Mit dem Anbau von Braugerste Dünger sparen?
Die Braugerste ist aktuell aus wirtschaftlicher Sicht recht attraktiv und gegenüber einer Futtergerste werden gute Aufschläge gezahlt. Für das Gelingen des Anbaus ist es jedoch wichtig, einige Punkte im Anbau und speziell bei der Düngung zu berücksichtigen.

Neben der richtigen Sortenwahl, welche in Absprache mit dem abnehmenden Handel erfolgen sollte (z.B. Lexi, Amidala, Prospect), und der gut gesteuerten Beregnung ist eine angepasste Stickstoffdüngung ausschlaggebend für die Qualität. Qualitätsparameter von mindestens 90 % Vollgerstenanteil und >95 % Keimfähigkeit bei 9,5 % bis maximal 11,5 % Rohprotein müssen eingehalten werden, da andernfalls die Vermarktung als Braugerste in der Regel nicht mehr möglich ist.
Stickstoffdüngung
Die Stickstoffdüngung (N) beeinflusst neben der Sortenwahl die Qualitätsparameter der Braugerste am stärksten. Böden, die langjährig organisch gedüngt wurden, weisen eine schlecht kalkulierbare N-Nachlieferung auf und sind damit in der Regel nicht optimal für den Braugerstenanbau. Auch auf Standorten mit unsicherer Wasserversorgung ist die Gefahr zu hoher Rohproteinwerte zu groß, da applizierte Stickstoffmengen häufig nicht zeitgerecht zur Wirkung kommen. Daraus ergibt sich als Konsequenz, dass in Nord-Ost-Niedersachsen der Anbau von Braugerste - auf Standorten mit oftmals ausgeprägter Frühsommertrockenheit - meist nur mit mineralischer Düngung und zusätzlicher Beregnung möglich ist. Somit richtet sich die Höhe der N-Düngung vor allem nach dem Verwertungszweck der Sommergerste, also in Richtung Futtergerste oder Braugerste.

Neben den aktuellen Nmin-Werten muss auch die Stickstoffnachlieferung des Standortes berücksichtigt werden, ebenso wie Ernterückstände der Vorfrucht oder eines Zwischenfruchtanbaus sowie die organische Düngung des Vorjahres (Tabelle 1). An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass in roten Gebieten ein eigener Nmin-Wert der Fläche bzw. der Bewirtschaftungseinheit vorliegen muss. Es kann in diesem Fall nicht auf Richtwerte zurückgegriffen werden.

Zur Absicherung der Standfestigkeit ist der Einsatz Trinexapac-ethyl-haltiger Wachstumsregler (z.B. Moddus, Countdown u.a., sowie Prodax) beim Braugerstenanbau nach Bedarf und in Abwägung des Landwirts im Rahmen der gesetzlichen Zulassung sowie in den Grenzen des Lebensmittelrechts möglich. Empfehlungen zu Anwendungszeitpunkt und Aufwandmengen werden rechtzeitig durch die Pflanzenschutzberatung der Landwirtschaftskammer erfolgen.
Die gesamte Düngung kann in der Regel durch eine mineralische Düngergabe zur Saat abgedeckt werden. Nach dem Schossbeginn sollte keine N-Düngung mehr erfolgen. Die ausreichende Wasserversorgung ist dann als weiterer wichtiger Faktor für die Braugerstenproduktion entscheidend, damit der gedüngte Stickstoff zur Wirkung kommt und in der Pflanze in Masse umgesetzt wird.
Grunddüngung, Spurennährstoffe und pH-Wert
Auch hier gilt: nur bei einem optimalen Nährstoffstatus im Boden kann der Stickstoff bestmöglich ausgenutzt werden. Daher ist für die Beurteilung der Grundnährstoffversorgung und des pH-Wertes der Bodenuntersuchung besondere Beachtung zu schenken. Auf den leichten Böden ist eine angepasste Kalidüngung im Frühjahr wichtig, da eine Vorratsdüngung im Herbst auf tonarmen Böden aufgrund der Auswaschungsgefahr wenig sinnvoll ist. Eine Schwefeldüngung von insgesamt ca. 25-30 kg/ha ist aufgrund des engen Zusammenhangs von Schwefel- und Stickstoffaufnahme zur Ertragssicherung unbedingt angeraten, damit der Stickstoff optimal ausgenutzt werden kann. Schwefelhaltige N-Dünger (SSA, ASS, Piamon etc.) sind daher zusätzlich zur reinen N-Düngung in die Düngeplanung einzubeziehen. Eine Kalidüngung deckt auch schon einen Teil des Schwefels ab (mit 2,5 dt/ha 40er Kornkali werden neben 100 kg/ha K2O auch 12,5 kg/ha S gedüngt). Auch Kieserit (z.B. 1 dt/ha = 20 kg/ha S + 25 kg/ha MgO) kann zur Schwefeldüngung herangezogen werden. Gleichzeitig wird damit ein Teil des Magnesiumbedarfs abgedeckt. Die Wahl des Stickstoffdüngers gestaltet sich bei dieser Strategie dann auch etwas flexibler, was in der aktuell angespannten Düngemittelmarktsituation vorteilhaft sein kann. Ergänzend dazu können im Vegetationsverlauf durch Bittersalzspritzungen fehlende Schwefelmengen ausgeglichen werden. Die Phosphorversorgung ist demgegenüber auch auf leichten Standorten durchaus im Rahmen der Fruchtfolge zu betrachten und sollte schwerpunktmäßig zu den Hackfrüchten gegeben werden. Anhaltswerte für die Grunddüngung gibt Tabelle 2.

Gerste reagiert von allen Getreidearten besonders stark auf einen ungünstigen pH-Wert. Daher sollte dieser für den jeweiligen Bodentyp im Optimum gehalten werden. Bei Sandböden sollte der pH-Wert 5,5 und bei lehmigen Sanden pH 5,8 betragen. Niedrigere Werte führen bei Gerste oft zu gravierenden Problemen durch Säureschäden, weshalb sich eine Kalkung vor der Gerstensaat dort positiv auswirkt. Insbesondere bei pflugloser Bodenbearbeitung sind die pH-Werte im obersten Krumenbereich nach den Winterniederschlägen oftmals niedriger. Zu empfehlen ist dann z.B. ca. 2-3 dt/ha Kreidekalk vor der Saat auszubringen und möglichst bei der Saatbettbereitung flach einzumischen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass zu hohe pH-Werte die Manganverfügbarkeit verringern und so zu Schäden durch Manganmangel führen können. Hiervon sind insbesondere stark humose Sande betroffen, jedoch auch Schläge, auf denen die Kalkung übertrieben wurde und der pH-Wert über dem Optimum liegt. Bei bekannten Mangan-Mangel-Standorten, spätestens aber bei Mangelsymptomen, sollte daher eine Blattdüngung erfolgen. In der Praxis hat sich dazu eine Zumischung von manganhaltigen Blattdüngern zu den Pflanzenschutzmaßnahmen bis Schossbeginn bewährt (z.B. 2 l/ha Lebosol-Mn-Chelat, 2 l/ha Folicin-Mn fl. u.a.).
Der Anbau von Braugerste benötigt also Fingerspitzengefühl - für seinen Standort und für die Kultur. Mit der Berücksichtigung dieser Empfehlungen kann der Grundstein für einen erfolgreichen Anbau gelegt werden.
Kontakte


Landessortenversuche 2024: Sommerweizen
Im Jahr 2024 ist die Anbaufläche von Sommerweizen wegen der schlechten Aussaatbedingungen im Herbst 2023 gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Wie sich die im LSV geprüften Sorten im Vergleich zum Winterweizen prä…
Mehr lesen...
Landessortenversuche 2024: Sommerhafer
Es ist in Niedersachsen nach wie vor schwierig, Qualitätshafer sicher zu erzeugen. Vorrangig wird Futterhafer angebaut, speziell für Pferde. Im LSV zeigten jedoch neuere Sorten den Züchtungsfortschritt mit verbesserten …
Mehr lesen...
Landessortenversuche 2024: Sommer-Futtergerste
2024 haben die Sommerungen eine große Rolle im Ackerbau gespielt, insbesodere die Sommergerste profitierte von den widrigen Aussaatbedingungen im Herbst 2023. Im LSV Sommer-Futtergerste zeigte sich, dass ertragsstarke und robuste …
Mehr lesen...
Landessortenversuche 2024: Sommer-Braugerste
Die Anbaufläche von Braugerste ist in Niedersachsen in diesem Jahr aus mehereren Gründen wieder angestiegen. Dank der im Vergleich zu den Vorjahren guten Wasserversorgung und unproblematischen Ernte waren die Erträge und vor allem…
Mehr lesen...
Separation von Wirtschaftsdüngern – Die unterschiedlichen Phasen sinnvoll nutzen!
Die Separation von Wirtschaftsdüngern stellt ein relativ einfaches Verfahren dar, um die verbesserten Düngeeigenschaften der abseparierten Dünngülle innerbetrieblich zu nutzen. Viele Betriebe setzen diese Technik ein, um die …
Mehr lesen...Pflanzenbauliche Anpassungsstrategien auf düngerechtliche Vorgaben für Niedersachsen
Um die Landwirte*innen bei den düngerechtlichen Vorgaben zu unterstützen, wurde diese Informationsbroschüre für die düngerechtlichen Regelungen in Niedersachsen erstellt. Er beinhaltet sowohl flächendeckend anwendbare …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen

Wirtschaftsdünger effizient nutzen - Praxis und Perspektiven
22.05.2025
Im Rahmen der Ackerbaustrategie 2035 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) drei Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD‘s), die von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE…
Mehr lesen...
Zuckerrübentag 2025
04.06.2025
Am 04.06.2025 findet der niedersächsische Zuckerrübentag auf einer Fläche des Betriebes Jan-Wilhelm Strampe in Barum bei Uelzen statt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen plant gemeinsam mit den Partnern Nordzucker, Rü…
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen

Hinweise zum Integrierten Pflanzenschutz für die Landwirtschaft
Sie sind Landwirt und benötigen auf Ihre Region abgestimmte zuverlässige, neutrale und rechtssichere Informationen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz.
Mehr lesen...
Arbeitskreis Integrierter Pflanzenschutz
Sie legen Ihren Fokus im Betrieb auf den Ackerbau und wollen stets aktuell und umfassend auf dem weiten Themengebiet der Pflanzenproduktion informiert sein. Innovationen im Bereich des Pflanzenbaus und -schutzes und die ständige …
Mehr lesen...Drittmittelprojekte

5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...
Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...
ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...
AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...
AmmonMind
Ausgangslage Ammoniak (NH3) ist ein Luftschadstoff, der vor allem bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern freigesetzt wird. Die Minderung der NH3-Emissionen ist international …
Mehr lesen...
AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...