Der Natur auf die Sprünge geholfen
Keine unterschnittenen Wurzeln, kein Pflanzschock und auch keine fehlerhafte Pflanzung – die Vorteile von Naturverjüngung sind so vielfältig wie idealerweise auch ihre Baumartenzusammensetzung. Ganz nebenbei können Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen so auch die Kosten für das Pflanzgut sparen.
Je nach Bestand und räumlicher Lage gibt es aber einige Dinge zu beachten.
In einem Umfeld mit starkem Konkurrenzbewuchs tut sich die Naturverjüngung in der Regel eher schwer, ähnlich verhält es sich mit vergrasten Standorten. Im Emsland und der Grafschaft Bentheim gibt es in vielen Kiefern- und Lärchenbeständen einen dichten Unterstand aus Spätblühender Traubenkirsche, unter dem sich kaum andere Baumarten etablieren können.
Dabei sind gerade Kiefer und Japanlärche Baumarten, die unter den richtigen Voraussatzungen im Grunde sehr verjüngungsfreudig sind. Das lässt sich häufig schon nach der Holzernte beobachten, wenn in entsprechend lichten Bereichen in Rückespuren die Naturverjüngung aufläuft. Die beiden Nadelhölzer benötigen Mineralboden, damit ihre Saat keimen kann. Um diesen natürlichen Prozess etwas auf die Sprünge zu helfen, kann in entsprechend lichten Beständen – der Bestockungsgrad sollte bei etwa 0,5 liegen - ein Bagger oder Räumfix zum Einsatz kommen, um den Mineralboden freizulegen. Möglich ist auch die Verwendung eines Streifenpfluges.
Die Saat braucht ein Beet
Egal welches Verfahren zum Einsatz kommt, es sollte möglichst viel Feinmaterial auf der Fläche bleiben und nicht zu großen Wällen zusammengeschoben werden. Soll die Naturverjüngung wie hier beschrieben künstlich eingeleitet werden, sollte die Bodenvorbereitung erst kurz vor dem Samenfall erfolgen. Die Samen haben so bessere Keimbedingungen, denn der Mineralboden ist noch nicht eingeschlemmt. Dafür müssen die Bestände gut beobachtet werden, für reichlich Samen wird idealerweise ein Mastjahr abgewartet. Allerdings lassen sich diese Rahmenbedingungen nicht immer optimal in den Betrieb integrieren.
Nicht in jedem Jahr klappt die Etablierung der Naturverjüngung auf Anhieb, dabei sind die Witterung und je nach Baumart auch der Wilddruck entscheidend. Kiefern und Japanlärchen werden normalerweise kaum verbissen oder verfegt, solange es sich im Bestand nicht um Minderheiten handelt. Ist die Naturverjüngung aufgelaufen, sollte die Fläche genauer in den Blick genommen werden. Sind Lücken vorhanden, können diese noch nachträglich ausgepflanzt werden.
Im genannten Beispiel bietet sich etwa die Douglasie an, sinnvoll kann auch eine Anreicherung des Nadelholzes mit Laubholz sein. Je nach Entwicklung sind Pflegeeinsätze erforderlich, um den jungen Bestand zu differenzieren und ggf. Minderheiten zu erhalten. Im Westen Niedersachsens kommt dabei der Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche eine besondere Bedeutung zu, die nordamerikanische Baumart macht den anfänglichen Erfolg durch ihre Konkurrenzstärke sonst schnell zu Nichte.
Nicht in jedem Fall sind die auflaufenden Keimlinge das, was man sich für die nächste Waldgeneration wünscht. Gerade viele ehemalige Fichtenbestände entwicklen sich auch nach dem Abtrieb in Folge von Trockenheit und Borkenkäferbefall wieder zu einem Fichtenreinbestand.
Nicht wieder reine Fichte
Je nach betrieblicher Ausrichtung ist es zu hinterfragen, ob diese Naturverjüngung ohne Eingriff übernommen werden kann oder doch zumindest stellenweise zurückgedrängt werden sollte, um andere Baumarten künstlich einzubringen.
Neben Kiefer, Japanlärche und Fichte zeigen unter anderem auch Buche, Bergahorn, Hainbuche, Douglasie und Küstentanne je nach Standort und Region ein gutes Verjüngungsverhalten. Auch so manche Eiche findet sich wieder – vor allem dann, wenn der Keimling geschützt etwa in einem Ast- oder Brombeerverhau aufwachsen konnte.
Der natürlichen Eichensaat über den Eichelhäher lässt sich leicht nachhelfen, wenn dem emsigen Vogel kleine Holztische mit Eicheln im Wald angeboten werden. Finden sich im Umfeld nicht die gewünschten Baumarten als Saatbäume, kann statt der Pflanzung auch die Saat sinnvoll sein. Sie bringt bei geringen Kosten alle Vorteile der Naturverjüngung mit sich. Werden Saat und Naturverjüngung kombiniert, sind am Beispiel einer Fläche bei Lüneburg Sämlingszahlen von über 110.000 Stück pro Hektar möglich. Viel Auswahl also, um den Wald von morgen fit für den Klimawandel zu machen.
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