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People pleasing – der neue Name für ein altes Phänomen

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Sie sagen „ja“, obwohl Sie „nein“ meinen? Sie lächeln, obwohl Sie genervt sind? Sie übernehmen Aufgaben, obwohl Sie völlig platt sind, um niemanden zu enttäuschen? Sie sagen immer „Ja, klar!“, auch wenn innerlich schon Alarmglocken schrillen? Neudeutsch ist von „people pleasing“ die Rede. Dahinter steckt die Kunst, es allen recht zu machen und sich selbst hinten an zu stellen.

People Pleasing - die Kunst, es allen recht machen zu wollen.
People Pleasing - die Kunst, es allen recht machen zu wollen.TanteTati / pixabay.com
People Pleasing ist der Zustand, in dem man sich hauptsächlich danach richtet, was andere wollen. Man stellt die eigenen Bedürfnisse hinten an, nur um das Bild der netten, hilfsbereiten Person aufrechtzuerhalten. Für viele klingt das erstmal gar nicht so schlimm – schließlich ist es doch gut, anderen zu helfen. Oder? Das Problem ist, dass nichts mehr übrigbleibt, wenn man immer nur für andere da ist. Die ständige Anpassung kann richtig anstrengend werden. Denn man hat ständig Angst, jemand könnte enttäuscht oder verärgert sein, wenn man nein sagt.

People Pleasing ist also weit mehr als nur Freundlichkeit. Es ist ein Verhaltensmuster, das aus dem Wunsch entsteht, gemocht und akzeptiert zu werden. Diese „Harmonie-Junkies“ hassen Konflikte und unterdrücken ihre eigenen Wünsche, nur um es allen recht zu machen. Das mag kurzfristig Frieden bringen, führt aber langfristig zu innerem Stress und Unzufriedenheit.

 

Typisch für Frauen? Nicht unbedingt
Das Phänomen wird oft Frauen zugeschrieben, Harmoniesucht gilt als eher weiblich. Es gibt jedoch keine Studien, die das bestätigen. Auch Männer sind betroffen. Das ist jedoch eher ein Tabu-Thema. „People Pleasing“ tritt bei manchen Männern auf, wenn sich eine Beziehung anbahnt und sie der Partnerin gefallen wollen. Dieses „Mr. Nice Guy“-Verhalten führt jedoch nicht immer zum Erfolg. Väter haben nach einer Trennung manchmal Angst, den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren, wenn sie sich nicht entsprechend verhalten.

 

Sind Sie ein People Pleaser?
Typische Anzeichen:

  • Sie sagen selten bis nie „Nein“.
  • Sie fühlen sich schuldig, wenn Sie mal nicht helfen können.
  • Ihre eigenen Bedürfnisse sind zweitrangig.
  • Jemand bietet Ihnen ein Stück Kuchen an, auf das Sie absolut keinen Appetit haben und Sie sagen „Danke, gerne“?
  • Sie meiden Konflikte wie der Teufel das Weihwasser.
  • Sie suchen ständig nach Bestätigung oder Lob von anderen.
  • Sie können schwer um Hilfe bitten, weil Sie Angst haben, andere Menschen zu nerven.

 

Erkennen Sie sich wieder?
Kein Grund zur Panik. People Pleasing ist keine unheilbare Krankheit, sondern ein Verhaltensmuster, das man ändern kann. Doch wie kommt man da raus? Selbstreflexion heißt das Zauberwort. Warum wollen Sie es allen recht machen? Ist es nötig? Was passiert bei einem Nein? Oft ist die Angst vor Ablehnung schlimmer als die Realität. Grenzen sind extrem wichtig. Es ist okay, eigene Bedürfnisse zu haben und diese auch zu äußern. Schuldgefühle sind hier fehl am Platz.

Haben Sie Mut zur Authentizität. Soll heißen: Seien Sie Sie selbst! Denn Ihre Meinung ist genauso wichtig wie die der anderen. Menschen schätzen echte Persönlichkeiten mehr als solche, die sich ständig anpassen. Sie müssen nicht jedem gefallen. Möglicherweise werden Menschen enttäuscht sein - aber sie werden es überleben.

 

Nein ist kein böses Wort.
Man muss nicht immer eine ausführliche Entschuldigung parat haben. Ein einfaches „Tut mir leid, das passt mir gerade nicht“ reicht völlig. Das klappt nicht von heute auf morgen, denn Verhaltensmuster ändern sich nicht von jetzt auf gleich. Üben ist angesagt. Fangen Sie klein an, machen Sie in „ungefährlichen“ Situationen Ihre Wünsche klar. Dann steigern Sie sich.

 

People Pleasing ist wie ein großes Buffet.
Man will alles mitnehmen, bleibt am Ende aber völlig überfressen und unzufrieden zurück. Der Schlüssel liegt darin, bewusst zu wählen, wofür man seine Energie aufwendet. Denn wer immer nur für andere rennt, bleibt irgendwann selbst auf der Strecke.

 

Dieser Artikel stammt aus dem Newsletter Agrarbüro. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr und abonnieren Sie den Newsletter jetzt kostenlos hier.