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Landessortenversuche 2020: Winterraps

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Im Landessortenversuch Winterraps wird die Entwicklung in der Rapszüchtung deutlich. Die neu aufgenommenen Sorten stellen überwiegend einen ertraglichen Fortschritt dar, wobei zusätzlich einige Sorten auch durch hohe Ölgehalte überzeugen können. Diese erfreuliche Entwicklung trägt hoffentlich dazu bei, dass sich der in diesem Jahr erkennbare leichte Anbauanstieg weiter fortsetzen wird. Das Bewusstsein, einerseits mit dem Raps ein wichtiges Fruchtfolgeglied zu haben und andererseits der Mangel an geeigneten Anbaualternativen sind Aspekte, um den Raps auch künftig in der Anbauplanung mit einzubeziehen.

Rapsblüte
RapsblüteCarsten Rieckmann
Die Anbaufläche von Winterraps hat sich zur Ernte 2020 stabilisiert, indem der drastische Rückgang der letzten zwei Jahre in einen leichten Anbauanstieg auf prognostizierte 75.600 ha umgewandelt wurde. Viele Betriebe schätzen den Fruchtfolgewert des Rapses trotz der schwachen Erträge in den letzten Jahren nach wie vor. Die ersten Rückmeldungen aus der Praxis sowie aus den Landessortenversuchen zeigen, dass sich die Erträge wieder auf ein besseres, in nicht wenigen Fällen auch hohes Niveau bewegen. Der in der Tabelle geschätzte Durchschnittsertrag für Niedersachsen von 35 dt/ha müsste auf Basis der Landessortenversuchsergebnisse voraussichtlich noch angehoben werden. Regionale Unterschiede sind allerdings auch in diesem Jahr wieder sehr ausgeprägt.  Beim Raps wirkte sich die im März beginnende und bis in den Mai hineinreichende Trockenheit auf den leichten Standorten entsprechend negativ aus. Die derzeit auch während der Ernte noch recht fest tendierenden Marktpreise mögen hoffentlich dazu beitragen, dass der Rapsanbau zumindest seinen diesjährigen Anbauumfang behält, möglicherweise auch wieder ausgedehnt wird.

Wachstumsverlauf

Die trockene Witterungsphase während und nach der letztjährigen Ernte bot vielfach keine günstigen Voraussetzungen für die Bodenbearbeitung und Aussaat. Lückige Bestände durch verzögertes Auflaufen waren Ursache für einen nicht gleichmäßigen Aufwuchs im Herbst. Lokal begünstigten Niederschläge im Zeitraum der Aussaat jedoch die Bestandesentwicklung.  Durch einsetzende Niederschläge ab Ende September und die milden Temperaturen in den Wintermonaten konnten auch anfangs sehr ungleichmäßige Bestände den Wachstumsrückstand insgesamt aufholen. Trotz des quasi nicht vorhandenen Winters kam es nicht zu einem Überwachsen der Pflanzen. Ausgangs des Winters präsentierten sich die Rapsflächen vielfach gut, da Auswinterungsschäden logischerweise nicht auftraten. Die ergiebigen Niederschläge im Februar ließen an einzelnen Orten Bestände etwas verschlämmen und beeinträchtigen oftmals die termingerechte erste N-Düngergabe. Die dann verspätete N-Gabe mit anschließend ausgeprägter Trockenheit führte dort zu einer mangelnden Nährstoffversorgung. Insbesondere auf den leichteren Standorten ohne Beregnung waren Schäden aufgrund der bis Mitte Mai andauernden Trockenheit zu verzeichnen.

Die Spätfröste, die bis in den Mai hinein auftraten, gingen auch am Raps nicht spurlos vorüber; Stängelrisse und die zeitweilig geneigten Sprosse waren optische Belege dafür. Die anschließenden Witterungsbedingungen förderten aber nicht unbedingt einen Infektionsbefall Diese trockene Phase mit gleichzeitig intensiver Sonneneinstrahlung führte möglicherweise dazu, dass die Bestände in diesem Jahr oftmals nicht die gewohnte Pflanzenhöhe erreichten. Dank geringen Krankheitsdrucks und auch durch einen im Frühjahr nur mäßigen Zuflug von Schadinsekten konnte der Pflanzenschutzaufwand gegenüber den Vorjahren reduziert werden. Ein Fungizideinsatz im Herbst bzw. Frühjahr war vielfach ebenfalls nicht erforderlich; das wurde im übrigen an vielen der LSV Standorte umgesetzt. An einzelnen Versuchsstandorten war ein später Zuflug von Rapserdflöhen bis in den November hinein feststellbar, deren Larven sich dann im Frühjahr entsprechend in den Pflanzen wiederfanden.

Die trockenen Bedingungen während der Blüte verhinderten einen erhöhten Pilzbefall, sodass die oft standardmäßige Blütenbehandlung gegen Sclerotinia und Alternaria oftmals nicht erforderlich war. Das wird auch durch die geringen bis nicht vorhandenen Mehrerträge in der behandelten gegenüber der unbehandelten Stufe im Landessortenversuch (LSV) deutlich.  Insgesamt präsentierten die Bestände in diesem Jahr wieder das leuchtend gelbe Erscheinungsbild während der Blüte, was in den vergangenen Jahren oftmals nicht so ausgeprägt war. Die kontinuierliche weitere Entwicklung wurde durch ausreichende Niederschläge ab Ende Mai/Anfang Juni begünstigt. Die Ernte konnte ohne Probleme durchgeführt werden. 

Landessortenversuche Raps

Der Landessortenversuch Winterraps 2020 umfasste 24 Hybridsorten, die an 12 Standorten in Niedersachsen in vier Anbauregionen geprüft wurden. Standorte benachbarter Bundesländer wurden zusätzlich mit in die Auswertung einbezogen. 15 Sorten standen 2- und mehrjährig in der Prüfung, wobei Attletick nicht mehr in der Marsch getestet wurde, die Sorte PT 256 hingegen nur noch in der Marsch. Von den 9 neu ins Sortiment aufgenommenen Sorten sind Ambassador, Armani, Heiner, Smaragd und Violin resistent gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV), Croozer ist die einzige neue Sorte mit Resistenz gegen Kohlhernie. Die weiteren neuen Kandidaten sind Ernesto KWS, Ivo KWS und PT 271. Violin, Armani und Smaragd sind dank sehr guter Ergebnisse im Bundessortenversuch 2019 nachträglich in die LSV aufgenommen worden.

Die Ertragsunterschiede In den Landessortenversuchen 2020 waren zwischen den Anbauregionen wieder stärker ausgeprägt als im Vorjahr. So erreichten die beiden niedersächsischen Marschstandorte Spitzenerträge, während auf den Sandstandorten die Leistungen zwischen 34 und 43 dt/ha schwankten und im Mittel 41 dt/ha erreichten. Auch innerhalb der Gruppe der Lehmstandorte variierten die Werte zwischen 40 und 58 dt/ha, wobei ein durchschnittlicher Ertrag von 48 dt/ha erzielt wurde. Hier wirkte sich sicherlich auch die Bestandesentwicklung im Herbst an einzelnen Standorten aus. In den Höhenlagen, wo im vergangenen Jahr bereits wieder gute Ergebnisse erreicht wurden, konnten diese Leistungen noch leicht auf durchschnittlich 48 dt/ha gesteigert werden. Die Unterschiede zwischen den Orten betrugen hier ca. 10 dt/ha. Mit einer Ausnahme in der Anbauregion Lehmböden Nordwest konnten alle angelegten Versuche beerntet werden. Obwohl viele der neuen TuYV-resistenten Sorten sehr hohe Erträge erzielten, war diese Sorteneigenschaft wohl nicht entscheidend für deren Leistungen, da auch andere neue Sorten dieses Ertragsniveau erreichten.

 Mehrjährige Verrechnung der Ergebnisse

Der mehrjährige Durchschnittsertrag wird aus den Ergebnissen der Jahre 2016 bis 2020 errechnet, um so für die Sorten belastbarere Aussagen treffen zu können. Für die ein- bis zweijährig geprüften Sorten fließen auch die Werte der Vorprüfungen, wie WP- oder EU-Versuche, mit ein. Die dargestellten Ergebnisse werden auf Basis der diesjährigen Verrechnungssorten als Relativwerte dargestellt. Auf diese Weise ist ein Ergebnisvergleich unterschiedlich lang geprüfter Sorten gegeben. Durch die Vielzahl neuerer und ertragsstarker Sorten in den Jahren 2019 und 2020 werden bei den älteren Sorten hohe Relativwerte aus den Vorjahren auf das aktuelle Ertragsniveau der neueren Sorten herabgestuft. Insgesamt ist dadurch aber ein gerechterer Vergleich der Sortenergebnisse möglich.

Marktleistung vorrangig berücksichtigen

Die Marktleistung ist für den Landwirt bei der Sortenwahl letztlich das wichtigste Kriterium. Die hier dargestellte relative Marktleistung setzt sich aus den Erträgen und den Ölgehalten inklusive Preisaufschlägen von 1,5 Prozent je Prozent Ölgehalt bei 9 Prozent Feuchte und 2 Prozent Besatz zusammen. Obwohl nur Hybridsorten in den Prüfungen getestet wurden, sind die um 50 € höheren Saatgutkosten je Hektar berücksichtigt worden.

Für die Sortenbeurteilung sind sowohl die Kornertragsleistungen als auch die Ölgehalte dargestellt, wobei für die Sortenkommentierung in erster Linie auf die Marktleistung Bezug genommen wird.

Die Preiszuschläge für hohe Ölgehalte sind wirtschaftlich von Bedeutung und können damit die Marktleistung dieser Sorten verbessern. Mit 43,3 % Ölgehalt liegen die Sorten auf einem guten Niveau und damit 1,8 Prozentpunkte über den schwachen Werten des Vorjahres. Dank der während der Ernte sich fester zeigenden Preise wurden auch für 2020 Marktpreise von durchschnittlich 40,70 € je dt incl. 10,7 % MwSt. zu Grunde gelegt.

In der Anbauregion Sandböden lag die Marktleistung mit 1.670,- € knapp auf dem Niveau des Vorjahres. Auf den Lehmstandorten wurde der Kornertrag um 5 dt/ha gegenüber dem Vorjahr verbessert, sodass sich entsprechend die Marktleistung um ca. 400,- € erhöhte. Die hohen Erlöse in den Höhenlagen Mitte/West aus 2019 konnten noch um gut 100 €/ha auf nunmehr 2.000 €/ha gesteigert werden.

Dank der hervorragenden Erträge in der Marsch wurden auch sehr gute Markterlöse erzielt, die den Rapsanbau wirtschaftlich auch wieder deutlich interessanter werden lassen. Mit 2.280 €/ha konnte das Ergebnis des Vorjahres um knapp 250 € übertroffen werden.

Qualität und Eigenschaften der Sorten

Die Unterschiede im Ölgehalt liegen zwischen den Sorten bei 2,7 %, wobei die Spanne zwischen 42,0 % bis 44,7 % liegt. Durchschnittlich wurden 43,4 % Ölgehalt erreicht. Durch hohe Ölgehalte zeichnen sich die neuen Sorten Armani, Smaragd, Heiner und KWS Ernesto aus. Aber auch Bender zählt hier nach wie vor zu den besten Sorten. Neben den ertrags- und qualitätsbestimmenden Merkmalen sollten für die Sortenbeurteilung in jedem Falle auch die übrigen Eigenschaften der Sorten beachtet werden, wie sie in der Tabelle Empfehlungen und Eigenschaften dargestellt sind. Hier sind Parameter wie Abreifeverhalten, Standfestigkeit sowie Auswinterung und Toleranz gegenüber Krankheiten zu nennen. Früh abreifende Sorten wie Avatar finden sich derzeit aufgrund ihrer schwächeren Erträge nicht in den Prüfungen. Sorten mit frühem Blühbeginn sind zum Zeitpunkt der Ernte in der Regel auch nur mit mittlerer Abreife eingestuft. Dazu zählen beispielsweise Muzzical, Puzzle oder die kohlhernieresistente Sorte Croozer. Die Reifeverzögerung beim Stroh muss vornehmlich bei PT 256, Advocat, und Croozer beachtet werden.

Leistungen in den Anbauregionen

Für die Sortenbeurteilung in der Marsch standen die zwei niedersächsischen Standorte in den Landkreisen Aurich und Cuxhaven sowie zwei schleswig-holsteinische Versuche zur Verfügung.

Ertraglich überzeugen konnten 2020 vor allem die erstmalig im LSV geprüften Sorten Ivo KWS, Smaragd, Ernesto KWS, Smaragd und Ambassador.

Im Mittel der Jahre und unter Einbeziehung der Ölgehalte erreichten von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten Algarve und Ludger die besten Marktleistungen und werden daher empfohlen. Die älteren Sorten, die im vergangenen Jahr noch in der Empfehlung gestanden haben, fallen im Vergleich zu den neueren Sorten deutlich zurück. Dennoch lieferten viele von ihnen recht konstante Leistungen und haben in der Praxis eine hohe Anbaubedeutung. Dazu zählen DK Expansion, Hattrick, PT 256, Muzzical und Puzzle.

Die neuen Sorten Smaragd, Ambassador, Ernesto KWS, Ivo KWS und Armani erreichten überdurchschnittliche Marktleistungen und eignen sich somit für den Probeanbau. Smaragd, Armani und Ernesto KWS überzeugten zudem durch sehr gute Ölgehalte.

Auf den Sandböden erzielten 2020 neben der zweijährig geprüften Sorte Ludger ausschließlich die neuen Sorten die höchsten Erträge. Das sind Smaragd, Ambassador, Ivo KWS, Armani, Heiner und Ernesto KWS. Mehrjährig betrachtet erreichten von den zwei- bis mehrjährig geprüften Sorten Ludger und Algarve die höchsten Marktleistungen. Die älteren Sorten fallen aufgrund des deutlichen Leistungsanstiegs innerhalb des Prüfsortimentes zurück. So werden auch für diese Anbauregion interessante neue Sorten bereits für den Probeanbau vorgestellt. Dazu zählen Smaragd, Ambassador, Ivo KWS, Armani, Heiner und Ernesto KWS. 

Ertraglich überzeugen konnte in diesem Jahr auf den Lehmböden Nordwest Ludger von den zweijährig geprüften Sorten, bei den einjährig geprüften Sorten lieferten Smaragd, Ambassador, Ivo KWS, Heiner und Ernesto KWS überdurchschnittliche Erträge. In der bereinigten Marktleistung konnten mehrjährig Ludger und Algarve überzeugen. Aber auch Puzzle ist trotz schwächerer Ölgehalte wegen guter Vorjahresergebnisse noch für den Anbau empfohlen. Für den Probeanbau bieten sich in erster Linie die leistungsstarken Sorten Heiner, Ambassador, Smaragd, Ivo KWS und Ernesto KWS an.

Für die Höhenlagen hoben sich von den etablierten Sorten DK Exception, DK Expansion und Architekt hervor und erreichten gegenüber den neuen Sorten noch ein sehr gutes Ergebnis. Auch unter Berücksichtigung der Ölgehalte erzielten sie im mehrjährigen Vergleich gute Marktleistungen, sodass sie nach wie vor in dieser Anbauregion empfohlen werden. Puzzle wird dank insgesamt konstanter Leistungen weiterhin empfohlen. Eine Empfehlung erhält auch die zweijährig geprüfte Sorte Ludger trotz schwankender Jahresergebnisse. Für den Probeanbau empfehlen sich die Sorten Ambassador, Smaragd, Ivo KWS, Armani und Heiner. Insbesondere Ambassador, Smaragd und Ivo KWS überzeugten durch überdurchschnittliche Erträge, während Armani und Smaragd zudem auch hohe Ölgehalte aufweisen. 

Ergebnisse der Sorten

Die ertragsstärksten Sorten waren in diesem Jahr die im LSV einjährig geprüften Sorten Smaragd, Ambassador, Ivo KWS, Ernesto KWS, Armani und Heiner gefolgt von den zweijährig geprüften Sorten Ludger und Algarve. Alle älteren Sorten waren über alle Anbaugebiete betrachtet deutlich abgeschlagen.  Diese Vorteile der neueren Sorten setzen sich auch bei der bereinigten Marktleistung fort, da die Mehrzahl der angesprochenen Sorten auch im Ölgehalt mittlere bis hohe Werte aufweisen. Von daher können für die Sortenempfehlung nur noch wenige der bisher etablierten Sorten berücksichtigt werden.

Die für die Praxis empfohlenen etablierten Sorten im Einzelnen:

DK Exception konnte in den Höhenlagen überzeugen und bestätigte damit ihre guten Ergebnisse aus den Vorjahren. Vor allem auf den Sandstandorten wurden nur sehr schwache Erträge erzielt. Zu beachten sind die leicht unterdurchschnittlichen Ölgehalte, die die Marktleistung etwas schmälern. Bei insgesamt harmonischer Abreife ist sie standfest und gegenüber Phomabefall unempfindlich.

DK Expansion erzielte auch in den Höhenlagen ihre besten Ergebnisse und wird dank guter Ölgehalte und sicherer Standfestigkeit dort nach wie vor empfohlen. Ebenso lieferte sie in der Marsch wieder konstante Leistungen.  

Puzzle erreichte 2020 auf den Lehmstandorten und Höhenlagen durchschnittliche Erträge; sie zählt von den wenigstens dreijährig geprüften Sorten insgesamt noch zu den empfohlenen Sorten. Zu beachten sind die schwächeren Ölgehalte. Bei gleichmäßiger Abreife und guter Standfestigkeit zeigt sie keine Schwächen gegenüber Krankheiten

Architect konnte in den Höhenlagen ertraglich und mit mittleren Ölgehalten noch überzeugen und wird daher dort empfohlen.

Die für die Praxis empfohlenen zweijährig geprüften Sorten im Einzelnen:

Algarve erreichte in der Marsch sowie auf den Sand- und Lehmböden hohe Erträge, die dank guter Ölgehalte in der bereinigten Marktleistung noch aufgewertet werden. Die großrahmige Sorte ist standfest und zeigt ein durchschnittliches Abreifeverhalten.

Ludger zeichnete sich im vergangenen Jahr durch die mit Abstand besten Erträge aus, die in diesem Jahr nicht in allen Anbauregionen bestätigt werden konnten. Während auf den Sand- und Lehmböden wiederum sehr gute Erträge erzielt wurden, schnitt sie in der Marsch und den Höhenlagen schlechter ab. Mehrjährig betrachtet wird sie trotz der schwankenden Leistungen auch dort dank guter Ölgehalte empfohlen.

Für den Probeanbau geeignet:

Smaragd überzeugte in allen Anbauregionen mit sehr konstanten und überdurchschnittlichen Erträgen bei gleichzeitig hohen Ölgehalten. Dadurch zählt sie insgesamt zu den leistungsstärksten Sorten.

Ambassador erreichte ebenfalls sehr gute und konstante Ertragsleistungen in allen Anbauregionen. Der Ölgehalt liegt im mittleren Bereich. Trotz ihrer Wuchshöhe ist sie als standfest eingestuft.

Ivo KWS weist in allen Anbauregionen ein sehr hohes Ertragsniveau auf, wobei hier die Ölgehalte eher durchschnittlich sind. Sie zählt zu den frühblühenden Sorten, die im Abreifeverhalten aber im mittleren Bereich liegen.

Armani konnte vor allem in der Marsch, auf den Sandböden und in den Höhenlagen ertraglich überzeugen. Dank sehr hoher Ölgehalte verbessern sich die Ergebnisse in der bereinigten Marktleistung zusätzlich. Bei mittelfrühem Blühbeginn reift sie jedoch eher etwas später ab.

Heiner wurde vom Bundessortenamt dreimal mit der Bestnote 9 im Kornertrag, Ölgehalt und –ertrag eingestuft. Ertraglich konnte die Sorte vor allem auf den Sand- und Lehmstandorten sowie in den Höhenlagen überzeugen. Durch die sehr hohen Ölgehalte profitiert entsprechend auch hier die bereinigte Marktleistung.

Ernesto KWS erreichte mit Ausnahme der Höhenlagen hohe Marktleistungen durch die Kombination von Ertrag und Ölgehalt. Allerdings waren innerhalb der Anbauregionen Ertragsschwankungen zwischen den Einzelortergebnissen feststellbar.

Kohlhernie-Resistenz

Die Rapskrankheit Kohlhernie, die in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional bereits ein größeres Ausmaß erreicht hat, ist in Niedersachsen nur verhalten aufgetreten. Die Symptome des Erregers sind vorwiegend auf Flächen zu finden, auf denen in der Vergangenheit ein zunehmender Anbau von Winterraps stattgefunden hat. Die Auswirkungen eines Befalls reichen von Welkeerscheinungen über verminderten Wuchs bis hin zu Totalausfällen. Das tatsächliche Schadausmaß auf betroffenen Flächen ist jahres- und witterungsabhängig letztlich schwer vorherzusagen.

Die Erreger können im Boden sehr lange überdauern und sind nur schwer zu bekämpfen. Da die Erreger über den Transport kontaminierter Erde leicht verbreitet werden können, sind das Reinigen der Bodenbearbeitungs- und Sägeräte nicht zu unterschätzende Vorbeugungsmaßnahmen, um ein Verschleppen in andere Schläge zu verhindern.

Neben einigen pflanzenbaulichen Maßnahmen bietet auch der Anbau resistenter Sorten eine Chance. Entsprechende Sorten vermeiden einen Befall der Rapspflanzen und reduzieren die Anzahl von Sporen im Boden. Auf bekannten Kohlhernie-Flächen sollte die Beseitigung von Ausfallraps so schnell wie möglich erfolgen, um dem Erreger keine Möglichkeit zu geben, Sporen auszubilden.

Resistente Sorten sollten daher ausdrücklich nur auf Verdachtsflächen angebaut werden, um einem möglichen Überwinden der Resistenz durch den Erreger so lange wie möglich vorzubeugen! Sorten wie Mentor und Menhir wurden jahrelang in den LSV´s mitgeprüft. Mit der zweijährig geprüften Sorte SY Alix und der neuen Sorte Croozer wurden ertragliche Fortschritte gegenüber den beiden vorgenannten Sorten erzielt. Auf Basis der aktuellen Ergebnisse scheinen sie in der Lage zu sein, das Ertragsniveau etablierter nicht kohlhernieresistenter Sorten wie Bender oder Trezzor zu erreichen. Auf Flächen mit Kohlherniebefall wird die Sorte Croozer für alle Anbauregionen für den Probeanbau empfohlen. SY Alix lieferte in den Höhenlagen etwas bessere Ergebnisse als Croozer und erreichte auf den Sandböden auch ausreichende Erträge. Künftig könnten weitere Sorten folgen, die derzeit aber im ersten bzw. zweiten Jahr der speziellen Leistungsprüfung Kolhherniesorten in Schleswig-Holstein getestet werden.

Unter Befallsbedingungen der Standorte können diese Sorten einen Rapsanbau weiterhin ermöglichen, wie Beispiele vor allem aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse des Jahres 2020 weisen auf eine Trendwende zum Besseren im Rapsanbau hin. Insbesondere die Vielzahl neuer Sorten, die ertraglich eine deutliche Steigerung aufweisen, zeigen in der Mehrzahl regionsübergreifend gute Leistungen. Dabei überzeugen sie nicht nur im Ertrag, sondern haben auch in den weiteren Eigenschaften keine offensichtlichen Mängel. Damit konnten die vom Bundessortenamt mit Bestnoten im Ertrag zugelassenen Sorten ihre Vorprüfungsergebnisse bestätigen.

Das Bewusstsein, einerseits mit dem Raps ein wichtiges Fruchtfolgeglied zu haben und andererseits der Mangel an geeigneten Anbaualternativen sind Aspekte, um den Raps auch künftig in die Anbauplanung mit einzubeziehen.