Vor dem Pflanzen Baumbeete schaffen
Viele Forstflächen stehen nach Windwürfen und flächigem Absterben durch Borkenkäferbefall oder Pilzerkrankungen im Lauf der nächsten Jahre zur Neukultur an. Aber wie kann in diese „Wüsten“ gepflanzt werden? Bezirksförster Dieter Scholz gibt Anworten.
Zahlreiche Forstkulturen sind in den vergangenen Jahren Stürmen, Dürre und Schädlingen zum Opfer gefallen, die entstandenen Freiflächen verwildern schnell. Einer Wiederaufforstung müssen dann umfangreiche Maßnahmen vorangehen. Auf welche Weise die entstandenen Schadflächen für eine Neuanpflanzung vorbereitet werden können, stellen wir beispielhaft anhand einer ehemaligen Eschenkulturfläche vor, die vor zwei Jahren bereits unser „Thema der Woche“ war.
Das in unserem Beispiel genutzte Verfahren wird analog auch nach anderen Schadereignissen angewendet. Die eingesetzte Technik muss dabei an die örtlichen Gegebenheitenangepasst werden. An dieser Stelle berichten wir über die Erfahrungen mit einer Schadfläche im Stadtwald Bodenwerder. Bis zum Jahr 2017 war der wasserknappe Muschelkalkstandort mit einer rund 20-jährigen Eschennaturverjüngung bestockt. Die Pilzerkrankung "Eschentriebsterben“ hatte die Kultur nahezu ganzflächig absterben lassen.
Welche Technik passt und ist verfügbar?
Damit Vorbereitungsmaßnahmen für Folgekulturen erfolgreich sein können, müssen zuvor die folgenden Grundsatzfragen geklärt werden:
- Muss die Fläche von Schlagabraum und Bewuchs geräumt werden?
- Wenn ja: sollte das Material von der Fläche entfernt werden oder zum Beispiel aus Gründen der Nährstoffversorgung auf der Fläche verbleiben?
- Wenn das Material im Bestand verbleibt: wie und mit welcher Technik kann die Fläche dann pflanzfertig aufbereitet werden? Im vorliegenden Fall verwilderte nach dem Niedergang der Esche die Fläche zusehends mit Weißdorn, Schwarzdorn, Hundsrose, Haselnuss und Brombeere.
Zudem breitete sich Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) aus und bildete einen dichten, verjüngungshemmenden, Wurzelfilz.
Junge Bäume in diese Schadfläche hineinzupflanzen, ohne sie zuvor aufzubereiten, war aus waldbaulichen, aber auch aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Frage Nummer eins nach der Räumungsnotwendigkeit war somit klar mit einem Ja beantwortet.
Die Entscheidung, den Schlagabraum und den Bewuchs auf der Fläche zu belassen, fiel aufgrund der großen, nicht verwertbaren Materialmenge. Damit war auch Grundsatzfrage zwei beantwortet. Der Faktor Nährstoffentzug durch Materialentnahme aus dem Bestand spielte in diesem Fall angesichts des sehr gut nährstoffversorgten Standortes keine Rolle.
Blieb drittens die Frage nach der einsetzbaren Technik: Ein Mulchen, also ein Abmähen und Zerkleinern des Materials bot sich an. Aufgrund des Bewuchses schied ein Kleingerät (Schlegelmulcher mit beweglichen Messern oder mit Schneiden) aus. Ein größeres Aggregat mit festen Messern oder Hartmetallzähnen, einhergehend mit einem entsprechend starken Schlepper (mindestens 150 PS), war nötig. In dieser Stärkeklasse werden diverse Gerätevarianten angeboten – von Schlepperanbaugeräten mit Arbeitsbreiten von einem bis zu fast drei Metern bis hin zu baggergestützten Verfahren. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Stundensätze und der dafür anzusetzende Arbeitszeitbedarf.
Bei guter Befahrbarkeit ohne große Windwurfstuken oder Hängigkeit wurde hier ein schleppergestützter Mulcher mit großer Arbeitsbreite (2,80 m) gewählt, der vor Ort zur Verfügung stand. Bei einem Gewicht des Aggregates von drei Tonnen und einem Antrieb über die Heckzapfwelle kam aber auch diese Maschine an ihre Grenzen. Eine Erkenntnis hieraus: extrem wichtig ist es, das Gegengewicht vorn am Schlepper entsprechend groß zu bemessen. Liegt eine solche Fläche mit Windwurfstuken am Hang, ist ein Bagger sicher die bessere Wahl.
Für die benötigte Arbeitszeit ist entscheidend, ob der Bewuchs aus dünnen toten Stämmchen und Büschen oder aus dickerem Material besteht; denn mit der Stärke des zu beseitigenden Bewuchses nahm die Arbeitsgeschwindigkeit deutlich ab.
Das Mulchverfahren Schritt für Schritt
Bei der ersten Überfahrt, die im Rückwärtsgang durchgeführt wurde, drückt der am Mulcher befindliche Bügel die Stämme zum Aggregat herunter, welches das Material grob zertrümmert. Bei der Rückfahrt im Vorwärtsgang erledigt das Aggregat die Feinarbeit der Zerkleinerung. Die beiden Arbeitsgänge reichten für eine Bepflanzung völlig aus. Eine wichtige Vorgabe dabei: kein Mulchen und Stukenfräsen deutlich unter Bodenniveau. Ziel sollte lediglich die Beseitigung des Bewuchses zur Herstellung einer pflanzfähigen Fläche sein. Im anderen Fall hätte sich das Mulchmaterial mit dem Mineralboden vermischt. Das Ergebnis ist dann zwar optisch deutlich besser, verhindert aber das anschließende Pflanzen in den Mineralboden und lässt damit die Vertrocknungsgefahr für die Jungpflanzenwurzeln stark ansteigen.
Doch Vorsicht: Auch wenn Mulchauflage und Mineralboden – wie in dem Arbeitsverfahren vorgegeben – weitgehend getrennt bleiben, kann der Anwuchserfolg durch fehlerhaftes Pflanzen erheblich geschmälert werden. Eine wichtige Regel ist: wenn eine Mulchauflage auf dem Mineralboden liegt, muss die Pflanzenwurzel komplett in den Mineralboden gesetzt werden.
Eine weitere Vorgabe war, die erhaltenswerte Restbestockung zu verschonen, da diese gegenüber einer Kahlfläche wesentliche Vorteile bietet:
- verhindert einen Freiflächencharakter,
- erhält mögliche spätere Samenträger,
- bietet der Folgekultur in künftigen Sommern kleine, aber effektive Wanderschatten. In der kommenden Pflanzsaison ist auf dieser Fläche eine Bepflanzung mit Mischbaumarten trockenen Typs vorgesehen. Neben Kirsche sollen hier Bergahorn, Linde und andere Edellaubhölzer wachsen, die ohne die vorhergehende Bearbeitung dort nicht angesiedelt werden könnten.
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