Landessortenversuche 2023: Winterraps
Die Rapserträge konnten in diesem Jahr leider nicht an die Spitzenwerte des letzten Jahres anknüpfen. Vor allem gesunde Sorten kamen mit den diesjährigen Umweltbedingungen am besten zurecht. Dank der positiven Fruchtfolgeaspekte bildet der Rapsanbau nach wie vor einen wichtigen Beitrag im Ackerbau.
Im vierten Jahr in Folge steigerte sich laut Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) die Anbaufläche des Rapses auf nunmehr 107.700 ha. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sie sich somit nochmals um 12.000 ha. Die hervorragenden Erträge und Markterlöse im vergangenen Jahr veranlassten viele Landwirte, ihre Rapsflächen weiter auszudehnen bzw. wieder in den Rapsanbau einzusteigen.
Die Spitzenerträge des Vorjahres wurden 2023 in aller Regel nicht wieder erreicht. Vielmehr zeigen sich, ähnlich wie der bei Wintergerste, sehr starke Ertragsunterschiede zwischen den Standorten. Mit entscheidend hierfür war wieder einmal die Wasserversorgung, aber auch die Vorwinterentwicklung und die Gesunderhaltung der Bestände.
Witterungsverlauf
Auch im Jahr 2022 war die Rapsbestellung durch die herrschende Trockenheit schwierig, zum Teil wurde die Aussaat in der Hoffnung auf Niederschläge bis in den September hinein verschoben. Andererseits sind bereits gedrillte Flächen durch regionale Starkregenfälle verschlämmt worden, sodass das Auflaufen erschwert wurde.
Nach einsetzendem Regen und bei milden Herbsttemperaturen konnte sich der Raps vor dem Winter in der Regel noch ausreichend entwickeln ohne zu überwachsen.
Die Wintermonate waren geprägt durch ausreichende bis ergiebige Niederschläge bei wechselnden Temperaturverläufen mit zeitweiligen Frostperioden. Die ab Mitte März einsetzenden Niederschläge hielten bis in den April hinein an und füllten die Bodenwasservorräte entsprechend auf.
Erst ab Mitte Mai wurde das Wetter wärmer und trockener, Wind und Sonne sorgten für ein schnelles Abtrocknen der Böden und in dessen Folge auch zu ersten Problemen durch Trockenheit. Die Rapsblüte begann Ende der zweiten Aprildekade und endete in der dritten Maidekade.
Für die oftmals enttäuschenden Erträge gibt es zahlreiche Gründe. Wegen der trockenen Bedingungen während der Aussaat liefen viele Bestände verzettelt auf und entwickelten sich vor dem Winter nicht gleichmäßig. Regional führte auch ein starker Stängelrüßlerbefall zu Schäden in Form aufgeplatzter Stängel mit sichtbarem Minierfraß, obwohl die Pflanzen vielfach rechtzeitig Ende März behandelt wurden. Hinzu kamen auch Pilzkrankheiten wie ein früher Cylindrosporiumbefall. Später folgten Phoma und Verticillium, die zu einem vorzeitigen Absterben der Pflanzen führten und damit die Kornausbildung beeinträchtigten.
Auf der anderen Seite sind sicherlich auch die Witterungsbedingungen im Frühjahr und Frühsommer mit entscheidend. Vor allem die ab Anfang Mai einsetzende Trockenheit hat vielen Beständen besonders auf den leichteren Standorten stark zugesetzt und eine ausreichende Ertragsbildung verhindert. Darüber hinaus haben die Temperaturschwankungen Anfang April mit spürbaren Nachtfrösten und tagsüber bereits frühsommerlichen Plusgraden möglicherweise zu entsprechenden Stressbedingungen geführt.
Hohe Erträge von deutlich über 50 dt/ha waren eher die Ausnahme. Vielmehr wurde aus der Praxis oftmals von Erträgen von unter 20 bis 30 dt/ha berichtet.
Auf der Vermarktungsseite wurden mit Durchschnittspreisen von 45,80 €/dt bei weitem nicht die Spitzenwerte des Vorjahres und auch nicht die guten Erlöse wie 2021 erzielt. Damit sinkt die Wertschöpfung des Rapsanbaus spürbar, analog zum Getreideanbau. Da die wiederholten Niederschläge, die mit Beginn der Rapsernte einsetzten, die Qualität nur in Ausnahmefällen beeinträchtigen, konnten die meisten Bestände nach dem Abtrocknen noch trocken gedroschen werden – stark lagernde Bestände nahmen mit zunehmender Ernteverzögerung zu; Probleme durch Auswuchs kamen teilweise hinzu.
Landessortenversuch Raps
Der Landessortenversuch (LSV) Winterraps 2023 wurde in Niedersachsen wieder an 11 Standorten in vier Anbauregionen angelegt. Geprüft wurden insgesamt 23 Hybridsorten, wobei Aganos nur in den beiden Anbauregionen Lehmböden Nordwest und Höhenlagen Mitte/West geprüft wurde. Standorte benachbarter Bundesländer konnten zusätzlich mit in die Auswertung einbezogen werden. Neben 10 wenigstens dreijährig geprüften Sorten wurden vier Sorten im zweiten Jahr getestet. Dem insbesondere in den letzten Jahren erkennbaren Züchtungsfortschritt wurde auch für die diesjährige Prüfung Rechnung getragen, indem sechs aus dem Bundessortenversuch erfolgreich getestete Sorten (PT 299, PT 302, Hermann, Vespa, Humboldt und die kohlhernieresistente Sorte Crossfit) erstmalig auch im LSV weitergeprüft wurden. Mit Archivar und KWS Ambos wurden zwei erfolgversprechende Zulassungskandidaten aus der Wertprüfung bereits vorab mit in den LSV aufgenommen.
Als kohlhernieresistente Sorten wurden neben der neuen Sorte Crossfit noch LG Alledor (dreijährig) geprüft. Zahlreiche der geprüften Sorten sind als resistent gegenüber dem Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) ausgewiesen. Dieses Merkmal war jedoch nicht unbedingt ertragsentscheidend, da andere Sorten gleich gute oder bessere Leistungen an den Standorten erreichten. Die vom Bundessortenamt als phomaresistent bezeichneten Sorten wurden in den Tabellen entsprechend mit ausgewiesen; ertraglich könnte dieses Merkmal in einzelnen Prüfungen durchaus positiv ertragsbeeinflussend gewesen sein.
Die im letzten Jahr ebenfalls mit Erfolg im LSV geprüfte Sorte PT 303 stand auch in diesem Jahr in den Prüfungen, sie wurde aufgrund von Saatgutverunreinigung des LSV-Saatgutes jedoch von Züchterseite für die Auswertung zurückgezogen. Daher können aktuelle Ergebnisse dieser Sorte nicht dargestellt werden, sondern die letztjährigen Einstufungen und Empfehlungen wurden in Tab. 3 aufgeführt; im nächsten Jahr wird PT 303 weitergeprüft.
Von Spitzenerträgen mit über 60 dt/ha, wie sie im vergangenen Jahr an Einzelstandorten erzielt wurden, liegen wir in diesem Jahr weit entfernt. Die Rapssorten im LSV erreichten vor allem in der Anbauregion Sandböden Nordwest mit 34 dt/ha einen um 14 dt/ha geringeren Ertrag gegenüber dem Vorjahr, wobei die Einzelorte zwischen 21 und 46 dt/ha differierten. In der Marsch und auf den Standorten in den Höhenlagen waren die Unterschiede zwischen den Jahren weniger stark ausgeprägt. Aber auch auf den Lehmstandorten, wo im vergangenen Jahr sehr hohe Werte erzielt wurden, fiel der Durchschnittsertrag von 59 dt/ha 2022 auf 47 dt/ha in diesem Jahr ab.
Mehrjährige Verrechnung der Ergebnisse
Der mehrjährige Durchschnittsertrag wird aus den Ergebnissen der Jahre 2019 bis 2023 errechnet, um so für die Sorten belastbarere Aussagen treffen zu können. Zusätzlich fließen auch die Werte der Vorprüfungen wie WP- oder EU-Versuche mit ein. Die dargestellten Ergebnisse werden auf Basis der diesjährigen Bezugssorten als Relativwerte dargestellt. Durch die Vielzahl neuerer und ertragsstarker Sorten fallen etablierte Sorten wie Ludger und Heiner in den aktuellen Relativwerten spürbar ab. Ein Vergleich der Relativwerte der Einzeljahre mit dem errechneten Mittel der Jahre 2019 bis 2023 ist daher nicht möglich, da sich dieser Wert auf die Sorten der aktuellen Versuchsserie bezieht. Insgesamt ist dadurch aber ein gerechterer Vergleich der Sortenergebnisse möglich.
Marktleistung vorrangig berücksichtigen
Bei der Sortenwahl steht für den Landwirt letztlich die Marktleistung im Vordergrund. Die hier dargestellte relative Marktleistung setzt sich aus den Erträgen und den Ölgehalten inklusive Preisaufschlägen von 1,5 Prozent je Prozent Ölgehalt über 40 % bei 9 % Feuchte und 2 % Besatz, bezogen auf die durchschnittliche Marktleistung des Versuchsstandards, zusammen. Für die Sortenbeurteilung sind sowohl die Kornertragsleistungen als auch die Ölgehalte dargestellt. Bei der Kommentierung der Sorten wird in erster Linie auf die Marktleistung Bezug genommen.
Da der Marktpreis von 75,70 €/dt im letzten Jahr auf nunmehr zugrunde gelegte 45,80 €/dt incl. 9,0 % MwSt zurückgefallen ist, hat sich auch die Marktleistung je Hektar in etwa um die Hälfte reduziert. Die Preiszuschläge für hohe Ölgehalte sind wirtschaftlich von Bedeutung und können die Marktleistung der Sorten verbessern. Mit durchschnittlich 43,8 % Ölgehalt liegen die Sorten 2023 auf einem mittleren bis hohen Niveau, sie sind jedoch um ca. 1 % von den sehr guten Vorjahresgehalten entfernt.
In der Kombination insgesamt schwächerer Erträge und Marktpreise bei gleichzeitig gesunkenen Ölgehalten liegen die diesjährigen Marktleistungen in den Anbauregionen in etwa in dem Bereich des Jahres 2020.
In der Anbauregion Sandböden lag die Marktleistung mit 1.591 €/ha um gut 2.200 € niedriger als im Vorjahr, da hier im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 14 dt/ha weniger gedroschen wurden. Auf den Lehmstandorten betrug die Ertragsdifferenz 12 dt/ha gegenüber 2022, sodass daraus Mindererlöse von über 2.600 €/ha resultierten. In den Höhenlagen Mitte/West und der Marsch verringerte sich die Marktleistung um durchschnittlich 1.680 bzw. 1.800 €/ha.
Qualität und Eigenschaften der Sorten
Im Mittel der Sorten wurden 43,8 % Ölgehalt erreicht, wobei die Spannbreite zwischen den Sorten 2,3 % beträgt. Durch hohe Ölgehalte zeichnen sich besonders die Sorten PT 299, Archivar, LG Adonis und PT 302 aus. Neben den ertrags- und qualitätsbestimmenden Merkmalen sollten für die Sortenbeurteilung in jedem Falle auch die übrigen Eigenschaften der Sorten beachtet werden, wie sie in der Tabelle Empfehlungen und Eigenschaften dargestellt sind. Hier sind Parameter wie Abreifeverhalten, Standfestigkeit und Toleranz gegenüber Krankheiten zu nennen. Die Reifeverzögerung beim Stroh ist bei den derzeitig geprüften Sorten weniger ausgeprägt. Durch eine zeitige Restpflanzenabreife zeichnen sich Ludger, Ambassador, Scotch, Hermann, Aganos und LG Alledor aus, während Ernesto KWS, Allesandro KWS, LG Adonis, PT 299, Vespa, Humboldt, Archivar und PT 303 eine länger grünbleibende Restpflanze aufweisen.
Die gegenüber Phomabefall schwach eingestuften Sorten Ludger, Heiner und Daktari konnten in diesem Jahr ertraglich nicht überzeugen und zeigten aufgrund vorzeitiger Abreife an einzelnen Standorten auch zunehmendes Lager. Die Empfindlichkeit gegenüber Krankheitsbefall könnte von daher bei den genannten und möglicherweise auch weiteren Sorten ertragswirksam geworden sein.
Leistungen in den Anbauregionen
In der Marsch stehen die Ergebnisse sowohl der beiden niedersächsischen Standorte in Otterham (LK AUR) und Otterndorf (LK CUX) als auch der beiden schleswig-holsteinischen Versuche Sönke-Nisse-Koog und Barlt für die Sortenbeurteilung zur Verfügung.
Ertraglich konnten 2023 vor allem die erstmalig bzw. zweijährig im LSV geprüften Sorten Vespa, LG Adonis, Humboldt und Archivar überzeugen. Auch Ernesto KWS erreichte in der niedersächsischen Marsch sehr gute Erträge. Darüber hinaus sind noch PT 302, Picard und Allesandro KWS zu nennen. Die höchsten Ölgehalte lieferten LG Adonis, PT 299, Archivar und PT 302.
Im Mittel der Jahre und unter Einbeziehung der Ölgehalte erreichten von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten LG Adonis, Picard, Daktari, LG Activus und Ivo KWS die besten Marktleistungen und werden daher empfohlen, Ernesto KWS, Allesandro KWS und Ambassador erhalten eine eingeschränkte Empfehlung.
Von den neuen Sorten erzielten unter Einbeziehung von Vorprüfungsergebnissen mit Abstand Archivar, Humboldt, Vespa und PT 302 hohe Erträge und überdurchschnittliche Marktleistungen, sodass sie sich für den Probeanbau eignen. Die Probeanbauempfehlung für PT 303 wurde aufrechterhalten.
Auf den Sandböden lieferten Archivar, KWS Ambos, Humboldt, LG Activus, Picard, Ambassador und LG Adonis gute bis sehr gute Erträge. Mehrjährig betrachtet erreichten von den zwei- bis mehrjährig geprüften Sorten LG Activus, LG Adonis, Daktari, Ambassador und Picard die höchsten Marktleistungen und werden empfohlen. Für den Probeanbau werden trotz der geringen Datenbasis Archivar, KWS Ambos und Humboldt vorgeschlagen.
In der Anbauregion Lehmböden Nordwest stehen derzeit fünf Versuchsergebnisse zur Verfügung und bilden somit eine ausreichende Datenbasis. Ertraglich überzeugen konnten in diesem Jahr Humboldt, LG Adonis, KWS Ambos, Ernesto KWS, Vespa, Archivar, Ivo KWS, PT 302, Allesandro KWS und Picard. In der mehrjährigen Marktleistung überzeugten vor allem LG Adonis und LG Activus, sie werden entsprechend empfohlen. Da Daktari 2023 wohl krankheitsbedingt schwache Ergebnisse lieferte, wird hier nur eine eingeschränkte Empfehlung ausgesprochen. Ernesto KWS hingegen wird trotz leicht unterdurchschnittlicher Markleistungen wegen der Standfestigkeit und Gesundheit eingeschränkt empfohlen.
Für den Probeanbau bieten sich zahlreiche neue Sorten an, die insbesondere durch hohe Marktleistungen positiv auffallen. Speziell in dieser Anbauregion stehen für diese Sorten bereits mehrere Vorprüfungsergebnisse zur Verfügung, die die Entscheidung stützen. Hierzu zählen Archivar, Humboldt, KWS Ambos und PT 302. Auch für diese Anbauregion wird die Probeanbauempfehlung für PT 303 aufrechterhalten.
In den Höhenlagen erzielten die neuen Sorten Humboldt und Archivar die höchsten Erträge, gefolgt von den zwei und mehrjährig geprüften Sorten Ernesto KWS, LG Adonis, Ivo KWS, LG Activus, Picard und Allesandro KWS. Eine Empfehlung auf Basis der zwei- bzw. mehrjährigen Marktleistungen erhalten Daktari, LG Adonis, Picard und Ivo KWS. Eine eingeschränkte Empfehlung wird für die Sorten Allesandro KWS, LG Activus, Ernesto KWS und Aganos aufgrund günstiger Eigenschaften wie gute Standfestigkeit bzw. Phomatoleranz ausgesprochen. Für den Probeanbau empfehlen sich die Sorten Archivar und Humboldt.
Ergebnisse der Sorten
Die ertragsstärksten Sorten über alle Orte waren in diesem Jahr Humboldt, Archivar, Ernesto KWS, LG Adonis, Vespa, KWS Ambos, Picard, LG Activus und PT 302. Die Ertragsvorteile der neueren Sorten spiegeln sich entsprechend auch in der bereinigten Marktleistung wider, da die Mehrzahl der angesprochenen Sorten auch im Ölgehalt mittlere bis hohe Werte aufweisen.
Die für die Praxis empfohlenen dreijährig geprüften Sorten im Einzelnen:
Daktari konnte in diesem Jahr nicht an die vorherigen überzeugenden Ergebnisse anknüpfen, da sie an einigen Standorten nicht ihr Ertragspotenzial zeigen konnte. Mehrjährig betrachtet zählt sie noch zu den ertrags- und qualitätsbetonten Sorten. Schwächen gegenüber Krankheiten waren jedoch 2023 erkennbar und wirkten sich entsprechend ertraglich aus. Bei mittlerer Wuchshöhe und Standfestigkeit reift sie gleichmäßig ab.
Ivo KWS wird 2023 noch in den Anbauregionen Marsch und Höhenlagen Mitte/West empfohlen. Bei eher schwachen Ölgehalten konnte sie dort dennoch in der Marktleistung überzeugen. Sie gehört zu den frühblühenden Sorten, die im Abreifeverhalten aber im mittleren Bereich liegt.
Ambassador zeigte auch 2023 recht schwankende Ertragsleistungen. Auf den Sandböden Nordwest war die Sorte ertragsstark und wird dort klar empfohlen, auf den Marschstandorten noch eingeschränkt aufgrund der Phomatoleranz und günstigen Abreife. Trotz ihrer Wuchshöhe weist sie eine mittlere Standfestigkeit auf.
Ernesto KWS konnte in diesem Jahr ertraglich wieder sehr gut überzeugen, was möglicherweise auch durch ihre hohe Phomatoleranz begründet ist. Mehrjährig betrachtet wird sie trotz eher mittlerer Ertragsleistungen für die Marschstandorte, Lehmböden Nordwest sowie für die Höhenlagen Mitte/West dank der angesprochenen guten Phomatoleranz eingeschränkt empfohlen. Darüber hinaus erweist sie sich als standfest.
Allesandro KWS erzielte einjährig und mehrjährig in der Marsch und in den Höhenlagen bei schwachen Ölgehalten insgesamt dennoch mittlere Marktleistungen, sodass diese Sorte dort dank guter Standfestigkeit und Phomatoleranz eingeschränkt empfohlen wird. Bei frühem Blühbeginn ist die Strohabreife jedoch verzögert.
Aganos verdankt die eingeschränkte Anbauempfehlung für die Höhenlagen den Vorprüfungsergebnissen, wodurch sie letztlich in der mehrjährigen bereinigten Marktleistung noch mittlere Werte erzielte. Ihre frühe Blüte und zügige Abreife bei gleichzeitiger Standfestigkeit und Phomatoleranz sind hervorzuheben.
Zweijährig geprüfte empfohlene Sorten
LG Adonis überzeugte ertraglich in allen Anbauregionen sowohl ein- als auch mehrjährig. Die hohen Ölgehalte steigern die bereinigte Marktleistung. Bei etwas späterer Reife zeigt sie sich dennoch standfest und tolerant gegenüber Phoma.
Die Sorte Picard erzielte mit Ausnahme der Lehmstandorte Nordwest hohe Kornerträge. Trotz schwacher Ölgehalte konnte sie in den drei Anbauregionen Marsch, Sandböden und Höhenlagen in der bereinigten Marktleistung überzeugen und wird damit empfohlen. Bei frühem Blühbeginn reift die Sorte durchschnittlich ab.
LG Activus konnte vor allem in der Marsch und auf den Sand- und Lehmböden ertraglich überzeugen und wird dort dank gleichzeitig guter Ölgehalte, Standfestigkeit und Toleranz gegenüber Phoma empfohlen. Für die Höhenlagen ist die Empfehlung eingeschränkt, da die Marktleistung dort schwächer ausfiel Die Sorte ist aber dank der aufgezählten positiven Eigenschaften auch für diese Anbauregion interessant.
Die 2023 aufgrund von Saatgutproblemen nicht wertbare Sorte PT 303 behält ihre Probeanbauempfehlung für die Marsch und die Lehmstandorte.
Für den Probeanbau geeignet:
Archivar wird in allen Anbauregionen für den Probeanbau empfohlen, da sie zu den ertragsstärksten aktuellen Sorten mit sehr hohen Ölgehalten zählt und damit sehr gute Marktleistungen erzielt. Als recht spät abreifende Sorte ist sie als standfest zu bezeichnen.
Humboldt wird als sehr ertragsstarke Sorte ebenfalls für alle Anbauregionen empfohlen. Die Ölgehalte sind leicht unterdurchschnittlich, was die bereinigte Marktleistung etwas abschwächt. Positiv hervorzuheben sind die Standfestigkeit und Phomatoleranz. Zu beachten ist die spätere Abreife.
KWS Ambos erreichte vor allem auf den Sandstandorten und Lehmböden hohe Erträge und Ölgehalte und wird damit dank entsprechend hoher Marktleistung für diese beiden Anbauregionen empfohlen.
PT 302 wird für die Marsch und die Lehmböden für den Probeanbau empfohlen, da sie dort ertraglich bei gleichzeitig guten Ölgehalten vor allem in der Marktleistung überzeugen konnte. Zu erwähnen sind die frühe Blüte bei mittlerer Abreife und die geringe Lagerneigung.
Vespa konnte vor allem in der Marsch ertraglich voll überzeugen, sodass sie dort trotz mittlerer Ölgehalte dennoch hohe Marktleistungen erzielte. Als recht spät abreifende Sorte erweist sie sich zudem als standfest und phomatolerant.
Kohlhernie-Resistenz
Die Kohlhernie, die auch den Raps befällt, hat in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional bereits ein größeres Ausmaß erreicht. Sie ist in Niedersachsen bislang nur verhalten aufgetreten, könnte bei Ausdehnung des Rapsanbaus jedoch zunehmend relevanter werden. Befallene Pflanzen haben Symptome von Welkeerscheinungen über verminderten Wuchs bis hin zu Totalausfällen. Die Krankheit zeigt sich vorwiegend auf Flächen, auf denen Raps in zu enger Fruchtfolge angebaut wird. Das tatsächliche Schadausmaß auf betroffenen Flächen hängt von den jeweiligen Witterungsbedingungen des Anbaujahres ab.
Da die Erreger sehr lange im Boden überdauern können und nur schwer zu bekämpfen sind, muss ihrer Verschleppung auf andere Flächen durch kontaminierte Erde an Bodenbearbeitungs- und Sägeräten vorgebeugt werden. Nach der Bearbeitung befallener Flächen müssen die Geräte gründlich gereinigt werden.
Neben pflanzenbaulichen Maßnahmen bietet auch der Anbau resistenter Sorten eine Chance, die Kohlhernie zu bekämpfen. Dadurch wird die Anzahl der Sporen im Boden reduziert. Auf bekannten Kohlhernie-Flächen sollte zudem Ausfallraps so schnell wie möglich entfernt werden, damit dem Krankheitserreger keine Möglichkeit gegeben wird, Sporen auszubilden.
In diesem Jahr wurde neben der dreijährig geprüften Sorte LG Alledor mit Crossfit eine neue Sorte aufgenommen, die aufgrund der BSA-Einstufungen einen ertraglichen Fortschritt bringen sollte, was leider nicht eingetreten ist. Wie in den Vorjahren erreichten beide Sorten in etwa das Ertragsniveau der alten BSA-Verrechnungssorten.
Auf Flächen mit Kohlhernie-Gefahr wird in erster Linie die Sorte LG Alledor empfohlen. Crossfit bzw. die ältere Sorte Crocodile kämen auch noch in Frage. Die Hoffnungen liegen künftig auf der neu vom BSA zugelassenen Sorte Cromat.
Zunehmende Flächenanteile mit entsprechenden Kohlhernie-Befallsbedingungen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen, das dort nur noch entsprechend resistente Sorten weiterhin einen Rapsanbau ermöglichen. In jedem Fall müssen alle pflanzenbaulichen Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Erregers zu minimieren. Resistente Sorten sollten ausdrücklich nur auf Verdachtsflächen angebaut werden, um einem möglichen Überwinden der Resistenz durch den Erreger so lange wie möglich vorzubeugen!
Zusammenfassung
Der züchterische Fortschritt bei den Rapssorten wurde auch in diesem Prüfjahr wieder klar erkennbar. Das Jahr zeigte darüber hinaus, dass vor allem die gesünderen Sorten entsprechende Ertragsvorteile bieten konnten. Es wurde deutlich, dass ein erfolgreicher Rapsanbau oftmals allein durch gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen im Insektizid- und Fungizidbereich möglich ist und nur so zufriedenstellende Ergebnisse liefert.
Da sowohl die Erträge, vor allem aber die Marktleistung nicht an die Spitzenergebnisse des Jahres 2022 heranreichten, bleibt abzuwarten, wie sich der Rapsanbau weiter entwickeln wird. Hierfür sind dann sicherlich auch entsprechende Signale aus Richtung der Vermarktung hilfreich.
Die positiven Effekte des Rapses für die Fruchtfolgegestaltung sollten nicht unerwähnt bleiben, da sie sich auch ökonomisch entsprechend für die Fruchtfolge insgesamt auszahlen.
Sorteninformationen können Sie auch auf Ihrem Handy bekommen
Mit dem Sortenfinder der „LWK Niedersachsen“-App können Sie nach bestimmten Auswahlkriterien gezielt nach geeigneten Sorten für Ihre Anbauverhältnisse suchen. Unter lwkn.de/lwk-app finden Sie alle Infos über die App sowie einen Direktlink fürs Smartphone zum App- bzw. Play-Store. Nach der Installation der App finden Sie den Sortenfinder unter der Rubrik „Rechner“.
Kontakte
Carsten Rieckmann
Leiter Sachgebiet Mähdruschfrüchte
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