Landessortenversuche 2024: Winterraps, Ergebnisse aller Anbauregionen
Die im Landessortenversuch Winterraps geprüften Sorten mussten ihr Leistungsvermögen unter den im Anbaujahr 2023/2024 vielfach durch Nässe beeinflussten und damit herausfordernden Bedingungen unter Beweis stellen. Oftmals eher durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Erträge sind sicherlich auch hierdurch zu erklären. Neben bewährten Sorten heben sich einige erfolgversprechende neue Kandidaten hervor.
Die Rapsanbaufläche für die Ernte 2024 hat sich in Deutschland insgesamt gegenüber dem Vorjahr reduziert; sie liegt bundesweit jedoch weiterhin oberhalb von einer Millionen Hektar.
Laut Prognosen des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) beträgt der Rückgang in Niedersachsen knapp neun Prozent und die Anbaufläche beläuft sich nach den Schätzungen aus dem Juni 2024 auf knapp 99.000 ha. Nach Aussagen der UFOP aus dem vergangenen Herbst resultiert diese Entwicklung aus dem Überangebot an Rapssaat und dem damit verbundenen Druck auf die Erzeugerpreise. Darüber hinaus hatten viele Betriebe noch die herausfordernden Aussaat- und Erntebedingungen 2022/2023 vor Augen.
Auf Basis der bisher vorliegenden Zahlen werden wir in Niedersachsen sicherlich nicht an die Spitzenerträge aus 2022 herankommen, sondern eher ein mittleres Niveau von vielleicht 35 dt/ha erreichen, so zumindest lauten auch die Schätzungen des LSN. In dieser Größenordnung bewegen sich die Durchschnittserträge der Landessortenversuche (LSV) ebenfalls, wobei zwischen den Standorten stärkere Ertragsunterschiede festzustellen waren. Mit entscheidend hierfür war wieder einmal die Wasserversorgung, aber auch die Vorwinterentwicklung und die Gesunderhaltung der Bestände.
Die Prognosen für das kommende Anbaujahr sehen hinsichtlich der Vermarktungsmöglichkeiten recht positiv aus, da die global erwartete geringere Rapsernte und die gleichzeitig stärkere Nachfrage aus dem Biokraftstoffsektor einen höheren Bedarf erwarten lassen.
Witterungsverlauf
Das Vegetationsjahr 2023/24 war durch langanhaltende Nässe geprägt, die regional und standortspezifisch auch zu mehr oder weniger andauernden Staunässeperioden führte. Diese Phasen beeinträchtigten die Wurzelbildung unterschiedlich stark und damit sicherlich auch die Nährstoffaufnahme.
Zum Zeitpunkt der Aussaat, die vielfach bedingt durch feuchte Böden erst ab Anfang September begann, waren die Startbedingungen in der Regel recht günstig. Ein zügiger Aufgang sowie eine rasche Jugendentwicklung waren möglich. Bei nasser Vorfruchternte hingegen kam es zum Teil jedoch zu Bodenverdichtungen, die zur Rapsaussaat nicht beseitigt werden konnten. Die ab etwa Mitte Oktober einsetzenden häufigen und oftmals intensiven Niederschläge führten vor allem auf den feuchteren und grundwassernahen Standorten bereits vor Winter zu Staunässe mit entsprechendem Sauerstoffmangel im Wurzelbereich. Diese sehr feuchten Bedingungen setzten sich bis ins Frühjahr hinein fort, vor allem im Nordwesten. Auswinterungsschäden traten beim Raps trotz kurzzeitiger Frostperioden nicht auf und auch die Frosttage Anfang April verursachten keine Schäden. Aufgrund der insgesamt überdurchschnittlichen Temperaturen während der Wintermonate kaum es kaum zu einer Wachstumsunterbrechung, sodass die Frühjahrsentwicklung insgesamt recht zügig verlief. Dadurch begann die Rapsblüte auch ungewöhnlich früh, zum Teil bereits Anfang April und damit ca. 14 Tage früher als im Mittel der Jahre.
Der in den vergangenen Jahren verstärkte Befall durch Rapserdflöhe war im Herbst 2023 vergleichsweise gering, sodass der Insektizideinsatz deutlich eingeschränkt werden konnte.
Die Rapsernte begann in diesem Jahr zum normalen Termin ab etwa Mitte Juli. Allerdings musste auch die diesjährige Ernte häufiger bedingt durch Regentage unterbrochen werden, was insgesamt zur Verzögerung führte, aber nicht ertragsbeeinflussend war.
Derzeit wird von eher durchschnittlichen Erträgen ausgegangen, die zum guten Teil durch die feuchten Bodenbedingungen mit schlechter Wurzelbildung erklärt werden können. Während im vergangenen Jahr durchaus auch Spitzenerträge von über 50 dt/ha erzielt wurden, so war das in diesem Jahr höchstens eine Ausnahme. Insbesondere die Landwirte im nordwestlichen Niedersachsen und hier vor allem in den Marschregionen waren oftmals enttäuscht. Obwohl die Kornfüllungsperiode tendenziell recht lang ausfiel, schien aufgrund geringerer Sonneneinstrahlung dennoch keine optimale Ertragsbildung möglich gewesen zu sein.
Auf der Vermarktungsseite stiegen die Preise mit durchschnittlich 45,70 €/dt gegenüber dem Vorjahr wieder an. Die Preisspanne zwischen Raps und Getreide ging gegenüber dem Vorjahr zugunsten des Rapses weiter auseinander, sodass sich die Wertschöpfung im Rapsanbau wieder spürbar verbessert hat. Laut Prognosen der Marktbeobachter scheint sich dieser Trend auch für die kommende Vermarktungsperiode fortzusetzen.
Landessortenversuch Raps
Der Landessortenversuch Winterraps 2024 wurde in Niedersachsen wieder an elf Standorten in vier Anbauregionen angelegt. Bereits im Herbst kam es jedoch bedingt durch Rapsdurchwuchs an dem Höhenlagenstandort Amelungsborn (LK HM) sowie durch anhaltende Staunässe auf dem Marschstandort Otterndorf (LK CUX) zu einem Abbruch der Prüfungen im Herbst. Die drei wertbaren Höhenlagenstandorte, jeweils ein Versuch der Bundesländer NRW, Hessen und Niedersachsen, wurden in diesem Jahr recht spät geerntet und erreichten mit Ausnahme des eigenen Standortes Mollenfelde recht hohe Erträge.
Generell konnten Standortergebnisse benachbarter Bundesländer zusätzlich mit in die Auswertung einbezogen werden, wenn auch nur begrenzt. So stehen für die Marsch mit Otterham (LK AUR) und dem SH-Standort Barlt lediglich zwei Ergebnisse aus 2024 zur Verfügung.
Geprüft wurden insgesamt 23 Hybridsorten. Neben sieben wenigstens dreijährig geprüften Sorten wurden acht Sorten im zweiten Jahr getestet. Dem insbesondere in den letzten Jahren erkennbaren Züchtungsfortschritt wurde auch für die diesjährige Prüfung Rechnung getragen, indem vier aus dem Bundessortenversuch erfolgreich getestete Sorten (LG Ambrosius, Cheeta, Famulus und Triple) sowie die beiden kohlhernieresistenten Sorten LG Baracuda und Cromat erstmalig auch im LSV weitergeprüft wurden. Mit KWS Vamos und KWS Ektos wurden zwei erfolgversprechende Zulassungskandidaten aus der Wertprüfung bereits vorab mit in den LSV aufgenommen, sie wurden inzwischen vom Bundessortenamt (BSA) zugelassen.
Da die letztjährig geprüften kohlhernieresistenten Sorten ertraglich auf den nicht befallenen LSV-Standorten doch enttäuschten, wurde für dieses Jahr versucht, mit den angesprochenen Sorten LG Baracuda und Cromat leistungsfähigere Sorten an den Start zu bringen. Zahlreiche der geprüften Sorten sind als resistent gegenüber dem Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) ausgewiesen. Dieses Merkmal war jedoch in diesem Jahr, wie auch in den Vorjahren, nicht unbedingt ertragsentscheidend, da andere Sorten gleich gute oder bessere Leistungen an den Standorten erreichten. Die vom Bundessortenamt als phomaresistent bezeichneten Sorten wurden in den Tabellen entsprechend mit ausgewiesen; ertraglich könnte dieses Merkmal in einzelnen Prüfungen durchaus positiv ertragsbeeinflussend gewesen sein.
Die Rapssorten erreichten auf den niedersächsischen Standorten mit Ausnahme der Sandstandorte schwächere Durchschnittserträge im Vergleich zum Vorjahr und besonders zum Jahr 2022. Die Erträge lagen in einem Bereich von 30 dt/ha in Wehnen (LK OL) bis 48 dt/ha in Königslutter (LK HE). Mit 36 dt/ha auf dem Marschstandort wurde bedingt durch die oben beschriebene Staunässe ein sehr schwaches, aber nachvollziehbares Ergebnis erzielt. Abgesehen vom Standort Königslutter lagen die übrigen Lehmstandorte auch auf einem eher unterdurchschnittlichen Niveau. Mit 33 dt/ha erreichten die Sandstandorte das ebenfalls schwache Vorjahresniveau.
Mehrjährige Verrechnung der Ergebnisse
Der mehrjährige Durchschnittsertrag in den Anbauregionen wurde aus dem Mittel der Absoluterträge der Einzelversuche der Jahre 2021 bis 2024 errechnet. Diese Werte wurden dann bezogen auf das Verrechnungsmittel der diesjährigen Bezugssorten als Relativwerte dargestellt. Ein direkter Vergleich dieses mehrjährigen Ergebnisses mit den Relativwerten der Einzeljahre ist nicht möglich, da hierbei jeweils die Relativwerte der Einzelorte gemittelt wurden. Durch die Einbeziehung der Ergebnisse der Vorprüfungen wie WP- oder EU-Versuche, insbesondere bei den neueren Sorten, können diese bereits nach ein oder zwei LSV-Jahren besser beurteilt werden, da unterschiedliche Jahreseinflüsse berücksichtigt werden.
Marktleistung vorrangig berücksichtigen
Bei der Sortenwahl steht für den Landwirt letztlich die Marktleistung im Vordergrund. Die hier dargestellte relative Marktleistung setzt sich aus den Erträgen und den Ölgehalten inklusive der Preisaufschläge von 1,5 Prozent je Prozent Ölgehalt über 40 % bei 9 % Feuchte und 2 % Besatz, bezogen auf die durchschnittliche Marktleistung des Versuchsstandards, zusammen. Für die Sortenbeurteilung sind sowohl die Kornertragsleistungen als auch die Ölgehalte dargestellt. Bei der Kommentierung der Sorten wird in erster Linie auf die Marktleistung Bezug genommen.
Ab 2024 wird der zu Grunde gelegte Marktpreis ohne MwSt ausgewiesen. Der somit für dieses Jahr ausgewiesene Marktpreis von 45,70 €/dt ohne MwSt bedeutet dadurch de facto einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 3,70 €/dt. Die Preiszuschläge für hohe Ölgehalte sind wirtschaftlich von Bedeutung und können die Marktleistung der Sorten verbessern. Mit durchschnittlich 44,2 % Ölgehalt liegen die Sorten 2024 auf einem guten Niveau und auch etwas über dem vierjährigen Durchschnitt.
In der Marsch verringerte sich die Marktleistung gegenüber dem Vorjahr aufgrund der schwachen Erträge auf knapp 1.900 €/ha. Da die Durchschnittserträge der Anbauregion Sandböden Nordwest incl. der Nachbarstandorte um 5 dt/ha höher ausgefallen sind, wurde dort mit 1.840 €/ha auch eine entsprechend bessere Marktleistung gegenüber dem Vorjahr erzielt. Der im Mittel der sechs Prüfstandorte in der Anbauregion Lehmböden Nordwest erzielte Ertrag von 38 dt/ha gegenüber 47 dt/ha aus dem Vorjahr führt zu einer deutlichen Verringerung der Marktleistung. Sie liegt mit knapp 1.800 €/ha auf einem für diese normalerweise ertragsstarke Region sehr schwachen Niveau.
Qualität und Eigenschaften der Sorten
Im Mittel der Sorten wurden 2024 44,2 % Ölgehalt erreicht, wobei die Spannbreite zwischen den Sorten 1,9 % beträgt. Durch hohe Ölgehalte zeichnen sich besonders die Sorten PT 299, Daktari, KWS Vamos, Cheeta, LG Adonis und Hermann aus. Unterdurchschnittliche Ölgehalte erreichten hingegen Ambassador, Humboldt, Picard und Triple bei den nicht kohlhernieresistenten Sorten. Diese schwachen Ölgehalte führten beispielsweise bei Picard in zwei Anbauregionen zu einer eingeschränkten Empfehlung. Neben den ertrags- und qualitätsbestimmenden Merkmalen sollten für die Sortenbeurteilung in jedem Falle auch die übrigen Eigenschaften der Sorten beachtet werden, wie sie in der Tabelle Empfehlungen und Eigenschaften dargestellt sind. Hier sind Parameter wie Abreifeverhalten, Standfestigkeit und Toleranz gegenüber Krankheiten zu nennen. Die Reifeverzögerung beim Stroh ist bei den derzeitig geprüften Sorten weniger ausgeprägt. Durch eine zeitige Restpflanzenabreife zeichnen sich Ambassador, Scotch, Hermann und LG Ambrosius aus, während Ernesto KWS, PT 303, LG Adonis, PT 299, Vespa, Humboldt und Archivar sowie die neuen Sorten Famulus und Triple eine länger grünbleibende Restpflanze aufweisen.
Dank der bundesweiten Auswertung konnten die Rapssorten auch in Bezug auf die Phomaanfälligkeit eingestuft werden. Schwächen in diesem Merkmal weisen die Sorten Daktari, Scotch und PT 302 auf. Inwieweit dies Auswirkungen auf die Ertragsleistung der Sorten in diesem Jahr hatte, ist nicht klar abzulesen. Aufgrund der schwachen Wurzelentwicklung bzw. einer nicht oder nur schwach entwickelten Pfahlwurzel zeigten einzelne großrahmige Sorten an den betroffenen Standorten Schwächen in der Standfestigkeit, die möglicherweise auch zu entsprechenden Ertragsminderungen beigetragen haben könnten. Generell wurden die geprüften Rapssorten vom BSA als gering bis gering bis mittel lageranfällig eingestuft. Daher beruht die diesjährige größere Differenzierung in der Einstufung stärker auf den jahres- bzw. standortbedingten Gegebenheiten.
Leistungen in den Anbauregionen
In der Marsch stehen lediglich die Ergebnisse des niedersächsischen Standortes in Otterham (LK AUR) sowie des schleswig-holsteinischen Versuches Barlt für die Sortenbeurteilung zur Verfügung. Für die Sortenbewertung sollte daher vorrangig das mehrjährige Ergebnis betrachtet werden.
Ertraglich konnten 2024 Picard und LG Adonis, aber vor allem die erstmalig bzw. zweijährig im LSV geprüften Sorten KWS Vamos, Humboldt und Vespa überzeugen. Auch Ernesto KWS erreichte auf dem niedersächsischen Standort sehr gute Erträge. Die höchsten Ölgehalte lieferten PT 299, Archivar, Daktari, KWS Vamos und Cheeta.
Im Mittel der Jahre und unter Einbeziehung der Ölgehalte erreichten von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten Humboldt, LG Adonis, Archivar, Vespa und Picard die besten Marktleistungen und werden daher empfohlen. Darüber hinaus erhalten auch PT 303 als in der Praxis bewährte Sorte und LG Activus eine uneingeschränkte sowie PT 302 und Daktari eine eingeschränkte Empfehlung. Von den neuen Sorten wird KWS Vamos mit sehr guten Leistungen in allen Anbauregionen und so auch für die Marsch für den Probeanbau empfohlen.
Auf den Sandböden lieferte die neue Sorte KWS Vamos die mit Abstand höchsten Erträge. Aber auch von den zwei- bis mehrjährig geprüften Sorten konnten Vespa, Daktari, Ernesto KWS und Picard sowie die neue Sorte KWS Ektos überzeugen. Mehrjährig betrachtet erreichten von den zwei- bis mehrjährig geprüften Sorten Vespa, Archivar, Daktari, KWS Ambos, PT 302, LG Adonis, Ambassador, Humboldt und LG Activus die höchsten Marktleistungen und werden empfohlen. Eine eingeschränkte Empfehlung erhält Picard aufgrund der schwächeren Ölgehalte. Für den Probeanbau bietet sich dank der sehr guten Leistungen klar die Sorte KWS Vamos an.
In der Anbauregion Lehmböden Nordwest überzeugten in diesem Jahr die neue Sorte Triple, Vespa, Picard, Humboldt, Ernesto KWS sowie die ebenfalls neuen Sorten KWS Vamos, KWS Ektos und auch noch Daktari. Dank der guten mehrjährigen Marktleistung werden vor allem Humboldt, PT 302, Vespa, Ernesto KWS und LG Adonis empfohlen. LG Activus kommt dank der Ölgehalte auch auf insgesamt hohe Marktleistungen. Die in diesem Jahr enttäuschenden Erträge der Sorte Archivar führen letztlich zu einer nur eingeschränkten Empfehlung. Bei Picard sind die schwachen Ölgehalte für eine eingeschränkte Empfehlung verantwortlich; ertraglich konnte sie voll überzeugen.
Für den Probeanbau bieten sich von den insgesamt sechs neuen Sorten klar Triple, KWS Vamos und auch KWS Ektos an.
In den Höhenlagen lagen die Ertragsunterschiede zwischen den Standorten recht weit auseinander. Die schwächsten Erträge mit durchschnittlich 33 dt/ha wurden am Standort Mollenfelde bei Göttingen erreicht, die teilweise auf Hagelniederschläge zurückzuführen sind. Vom Hagelschaden war der gesamte Versuch gleichmäßig betroffen. Bei den Sorten zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede in der Schotenplatzfestigkeit. Während zahlreiche Sorten nur geringe Schäden aufwiesen, waren vornehmlich LG-Sorten betroffen, mit Ausnahme der mit Schotenplatzfestigkeit beworbenen Sorte Ambassador. Die beiden Standorte aus NRW und Hessen erreichten Durchschnittserträge von 46 bzw. 50 dt/ha.
Ertraglich überzeugten 2024 in dieser Anbauregion Daktari, Humboldt, Vespa und Picard sowie die neuen Sorten KWS Vamos und Triple. Mehrjährig lieferten Humboldt, Vespa, Picard und Daktari überdurchschnittliche Erträge und Marktleistungen und werden daher empfohlen. Aber auch Ernesto KWS und PT 303 werden dank insgesamt guter Leistungen noch mit empfohlen. Für den Probeanbau käme die auch in dieser Anbauregion sehr ertragsstarke Sorte KWS Vamos trotz geringer regionaler Datenbasis in Frage.
Ergebnisse der Sorten
Die ertragsstärksten Sorten über alle Orte waren in diesem Jahr KWS Vamos, Vespa, Picard, Ernesto KWS, Triple, Humboldt und KWS Ektos. Entsprechend der Ölgehalte der einzelnen Sorten werden die Marktleistungen positiv bzw. negativ beeinflusst.
Die für die Praxis empfohlenen dreijährig geprüften Sorten im Einzelnen:
Daktari konnte in diesem Jahr das schwache letztjährige Ergebnis auf den Lehm- und Sandstandorten sowie den Höhenlagen wieder ausgleichen, ohne an die sehr guten Ergebnisse im ersten LSV-Jahr anzuschließen. Mehrjährig betrachtet konnte sie insbesondere auf den Sandböden Nordwest und den Höhenlagen überzeugen und wird dort weiterhin uneingeschränkt empfohlen. In der Marsch zeigte sie hingegen schwankende Erträge, sodass hier nur eine eingeschränkte Empfehlung ausgesprochen wird. Insgesamt zählt sie noch zu den qualitätsbetonten Sorten. Schwächen gegenüber Krankheiten, die vor allem 2023 erkennbar waren, sowie die geringe Phomatoleranz sollten beachtet werden. Bei mittlerer Wuchshöhe und Standfestigkeit reift sie gleichmäßig ab.
Ambassador zeigte zwischen den Standorten und Jahren recht schwankende Erträge. Dank guter Vorjahresergebnisse ist sie auf den Sandböden Nordwest noch recht ertragsstark und wird dort empfohlen. Hervorzuheben ist die günstige Abreife und trotz ihrer Wuchshöhe weist sie eine mittlere Standfestigkeit auf. Ihre gute Schotenplatzfestigkeit konnte sie an einem durch Hagel betroffenen Standort unter Beweis stellen.
Ernesto KWS konnte in diesem Jahr ertraglich besonders auf den Lehmstandorten, aber auch in den Höhenlagen wieder überzeugen und wird dort weiterhin empfohlen. Neben guten Ölgehalten sprechen auch die hohe Phomatoleranz sowie die Standfestigkeit für ihren Anbau.
LG Activus erreichte 2024 insgesamt durchschnittliche Ergebnisse. Als früh blühende Sorte mit mittlerer Abreife wird sie noch für die drei Anbauregionen Marsch, Lehm- und Sandböden empfohlen, da die Sorte auch dank guter Ölgehalte mehrjährig eine leicht überdurchschnittliche Marktleistung erzielt und eine gute Standfestigkeit aufweist.
PT 303 konnte insgesamt nicht an die guten LSV Ergebnisse aus 2022 anknüpfen. Sie wird in der Marsch auch aufgrund der positiven Praxiserfahrungen in dieser Region noch empfohlen, aber auch für die Höhenlagen kommt sie in Frage. Zu beachten sind die Reifeverzögerung des Strohs sowie die 2024 auf staunassen Flächen gezeigten Schwächen in der Standfestigkeit.
LG Adonis erreichte in diesem Jahr nicht die sehr guten Erträge des Vorjahres, liegt mehrjährig dank hoher Ölgehalte in der bereinigten Marktleistung aber im leicht überdurchschnittlichen bis guten Bereich und wird daher auch mit Ausnahme der Höhenlagen in den übrigen Anbauregionen empfohlen. Bei etwas späterer Reife zeigt sie sich standfest und tolerant gegenüber Phoma.
Die Sorte Picard erzielte mit Ausnahme der Sandstandorte Nordwest sehr hohe Kornerträge. Aufgrund schwacher Ölgehalte erreichte sie mehrjährig auf den Sand- und Lehmböden nur leicht unterdurchschnittliche Marktleistungen. Als frühblühende und standfeste Sorte mit mittlerer Abreife wird sie dank insgesamt hoher Kornerträge eingeschränkt für die Sand- und Lehmstandorte empfohlen, für die Marsch und Höhenlagen uneingeschränkt.
Zweijährig geprüfte empfohlene Sorten
PT 302 erreichte insgesamt etwas schwächere Erträge als im Vorjahr, besonders in der Marsch. Dank der hohen Ölgehalte erzielte sie in der bereinigten Marktleistung in der Anbauregion Lehmstandorte leicht überdurchschnittliche Ergebnisse und wird sowohl dort als auch für die Anbauregion Sandstandorte empfohlen, eingeschränkt hingegen für die Marsch, wo die Erträge möglicherweise auch wegen stärkeren Lagerdrucks in diesem Jahr schwächer ausfielen. Die ansonsten standfeste Sorte zeigte unter staunassen Bedingungen stärkere Schwächen. Zu erwähnen sind die frühe Blüte bei mittlerer Abreife sowie die höhere Phomagefahr.
Vespa konnte das letztjährige gute Ergebnis in allen Anbauregionen noch weiter verbessern und erreichte trotz schwächerer Ölgehalte hohe Marktleistungen. Daher wird sie für alle Anbauregionen klar empfohlen. Darüber hinaus weist die später abreifende Sorte eine gute Standfestigkeit sowie Phomatoleranz auf.
Humboldt wird als sehr ertragsstarke Sorte, besonders auf den Marsch-, Lehm- und Höhenlagenstandorten, ebenfalls für alle Anbauregionen empfohlen. Die Ölgehalte sind leicht unterdurchschnittlich, was die bereinigte Marktleistung etwas abschwächt. Positiv hervorzuheben sind die Standfestigkeit und Phomatoleranz. Zu beachten ist die spätere Abreife.
Archivar erreichte nicht die guten bis sehr guten Vorjahresergebnisse. Vor allem auf den Lehmstandorten enttäuschte sie. Durch die hohen Ölgehalte konnte sie insgesamt die Werte in der bereinigten Marktleistung verbessern, sodass sie auf den Lehmstandorten noch eingeschränkt, für die Marsch und die Sandböden uneingeschränkt empfohlen wird. Als recht spät abreifende Sorte ist sie als standfest zu bezeichnen.
KWS Ambos konnte ebenfalls die guten bis sehr guten Vorjahresergebnisse nicht bestätigen. Die frühblühende Sorte mit mittlerer Abreife und mit leicht überdurchschnittlichen Ölgehalten erreichte auf den Sandböden gute Marktleistungen, die eine Empfehlung rechtfertigen.
Für den Probeanbau geeignet:
KWS Vamos wird in allen Anbauregionen für den Probeanbau empfohlen, da sie die ertragsstärkste aktuelle Sorte mit gleichzeitig auch leicht überdurchschnittlichen Ölgehalten ist. Als frühblühende und mittel abreifende Sorte zeigte sie keine weiteren Schwächen.
Triple erreichte auf den Lehmstandorten sehr hohe Erträge und wird daher dort für den Probeanbau empfohlen. Die Marktleistung wird durch die etwas unterdurchschnittlichen Ölgehalte geschmälert, liegt aber dennoch auf dem sehr guten Niveau wie KWS Vamos. Sie zeigte eine leicht stärkere Reifeverzögerung im Stroh und ist als standfest zu bezeichnen.
KWS Ektos wird ebenfalls für die Lehmstandorte im Probeanbau empfohlen, da sie ebenfalls hohe Marktleistungen erreichte und standfest ist.
Kohlhernie-Resistenz
Die Kohlhernie, die auch den Raps befällt, hat in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional bereits ein größeres Ausmaß erreicht. Sie ist in Niedersachsen bislang nur verhalten aufgetreten, könnte bei Ausdehnung des Rapsanbaus jedoch zunehmend relevanter werden. Befallene Pflanzen haben Symptome von Welkeerscheinungen über verminderten Wuchs bis hin zu Totalausfällen. Die Krankheit zeigt sich vorwiegend auf Flächen, auf denen Raps in zu enger Fruchtfolge angebaut wird. Das tatsächliche Schadausmaß auf betroffenen Flächen hängt von den jeweiligen Witterungsbedingungen des Anbaujahres ab.
Da die Erreger sehr lange im Boden überdauern können und nur schwer zu bekämpfen sind, muss ihrer Verschleppung auf andere Flächen durch kontaminierte Erde an Bodenbearbeitungs- und Sägeräten vorgebeugt werden. Nach der Bearbeitung befallener Flächen müssen die Geräte gründlich gereinigt werden.
Neben pflanzenbaulichen Maßnahmen bietet auch der Anbau resistenter Sorten eine Chance, die Kohlhernie zu bekämpfen. Dadurch wird die Anzahl der Sporen im Boden reduziert. Auf bekannten Kohlhernie-Flächen sollte zudem Ausfallraps so schnell wie möglich entfernt werden, damit den Krankheitserregern keine Möglichkeit gegeben wird, Sporen auszubilden.
In diesem Jahr wurden mit LG Baracuda und Cromat zwei neue Sorten in die Prüfungen gestellt, da sie laut BSA-Einstufung eine deutliche ertragliche Verbesserung gegenüber den letztjährig geprüften Sorten LG Alledor und Crossfit bringen sollen. Die diesjährigen Erträge waren jedoch eher ernüchternd. Allerdings wäre es wohl auch nicht zu erwarten gewesen, dass die letztjährigen Sorten hier besser abgeschnitten hätten.
Auf Flächen mit Kohlhernie-Gefahr sollten in jedem Fall entsprechend resistente Sorten ausgewählt werden. Hier stehen neben den erstmalig geprüften Sorten nach wie vor auch LG Alledor, Crossfit bzw. die ältere Sorte Crocodile zur Verfügung.
Zunehmende Flächenanteile mit Kohlhernie-Befallsbedingungen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen, das dort nur noch entsprechend resistente Sorten weiterhin einen Rapsanbau ermöglichen. In jedem Fall müssen alle pflanzenbaulichen Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Erregers zu minimieren. Resistente Sorten sollten ausdrücklich nur auf Verdachtsflächen angebaut werden, um einem möglichen Überwinden der Resistenz durch den Erreger so lange wie möglich vorzubeugen!
Zusammenfassung
Die derzeitigen Marktprognosen für die kommende Ernte sehen für den Rapsanbau tendenziell positiv aus, da sowohl eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist als auch attraktive Vorkontrakte in Aussicht stehen. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Schere zwischen den Raps- und den Getreidepreisen eher zugunsten des Rapses auseinander gehen wird.
Der züchterische Fortschritt bei den Rapssorten wurde auch in diesem Prüfjahr wieder klar erkennbar. Auch wenn die Pflanzenschutzmaßnahmen im Raps in diesem Jahr dank geringen Erdflohbefalls reduziert werden konnten, erfordert ein erfolgreicher Rapsanbau nach wie vor gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen im Insektizid- und Fungizidbereich.
Bei den derzeitigen Marktkonstellationen spricht vieles dafür, den Rapsanbau in jedem Fall aufrechtzuerhalten, gegebenenfalls auch wieder auszudehnen.
Die positiven Effekte des Rapses für die Fruchtfolgegestaltung sollten ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, da sie sich auch ökonomisch entsprechend für die Fruchtfolge insgesamt auszahlen.
Sorteninformationen können Sie auch auf Ihrem Handy bekommen
Mit dem Sortenfinder der „LWK Niedersachsen“-App können Sie nach bestimmten Auswahlkriterien gezielt nach geeigneten Sorten für Ihre Anbauverhältnisse suchen. Unter lwkn.de/lwk-app finden Sie alle Infos über die App sowie einen Direktlink fürs Smartphone zum App- bzw. Play-Store. Nach der Installation der App finden Sie den Sortenfinder unter der Rubrik „Rechner“.
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Carsten Rieckmann
Leiter Sachgebiet Mähdruschfrüchte
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