auch rein für die GPS-Nutzung in Frage.

Lumaco hingegen konnte an die sehr guten Vorjahresergebnisse nicht anknüpfen, da sie insbesondere in Werlte und Poppenburg ertraglich enttäuschte. Mit rel. 95 erreichte sie 2024 das schlechteste Ergebnis. Im dreijährigen Mittel hingegen profitierte sie von den sehr guten Vorjahresergebnissen. Obwohl die diesjährigen Körnernutzungsergebnisse noch nicht vorliegen, wird die etwas lageranfällige Sorte aufgrund ihrer mehrjährigen Leistungen klar für beide Nutzungsrichtungen empfohlen. Bei dieser vermehrungsstarken Sorte kann über die letztliche Verwertung in der laufenden Vegetationsperiode noch kurzfristig entschieden werden.

Weitere geprüfte Sorten

Mit Brehat stand eine weitere Körnernutzungssorte dreijährig in den GPS-Versuchen und konnte diesjährig wie auch dreijährig mit recht konstanten Leistungen aufwarten. Mit rel. 99 verfehlte sie dreijährig knapp die Leistungen der übrigen genannten Sorten. Auch wenn sie in den Versuchen dank des teilweise recht intensiven Wachstumsreglereinsatzes keine Lagerprobleme zeigte, sollte die sehr schwache BSA-Einstufung in der Standfestigkeit beachtet werden.

Elephantus PZO ist eine neuzugelassene Winterzwischenfruchtsorte, die auch für die GPS-Nutzung mitgeprüft wurde und die aus gleichem Züchterhaus stammende Sorte Resolut PZO ersetzte. Mit Ausnahme des sehr guten Ergebnisses auf dem spät gesäten Marschstandort lieferte Elephantus PZO leicht bis deutlich unterdurchschnittliche Leistungen. Die sehr standfeste und blattgesunde Sorte sollte im kommenden Jahr weiter beobachtet werden, ob sie die Ertragsleistungen noch steigern kann.

Die mit recht viel Vorschusslorbeeren an den Start gegangene Sorte Kitesurf enttäuschte ertraglich an allen drei Standorten. Eine Weiterprüfung ist derzeit fraglich.

Allgemeine Anbautipps für den GPS-Anbau

Die Aussaatstärke sollte für den gezielten GPS-Anbau um ca. 10 % gegenüber der Körnernutzung erhöht werden, da vor allem die Massebildung im Vordergrund steht. Wichtig sind dabei auch zeitige Aussaaten, die eine gute Vorwinterentwicklung der Bestände begünstigen. Ist dies bei einer späten Aussaat ab Mitte Oktober nicht mehr gegeben, können sich die Bestände bei einer zeitig einsetzenden Vegetationsruhe nicht mehr ausreichend entwickeln und so ihr Ertragspotenzial auch nicht ausschöpfen.

Herbstdüngung zu GPS möglich?

Wintergetreide mit geplanter GPS-Nutzung hat im Herbst keinen Stickstoffdüngebedarf. Lediglich die allgemeine Möglichkeit der Ausbringung organischer Dünger wie Festmist von Huf- oder Klauentieren, Kompost, Pilzsubstrat, Klärschlammerde und Grünguthäcksel ist möglich. Die entsprechenden Höchstmengen und Sperrfristen sind zu beachten (siehe aktuelle DÜV).

Der Stickstoffbedarfswert für Getreide zur GPS-Nutzung, das im Stadium beginnende Teigreife (TM-Gehalt ca. 35 %) geerntet wird, beträgt 170 kg N/ha für Roggen und 190 kg N/ha für Triticale bei einem Ertragsniveau von 350 dt FM/ha. Die Düngung sollte in zwei Gaben startbetont im Frühjahr möglichst zeitig zu Vegetationsbeginn erfolgen, um die Massenbildung zu fördern. Bei organischer Düngung muss die anfangs langsamere Nährstofffreisetzung beachtet werden. Eventuell Im Herbst durch o. g. Düngemittel gedüngte N-Mengen müssen im Frühjahr berücksichtigt, d. h. vom Stickstoffbedarfswert abgezogen werden.

Beim Pflanzenschutz gibt es Einsparpotenzial

Ist eine Herbizidbehandlung notwendig, sollte sie möglichst im Herbst stattfinden, da dies in der Regel effektiver und kostengünstiger ist. Die Bekämpfung von Blattkrankheiten ist auf den ertragsschwächeren Standorten oftmals nicht erforderlich. Vornehmlich früher und stärkerer Befall durch beispielsweise Mehltau oder Gelbrost könnte in erster Linie in Triticalebeständen bekämpfungswürdig sein, um höhere Biomasseverluste zu vermeiden. 2024 spielte aber vor allem der Braunrost eine stärkere Rolle, vor allem beim Roggen. Bei einem späteren Einsatz müssen in jedem Fall entsprechende Wartezeiten bis zur Ernte eingehalten werden.

Wachstumsregler - ist der Einsatz sinnvoll?

In Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und den Standortgegebenheiten - vornehmlich die Wasser- und Nährstoffversorgung bzw. -nachlieferung - sollte bei hoher Ertragserwartung mit entsprechend üppigen Beständen zur Lagervermeidung und für eine gute Beerntbarkeit ein angepasster und wohldosierter WR-Einsatz eingeplant werden. Dies trifft beispielsweise auf vielen Marschstandorten und bei langjährig intensiv organisch gedüngten Flächen mit hoher Stickstoffnachlieferung zu. Auf ertragsschwächeren Standorten könnte ein nicht angepasster WR-Einsatz durchaus auch zu Ertragsverlusten führen, besonders dann, wenn einsetzende Trockenheit das Wachstum beeinträchtigt. Auch hier sind die entsprechenden Wartezeiten von der Applikation bis zur Ernte einzuhalten. Die Wahl standfester Sorten kann im Übrigen den Einsatz entsprechend reduzieren bzw. nicht erforderlich machen.

Zweitfruchtanbau mit Getreide-GPS und anschließender Folgefrucht

Die frühe Ernte als GPS bietet die Chance, noch eine Sommerkultur im Zweitfruchtanbau wie z. B. frühreifen Mais, Hirse oder auch Sommergetreide (Triticale, Hafer) als GPS anzubauen, was allerdings eine ausreichende Wasserversorgung für beide Kulturen voraussetzt. Das Anbaurisiko ist entsprechend hoch und die zweite Aussaat ist nicht in jedem Fall ökonomisch sinnvoll. Während 2022 der Zweitfruchtanbau aufgrund der Trockenheit oftmals sehr enttäuschende Erträge lieferte, könnten aufgrund der diesjährigen Witterung mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen bis Mitte Juli noch gute Zweitfruchterträge geerntet werden. Die Frage ist dabei generell, welcher Kultur - sprich Erst- oder Zweitfrucht - wird mehr Vegetationszeit zur Verfügung gestellt. Die für Roggen und Triticale am Standort Poppenburg um acht bzw. 13 Tage vorgezogene Beerntung in den letzten zwei Jahren hatte um ca. 25 dt TM/ha geringere Erträge zur Folge, die die nachfolgende Zweitfrucht entsprechend kompensieren, wenn möglich sogar überbieten muss. Aus qualitativer Sicht verzeichneten die GPS-Prüfsorten beider Getreidearten zum 1. Erntetermin im Durchschnitt etwas geringere Rohfasergehalte und die Stärkegehalte lagen gegenüber dem 2. Erntetermin um etwa 5 % niedriger. Letztlich lagen die Energiedichten zum 1. Erntetermin um 0,1 - 0,2 MJ NEL/kg bei beiden Kulturen höher. Die Triticale wies zu beiden Terminen etwas höhere Energiedichten als der Roggen auf. Ob die Entscheidung zur Wahl des Erntetermins richtig war, wird sicherlich erst im Nachhinein bewertet werden können, er ist stark standort- und jahresabhängig.

Fazit

Wintergetreide-GPS lieferte 2024 nicht die Spitzenerträge des Vorjahres, aber unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse und der regional widrigen Aussaatbedingungen durchaus zufriedenstellende Erträge. Das Leistungsvermögen der beiden Kulturen konnten sie auf den Standorten Werlte und Poppenburg wieder unter Beweis stellen. Für die leichteren Standorte kommt aufgrund seiner geringeren Ansprüche weiterhin vornehmlich Roggen in Frage, während in den Marschregionen vor allem die Triticale unter normalen Bedingungen ihr Ertragsvermögen ausspielen kann.

Die speziell für die GPS-Nutzung gezüchtete Roggensorte KWS Progas konnte auch in diesem Jahr wieder überzeugen. Ist zum Zeitpunkt der Aussaat die Frage der Nutzungsrichtung -Silo oder Körnerdrusch - noch nicht absehbar, sollten in erster Linie die ertragsbetonten Körnersorten mit geringer Mutterkornanfälligkeit gewählt werden. Bei Triticale gibt es ebenfalls oben aufgeführte ertragsstarke Zweinutzungssorten, die eine kurzfristige Nutzungsänderung ermöglichen. Bei zunehmend extremeren Witterungsphasen bietet der Anbau unterschiedlicher Kulturen eine sinnvolle Risikostreuung für die Grundfutterversorgung im Rindvieh- und Biogasbereich.