Fröste lassen Käfer unbeeindruckt
Es ist noch nicht lange her, da präsentierten sich die Wälder unter einer schneeweißen Decke, erläutert Bezirksförster Carl Hesebeck in der Land & Forst 12/21. Doch haben frostige Temperaturen und Nässe zu dem erhofften Rückgang von Borkenkäferbruten und anderer Schädlingen geführt?
Vielerorts haben Bäume und Sträucher mittlerweile drei kräftezehrende Jahre hinter sich, an denen es vor allem an Niederschlag gemangelt hat. Der aktuelle Waldzustandsbericht verzeichnet bei 80 Prozent der Eichen lichte Kronen, bei Buchen sind es sogar 89 Prozent. Ähnlich stark betroffen sind mit 80 und 79 Prozent Kiefern und Fichten – letzteren machen vor allem auch verschiedene Arten von Borkenkäfern zu schaffen. Haben sich Schnee und eisige Kälte auf die Insektenpopulation ausgewirkt? Einschätzungen dazu gab uns Dr. Florian Stockmann, Leiter des Forstamtes Weser-Ems der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Sorge vor neuer Welle
„Im vergangenen Jahr haben wir in vielen Wäldern wieder eine besonders starke Borkenkäferpopulation beobachtet", erklärt Dr. Florian Stockmann." Einhergehend mit der anhaltenden Trockenheit hat sie für große Schäden gesorgt. Die Käfer haben nun teilweise unter der Rinde am Stamm, teilweise aber auch in der Streu am Boden überwintert. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Kälte kaum zu einem Rückgang der Population führt." Hilfreicher sei eine feuchte Witterung, die trage insbesondere im Frühjahr zu einer Verpilzung der Insekten bei und bringe dann eine entsprechende Sterberate der Schadinsekten mit sich.
Damit diese natürliche Regulation einsetzen kann, kommt es also auf die Niederschlagsmengen an. Wichtige Faktoren, die auch in diesem Jahr einen starken Befall wahrscheinlich machen, sind zudem die schwache Vitalität der Bäume aufgrund der starken Vorschädigungen und das anhaltend hohe Trockenstressrisiko.
Was wir tun können
Den Untersuchungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) zufolge besteht weiterhin ein Defizit in den Bodenwasserspeichern; sie sind in tieferen Schichten noch immer nicht wieder aufgefüllt." Für das Frühjahr 2021 ist in vielen Regionen erneut mit starkem Neubefall zu rechnen", prognostiziert eine Meldung der NW-FVA.
„Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen können außerdem auf eine geringere Borkenkäferpopulation mit hinwirken, indem sie zeitnah befallene Fichten oder auch Lärchen aus ihren Wäldern fällen lassen. So schwinde der Brutraum, beispielsweise für Buchdrucker und Kupferstecher, die beiden wichtigsten Borkenkäferarten in der Fichte“, erklärt Dr. Florian Stockmann. Etwa ab April ist ab bestimmten Tageslängen und Temperaturen von rund 17°C wieder mit neuem Befall zu rechnen. Rechtzeitig erkannt, kann so manch größerer Schaden abgewendet werden.
„Wichtig ist dabei eine enge Zusammenarbeit mit unseren Bezirksförstern, die den Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen mit Rat und Tat zur Seite stehen“, ergänzt Dr. Florian Stockmann, dessen Forstamt im westlichen Niedersachsen 41 Bezirksförstereien umfasst. Rechtzeitig aufgestellt, können auch Fallen wie Fangholzhaufen und Trinet P regulierend auf nun ausschwärmende Borkenkäfer wirken und helfen, die Population nicht noch weiter anwachsen zu lassen.
Geeignet für solche Fangsysteme sind sonnenexponierte Waldränder; die Fallen sollten stets im Verband und niemals allein aufgestellt werden. Ihr Abstand sollte untereinander zwischen 20 und 30 Metern liegen, der Sicherheitsabstand zur nächsten lebenden Fichte liegt bei Fangholzhaufen zwischen 6 und 9 Metern, bei Trinet P zwischen 9 und 12 Metern.
„Die Fallen sind aber nur wirksam, wenn sich in der Umgebung kein frischer Befall mehr befindet. Dieser ist im Vorfeld aufzuarbeiten“, heißt es dazu aus dem Forstamt Weser-Ems. Ob ein Fallenverband sinnvoll ist, lässt sich im Gespräch mit dem jeweiligen Bezirksförster klären.
Für das laufende Jahr rät der Forstamtsleiter Stockmann den Waldbesitzenden, regelmäßig ihre Bestände zu kontrollieren. Der Befall durch Borkenkäfer lässt sich unter anderem an Harzfluss, kleinen Bohrlöchern, dunkelbraunem Bohrmehl und besonders deutlich auch Kronen mit wenigen oder sogar keinen Nadeln erkennen. „Für das Frühjahr 2021 ist in vielen Regionen erneut mit starkem Neubefall zu rechnen“, unterstreicht eine Meldung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) mit Sitz in Göttingen den hohen Stellenwert regelmäßiger Kontrollen.
Der den Eichen zusetzt
Genau wie bei den Borkenkäfern wird die Witterung im Februar wohl auch einem anderen - aus menschlicher Sicht nicht minder lästigen Insekt – kaum zugesetzt haben: „Der Eichenprozessionsspinner hat, wie viele andere Insekten auch, kein großes Problem mit Kälte“, berichtet Baumpfleger Michael Surmann aus Emsbüren. Die kleinen Brennhaare der Raupen des Falters können beim Menschen zu Atemwegsproblemen und allergischen Hautreaktionen führen. Bei befallenen Eichen kann ein Blattfraß der Raupen in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren die Vitalität der Bäume beeinflussen. „2020 hatte ich den Eindruck, dass es schon nicht mehr so viele Eichenprozessionsspinner gab wie im Vorjahr. Vielleicht haben sich die Menschen aber auch ein wenig an diese Insekten gewöhnt und sind anders damit umgegangen“, vermutet Surmann.
Die veränderten Klimabedingungen werden Wald- wie auch Gartenbesitzende auf jeden Fall weiterhin beschäftigen. „Entscheidend sind nun die Niederschläge in den kommenden Monaten, die für Entlastung in der immer noch angespannten Lage sorgen können“, bekräftigt Dr. Florian Stockmann.
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