Beste Bedingungen für die Kartoffel - von Anfang an
Die Kartoffel ist eine, sowohl ackerbaulich als auch ökonomisch, sehr anspruchsvolle, aber auch höchst interessante Kultur. Der Anbau sollte daher in der Fruchtfolge langfristig geplant sein, sodass Pflanzung und vorbereitende Arbeiten der Kartoffel einen optimalen Start in die Vegetation ermöglichen.
In diesem Jahr stehen wir auf Grund außergewöhnlicher Niederschlagsmengen und dadurch bedingt oftmals deutlich erhöhter Bodenfeuchte teilweise bereits vor Herausforderungen bei der Vorbereitung der Pflanzung. Wo möglich, sollten Restbestände von Zwischenfrüchten vor Kartoffeln bereits abgeschlegelt sein, um eine zügige Umsetzung der organischen Masse und die Verfügbarkeit der gebundenen Nährstoffe für die Folgekultur zu gewährleisten. Zusätzlich können lange Stängelrückstände der Zwischenfrucht die Bearbeitung bzw. Pflanzung beeinträchtigen. Da eine frühzeitige Einarbeitung der Zwischenfruchtrückstände auf Grund schlechter Befahrbarkeit der Flächen vielfach nicht möglich war, kann auch ein vergleichsweise später Einsatz des Mulchers in noch stehenden Zwischenfruchtbeständen sinnvoll sein, um verbliebenes Material zu zerkleinern.
Unabhängig davon, welches Verfahren der lockernden Grundbodenbearbeitung vor der Kartoffel zum Einsatz kommt, sollte der Boden zur Bearbeitung bis in Bearbeitungstiefe ausreichend abgetrocknet sein. Auch wenn dies gerade in diesem Frühjahr eine Herausforderung darstellt und teilweise viel Geduld fordern wird, dankt es die Kartoffel. Wird dagegen zu früh mit der Bearbeitung begonnen, können Bodenverdichtungen und Strukturschäden das Wurzelwachstum erheblich einschränken und zu einer verminderten Durchlüftung sowie Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit führen. Insbesondere auf Böden mit höheren Schluff- und Tonanteilen kann es zudem zur Bildung von Kluten kommen, welche bis zur Ernte überdauern können. In der Ernte und Einlagerung stellen Kluten und die eingesetzten Verfahren zur Klutentrennung ein wesentliches Beschädigungsrisiko für die Ernteware dar. Wenn Bodenbearbeitung und Pflanzung in getrennten Arbeitsschritten ausgeführt werden, kann die Abtrocknung der Fläche durch einen flachen Bearbeitungsgang, beispielsweise mit Scheiben- oder Federzinkenegge, gefördert werden. Sollen dagegen Bodenbearbeitung und Pflanzung in einem Arbeitsgang erledigt werden, ist darauf zu achten, dass der Boden bis in die Bearbeitungstiefe von 20 -25 cm ausreichend abgetrocknet ist. Gleiches gilt für den Fall, dass eine Entsteinung vorgesehen ist, da die Absiebleistung der zur Entsteinung eingesetzten Maschinen unter feuchten Bodenbedingungen deutlich abnimmt.
Bezüglich des Aufbaus des Enddammes wird zwischen zwei Verfahren unterschieden: Dem Legen mit direktem Enddammaufbau und dem absetzigen Verfahren, bei dem der Legedamm später mit Häufelgerät oder Reihenfräse zum Enddamm aufgebaut wird. Ein „Zustreichen“ der Oberfläche durch den Einsatz von Dammformblechen unter feuchten Bodenbedingungen ist in beiden Verfahren unbedingt zu vermeiden, da hierdurch der Luftaustausch des Bodens beeinträchtigt und der Aufgang deutlich verzögert werden kann. Insbesondere auf leichten Standorten liegt die Schwierigkeit des Dammaufbaues aber auch oftmals in zu trockenen Bodenbedingungen begründet: Im geteilten Verfahren trocknet der Boden nach dem Legen weiter ab, sodass zum Zeitpunkt des Häufelns in eher trockenen Frühjahren nicht genügend feuchter Boden zum Aufbau eines formstabilen Enddammes bereitsteht. Der direkte Aufbau des Enddammes in einem Arbeitsgang mit der Pflanzung bietet hier oft bessere Bodenbedingungen zur Schaffung eines formstabilen Dammes. Dieser kann sich in der Folge absetzen und bietet somit auch geeignetere Bedingungen zum Einsatz bodenwirksamer Herbizide als dies bei später gehäufelten Dämmen der Fall ist. Erfolgt, wie beispielsweise im ökologischen Anbau, eine rein mechanische Beikrautregulierung, wird in der Regel nur der Legedamm aufgebaut. Das ein- oder mehrfache Striegeln der Legedämme und anschließende Aufhäufeln, im letzten Arbeitsgang in der Regel mit offenen Dammformblechen, bieten gute Möglichkeiten zur Unkrautkontrolle.
Bedingt durch eine geringere Anbaufläche für Pflanzkartoffeln, vergleichsweise hohe Aberkennungsraten und eine oftmals von der gewünschten Sortierung abweichende Größenzusammensetzung der Partien, steht in diesem Frühjahr nicht immer ausreichend Pflanzgut der gewünschten Sorten zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund werden auch Unter- und Übergrößen und zum Teil auch geschnittenes Pflanzgut zur Auspflanzung kommen. Ist das Pflanzgut knapp, kann zunächst durch die Wahl eines größeren Legeabstandes die „Reichweite“ vergrößert werden. Dies ist allerdings nur in gewissen Grenzen möglich, sodass in der Praxis eine Orientierung an den oberen Werten der Empfehlungen der Spanne der Legeabstände möglich ist. Eine darüberhinausgehende Vergrößerung der Legeabstände kann schnell zu einer ungewollt groben Sortierung des Erntegutes und ungleichmäßigen Beständen führen. Weiterhin werden Unter- sowie Übergrößen zur Aufpflanzung kommen. Partien mit breiter Streuung der Sortierung sollten in jedem Fall gebrochen, d. h. in Chargen mit größeren und kleineren Knollen aufgeteilt werden. Sollen Untergrößen gepflanzt werden, müssen entsprechend geringere Legeabstände gewählt werden, um die verringerte Anzahl an Trieben je Knolle bei kleinen Knollen zu berücksichtigen. Zudem verfügen Untergrößen über eine verringerte Triebkraft, sodass das Abkeimen vor der Pflanzung in Folge ungünstiger Lagerungsbedingungen des Pflanzgutes unbedingt vermieden werden sollte. Die Legetiefe ist entsprechend zu verringern. Ebenfalls unter Berücksichtigung der Triebkraft sollte die Pflanzung erst bei ausreichend erwärmtem Boden erfolgen. Die Pflanzung mit Legedamm und zeitverzögertem Aufbau des Enddamms kann hier die Erwärmung des Bodens und den Aufgang fördern. Kommen dagegen Übergrößen zur Auspflanzung, können tendenziell größere Legeabstände gewählt werden.
Zu bedenken ist allerdings auch, dass bei der Verwendung von Übergrößen schnell große Tonnagen an Pflanzgut je Hektar notwendig werden, die einerseits logistische Herausforderungen darstellen, andererseits aber auch die Pflanzgutkosten je Hektar beeinflussen, sodass die Wirtschaftlichkeit in einzelnen Fällen in Frage gestellt sein kann. Zudem sollte bei der Verwendung von Übergrößen geprüft werden, wie sicher diese mit Becherlegemaschinen geschöpft werden können. Kommt es hier zu einem vermehrten Auftreten von Fehlstellen, wirken sich diese auf Grund des großen Legeabstandes besonders stark aus. Bis zu einem gewissen Grad kann durch den Wechsel auf ein Becherband mit größeren Bechern auf die Knollengröße reagiert werden. Sicherer lassen sich Übergrößen jedoch mit Riemenlegemaschine pflanzen.
Das maschinelle Schneiden von Pflanzgut ist aus phytosanitärer Sicht die zuletzt zu wählende Option zur Verbesserung der Pflanzgutausbeute, wird in dieser Saison aber auch zum Einsatz kommen müssen. Hier ist darauf zu achten, dass nur geeignete Sorten und Partien geschnitten werden: Genau wie verschiedene Sorten unterschiedlich auf Keimabbruch vor oder beim Legen reagieren, ist auch die Reaktion auf das Schneiden von Pflanzgut unterschiedlich, sodass im Vorfeld sortenspezifische Informationen beim Züchter eingeholt werden sollten. Das Schneiden auf dem landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt in der Regel auf eigenes Risiko und führt zum Verlust von Reklamationsansprüchen. Inwieweit der Handel Reklamationen beim direkten Bezug von geschnittenem Pflanzgut zulässt, ist im Einzelfall zu erfragen. Partien, die bereits im Feld oder Lager Auffälligkeiten gezeigt haben oder faule Knollen enthalten, sollten nicht zum Schneiden ins Auge gefasst werden. Für das Schneiden steht ein Zeitfenster vor der Pflanzung zur Verfügung, dass so bemessen sein sollte, dass eine Abtrocknung und Verkorkung der Schnittfläche möglich ist. Hierzu sind die geschnittenen Knollen gut belüftet für einige Tage in Kisten zu lagern. Auf der anderen Seite stellt das Schneiden einen erheblichen Eingriff in die Physiologie der Knolle dar, sodass nach dem Eingriff mit einer zügigen Keimung gerechnet werden kann, was wiederum ein zu frühes Schneiden vor der Pflanzung ungünstig erscheinen lässt.
Insgesamt sollte daher das Ziel sein, das verfügbare Pflanzgut, unabhängig davon ob Normal- oder Sondersortierung bzw. geschnitten oder nicht, unter möglichst optimalen Bedingungen in die Erde zu bringen um so die Grundlage für eine erfolgreiche Saison 2024 zu legen.
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